Astrid Fritz - Die Magd des Medicus

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ausgerechnet in den Dienst des buckligen Stadtarztes von Basel soll Barbara gehen. Als Tochter eines als unehrenhaft geltenden Abdeckers bleibt ihr keine andere Wahl. Mit ihrer patenten und pragmatischen Art ist die junge Frau das Gegenteil ihres neuen Herrn Paracelsus. Sein Zuhause ist die Wissenschaft, die Medizin, die Lehre. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und der aufbrausenden Art wird er jedoch immer wieder angefeindet. So sind sie beide Außenseiter. Bald lernt die Magd den Arzt zu schätzen und ist fasziniert von den Geheimnissen des menschlichen Körpers. Doch dann muss Barbara sich entscheiden, ob sie weiter zu ihm halten kann – und was ihr eigenes Ziel im Leben ist.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Zu ihren großen Erfolgen zählen «Die Hexe von Freiburg», «Die Tochter der Hexe», «Turm aus Licht», «Der dunkle Himmel». Astrid Fritz lebt in der Nähe von Stuttgart.


    Allgemeines

    Erschienen am 15. August 2023 im Rowohlt Verlag als TB mit 560 Seiten

    Gliederung: Roman in 42 Kapiteln – Epilog - Autorennachwort – umfangreiches Glossar (Fachausdrücke, historische Persönlichkeiten)

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin Barbara Stegnerin

    Handlungsorte und -zeit: Verschiedene Orte im Bereich Schweiz/ Österreich/ Süddeutschland, 1527 bis 1541


    Inhalt

    Barbara Stegnerin wünscht sich nichts sehnlicher, als eine Baderin zu werden. Doch dieser Weg ist ihr versperrt, denn als Tochter eines Abdeckers gehört sie zu den „unehrlichen“ Leuten, die auf dem Basler Kohlenberg leben und Außenseiter der Gesellschaft sind. Sie möchte auch nicht von ihrem Vater verheiratet werden, deshalb verdingt sie sich beim Basler Stadtarzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, bekannter als Paracelsus, als Magd. Zunächst tritt sie ihre Stellung nicht mit großer Freude an, denn Theophrast ist ein seltsamer, chaotischer und nicht selten jähzorniger Mann. Doch schon bald empfindet sie Respekt für den kompetenten Medicus, der sich wenig um Traditionen schert und neue Wege geht. Die einfachen Leute sind dankbar für seine bodenständigen Behandlungen, die weit vom ebenso hochgestochenen wie hohlen Geschwätz der anderen Ärzte entfernt sind, aber bei den Kollegen und in der Basler Gesellschaft eckt der streitbare Mann immer wieder an. So kommt es, dass Theophrast – und damit auch Barbara – gezwungen ist, von Ort zu Ort zu ziehen. Verbittert darüber, dass er keinen Drucker für seine unorthodoxen Werke findet, legt sich Theophrast überall mit Kollegen und Obrigkeiten an. Barbara, die gern irgendwo heimisch werden würde, muss sich entscheiden, ob sie eigene Wege gehen will.

    Beurteilung

    Es ist nicht bekannt, ob Paracelsus eine Magd hatte, Barbara ist also eine fiktive Figur, die allerdings in gewisser Weise repräsentativ für eine Frau ihrer Zeit und ihres gesellschaftlichen Hintergrundes ist.

    Sie ist eine energische Persönlichkeit, die es in Bezug auf Willensstärke mit ihrem Arbeitgeber aufnehmen kann, ihm Kontra gibt und seine Zornausbrüche manchmal auch in ruhigere Bahnen zu lenken vermag. Über die Einzelheiten von Paracelsus´ Leben ist nicht allzu viel bekannt, die bekannten Fakten erlauben es der Autorin jedoch, ein differenziertes und realistisch wirkendes Porträt von ihm zu zeichnen. Seine streitbare Natur offenbart sich durch seine Schriften, die größtenteils erst nach seinem Tod gedruckt werden. Er scheut sich nicht, andere Ärzte mit unflätigen Ausdrücken zu belegen und sie als inkompetent bloßzustellen. Abgesehen von seinen eher rustikalen Manieren bringt er die Menschen auch durch unerhörte Vorgehensweisen, z.B. die Abhaltung von Vorlesungen in deutscher statt lateinischer Sprache, gegen sich auf. Außerdem verdirbt er es sich mit einflussreichen Persönlichkeiten, wie den Fuggern, die mit dem angeblich gegen die Syphilis wirksamen Guajakholz Handel treiben. Paracelsus behauptet öffentlich, das Holz sei völlig wirkungslos und gefährdet damit den Profit der großen Handelshäuser. Statt der Quacksalberei widmet er sich der Erforschung pflanzlicher und mineralischer Stoffe und kann damit gewissermaßen als ein „Urvater“ der Pharmazie und (Bio-)Chemie betrachtet werden. Seine ärztliche Ethik ist tadellos und sein Verhalten von Barmherzigkeit gegenüber den Kranken geprägt.

    Dem Roman sind ein aufschlussreiches Autorennachwort und ein umfangreiches Verzeichnis historischer Ausdrücke und Persönlichkeiten angefügt.


