"Unsere kurze Ewigkeit: Margarethe und Fritz Krupp" - Seiten 001 - 101

  • Ich "liebte" den Roman schon nach einigen Seiten.


    Mir gefällt

    - der Rückblick, die junge Margarethe kennen zu lernen;

    - sie in ihre beiden Gouvernantenstellen zu begleiten.

    - die Gedanken zur Ehe allgemein

    - Krupps Erklärung zu Dienstboten und Menschen in Diensten,

    - Fräulein Germers


    Die ersten 100 Seiten sind sprachlich fein, tolle Sätze, schöne Formulierungen, Gedanken und szenische Schilderungen, die bildhafte Sprache.


    Mich überrascht und es ist ungewöhnlich, dass Fritz jetzt schon zwei Jahre Margarethe warten lässt,

    - entweder hat er immer noch nicht mit seinem Vater gesprochen oder dieser ist mit seiner Wahl so gar nicht einverstanden und der 'alte' Krupp hofft, Fritz würde währenddessen andere Wahl treffen.

    - denkt man, Margarethe würde Geduld verlieren und sich, da alte Jungfer!, mit einem anderen verloben?

    Sie scheinen wohl auch nicht im Briefkontakt zu stehen. Auch Mutter Bertha wohl nicht mehr im Kontakt mit Margarethe.


    Als auf S. 39 der Kutscher der Familie MacKinzie William erwähnt wird, dachte ich auch gleich an den Kutscher von Krupp, mit Namen Wilhelm. Ich notierte mir dies, blätterte um auf S. 40 und da hatte Margarethe auch den Gedanken.


    Margarethes Mutter ist schon ein besonderer "Fall", die Tochter nachhause zu zitieren und ihr die finanz. und ausbilderische Sorge für die jüngere Schwester aufzubürden. Ist die Idee ein Alleingang von Eleonore? Margarethes Vater ist womöglich gerade nicht ansprechbar, weil er sich gedemütigt fühlt, ob der aktuellen beruflichen Ereignisse, dass er die Lösung von seiner Frau überhört hat?


    Die Szene, als er Eleonore "vorführt", dass die Dienstbotin-Tochter nun jenes erreicht hat, was die Mutter sich für die Tochter als Anstellung versprochen hat, als Gouvernante im Dienste von Adligen in Stellung zu sein, ist großartig.


    Aufgefallen ist mir auch das wunderbar weiche, weil gestrichenes Papier. Ob das wohl nur beim Vorableseexemplar so ist?


    Soweit meine ersten getippten Gedanken.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Vielen Dank für deine Eindrücke. Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt.

    Es ist tatsächlich so, dass Fritz Margarethe derart lange warten ließ, vermutlich aus Angst vor seinem Vater. Margarethe hingegen war mit ihrem Leben als Gouvernante und der Selbstständigkeit auch sehr zufrieden, sie hat Fritz deshalb nicht gedrängt. Seine Mutter wollte Margarethe gern als Schwiegertochter, was sein Vater dachte, ist nicht wirklich bekannt. Ich glaube ja, der alte Herr hätte es sich gewünscht, dass sein Sohn mal den "Arsch in der Hose" gehabt hätte, um für seine Belange einzutreten, obwohl er sich zugleich einen gehorsamen Sohn wünschte. In diesem Zwiespalt bewegte sich Fritz, der nicht so recht wusste, wie er sich durchsetzen kann. Und von seiner weichen Mama hat er gelernt, Krankheiten als Druckmittel zu nutzen, deshalb galt er als schwächlich. Er hat es aber auch genutzt.


    Fräulein Germer ist fiktiv, auch der Hauslehrer im Haus der MacKenzies. Alle anderen sind (abgesehen vom Seifenvertreter und einigen unwichtigen Nebenfiguren) historisch belegt.


