'Miss Bennet' - Seiten 569 - 636

  • Die Bergwanderung musste zum dramatischen Höhepunkt werden, wenn die beiden Konkurrenten dabei sind. Ich hätte es mir noch tragischer vorstellen können, aber gut, wir sind noch immer in Pseudo-Austens leichtem Geplätscher. Ein angeschlagenes Knie ist das Schlimmste, was hier passieren kann. Mary verpasst ihre Gelegenheit, ihre Gefühle für Mr. Hayward zu offenbaren. Und der macht sich beleidigt aus dem Staub und überlässt Mr. Ryder das Feld.


    Der bekommt auch noch Unterstützung von Mrs. Bennet, die zur Behandlung ihrer Leiden nach London kommt, und sich natürlich sofort in alles einmischen will. Jeder Junggeselle ist automatisch ein Bewerber für Mary.

    Interessant wäre gewesen, was sie wohl dazu gesagt hätte, wenn Mary ihr erzählt hätte, welche Art Antrag Mr. Ryder ihr gemacht hat. Dumm, dass sie es nicht einmal der Hausherrin gesagt hat - die sicher einem solchen Frechling das Haus verboten hätte.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

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  • Da musste ich auch schmunzeln, dieser dramatische Höhepunkt auf dem Gipfel, meine Güte, ein aufgeschlagenes Knie, nasse Kleider und Schuhe =O was für ein Drama für eine Frau dieser Zeit :lache


    Aber Mrs Bennet schiesst ja hier wieder mal den Vogel ab, die Gute ist dermassen dreist, da überbietet sie sich selber. Unglaublich.

    Und Mr Ryder.... :lacht hat er echt gedacht, dass er so bei Mary landen kann?!

  • Inhaltlich habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Leider habe ich einen zunehmenden Widerwillen, das Buch in die Hand zu nehmen und weiter zu lesen...:(

    Inzwischen geht es mir wie SiCollier , die Geschichte zieht sich gefühlt wie Kaugummi und ich finde es weder ergreifend noch in irgendeiner Form interessant. In der ersten Hälfte des Buches war die Geschichte dauer-deprimierend, nun verkommt sie zu einer viktorianischen Schmonzette. Was zwar nicht mein Geschmack ist, aber natürlich auch in Ordnung wäre - wenn ich nicht den Verdacht hätte, dass das gar nicht die Absicht der Autorin war.


    Ich habe heute lange überlegt, ob ich das so hier schreibe. Es ist ja schön, wenn es der großen Mehrheit der Leserunden -Teilnehmerinnen gut gefällt. Aber ich hoffe, es ist auch ok, dass es mir nicht so geht.

    Zum Glück nur noch 60 Seiten zu lesen, die schaffe ich nun auch noch.

  • In der ersten Hälfte des Buches war die Geschichte dauer-deprimierend, nun verkommt sie zu einer viktorianischen Schmonzette. Was zwar nicht mein Geschmack ist, aber natürlich auch in Ordnung wäre - wenn ich nicht den Verdacht hätte, dass das gar nicht die Absicht der Autorin war.

    Das kann man durchaus so sehen. Mein Verdacht über die Absicht der Autorin geht eher dahin, dass sie sich an den großen Namen Jane Austen anhängen möchte, nicht genügend Ideen für eine eigene Geschichte hat und deshalb Figuren und Setting aus einem der bekanntesten Romane klaut, der zur Zeit durch die verschiedenen Verfilmungen weltweit bekannt gemacht worden ist.

    Manche können das als raffiniert vermarktete Fanfiction ansehen. Ich war da schon immer skeptisch, ob man dergleichen erlauben oder gut finden sollte.