    Fazit

    Ein unterhaltsamer medizinhistorischer Roman, der dem Leser den streitbaren und innovativen Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus) eindrücklich nahebringt – sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499010623

  • Barbara ist die Tochter des Schinders von Basel und damit eine Frau unehrlicher Geburt, der vieles im Leben verwehrt wird. Doch eines Tages möchte ihr Vater, dass sie für den neuen Stadtarzt von Basel als Magd arbeiten soll. Theophrastus von Hohenheim ist ein ganz eigener Mensch, der mit seinen Ansichten immer wieder die Obrigkeit vor den Kopf stößt. So bleibt es nicht aus, dass er Basel verlassen muss und Barbara muss sich entscheiden, ob sie ihm folgt.


    Theophrastus dürfte den meisten eher als Paracelsus bekannt sein. Er war in seinen Ansichten und Methoden sehr modern und nur sehr wenig kompromissbereit wenn es darum ging Änderungen herbeizuführen. Barbara ist dabei immer wieder diejenige, die versucht ihn zu mäßigen. Wir begleiten die beiden auf ihren Reisen quer durchs deutsche Reich von Kolmar über Esslingen nach Nürnberg. Überall versucht Paracelsus sesshaft zu werden und seine Schriften zu veröffentlichen, doch meist setzt er sich bald in die Nesseln und muss weiterziehen.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Man bekommt einen tollen Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. An Barbara sieht man wie es Menschen schier unmöglich gemacht wird, etwas aus seinem Leben zu machen. Wer unehrlich geboren ist hat eigentlich keine Chance etwas anderes als wiederum einen unehrlichen Beruf zu ergreifen oder entsprechend zu heiraten. Dabei waren Schinder und Henker Berufe, auf die man nicht verzichten konnte.


    Und an Paracelsus sieht man, wie schwer sich Menschen mit dem Wandel tun und wie Profitgier das Wohl der Menschen in den Hintergrund treten lässt. Und viele Dinge, die Paracelsus damals beobachtet hat werden auch heute noch nicht richtig beachtet. Ihm war schon klar, dass Frauen anders behandelt werden müssen als Männer. Das ist auch heute ja noch nicht in den Köpfen vieler Mediziner angekommen.


    Mir sind Barbara und Paracelsus ans Herz gewachsen, beide sind sehr eindrücklich geschildert und man hat das Gefühl, dass man sie richtig gut kennenlernt.


    Alles in allem war es ein tolles Buch mit einem lebendigen Schreibstil. Mir haben besonders gut die Reisebeschreibungen gefallen. Da hatte man die Landschaften so richtig schön vor Augen. Und man hatte das Gefühl, dass das Reisen in dieser Zeit eben nicht nur beschwerlich war sondern auch seine schönen Seiten hatte.


    Ich kann das Buch nur empfehlen, ich habe viel gelernt und bin dabei gut unterhalten worden.


    9 von 10 Punkte

  • Den Namen Paracelsus kennen vermutlich die meisten, und sei es nur, weil Apotheken und Kliniken nach dem berühmten Arzt benannt wurden.


    Das Buch erzählt die Geschichte von Paracelsus und seiner fiktiven Magd Barbara. Paracelsus hat ein breites Wissen und er setzt seine Kenntnisse erfolgreich bei der Behandlung seiner Patienten sein. Er kämpft gegen die Obrigkeiten, wo er es für richtig hält, eckt dadurch natürlich immer wieder und führt ein unruhiges Leben. Sein Weltbild ist recht modern, was ihm zur damaligen Zeit immer wieder Ärger einbringt.


    Immer wieder muss er seinen Wohnort wechseln und wir begleiten ihn und seine Magd auf vielen Reisen und bei genauso vielen Neuanfängen in verschiedenen Städten in Süddeutschland, dem Elsass und der Schweiz.


    Seine Magd Barbara ist fiktiv, aber durch sie erleben wir sehr anschaulich das Leben einer Frau von unehrlicher Geburt zur damaligen Zeit.


    Ich habe das Buch sehr gern gelesen, die Seiten flogen nur so dahin und ich fand ich es sehr interessant und kurzweilig.

  • Mir fehlte es in weiten Teilen an Handlung


    Buchmeinung zu Astrid Fritz – Die Magd des Medicus


    Die Magd des Medicus ist ein Historischer Roman von Astrid Fritz, der 2023 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.


    Zum Autor:

    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Heute lebt Astrid Fritz in der Nähe von Stuttgart.

    Zum Inhalt:

    Barbara, die Tochter eines Abdeckers, tritt ihren Dienst beim buckligen Stadtarzt Theophrastus an. Sie erlebt sein Aufgehen in der Sache der Medizin, aber auch seine Sturheit im Umgang mit der Obrigkeit. Gemeinsam ziehen sie von Stadt zu Stadt, ohne irgendwo wirklich sesshaft zu werden.


