"Die Erbin" - Seiten 285 - 379

  • Ich mag gar nicht unterbrechen, mir gefällt es so richtig gut und ich möchte gleich weiterlesen.

    Dankeschön! Ich freue mich sehr, dass dir das Buch so gefällt ... 😊

    Das war interessant - das Gespräch, das Cosima mithören konnte.

    Ja, das macht ihr leider auch endgültig klar, dass man etwas vor ihr geheimhält!

    Aber er hätte wohl nie seine Tochter alleine gelassen, denke ich mal.

    Nein, dass hätte Edmund wirklich nie getan. Ich freue mich, dass du ihn auch so siehst!!

    Ich finde es erschreckend, daß die "Schuldigen" aus dem 3.Reich so derart in der Nachkriegszeit über Leichen gegangen sind. Und es ihnen auch noch so einfach gemacht wurde, sich "reinzuwaschen".

    Aus heutiger Sicht ist das auch unglaublich, aber da so viele ehemalige Nationalsozialisten wieder in hohe Positionen gekommen sind, habe die natürlich u.a. auch mit allen Mitteln verhindert, dass ihre alten Seilschaften der Strafverfolgung ausgesetzt wurden. Und dann kam für die Alliierten auch noch der "Kalte Krieg" und das neue Feinbild "Kommunismus" hinzu, da hat man sich um die Entnazifizierung nicht mehr groß gekümmert!

  • Naja, die Nachkommen können ja nix dafür. Cosima ist ja auch unschuldig an dem was ihre Familie getan hat. Dafür sollen sich die selber verantworten und nicht die Kinder und Kindeskinder.

    Das stimmt und sehe ich auch so, aber für die Nachfolgegenerationen dieser Industriellenfamilien heute würde ich mir manchmal trotzdem einen anderen Umgang mit dem "Erbe" ihrer Familie wünschen.

  • Das stimmt und sehe ich auch so, aber für die Nachfolgegenerationen dieser Industriellenfamilien heute würde ich mir manchmal trotzdem einen anderen Umgang mit dem "Erbe" ihrer Familie wünschen.

    Ja, so meinte ich das auch.

    Natürlich haben sie keine Schuld, aber ein Bewußtsein, wie sie ihren Reichtum erworben haben, fände ich doch ganz erstrebenswert.

    Und einen dementsprechend verantwortungsvollen Umgang, der vielleicht auch anderen zugute kommen sollte.

  • Entnazifizierung war ein schwieriges Thema, viele wurden ja auch gebraucht. Sehr viele waren im Kriege gefallen, Lehrer z..B. Waren ein Problem. Ich hatte in der Grundschule einen Lehrer, der Schüler geprügelt hat. Niemand hat etwas gegen den unternommen. Er hatte ja nur noch drei Jahre bis zum Ruhestand und das ganze Kollegium hatte Respekt vor einem der als Sozialdemokrat ins KZ geschickt wurde und das überlebt hat. Im Gymnasium hatte ich einen Lehrer, der ein paar Jahre in der Todeszelle gesessen hat- der war hohes Tier bei der SS, mein Geschichtslehrer hingegen war ein Freund von Hans Scholz, aber(so seine Worte) zu feige mitzumachen. Das hat die Nazis nicht gestört, er musste sein Medizinstudium abbrechen und wurde in ein Strafbattalion gesteckt. Von seinen Kameraden haben er und zwei weitere überlebt. Die Mehrheit der Menschen waren eben Mitläufer, Opportunisten, Weggucker, Verdränger und Verleugner. So wir wollen doch nach vorne schauen. Nach dem Motto ich habe immer Latein und Chemie unterrichtet, das hat doch mit Politik nichts zu tun. Es gab auch solche Menschen, wie einen Arzt, der Kreisparteileiter war und lauter sehr schwere Zigarrenbehälter besaß. Das waren Behälter aus purem Gold mit Leder überzogen, die er für Juden, denen er bei der Flucht geholfen hat über die Kriegszeit aufbewahrt hat. Das waren alles Menschen und da gibt es eben die ganze Bandbreite. Nicht jeder der schlimmes angerichtet hat war in der Partei und nicht jeder der in der Partei war hat Schlimmes angerichtet.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend  :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Ich glaube auch, dass die "Entnazifizierung" schwierig und in der bereiten Masse nicht einfach so durchführbar war, aber es wär wichtig gewesen, dass man zum Beispiel bei den Führungspositionen in der jungen BRD darauf geachtet hätte, wer dort wieder in Positionen kommen. Ich habe mich in "Die geliehene Schuld" ja mal sehr intensiv mit der Vorläuferorganisation des BNDs (Organisation Gehlen) beschäftigt und es ist erschreckend, wie sehr dort zum Beispiel alte Feindbilder übernommen wurden und sich Nazis gegenseitig gedeckt haben. Eine unabhängige Historikerkommission hat das vor einigen Jahren alles aufgearbeitet, und sie haben dabei auch festgestellt, dass diese "alten Seilschaften" sehr bewusst, darauf geachtet haben, dass zum Beispiel Rückkehrer aus dem Exil, die einmal dem Widerstand angehört hatten, nicht Fuß fassen konnten.

  • Ich finde keine der beiden Affären wirklich schlimm, zumindest aus heutiger Sicht betrachtet.