    Auch das Dienstbotenbett ist historisch belegt und die komplizierte Beziehung, die Eleonore zu ihren Töchtern hatte. Der Vater war meist sehr nachgiebig, aber es gab eine Begebenheit, in der er seiner Frau nicht "gehorchte". Margarethes ältester Bruder Siegfried hatte sich zum Krieg 1870/71 freiwillig gemeldet. Eleonore wollte, dass ihr Mann ihn zurückpfiff, weil er noch nicht volljährig war. August verweigerte das, er meinte, der Junge müsse das selbst entscheiden. Er wurde später auch ein berühmter Offizier. Zu der Zeit war Eleonore mit Irene schwanger. Und danach wurde sie nicht mehr schwanger. Margarethes Urenkelin, an deren Biografie ich mich orientierte, wenngleich ich manches anders gedeutet habe, geht davon aus, dass dieser Konflikt dazu führte, dass August von nun an nix mehr im Schlafzimmer zu suchen hatte, denn danach kamen keine Kinder mehr. Und Eleonore wurde sehr selbstbezogen.

  • Margarethes Mutter ist schon ein besonderer "Fall", die Tochter nachhause zu zitieren und ihr die finanz. und ausbilderische Sorge für die jüngere Schwester aufzubürden. Ist die Idee ein Alleingang von Eleonore? Margarethes Vater ist womöglich gerade nicht ansprechbar, weil er sich gedemütigt fühlt, ob der aktuellen beruflichen Ereignisse, dass er die Lösung von seiner Frau überhört hat?

    Das war die Idee von Eleonore. Sie war der Meinung, dass sie genug für ihre Kinder getan hätte und Margarethe sich jetzt um die Schwester kümmern könnte, sie würde ja gut genug verdienen (stimmte auch, aber ist natürlich trotzdem dreist, denn die Eltern sind ja für ihre Kinder zuständig). August ging Konflikten lieber aus dem Weg. Eleonore scheint in ihren Wechseljahren ein rechter Drache gewesen zu sein ;-) .


    Es war übrigens schwierig, die Namen der Kinder der Familie MacKenzie rauszukriegen. Die standen nicht in den einschlägigen Biografien, nur der Name, der dort Mackenzie geschrieben wurde. Aber über Ancestry habe ich die Familie gefunden. Für mich war es Ehrensache, dass ich die echten Namen der Kinder verwende und mir nichts ausdenke.

  • Fräulein Germer ist fiktiv, auch der Hauslehrer im Haus der MacKenzies. Alle anderen sind (abgesehen vom Seifenvertreter und einigen unwichtigen Nebenfiguren) historisch belegt.


    Auch das Dienstbotenbett ist historisch belegt


    Margarethes Urenkelin, an deren Biografie ich mich orientierte,...

    Solch fiktive Nebenpersonen braucht auch so ein Buch, um andere etwas aussprechen/ erzählen zu lassen. Das ist absolut i. O.


    Die Zuweisung in den Dienstbodentrakt ist eine Geschichte, die man sich bestimmt von Generation zu Generation weitererzählt hat.


    Nur interessehalber, welche Biographie ist das, bzw. ist diese überhaupt im Buchhandel gelandet oder nur im Krupp-Familienarchiv hinterlegt.


    "Darf" man ruhig das Nachwort jetzt schon lesen oder soll ich mich besser gedulden? Was rätst Du?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Es war übrigens schwierig, die Namen der Kinder der Familie MacKenzie rauszukriegen. Die standen nicht in den einschlägigen Biografien, nur der Name, der dort Mackenzie geschrieben wurde. Aber über Ancestry habe ich die Familie gefunden. Für mich war es Ehrensache, dass ich die echten Namen der Kinder verwende und mir nichts ausdenke.

    Ich sag jetzt schon einmal vielen Dank für Deine genaue Recherche und es ist schön, dass Du die Leserunde begleitest. Ich mag das als Leserin sehr gern, darüber noch mehr Infos zu erhalten.


