Fragen an Claire Winter

  • Was für ein großartiger Roman! Ich nehme nicht an der Leserunde teil, habe das Buch aber innerhalb von zwei Tagen verschlungen! Vielen Dank dafür, liebe Claire!
    Und nun die Frage, die viele Leser beschäftigt, nachdem man einen Roman gelesen hat, der durchaus eine Fortsetzung zulässt: Wird es eine solche geben?

  • Liebe Roma,


    erst mal, vielen lieben Dank - ich freue mich sehr, dass dir "Die Erbin" so gefallen hat und was für ein wunderschönes Kompliment, dass du das Buch in zwei Tagen verschlungen hast!!! Zu deiner Frage - zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Fortsetzung geplant, aber ich könnte mir durchaus eine vorstellen ....;)


    Liebe Grüße :)


    Claire

  • Ich bin noch nicht ganz durch - wenn da noch was kommt bitte ich um Entschuldigung. Aber ich frage mich schon die ganze Zeit wieso die Nazianalsozialisten in ihrer Raffgier dasHaus von Daniel nicht einkassiert haben? So eine privatschriftliche Übertragung ist ja dasPapier nicht erwehrt auf der sie steht. Ohne Notar ging da auch damals gar nichts. Ist das ein Fehler vom Lektorat oder habe ich da was übersehen?

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Claire Winter Die geliehene Schuld :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Das Haus von Daniel ist ja keine sonderlich prachtvolle Immobilie, sondern nur ein kleines unscheinbares Einfamilienhaus. Für mich lief es deshalb unter dem Radar. Die "Arisierung" von Grundeigentum hat nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den ersten Jahren noch schleichend und nur zum Teil systematisch stattgefunden. Es gab viele Enteignungen, vor allem wenn der Staat und die Behörden Interesse an den Grundstücken oder Häuser hatten, und es gab auch Beschlagnahmungen oder Bedrohungen, die die eingeschüchterten Besitzer dazu brachten, ihre Wohnungen oder Häuser zu verkaufen/überschreiben (selbstredend weit unter Wert), aber erst nach den Novemberprogromen 1938 wurde im Dezember 1938 das Gesetz "Zur Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens" verabschiedet, das die letzte rechtliche Grundlage zur vollständigen Enteignung lieferte. Mit diesem Gesetz wurden alle Juden gezwungen, ihre Gewerbebetriebe und ihren Grundbesitz zu veräußern und außerdem ihre Wertpapiere bei einer Bank zu hinterlegen.

    Was Davids Vertrag angeht, auch wenn das nicht auserzählt ist - in meiner Vorstellung hat er den natürlich von einem Notar aufsetzen und überprüfen lassen, bevor er ihn Edmund gegeben hat. 😊

  • Sorry, eine Autorin muss nicht alles wissen. Dafür gibt es ein Lektorat. Das Eigentum an einem Grundstück, egal ob mit Gartenhütte oder Schloss bebaut, geht über mit Eintragung ins Grundbuch und dazu ist erforderlich, dass beide Beteiligte im Beisein des Notars den Vertrg unterzeichnen müssen und der Notar den Vertrag dann beim Grundbuchamt einreicht. Das das Grundbuch auf jüdisches Eigentum gründlich geprüft wurde, dürfte klar sein.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Claire Winter Die geliehene Schuld :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Da fällt mir doch auf, dass ich nicht darauf geachtet habe, ob in anderen Romanen*, in denen Juden ihr Eigentum an arische Freunde übertragen haben, der gemeinsame Besuch beim Notar erwähnt wird.


    *


    Für Clares neues Buch stimmt leider, dass die Szene so beschrieben, leider wirkungslos für den Besitzerwechsel war.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Jeder liest anders und jeder stellt andere Ansprüche an einen Roman. Ich bin glücklich und zufrieden, wenn ich mich gut unterhalten fühle und die Geschichte ansich stimmig ist. Auch bei historischen Romanen fange ich nicht an zu recherchieren, ob das alles seine Richtigkeit hat. Über diese Stelle bin ich nicht gestolpert.

  • Das Eigentum an einem Grundstück, egal ob mit Gartenhütte oder Schloss bebaut, geht über mit Eintragung ins Grundbuch und dazu ist erforderlich, dass beide Beteiligte im Beisein des Notars den Vertrg unterzeichnen müssen und der Notar den Vertrag dann beim Grundbuchamt einreicht.

    Ja, in einem Rechtsstaat, aber sicher nicht in der Naziwelt. Die werden eher nicht die gesetzliche Form eingehalten haben.

  • wenn es um jüdisches Eigentum ging sicher.Das waren Bürokraten, Schreibtischtäter, da wurde sehr akribisch über alles Buch geführt. Und was Grundbücher angeht, die sind den deutschen Bürokraten heilig. Das ging soweit, dass die DDR Beamten alle Grundbücher von enteigneten Grundstücken nicht etwa verbrannten, sondern an einem zentralen Ort einlagerten, wo sie dann 1990 zur Verfügung standen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Claire Winter Die geliehene Schuld :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Da wir hier ja einen Roman zur Unterhaltung und kein Sachbuch oder eine juristische Abhandlung lesen, finde ich es nicht schlimm wenn so etwas nicht minutiös beschrieben wird. Und sich da jetzt an diesem einen Satz "aufzuhängen" finde ich schade, denn mir gefällt das Buch sehr gut.


    Man kann ja immer irgendwas finden wenn man es drauf anlegt, ist nur die Frage ob das sein muss.

  • Da das für den Fortgang der Geschichte ein wichtiger Aspekt ist- ein klares Ja. Die Autorin hat ja auch korrekt darauf geachtet Theo keinen Brudermord anzuhängen. Wie gesagt- kein Vorwurf an die Autorin, sondern an das Lektorat.


    P.S Was ich von dem Buch halte kannst du im Rezifred nachlesen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Claire Winter Die geliehene Schuld :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Wenn nicht Notar, dann nicht wirksam. Dann Jude im Grundbuch, dann Haus weg, dann kein Liebesnest. So einfach. Außerdem - hier geht es nicht um einen erzwungenen Deal durch Nazis, sondern um einen Deal gegen Nazis.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Claire Winter Die geliehene Schuld :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Hier könnt ihr Claire Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Die Erbin" betreffen. :wave

    beowulf Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass dies der Thread ist, in dem nicht zum Buch der Leserunde diskutiert werden soll. Deine Frage in Ehren, aber mit deinen weiteren Kommentaren verrätst du meiner Ansicht schon sehr viele Details aus dem Buch, das finde ich für jemanden, der hier reinschaut und eben keine Details zum Buch "Die Erbin" wissen möchte, schon schade. :wave

  • beowulf

    Wenn Du nach "Die geliehene Schuld" weitere Bücher der Autorin lesen möchtest, dann bietet "Kinder ihrer Zeit"

    ASIN/ISBN: 3453361083

    die nächste Möglichkeit, damit Du dann die Fortsetzung "Kinder des Aufbruchs" lesen kannst. Dazu gab es im Herbst 2022 auch eine Leserunde. Ja, man kann sie auch unabhängig lesen, aber...

    ASIN/ISBN: B09X1RC3QP


    Leserundenvorschlag ab 01. November 2022: "Kinder des Aufbruchs" mit Autorin und Verlosung

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)