    In meiner Taschenbuchausgabe sind ja (wie bei englischen Büchern üblich) auf den ersten Seiten verschiedene Zitate von Pressekritikern und anderen Autoren aufgeführt. Unter anderem äußert sich Jo Baker, die Autorin von Longbourn mit "It's difficult not to race through those final pages" - bezeichnend, dass gerade sie nichts besseres zu diesem Buch zu sagen hat. Vielleicht schwingt da die Eifersucht mit, weil sie es nicht besser verstanden hat, den Charakteren von Pride&Prejudice gerecht zu werden als die Konkurrentin. :/

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    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • In meiner Taschenbuchausgabe sind ja (wie bei englischen Büchern üblich) auf den ersten Seiten verschiedene Zitate von Pressekritikern und anderen Autoren aufgeführt. Unter anderem äußert sich Jo Baker, die Autorin von Longbourn mit "It's difficult not to race through those final pages" - bezeichnend, dass gerade sie nichts besseres zu diesem Buch zu sagen hat. Vielleicht schwingt da die Eifersucht mit, weil sie es nicht besser verstanden hat, den Charakteren von Pride&Prejudice gerecht zu werden als die Konkurrentin. :/

    In der deutschen Ausgabe steht im Innenumschlag ein Zitat der The Sun zum Buch: "Eine wunderbar warme und tröstliche Lektüre". Da frage ich mich ernsthaft, ob die Kritikerin die erste Hälfte des Buches gelesen hat.


    Ich danke dir für deine Antwort. Tatsächlich fühle ich mich etwas besser, wenn ich weiß, dass ich nicht die einzige aus der Runde bin, die dieses Buch nicht toll findet.

  • Ich habe das Buch bislang gern gelesen, allerdings zieht es sich nun auch für mich. :( Vom Ausflug auf den Berg hätte ich mir weitaus "dramatischere" Ereignisse erwartet - nicht im Sinn von Gefahr und Unfällen, sondern in Liebesdingen. Es bleibt wie vorher: Will macht Mary den Hof, Tom zieht sich beleidigt zurück :rolleyes:. Einzige Überraschung ist Marys Unterstützung für Will, als es um die Frage nach dem Abstieg geht. Hier handelt sie wirklich erstaunlich unvernünftig, aber kein Wunder nach dem Verhalten von Tom! :gewitter


    Mrs Bennet sorgt zumindest für etwas Abwechslung, sonst wäre dieser Abschnitt noch zähfließender geworden. Ich hätte mir ja sehr gewünscht, ihre Reaktion auf Wills unkonventionellen Antrag zu erleben. Oder Mary hätte ihn angenommen :grin - dann wäre endlich mal Schwung in das Buch gekommen. Aber nein, dazu ist Mary viel zu brav wohlerzogen.


    Warum sie allerdings Tom nicht schreibt, habe ich immer noch nicht verstanden. Oder zumindest es schreibt Mrs Gardenier, Mary könnte dann ein Brieflein beilegen. Nicht, um Tom ihre Liebe zu gestehen, sondern ganz unverfänglich unter Freunden.


    Manche können das als raffiniert vermarktete Fanfiction ansehen. Ich war da schon immer skeptisch, ob man dergleichen erlauben oder gut finden sollte.

    Über Fanficiton geht das Buch meiner Meinung nach deutlich hinaus. Der erste Teil ist tatsächlich sehr an Stolz und Vorurteil angelehnt, aber alles was danach kommt, entspringt ja der Phantasie der Autorin. Von daher ist es ja doch ein sehr großer "Eigenanteil". Und ganz ehrlich, ein Großteil der Bücher ist doch von anderen Geschichten "inspiriert", so viele ganz neue Ideen gibt es nicht und kann es auch gar nicht geben.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Über Fanficiton geht das Buch meiner Meinung nach deutlich hinaus. Der erste Teil ist tatsächlich sehr an Stolz und Vorurteil angelehnt, aber alles was danach kommt, entspringt ja der Phantasie der Autorin. Von daher ist es ja doch ein sehr großer "Eigenanteil". Und ganz ehrlich, ein Großteil der Bücher ist doch von anderen Geschichten "inspiriert", so viele ganz neue Ideen gibt es nicht und kann es auch gar nicht geben.