    Dann stelle ich doch gleich noch einige Fragen von meinem Zettel:

    Hast Du die Romanidee schon länger in Dir getragen? Gab es einen Anlass oder hat jemand Dich auf die Idee gebracht? Wenn Du nicht darauf antworten möchtest/ darfst, dann schweige. 😉


    Du hast in den letzten Jahren Mehrteiler geschrieben und das Lesevergnügen Deine in einander verzweigte Geschichten-und Personenwelt zu entdecken, habe ich ja noch vor mir. Ist das Abschiednehmen vom fertigen Manuskript des aktuellen Buches Dir leichter gefallen oder rattert es in Dir weiter, dass Du noch nicht so richtig von der Krupp-Familie Abschied nimmst? Denn ggfs. sind auch von Frauen aus weiteren Generationen deren Geschichte erzählenswert. 😉


    Hast Du zu Essen/Villa Hügel/Krupp einen Bezug?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Nur interessehalber, welche Biographie ist das, bzw. ist diese überhaupt im Buchhandel gelandet oder nur im Krupp-Familienarchiv hinterlegt.


    "Darf" man ruhig das Nachwort jetzt schon lesen oder soll ich mich besser gedulden? Was rätst Du?

    Die Biografie der Urenkelin ist bei dtv erschienen, aber inzwischen nur noch antiquarisch erhältlich: https://www.amazon.de/Margarethe-Krupp-Leben-meiner-Urgro%C3%9Fmutter/dp/3423247037 (incl. Amazon Affiliate-ID from this website)


    Warte mit dem Nachwort lieber noch, es spoilert.

    Hast Du die Romanidee schon länger in Dir getragen? Gab es einen Anlass oder hat jemand Dich auf die Idee gebracht? Wenn Du nicht darauf antworten möchtest/ darfst, dann schweige. 😉

    Der Piper Verlag ist mit der Idee an mich herangetreten, ob ich es mir vorstellen könnte. Meine dortige Lektorin war von der Person fasziniert. Ich wurde schon 2020 gefragt und habe den Vertrag abgeschlossen, aber ich hatte zu der Zeit noch diverse andere Romanverträge zu erfüllen, sodass ich dieses Buch erst 2023 fertigstellen konnte. Meine Lektorin wünschte sich eigentlich mehr über die Margarethenhöhe, das kommt im letzten Viertel auch vor, aber ich fand das Leben von Margarethe viel zu spannend, um es auf diese kurze Zeit zu begrenzen. Auch der Capri-Skandal kommt noch. Da der Verlag unbedingt wollte, dass ich das Buch schreibe, war man damit einverstanden, dass ich so lange brauche. Dann kam im November 2023 ein anderes Buch über Margarethe Krupp raus. Aber - Gott sei Dank - eben nur über ihre Witwenschaft und die Margarethenhöhe. Da war meine Lektorin froh, dass mein Buch völlig anders war. Und deshalb nannten wir es auch nicht Margarethe Krupp, sondern "Unsere kurze Ewigkeit", weil es zwar aus Margarethes Sicht geschrieben ist, aber auch ihre Ehe mit Fritz eine große Rolle einnimmt (als er endlich mal zu Potte kam ;-) ) . Mir war es wichtig, die ganze Geschichte dieser Frau zu erzählen, denn sie nur auf die Margarethenhöhe zu reduzieren, wäre ihr in meinen Augen nicht gerecht geworden. Welche Frau war damals schon so mutig, gegen den Willen der Mutter nach England zu gehen und dort zu arbeiten, wenn sie es nicht nötig gehabt hätte? Viele Gouvernanten mussten Geld verdienen um zu leben, aber Margarethe hat sich freiwillig entschieden, ein selbstständiges Leben zu führen. Und gerade das finde ich faszinierend. Auch, wie diese Entwicklung sich auf ihre Ehe und spätere Lebensgestaltung auswirkt.

