'Zum Schweigen verdammt' - Anfang - Kapitel 05

  • Also die beiden, Eddy und Bruno mag ich schon mal, und ihren Bus würde ich auch gleich nehmen. Aber vorsichtig müssen sie schon umgehen mit ihrer wahren Beziehung, immer auf der Hut sein. Zum Glück hat sich das geändert, wenn auch nicht in allen Köpfen.

  • Du bist ja fix, Findus.


    Diesen Abschnitt habe ich mir gestern Abend noch gegönnt. Bisher war es für mich ein sehr gelungener Mix aus einem Reisebericht und der Geschichte von zwei Menschen, deren Leben kompliziert ist, nur weil sie sind, wie sie sind.


    Gelungen fand ich auch die Darstellung der Folgen des Krieges für die beiden, die Ängste, die durch relativ harmlose Situationen getriggert werden können.

    Eddys Familie scheint ja übel auf seine Homosexualität zu reagieren. Tragisch, aber damals wohl die Norm und leider auch heute noch nicht ausgestorben.

  • Ich hab aktuell noch etwas Schwierigkeiten rein zu kommen, was nicht am Schreibstil liegt, der wie immer wunderbar ist, sondern das es sich thematisch völlig von meinen sonstigen bevorzugten Themen völlig unterscheidet.

    Bruno und Eddy sind mir unwahrscheinlich sympathisch, aber aktuell zieht es sich leider für mich... ich hoffe, ich komme bald besser rein.

  • So, ich hab mich jetzt richtig das Buch eingelassen und gerade das fünfte Kapitel beendet. Und was soll ich sagen? Ich bin jetzt viel besser im Lesefluss und das Buch gefällt mir bisher gut. Mir gefällt sehr, wie die Landschaften, die Mentalität der Menschen im Iran und die landestypischen Speisen beschrieben werden. Darüber hinaus tragen Eddy und Bruno, die ich gewohnt sympathisch finde, einfach die Geschichte im positiven Sinne.

    Die Begegnung mit den Leuten aus der Sowjetunion fand ich sehr mysteriös, ich habe auch das Gefühl, dass wir die nicht zum letzten Mal erlebt haben.

    Eddys Erlebnisse bezüglich seiner Homosexualität haben mich betroffen gemacht, auch wenn man ja schon sehr viel zu der Thematik gelesen hat. Aber gerade wenn ich überlege, was für ein herzlicher und vor allem offener Mensch Eddy ist... das würde man im Hinblick auf seine Erlebnisse nicht denken.

    Ich bin gespannt, wie es weitergeht

  • Vielen Dank für eure ersten Feedbacks. Mir war es wichtig, den zeitlichen Kontext darzulegen. Der 2. WK war erst kurz vorbei und der kalte Krieg hatte begonnen. Auch wenn die Menschen im Allgemeinen nicht mehr über den Krieg reden, sondern ihn verdrängen wollten, war es mir wichtig, deutlich zu machen, welche Traumata er hinterlassen hat. Zu Brunos Geschichte hat mich ein Gedenkstein an der Außenalster inspiriert. Da sind (ohne Angaben vom Alter) drei Flaksoldaten erwähnt, die auf der Alster starben. Der jüngste wird nur als LWH (Luftwaffenhelfer) beschrieben. Er war erst 16, was man nur, wenn man weiter recherchiert, erfährt. Die Beschreibung, wie das auf der Alster in jenen Nächsten aussah, ist historisch korrekt.


    Aber auch Eddy hat seine Probleme. Er hat sich jedoch mit seinem sonnigen Gemüt davor geschützt. Er versucht, immer positiv und fröhlich zu sein, um davor zu fliehen. Er hat in London schon früh Anschluss an die schwule Community gefunden, und war, als er Bruno kennenlernte, viel selbstbewusster, denn Bruno war sich gerade erst über seine Neigung klar geworden. Eddy half ihm, sich so zu akzeptieren, wie er ist (das wird in "Die Stimmlosen" erzählt). Aber er hat auch noch eine andere Seite und ihn triggern die Russen (oder Sowjets) jetzt sehr.

  • So, ich habe den ersten Teil dann auch beendet. Bruno und Eddy sind ein tolles Paar, jeder nimmt den anderen so wie er ist und hat Verständnis für den anderen. Auch wenn sie mal nicht über irgendwas sprechen wollen.

    Eddy Geschichte ist nicht schön, ich frage mich , ob wir dazu noch etwas mitbekommen. Aber vermutlich wird Joshua ja nicht in Teheran auftauchen ;-)


    Die Geschichte des Iran ist mir tatsächlich noch komplett unbekannt und was da im Krieg und dann eben auch zur Zeit des Buches abläuft geht ja gar nicht. Und wir spüren heute noch die Folgen davon.

    Ich finde es schön, wie weitsichtig Eddy da schon ist, was das britische Empire betrifft. Ich denke das war vielen Engländern tatsächlich nicht klar, dass sie sich da immer noch auf Lorbeeren vergangener Zeiten ausruhen.


    Ich bin auf jeden Falle gespannt, was wir noch alles lernen werden im Laufe des Buches

  • Aber auch Eddy hat seine Probleme. Er hat sich jedoch mit seinem sonnigen Gemüt davor geschützt. Er versucht, immer positiv und fröhlich zu sein, um davor zu fliehen. Er hat in London schon früh Anschluss an die schwule Community gefunden, und war, als er Bruno kennenlernte, viel selbstbewusster, denn Bruno war sich gerade erst über seine Neigung klar geworden. Eddy half ihm, sich so zu akzeptieren, wie er ist (das wird in "Die Stimmlosen" erzählt). Aber er hat auch noch eine andere Seite und ihn triggern die Russen (oder Sowjets) jetzt sehr.

    Dei beiden ergänzen sich gut. Das merkt man im Laufe der Handlung immer öfter.

  • Ich finde es schön, wie weitsichtig Eddy da schon ist, was das britische Empire betrifft. Ich denke das war vielen Engländern tatsächlich nicht klar, dass sie sich da immer noch auf Lorbeeren vergangener Zeiten ausruhen.

    Das ist in UK übrigens tatsächlich lange ein Problem gewesen. Sie haben den 2. WK gewonnen, aber ihr Empire verloren und wurden schon im Jahr 1958 von der Bundesrepublik Deutschland im Bruttoinlandsprodukt überrundet. Daran sieht man, dass in Kriegen niemand wirklich gewinnt. Bitter für die Briten war auch, dass die Deutschen, bei denen alles kaputt war, dann alles viel moderner wieder aufgebaut haben und sie selbst nach wie vor mit schlecht gedämmten Altbauten und altmodischen Fabriken zu tun hatten.


    Einige britische Politiker beklagen bis heute den Verlust des Empires und andere beklagen, dass viele sich gern aufs Empire, das längst verloren ist, zurückziehen würden. Denn das lähmt die Tatkraft und ist auch ein Grund für den Brexit. Großbritannien war vor dem 2. WK eine Weltmacht und danach nur noch eine Mittelmacht, auch wenn sie es bis heute nicht wahr haben wollen.