    Meine Meinung:

    Den Erzählstil der Autorin mag ich sehr, denn sie kann unauffällig viele Informationen im Text unterbringen. Ihre Stärken werden aber erst gegen Ende so richtig deutlich, als Barbara ihre eigenen Interessen verfolgt. Das gesamte Buch wird aus der Sicht der Magd Barbara erzählt. So hatte ich nicht das Gefühl, dem Arzt wirklich nahe zu kommen. Anfänglich erfährt man eine ‚Menge über ihn, aber bei jedem Ortswechsel wiederholt sich die Geschichte. Irgendwann sorgt Paracelsus, wie er sich in seinen Büchern nennt, für Ärger und die Reise geht weiter. Diese Wiederholungen empfand ich eher als ermüdend als fesselnd. Daran ändern auch eingestreute Episoden um Barbara kaum etwas, denn der nächste Ortswechsel kommt bald. Erst als sich Barbara von Paracelsus trennt und eigene Interessen verfolgt, wird die Geschichte deutlich interessanter.

    Der Leser merkt, dass die Autorin umfassend und gründlich recherchiert hat, aber durch die Erzählperspektive geht viel verloren. Hängen geblieben ist, dass Paracelsus einen neuen Ansatz verfolgt hat und althergebrachtes Wissen in Frage gestellt hat. Durch seine aufbrausende und störrische Art ist ihm aber zu Lebzeiten kaum Anerkennung zu teil geworden.


    Fazit:

    Obwohl die Autorin eine begnadete Erzählerin sein kann, hat mir das Buch nur mäßig gefallen, weil es schlicht an frischer Handlung fehlt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Leider kann ich keine Leseempfehlung geben.


    ASIN/ISBN: 3499010623

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Astrid Fritz beschreibt in ihrem Roman das Leben des Theophrastus von Hohenheim, besser bekannt als Paracelsus aus der Persepkitve seiner (fiktiven) Magd Barbara, dabei gelingt es ihr auf unaufdringliche Art viele Informationen zu den historischen Personen und dem Leben in der damaligen Zeit zu transportieren, lieder bleibt dabei die Lebendigkeit der Figuren etwas auf der Srecke und das Buch liest sich über weite Strecken eher wie ein interessanter aber etwas trockener Bericht und nicht wie ein fesselnder Roman.


    Von mir gibt es 7 von 10 Punkten, da das Buch zwar nicht wirklich spannend, aber gut zu lesen und über weite Strecken auch interessant war.

  • Ich habe es jetzt ein wenig sacken lassen, nachdem ich das Buch ausgelesen hatte und noch immer spukt mir Theophrastus alias Paracelsus im Kopf herum.


    Ein gutes Zeichen, da er, bzw. das Buch noch sehr präsent ist.


    Mir hat es richtig gut gefallen, mir das Gefühl vermittelt, dem Medicus - der seiner Zeit weit voraus war - doch sehr nahe gekommen zu sein.

    Vor allem, dem Menschen dahinter. Mit all seinen Launen, seinem Temperament, das so auszuufern schien, wenn etwas nicht nach seinem Gusto lief.

    Seiner Weitsicht in Hinblick auf das Heilen und den Arztberuf. Seine Empathie die er den einfachen Leuten entgegenbrachte.


    Er ist nicht leicht zu beschreiben - aber dennoch beeindruckend.


    Durch Barbara, die Magd, die einige Jahr an seiner Seite weilte, bekommt der Leser eine Art Einblick in das Leben dieses außergewöhnlichen Menschen.


    Ich selber hätte vermutlich Probleme mit ihm bekommen, aufgrund seiner doch oft aufbrausenden Art - auch wenn ich die wissenschaftlichen medizinischen Dispute mit ihm wohl sehr genossen hätte.


    Aber zum Glück war es ja Barbara, die Schindertochter, die es mit ihm aushalten mußte und dieses sehr gut hinbekommen hat.

    Denn, entgegen der damals landläufigen Meinung, daß sie von unehrenhafter Geburt sei, da sie nun mal die Tochter des Schinders war - empfand ich sie als intelligent, menschlich und auch fürsorglich dem Medicus gegenüber und absolut das Gegenteil von unehrenhaft.



    Auch Barbara war sehr gut beschrieben, man konnte sich oftmals in sie hineinversetzten und ebenfalls mit ihr fühlen, wenn sie sich Sorgen um Theophrastus machte.

    Ihre Zweifel in Bezug auf ihr eigenes Leben nachvollziehen.


    Die Zeit, kurz nach der Reformation, war gegenwärtig, die Standesunterschiede, die damals so deutlich waren und vor allem, die Behandlung von Frauen, die von so vielem ausgeschlossen wurden.


    Auch die Reisen, auf die der Medicus Barbara mitgenommen hat, waren plastisch dargestellt. ebenso die Menschen zu der Zeit, die - aus heutiger Sicht - doch oft so unwissend herüberkamen.


    Mir hat das Buch doch sehr schöne Lesestunden bereitet.




    Fazit

    Ein interessanter Roman über den Arzt Paracelsus, der seiner Zeit weit voraus war, beschrieben durch die Augen einer aufgeweckten Magd, die ihn auf lange Zeit begleitet.

    Der Schreibstil trägt ebenfalls dazu bei, das Buch gerne und ohne viele Pausen zu lesen.