    Du hast in den letzten Jahren Mehrteiler geschrieben und das Lesevergnügen Deine in einander verzweigte Geschichten-und Personenwelt zu entdecken, habe ich ja noch vor mir. Ist das Abschiednehmen vom fertigen Manuskript des aktuellen Buches Dir leichter gefallen oder rattert es in Dir weiter, dass Du noch nicht so richtig von der Krupp-Familie Abschied nimmst? Denn ggfs. sind auch von Frauen aus weiteren Generationen deren Geschichte erzählenswert. 😉

    Die Geschichte von Margarethe ist für mich abgeschlossen. Es ist etwas anderes, ob man eine fiktive Familie erfindet, um Zeitgeschichte lebendig darzustellen und menschliche Entwicklungen, oder ob man sich eng an ein echtes Leben halten muss. Ich habe bei Margarethe natürlich auch Kürzungen vorgenommen, weil man sehr gut abwägen muss, welche Episoden spannend sind und welche eher langweilen könnten. Oder wie man den Kontext sieht. Es gab z.B. auch einen Verwandten, der immer mal wieder kam, weil er Geld wollte. Aber das war letztlich keine wirklich spannende Episode, also habe ich das weggelassen, denn jeder kann sich denken, dass man als reicher Mensch immer mal wieder Schnorrer abweisen muss. Ich habe lange überlegt, welche Episoden die Geschichte und Entwicklung vorantreiben und welche nur Seitenschinderei wären. Ich will mich beim Schreiben nicht langweilen, ich will mich selbst auch unterhalten und Spaß daran haben.

    Eine Romanbiografie ist wesentlich anstrengender zu schreiben als ein fiktiver Roman, wenn man es ernst nimmt und den Personen, über die man schreibt, Wertschätzung entgegenbringt. Man hat weniger Raum, eigene Fantasien auszuleben, wenn man es ernst nimmt. Mir ist es wichtig, dass die Leserinnen und Leser am Ende das Gefühl haben, schon viel über Margarethes Leben zu wissen, also ein solides Grundwissen, aber wenn sie mehr wissen wollen, sollten sie tiefer in die Materie eindringen.


    Die Freiheit des Romans besteht darin, dass ich mir überlegen kann, wie sie wohl gedacht und gefühlt hat und dass ich an manchen Punkten psychologisch deuten kann. Wenn wir auf den Capri-Skandal kommen, werde ich dazu mehr sagen, denn den deute ich etwas anders als viele herkömmliche Biografen. Ich kann das aber auch gut begründen.

    Hast Du zu Essen/Villa Hügel/Krupp einen Bezug?

    Nein, ich muss gestehen, ich war noch nicht einmal dort, denn als ich den Vertrag unterschrieb, begann Corona, und das hielt sich ja leider auch, bis das Buch dann fertiggestellt war. Ich habe mich also mit Bildbänden und der zahlreichen Literatur, die auch von der Krupp-Stiftung selbst herausgegeben wird, begnügt.

  • Ich bin auch sehr gut ins Buch gestartet und konnte gleich nicht mehr aufhören zu lesen, so dass ich den ersten Abschnitt in einem Rutsch gelesen habe. Was für ein schönes Buch über eine tolle Frau :-]


    Ich finde Margarethe wahnsinnig mutig und auch tapfer und gleichzeitig so sympathisch und empfindsam. Ich muss ja gestehe, ich wusste bisher eigentlich gar nichts über sie und über die Familie Krupp. Natürlich kenne ich den Namen Krupp oder Thyssenkrupp und weiß, dass es dabei um eine Stahlindustrie und um ein großes Unternehmen geht. Aber irgendwelche Hintergründe zu der Familiengeschichte hatte ich bisher überhaupt nicht. Umso schöner, wenn ich hier Margarethe als so eine tolle, warmherzige und toughe Frau kennenlernen darf.

    Ich bin im Roman gleich auf der ersten Seite über eine Zahl gestolpert: einhundertfünfzigtausend Menschen kamen zu ihrer Beerdigung. =O Das ist ja echt Wahnsinn, da musste ich gleich dreimal lesen, ob ich die Zahl richtig gesehen hatte. Also daran sieht man ja schon, was für eine tolle, beeindruckende Frau sie gewesen sein muss.


