Wir träumten vom Sommer, Heidi Rehn

  • ein Sommer voller Höhen und Tiefen

    Wir träumten vom Sommer

    Inhaltsangabe: Quelle Ullstein Verlag



    Sommer 1972: Nach zwei Jahren im Ausland kehrt Amrei nach München zurück, um ihr Studium zu beenden – die Stadt, in der sie während der Studentenproteste 1968 kühne Träume für die Zukunft gesponnen hat. Hin- und hergerissen zwischen zwei Männern, dem Polizisten Wastl und dem Linken David, ist sie damals überstürzt aus der Stadt geflohen. Verblüfft stellt sie fest, dass aus den einstigen Rivalen nun Freunde geworden sind. Doch die Idylle trügt. Entsetzt sieht Amrei sich gezwungen, mit anzusehen, wie sich ihre Freunde vor der Kulisse der Olympischen Spiele radikalisieren und sie zwischen die Fronten gerät. Plötzlich muss auch sie sich entscheiden, welchen Preis sie für ihre Träume bereit ist zu zahlen...


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Heidi Rehn, ist es wieder gelungen einen wunderschönen Roman zu schreiben, der auf zwei Zeitebenen geschrieben ist 1967 und 1972 . Er ist dem damaligen Studentenleben in München gewidmet. Den eigentlich friedlichen Protesten der Studentenbewegung, dem Bau des Olympia Stadion, die Zwiegestalten Meinung und Stimmung der Münchner dazu, aber auch viele schreckliche Ereignisse, das schreckliche Attentat auf die Israelis im Olympia Park, die Entführung der Maschine Landshut. Es wurde so vieles wieder wach, ich sah diese grauenvolle Bilder alle wieder vor mir. Die Geschichte betrifft meine Jugend, ich bin 1952 geboren, und habe vieles im Fernsehen verfolgt. Aber es hat auch riesigen Spaß gemacht mit Amrei und ihren Freunden durch München zu bummeln, mit all seinen historischen Sehenswürdigkeiten. Es ist alles so bildlich und plastisch erzählt, das man unwillkürlich zu einem Teil der Geschichte wird.


    Amrei die ihr Studium abgebrochen hat, und schon eine Weile im Ausland lebt, wie habe ich mich gefreut als sie in Florenz der Brief zur Zusage erreichte, das sie in München als Hostess bei den Olympischen Spielen hautnah dabei sein kann. Ehrlich gesagt ich war etwas neidisch, aber heute, wo man weiß was da passiert ist, froh bin nicht dabei gewesen zu sein. Es kam wieder alles hoch und ich sah diese schrecklichen Bilder wieder vor mir. Voller Freude kehrt Amrei nach München zurück zu ihrer lieben alten Tante Annamirl, man musste sie einfach lieb haben, ich wäre auch wieder bei ihr eingezogen. Natürlich trifft sie wieder auf ihre alten Freunde aus der Studentenbewegung, ob Chris und Biggi, David, Jürgen und Wastel den Polizisten. Aber vieles hat sich zwischen ihnen geändert, aus Feinden sind Freunde geworden. Amrei möchte ihr abgebrochenes Studium wieder aufnehmen. Ich fand die Treffen zwischen den Freunden irgendwie nicht mehr so locker wie früher, sie haben sich stark verändert, in der Zeit als Amrei im Ausland war, den sie ist wegen Wastel und David erst mal nach Paris geflohen. Es braut sich einiges zusammen, in dieser Zeit, eine sehr trügerische und beklemmende Idylle fand ich. Dann passierte das schreckliche Attentat im Olympischen Dorf,

    Amrei ist mitten drin, in all dem grauen. Ihre Freunde scheinen immer noch Revolutionär gestimmt, die Konflikte bleiben nicht aus, sie ist unfreiwillig mitten hinein geraten, sie muss sich nun entweder für die Polizei oder Freunde entscheiden. Ich hoffe sie tut das richtige , lest es und erfahrt alles selber.


    ASIN/ISBN: 3471360565

  • Ich versuch es noch einmal... mit einem Roman von Heidi Rehn


    Der neue Roman von Heidi Rehn hat ein hübsches Cover und dies wird die Verkäuflichkeit fördern. Die Handlung wird abwechselnd erzählt, einmal ab Herbst 1967 bis Frühjahr 1969 und 1972 vor und während der Olympischen Spiele in München. Amrei steht im Mittelpunkt und wir begleiten sie durch die Jahre.