    Inspiration ist etwas anderes, finde ich. Hier nimmt die Autorin überwiegend die Figuren, die Jane Austen erfunden hat und erzählt ihre abgeschlossene Geschichte einfach weiter. Ob Ms. Austen das gut gefunden hätte, kann jetzt niemand mehr sagen. :gruebel

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    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • Ich habe mich entschlossen, auf jeden Fall auszulesen - die letzten 130 Seiten schaffe ich auch noch. Zwar beginne ich diesen Abschnitt erst, doch ich wollte so in etwa wissen, wie es weiter geht, da ich inzwischen teilweise diagonal und nicht mehr mit voller Aufmerksamkeit lese - mit einem Handlungsskelett im Kopf geht das leichter. Und große Überraschungen hinsichtlich des Ausgangs des Buches dürfte es nicht geben...


    Sehr schön ausgedrückt Lorelle - es zieht sich wie Kaugummi.


    ich finde es weder ergreifend noch in irgendeiner Form interessant. In der ersten Hälfte des Buches war die Geschichte dauer-deprimierend, nun verkommt sie zu einer viktorianischen Schmonzette.

    :write



    Manche können das als raffiniert vermarktete Fanfiction ansehen. Ich war da schon immer skeptisch, ob man dergleichen erlauben oder gut finden sollte.

    Zumindest das "erlauben" ist hier eher irrelevant, da das Buch gemeinfrei ist (Urheberrecht ist erloschen). Jeder kann mit dem Stoff machen, was er will - das ist ja das Problem.



    Der erste Teil ist tatsächlich sehr an Stolz und Vorurteil angelehnt, aber alles was danach kommt, entspringt ja der Phantasie der Autorin. Von daher ist es ja doch ein sehr großer "Eigenanteil".

    Inspiration ist etwas anderes, finde ich. Hier nimmt die Autorin überwiegend die Figuren, die Jane Austen erfunden hat und erzählt ihre abgeschlossene Geschichte einfach weiter

    Ich habe auch im Buch einige Stellen schon vorab gelesen (s. o. im Post) und hatte zwar den Begriff "Fanfiction" nicht im Kopf, werde nach derzeitigem Lesestand allerdings in meiner Rezi die Meinung äußern, daß die Autorin nichts weiter als ein Thema mit Variationen geschrieben hat - Thema von Jane Austen und Variation dazu von Janice Hadlow. Zu viel aus SuV wiederholt sich einfach in anderer Konstallation - wie hoch der Eigenanteil an diesem Buch wirklich ist, wäre eine Untersuchung wert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das war jetzt der erste Abschnitt im Buch, in welchem so etwas wie „Lesefluß“ aufkam, er gefiel mir von den bisher gelesenen am besten.


    Nachdem Tom sich zurückgezogen hat, tut Mary desgleichen und ist ihm gegenüber kurz angebunden. Einer so stolz wie der andere - so wird das nix.


    S. 577, als Mr Ryder seine Ansicht über „wahrhaftige Freiheit“ äußert (vorletzter Absatz auf der Seite). Im Prinzip kein uninteressanter Gedankengang, aber in letzter Konsequenz würde das zu Chaos und Anarchie führen. Jedenfalls, wenn man sein Postulat absolut setzen würde. Und: man muß sich das natürlich (finanziell) leisten können.


    Das Unwetter auf dem Gipfel zu erwarten, ist fast schon sträflicher Leichtsinn - sie können am Ende von Glück sagen, daß nicht mehr wie ein verletztes Knie passiert ist. Mary ist da voll auf Opposition - was bei Tom das Faß zum überlaufen bringt - er reist ab. Wenn jetzt nicht einer von beiden seinen Stolz (und seine Vorurteile?!) überwindet, sehe ich schwarz für sie.


    Mrs Bennet taucht auf - unmöglich wie immer.


    Mr Ryder macht eine Art Antrag, den Mary ablehnt.


    Noch ein Abschnitt - nun muß es sich fügen oder trennen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")