    Ich finde es sehr schön, wie ihre Geschichte hier so langsam erzählt wird. Ich mochte auch den Teil, als sie als Gouvernante ganz alleine nach England geht sehr gerne. Fräulein Germer, die sie bei der Überfahrt trifft, ist ja große Klasse. Ich musste so lachen, als sie die Kosenamen von Eheleuten im Laufe der Zeit aufzählt: " Erst Mäuschen, dann Häschen, Ziege und schließlich Kuh. Und bei den Männern: Hengst und Stier und später Esel und Ochse":lache:lache Fräulein Gemer nimmt ja wirklich kein Blatt vor den Mund.


    Ich bin ja jetzt gespannt, wann es endlich zu der erhofften Ehe mit Fritz kommen wird. Margarethe muss sich ja wirklich wahnsinnig lange in Geduld üben, ich hoffe, Fritz schafft es seinen Vater zu überzeugen.

  • Margarethes Mutter ist schon ein besonderer "Fall", die Tochter nachhause zu zitieren und ihr die finanz. und ausbilderische Sorge für die jüngere Schwester aufzubürden.

    Diese Szene habe ich mir auch notiert und fand sie sehr kurios: Wie kann den die Mutter einfach Margarethe die ganze Verantwortung und Ausbildung der jüngeren Schwester aufbürden? Und warum sagt der Vater da nichts dazu? Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie alt die jüngerer Schwester in dem Moment war. Aber wie kann denn die eigene Mutter die Verantwortung einfach so leicht abgeben. Das ist schon sehr merkwürdig.

  • Diese Szene habe ich mir auch notiert und fand sie sehr kurios: Wie kann den die Mutter einfach Margarethe die ganze Verantwortung und Ausbildung der jüngeren Schwester aufbürden? Und warum sagt der Vater da nichts dazu? Ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie alt die jüngerer Schwester in dem Moment war. Aber wie kann denn die eigene Mutter die Verantwortung einfach so leicht abgeben. Das ist schon sehr merkwürdig.

    Margarethe war Jahrgang 1854, Irene 1870. Margarethe hätte also rein theoretisch schon ihre Mutter sein können. Tatsächlich hat Eleonore zu der Zeit, als Margarethe Gouvernante wurde, alle Töchter außer der sechsjährigen Irene aus dem Haus getrieben und meinte, sie sollen jetzt für sich selbst sorgen, heiraten oder arbeiten. Sie selbst ging von da an nur noch ihren Hobbys nach, das war auch die Malerei. Sie ging in Galerien und kopierte mit ihrer Staffelei die Gemälde. Die Sechsjährige musste sie damals wohl oder übel noch behalten. Jetzt war sie froh, sie ein paar Jahre später loszuwerden.

  • Ich bin auch sehr gut ins Buch gestartet und konnte gleich nicht mehr aufhören zu lesen, so dass ich den ersten Abschnitt in einem Rutsch gelesen habe. Was für ein schönes Buch über eine tolle Frau :-]


    Ich finde Margarethe wahnsinnig mutig und auch tapfer und gleichzeitig so sympathisch und empfindsam. Ich muss ja gestehe, ich wusste bisher eigentlich gar nichts über sie und über die Familie Krupp. Natürlich kenne ich den Namen Krupp oder Thyssenkrupp und weiß, dass es dabei um eine Stahlindustrie und um ein großes Unternehmen geht. Aber irgendwelche Hintergründe zu der Familiengeschichte hatte ich bisher überhaupt nicht. Umso schöner, wenn ich hier


    Ich finde es sehr schön, wie ihre Geschichte hier so langsam erzählt wird. Ich mochte auch den Teil, als sie als Gouvernante ganz alleine nach England geht sehr gerne. Fräulein Germer, die sie bei der Überfahrt trifft, ist ja große Klasse. Ich musste so lachen, als sie die Kosenamen von Eheleuten im Laufe der Zeit aufzählt: " Erst Mäuschen, dann Häschen, Ziege und schließlich Kuh. Und bei den Männern: Hengst und Stier und später Esel und Ochse":lache:lache Fräulein Gemer nimmt ja wirklich kein Blatt vor den Mund.