    Hmm ich weiß nicht, was du mit schlimmm meinst. Ich finde schrecklich, dass alle Beteiligten wissen, was Sache ist und aus gesellschaftlichen Zwängen oder persönlichen Ängsten in dieser Situation von Lug und Trug festhalten. So möchte ich keine Partnerschaft führen. :( Das ist meine Definition von "schlimm".

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe mich in "Die geliehene Schuld" ja mal sehr intensiv mit der Vorläuferorganisation des BNDs (Organisation Gehlen) beschäftigt und es ist erschreckend, wie sehr dort zum Beispiel alte Feindbilder übernommen wurden und sich Nazis gegenseitig gedeckt haben. Eine unabhängige Historikerkommission hat das vor einigen Jahren alles aufgearbeitet, und sie haben dabei auch festgestellt, dass diese "alten Seilschaften" sehr bewusst, darauf geachtet haben, dass zum Beispiel Rückkehrer aus dem Exil, die einmal dem Widerstand angehört hatten, nicht Fuß fassen konnten.

    An "Die geliehene Schuld" musste ich da auch denken. Der Freund meiner Schwägerin war ja bis vor kurzem beim BND und der war da echt empfindlich, als ich versucht habe, ihn darauf anzusprechen. (Ist jetzt in Rente.) Das fand ich schräg und mein Gefühl war da, dass dieses Verdrängen und Totschweigen immer noch funktioniert.

    Dass ganz bewusst Rückkehrer benachteiligt und ausgegrenzt wurden, finde ich noch eine Hausnummer schlimmer. Das ist ja aktive Verdrängung und eigentlich kommt da sofort der Gedanke, dass das alte Gedankengut im Untergrund weitergepflegt und weitergehegt wurde.:(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • An "Die geliehene Schuld" musste ich da auch denken. Der Freund meiner Schwägerin war ja bis vor kurzem beim BND und der war da echt empfindlich, als ich versucht habe, ihn darauf anzusprechen. (Ist jetzt in Rente.) Das fand ich schräg und mein Gefühl war da, dass dieses Verdrängen und Totschweigen immer noch funktioniert.

    Dass ganz bewusst Rückkehrer benachteiligt und ausgegrenzt wurden, finde ich noch eine Hausnummer schlimmer. Das ist ja aktive Verdrängung und eigentlich kommt da sofort der Gedanke, dass das alte Gedankengut im Untergrund weitergepflegt und weitergehegt wurde.:(

    Als ich deinen Kommentar eben gelesen habe, habe ich wieder an die Leserunde von "Die geliehene Schuld" erinnert ... 😊 Ich glaube auch, dass dieses Verdrängen und Totschweigen auch immer noch funktioniert.

    Dieses bewusste Ausgrenzen von Rückkehrern hat mich auch entsetzt. Man hat sie zum Teil einfach als Kommunisten diffamiert (die Partei waren ja damals in der BRD das Feindbild und wurde schließlich verboten).

  • Im Hause Liefenstein habe wohl einige bemerkt, was da zwischen Theo und Rita läuft. Edmund bekommt es dann selbst mit und es muss ihm nicht zugetragen werden. Die Stimmung wird zwar kühler, aber er spricht das Thema nicht an.


    Dann kommen sich Elisa und Edmund näher, obwohl er sie anfangs nur zeichnen will. Aber die Gefühle!


    Dann muss Elisa gehen. Das dürfte bestimmt nicht einfach für sie werden. Ich bin gespannt, was ihr widerfahren ist. Ich denke, sie war schwanger. Hat Cosima vielleicht einen Bruder oder eine Schwester?


    Edmund macht sich Sorgen um David. Das ist verständlich und ich hoffe, dass David überlebt.


    Theodor scheint ziemliche Panik zu haben, sonst hätte er die Sachen vom Speicher nicht so schnell entsorgen wollen. Pech für ihn, dass ihm Cosima so schnell auf die Schliche kommt.


    Aber mit seinem Verhalten macht er sich doch nur verdächtig.

    Leo und Cosima treffen sich zufällig wieder. Cosima ist immer noch verletzt und doch warnt sie Leo. Ihre Entscheidung, den Privatdetektiv zu beauftragen, finde ich gut, da sie in der eigenen Familie ja nichts erfährt.

  • Im Hause Liefenstein habe wohl einige bemerkt, was da zwischen Theo und Rita läuft. Edmund bekommt es dann selbst mit und es muss ihm nicht zugetragen werden.

    Ja, und für Edmund ist das eine doppelte Verletzung - von seinem Bruder und seiner Frau verraten zu werden, auch wenn er Rita nicht wirklich liebt.

    Theodor scheint ziemliche Panik zu haben, sonst hätte er die Sachen vom Speicher nicht so schnell entsorgen wollen. Pech für ihn, dass ihm Cosima so schnell auf die Schliche kommt.

    Das hat er in der Tat, weil er selbst nicht weiß, was sich da oben noch so befinden könnte - und Cosimas Misstrauen schürt diese Nacht-und Nebel-Aktion natürlich noch zusätzlich!

    Cosima ist immer noch verletzt und doch warnt sie Leo. Ihre Entscheidung, den Privatdetektiv zu beauftragen, finde ich gut, da sie in der eigenen Familie ja nichts erfährt.

    Cosima spürt hier tatsächlich instinktiv, dass etwas nicht stimmt und hinter alldem eine noch größere Gefahr stecken könnte ...