    Der Roman ist in einer angenehmen Schriftgröße „gesetzt“, gut wäre für mich eine deutliche Unterscheidung durch zwei Schrifttypen für die beiden Zeitabschnitten gewesen. Viele Namen begleiten die ganze Handlung und der zeitliche Abstand der beiden „Geschichten“ ist zu eng für mich gewesen, um nicht immer wieder die Orientierung zu verlieren. Ich lese viele Bücher im Jahr, wie soll es einem Leser gehen, der nicht nur wenige Tage an dem Buch liest? Mir war es zu viel Hin- und Her- Gehüpfe. Die Namen waren für mich gewöhnungsbedürftig: bei Amrei und Annamirl habe ich seitenlang darauf gewartet, dass diese erklärt werden. Für mich waren es Kosenamen/ Kurzformen oder wiesen auf Namenseinflüsse aus einem Land hin. Erst das www. hat mir gezeigt, dass es Vornamen sind. Auch Schandi für Schandarm = Gendarm = Polizist wird nicht erklärt. Gestört hat mich auch die stellenweise doppelte Verneinung und das Wort „täte“ – da komme ich nicht aus meiner Haut, es stellen sich mir die Haare auf.


    Erwartet hatte ich bei dem Roman, dass wir die junge Frau Amrei während der Olympischen Spiele intensiv begleiten. Leider dauert es über 270 Seiten bis sie endlich als Hostess das Gelände betritt. Natürlich gehören die Studentenunruhen in München in die Geschichte und das Attentat auf die Israelitischen Sportler und Betreuer. 130 Seiten lang, hatte ich den Eindruck, nur Personen vorgestellt zu bekommen. Amrei blieb mir fremd und unsympathisch… die Geschichte zieht sich. Ihre Großtante Annamirl ist ein Lichtblick. Wer „Buchhandlung in der Amalienstrasse“ gelesen hat, wird bestimmt Freude haben, im neuen Buch Personen aus der Buchhandlung wieder zu begegnen.


    Vor über zahn Jahren habe ich zum ersten Mal einen Roman von Heidi Rehn gelesen und ein anderer steht seitdem in meinem Bücherregal – ungelesen. Dies wird er auch bleiben. Mit dem nun erschienenen „Wir träumten vom Sommer“ habe ich einen neuen Versuch unternommen. Die Leseprobe und die Thematik gefielen mir, der Zeitgeist und das Geschehen interessierte mich. Ich habe leider richtig mit mir gekämpft, den Roman nicht beiseite zu legen und abzubrechen. Ich spürte Langeweile und das Lokalkolorit zündete bei mir nicht. Es passierte, in meinen Augen, zu wenig, ich verspürte keine Neugierde auf den Fortgang der Geschichte. Weil es eine Neuerscheinung ist, habe ich durchgehalten – war froh nach knapp 430 Seiten es geschafft zu haben.


    Von den Büchern, die ich in diesem Jahr gelesen habe, hat mir dieses mit Abstand das wenigste Lesevergnügen bereitet. Trotzdem hat mich die Geschichte neugierig gemacht, „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“ zu lesen, irgendwann …und das wird dann entscheiden, ob es einen vierten Versuch mit Heidi Rehn gibt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Studentenjahre


    Heidi Rehn ist eine Schriftstellerin, die ich schon oft gelesen habe. In dem Buch Wir träumen vom Sommer, wechseln die Zeiten von 1968 zu 1972 und das Geschehen findet in München statt. Der Wechsel ist manchmal nicht so schnell zu merken, das ich überlegen musste, wo ich gerade bin. Es war die Zeit der Studentendemonstrationen und der freien Leibe. Das hat die Autorin perfekt hinbekommen. So war die Zeit.

    Die Protagonistin Amrei wird Hostess im Olympiadorf. Dass das Attentat nicht so ausgeschmückt wurde, fand ich gut. Da hätte ich durch den Klappentext Angst, das es zu dicht kommt. Man erfuhr mehr von den Emotionen der Bevölkerung, das hat mir gefallen.

    Heidi Rehn ist eine erfahrene Schreiberin, deren Stil mir zusagt. Dieser Roman war durch die Themen teilweise etwas getragen aber doch interessant.

    Es ist ein gutes Buch, das lesenswert ist.

  • Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Heidi Rehn, verfolge ich diese Autorin doch schon seit einigen Jahren und sie konnte mich immer wieder mit ihren Büchern überzeugen.

    „Wir träumten vom Sommer“ spielt in München, ihrem aktuellen Wohnort, wo sie auch Romanspaziergänge anbietet. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen aus der Sicht der jungen Amrei erzählt. Wir befinden uns einmal im Jahr 1967 und danach wieder sowie im Jahr 1972.