    Die Szene hat meine Lektorin auch geliebt und mit Smilies im Manuskript bedacht. Mir ist es wichtig, dass man ab und zu auch mal lachen kann.

  • Der Piper Verlag ist mit der Idee an mich herangetreten, ob ich es mir vorstellen könnte. Meine dortige Lektorin war von der Person fasziniert. Ich wurde schon 2020 gefragt und habe den Vertrag abgeschlossen, aber ich hatte zu der Zeit noch diverse andere Romanverträge zu erfüllen, sodass ich dieses Buch erst 2023 fertigstellen konnte. Meine Lektorin wünschte sich eigentlich mehr über die Margarethenhöhe, das kommt im letzten Viertel auch vor, aber ich fand das Leben von Margarethe viel zu spannend, um es auf diese kurze Zeit zu begrenzen. Auch der Capri-Skandal kommt noch. Da der Verlag unbedingt wollte, dass ich das Buch schreibe, war man damit einverstanden, dass ich so lange brauche. Dann kam im November 2023 ein anderes Buch über Margarethe Krupp raus. Aber - Gott sei Dank - eben nur über ihre Witwenschaft und die Margarethenhöhe. Da war meine Lektorin froh, dass mein Buch völlig anders war. Und deshalb nannten wir es auch nicht Margarethe Krupp, sondern "Unsere kurze Ewigkeit", weil es zwar aus Margarethes Sicht geschrieben ist, aber auch ihre Ehe mit Fritz eine große Rolle einnimmt (als er endlich mal zu Potte kam ;-) ) . Mir war es wichtig, die ganze Geschichte dieser Frau zu erzählen, denn sie nur auf die Margarethenhöhe zu reduzieren, wäre ihr in meinen Augen nicht gerecht geworden. Welche Frau war damals schon so mutig, gegen den Willen der Mutter nach England zu gehen und dort zu arbeiten, wenn sie es nicht nötig gehabt hätte? Viele Gouvernanten mussten Geld verdienen um zu leben, aber Margarethe hat sich freiwillig entschieden, ein selbstständiges Leben zu führen. Und gerade das finde ich faszinierend. Auch, wie diese Entwicklung sich auf ihre Ehe und spätere Lebensgestaltung auswirkt.

    Schön, dass Piper oder die Lektorin Dich unbedingt dafür haben wollte und bereit war zu warten.

    Bei Fachbüchern ist diese Zeit, vom Vertrag bis zum Erscheinen von mehreren Jahren, ja durchaus üblich... wie schön, dass sie Geduld hatten UND welch ein Glück, dass der 2023er Roman einen anderen Schwerpunkt hatte.


    Kannst Du in etwa sagen, wie lange Du erst einmal nur Dich eingelesen, eingedacht hast, bevor Du zu schreiben angefangen hast?


    Zitat

    Nein, ich muss gestehen, ich war noch nicht einmal dort, denn als ich den Vertrag unterschrieb, begann Corona

    und das hielt sich ja leider auch, bis das Buch dann fertiggestellt war. Ich habe mich also mit Bildbänden und der zahlreichen Literatur, die auch von der Krupp-Stiftung selbst herausgegeben wird, begnügt.

    Den Besuch solltest Du noch nachholen. Ich habe jetzt auch richtig Lust mal wieder meine Fotos vom Besuch der Villa Hügel erneut anzuschauen.


    Meine Großmutter ist in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen, mein Vater war Einkäufer für Blech und Stahl, so war der Name Krupp immer mal ein Thema.

    Zitat

    Ich will mich beim Schreiben nicht langweilen, ich will mich selbst auch unterhalten und Spaß daran haben.

    Sehr gute Einstellung!


    Zitat

    Eine Romanbiografie ist wesentlich anstrengender zu schreiben als ein fiktiver Roman, wenn man es ernst nimmt und den Personen, über die man schreibt, Wertschätzung entgegenbringt. Man hat weniger Raum, eigene Fantasien auszuleben, wenn man es ernst nimmt. Mir ist es wichtig, dass die Leserinnen und Leser am Ende das Gefühl haben, schon viel über Margarethes Leben zu wissen, also ein solides Grundwissen, aber wenn sie mehr wissen wollen, sollten sie tiefer in die Materie eindringen.


    Die Freiheit des Romans besteht darin, dass ich mir überlegen kann, wie sie wohl gedacht und gefühlt hat und dass ich an manchen Punkten psychologisch deuten kann.

    Danke für Deine ausführliche Sicht und Beschreibung. Gefällt mir sehr gut.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

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  • Ich bin auch sehr gut ins Buch gestartet und konnte gleich nicht mehr aufhören zu lesen, Ich musste so lachen, als sie die Kosenamen von Eheleuten im Laufe der Zeit aufzählt: " Erst Mäuschen, dann Häschen, Ziege und schließlich Kuh. Und bei den Männern: Hengst und Stier und später Esel und Ochse"

    Ich auch. Das ist eine tolle Stelle im Buch.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Kannst Du in etwa sagen, wie lange Du erst einmal nur Dich eingelesen, eingedacht hast, bevor Du zu schreiben angefangen hast?

    Ich habe zunächst recherchiert, weil ich auch noch nichts über Margarethe Krupp wusste. Meine Lektorin war von ihr begeistert, weil sie nach dem Tod ihres Mannes die Firma allein weitergeführt hatte und eine so große Wohltäterin war, dass tatsächlich 150.000 Menschen unerwartet zu ihrer Beisetzung kamen. Dann bin ich auf die Biografie ihrer Urenkelin gestoßen und habe dann nach und nach immer mehr Material zusammengesammelt, sodass ich ungefähr ein halbes Jahr für die Recherche brauchte, bis das Exposé stand.

  • Margarethe war Jahrgang 1854, Irene 1870. Margarethe hätte also rein theoretisch schon ihre Mutter sein können. Tatsächlich hat Eleonore zu der Zeit, als Margarethe Gouvernante wurde, alle Töchter außer der sechsjährigen Irene aus dem Haus getrieben und meinte, sie sollen jetzt für sich selbst sorgen, heiraten oder arbeiten. Sie selbst ging von da an nur noch ihren Hobbys nach, das war auch die Malerei. Sie ging in Galerien und kopierte mit ihrer Staffelei die Gemälde. Die Sechsjährige musste sie damals wohl oder übel noch behalten. Jetzt war sie froh, sie ein paar Jahre später loszuwerden.

    Eine herzlose Mutter diese Elenore, eine Egoistin wie sie im Buche steht.

  • Ich habe sofort Margarete in mein Herz geschlossen, was für eine großartige junge Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Schon mutig für die damalige Zeit als junges Mädchen/ Frau sich durchzusetzen, ein Lehreinnenseminar zu besuchen, und dann auch noch als Adelige als Gouvernante bei bürgerlichen eine Stelle anzufangen. Dazu verkehrt sie auch noch mit den Krupps , Ich glaube Berta ist für sie ein wenig Mutterersatz , die strahlt so viel Wärme und mütterliches aus, was sie zu Hause von ihrer Mutter nicht bekommt. Elenore ihre Mutter ist eine eiskalte, egoistische Person ich mag sie überhaupt nicht. Dann auch noch ihre Tochter zu verachten weil sie bei Bürgerlichen arbeitete, dabei war die englische Familie so liebevoll. Ja Fritz ist verliebt in Margarete, aber ein großer Träumer und sehr weich, ob er sich je gegen seinen dominanten Vater durchsetzen wird? Jedenfalls bewundere ich Margaretes Geduld mit Fritz , schließlich hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht.
    Jedenfalls hat Margarete Biss und Durchsetzungskraft und ein großes Herz, wie geliebt sie von den Arbeitern war kann man im Prolog lesen, sie hat viel soziales geleistet, da kann man nur den Hut vor ihr ziehen.