    Rückblickend wird erzählt, was Amrei damals dazu bewogen hat die Stadt zu verlassen, es wird von den studentischen Aufständen berichtet und was sich gesellschaftlich alles verändert hat. Der Erzählstrang welcher 1972 spielt ist der wesentlich kürzere und die Olympischen Spiele nehmen nur einen kleinen Teil des Romans ein. Ich weiß nicht, ob es die Absicht der Autorin war oder ein falsch gewählter Klappentext des Verlages. Ich hätte sehr gerne viel mehr über die Olympischen Spiele erfahren, klar sind die 68 auch eine spannende Zeit, aber dieses Thema hätte mich noch mehr gereizt. Insgesamt finde ich den Klappentext nicht sehr gelungen, da kaum etwas Unvorhergesehenes passiert, denn die wichtigsten Details werden bereits verraten.

    Dreh- und Angelpunkt des Romans ist Amreis Leben. Ihre Tante Annamirl mochte ich sehr, hinzu kommen noch die sechs Freunde von Amrei.

    Der Roman ist zudem noch mit einigen Zeitsprüngen versehen, sodass das Geschehen sehr dicht ist. Der Schreibstil der Autorin ist dem Milieu und der Zeit angepasst, zudem fließen einige bayrische Ausdrücke mit ein. Die Autorin wählt größtenteils schöne Bilder und beschreibt viele Szenen sehr liebevoll.

    Ein Roman für alle die gerne mehr über die 68-Revolution und das studentische Leben zu der Zeit erfahren möchten. Mir persönlich war es zu wenig Olympia, ich hätte mir hier eine ausgewogenere Themenverteilung gewünscht. Was ich allerdings sehr schön fand, war der Turn zu dem Roman „Die Buchhandlung in der Amalienstraße“, dies ist der Autorin gut gelungen. Im informativen Nachwort werden Interessierte noch einmal über die Fakten aufgeklärt.

  • Als Amrei nach drei Jahren wieder nach München zurückkehrt, bei ihrer Großtante Annamirl einzieht und ihr Studium wieder aufnimmt, möchte sie eigentlich nicht gleich wieder ihre alten Freunde wiedersehen. Denn als sie 1969 die Stadt verlassen hat war sie hin und her gerissen zwischen David und Wastl und auch jetzt, nach dem Wiedersehen ist sie sich nicht klar, was sie im Bezug auf die beiden fühlt.


    Vieles ist noch so wie es war als sie gegangen ist und doch hat sich auch viel verändert, vor allem die Freunde. Waren damals alle gegen die olympischen Spiele in München sind jetzt alle gespannt auf die heiteren Spiele. Und sowohl Amrei als auch David und Wastl werden im Umfeld der Spiele arbeiten. Als dann das Attentat passiert kippt die Stimmung nicht nur in München, auch in der Freundesgruppe.


    Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, einmal 1968 und dann 1972. So werden nach und nach die Ereignisse der Vergangenheit mit denen in der Gegenwart zusammengebracht und manche Verhaltensweisen klären sich so peu á peu. Einerseits hat mir das gut gefallen, gegen Ende des Buches während des Attentats fand ich den Sprung in die Vergangenheit dann eher störend, da war es im neueren Zeit Teil einfach zu spannend.

    Allerdings laufen hier dann auch einige Dinge zusammen daher war der Wechsel an der Stelle auch einfach nötig. Ein bisschen hat mir auch der rote Faden gefehlt, wie sich alles zusammenfügt wird wirklich erst am Ende des Buches ganz klar. Es werden dann aber auch alle offenen Fragen beantwortet. Gut gefallen hat mir, wie das Attentat in die Handlung eingebaut wurde. Hier fand ich den persönlichen Bezug von Amrei und Wastl gelungen eingebunden.


    Alles in allem war es ein schönes Buch, das mich in meine Heimatstadt ins Jahr meiner Geburt zurückgeführt hat. Ich habe vieles wiedererkannt und die Handlungsorte vor Augen gehabt. Es erstaunt mich immer wieder wie sehr die damaligen Studentenproteste und die Reaktionen der Bevölkerung dazu an die heutigen Klimaaktionen erinnern. Auch damals herrschte teilweise eine aggressive Stimmung gegen friedliche Demonstranten, bis diese sich irgendwann radikalisierten.

    Wer Die Buchhandlung in der Amalienstraße gelesen hat, wird Elly wieder treffen, sie ist Davids Großmutter. So erfahren wir auch grob, wie ihr Leben bis dahin verlaufen ist.


    Ich kann das Buch nur empfehlen, ich fand es schön zu lesen und habe mich ins München meiner Kinderjahre zurück versetzt gefühlt.


    8 von 10 Punkte