    Die Familie Krupp ist mir ein Begriff, meine Oma 1900 und meine Tante 1902 ihre Schwester haben mir viel erzählt, auch wenn sie in Duisburg wohnten, es gab auch noch Verwandtschaft in Essen.
    Der Leseabschnitt hat mir ausgezeichnet gefallen, genau mein Lesegenre.

  • Die ersten vier Kapitel sind gelesen; da ich möglicherweise erst ab Montag wieder Zeit zum Lesen habe (an Wochenenden habe ich meist weder Zeit zum Lesen noch zum Posten - Ausnahmen bestätigen diese Regel, weshalb ich an Wochenenden nur ungern mit Leserunden beginne), hier meine ersten Eindrücke.


    Es ist schon etwas seltsam: das direkt zuvor ausgelesene Buch begann etwa 1878 (zwischen 1878 und 1880), hier setzt die Handlung auch 1878 ein - doch was für ein Unterschied! Hier das „zivilisierte“ (?) Deutschland bzw. England, dort die amerikanische Frontier in Nebraska. Schon seltsam, wie sich zu gleicher Zeit die Welten doch unterscheiden!


    Ich gehe mir sehr wenig Vorwissen an die Lektüre. Der Name „Krupp“ ist mir natürlich bekannt, aber damit hat es sich auch schon. Das Buch ist sehr gut geschrieben und hat mich gleich in den Bann gezogen. Zwischen Margarethe und vor allem ihrer Mutter gibt es also einen Gegensatz, wie später zwischen Friedrich Alfred und seinem Vater. Interessante Konstellation! Grinsen mußte ich bei der Szene im Zug. Wenn ich (was inzwischen allerdings sehr selten vorkommt) mit dem Zug reise, will ich auch meine Ruhe haben und entweder lesen oder die Landschaft betrachten. Wenn mir da jemand ein Gespräch aufzwingen wollte, würde ich auch nicht sehr erfreut reagieren. Ob ich es allerdings so geschickt abbiegen könnte, wie hier Margarethe, sei doch sehr bezweifelt.


    Grinsen mußte ich auch bei Frl. Germers „Tierwelt“ auf Seite 35! :grin Von dem Witz über Kaiser Wilhelm I. (S. 40) ganz zu schweigen. :chen


    Bei ihrer Gouvernantenstelle hat sie es dann anscheinend ziemlich gut getroffen. Da ja nicht ausbleiben wird, daß Margarethe Friedrich Alfred Krupp heiraten wird, vermute ich mal daß auf seiner Seite der Vater und auf ihrer Seite die Mutter nicht sehr begeistert davon sein wird.


    Nun bin ich gespannt auf das Weiterlesen.


    Ach so. Alles hier lesen (und ggf. antworten) werde ich wohl erst, wenn ich den Abschnitt selbst durch habe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Warte mal ab, nichts ist so einfach, wie es scheint.

    Da bin ich mal gespannt, gut sie war eine Adelige und sehr standesbewusst.

    Übrigens meine Tante , die Schwester von meiner Oma war auch Gouvernante, bis sie heiratete, ihre Tante davor auch bei Adeligen die wurde innerhalb der Familie weitergereicht, durch Gespräche mit meiner Oma und Tante habe ich so einiges über diesen Beruf erfahren, die Kinder die sie betreute hingen sehr an ihr.

  • Ja beim Prolog musste man zweimal lesen das so viele Menschen bei ihrer Beisetzung waren, sie hat aber auch viel für Ihre Arbeiter getan, die hübsche Wohnsiedlung Margaretenhöhe , für die nicht so reiche Arbeiter.

    Ja die Szene im Zug , fand ich auch lustig und später die Gespräche mit Fräulein Gemer, da musste ich schmunzeln.