"Die Erbin" - Seiten 099 - 183

  • Die Geschichte von Elisa und Edmund ist ebenso traurig wie berührend. Die Zuneigung wächst langsam und unmerklich und ist doch zum Scheitern verurteilt - weil er verheiratet ist und weil sie "nur" ein Dienstmädchen ist. Das hat eine große Tragik und das bittersüße gefällt mir natürlich sehr.


    Ebenfalls kommt eindringlich rüber, dass die Nazis die Zügel immer mehr anziehen. Frustrierend ist, dass so viele Wiederspruchslos mitgemacht haben. Mitläufer und solche die Wegschauen, aber eben auch die Gewinnerl, wie die Familie Liefenstein. Auch wenn man es immer wieder liest, immer noch ist es mir ein Grauen, dass die Deutschen das so geschehen haben lassen. Und die Ahnung, dass das auch heute noch ginge, lässt mich nie ganz los.


    Edmund als Retter in der Not - das verbindet natürlich. Und er lässt den Fast-Vergewaltiger versetzen. Das ist für Elisa super. Aber dafür hat sie jetzt einen Bruder, der ein MIttäter ist. :(


    Aus Leo werde ich nicht ganz schlau. Er hat auf jeden Fall etwas am Laufen, sonst gäbe es ja keinen Grund, warum seine Wohnung durchsucht worden wäre. Inzwischen fängt es auch an zu knistern zwischen ihm und Cosima. Das wird ihrem Onkel nicht passen und dem Verlobten natürlich auch nicht.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe gerade erst gesehen, dass du schon im zweiten Abschnitt bist ... :)

    Die Geschichte von Elisa und Edmund ist ebenso traurig wie berührend. Die Zuneigung wächst langsam und unmerklich und ist doch zum Scheitern verurteilt - weil er verheiratet ist und weil sie "nur" ein Dienstmädchen ist.

    Das sind leider wirklich nicht gerade ideale Herausforderung ... und beide wollen das ja deshalb auch erst mal innerlich nicht wirklich zulassen!

    Mitläufer und solche die Wegschauen, aber eben auch die Gewinnerl, wie die Familie Liefenstein. Auch wenn man es immer wieder liest, immer noch ist es mir ein Grauen, dass die Deutschen das so geschehen haben lassen.

    Das geht mit ähnlich. Ich habe mich schon so viel mit dieser Zeit beschäftigt und bin immer wieder so fassungslos. Andererseits habe ich als Autorin noch nie so sehr das Gefühl gehabt, dass die Historie so nah an unserer Gegenwart ist und so viel mit ihr zu tun hat wie heute ...

    Aber dafür hat sie jetzt einen Bruder, der ein MIttäter ist.

    Das ist für Elisa auch furchtbar!

    Inzwischen fängt es auch an zu knistern zwischen ihm und Cosima. Das wird ihrem Onkel nicht passen und dem Verlobten natürlich auch nicht.

    Interessante Überlegung, sag ich da nur!;)

  • Ich hab den restlichen Tag auch mit dem zweiten Abschnitt verbracht und bin regelrecht versunken in die Geschehnisse rund um die Liefensteins. Wobei ich in diesem Abschnitt die Zeitschiene um 1933 ein wenig interessanter fand. Vielleicht, weil so viel passiert ist 1933 bis 1935.


    Dass Henriette Liefenstein ihre Lungenentzündung nicht überlebt hat, war regelrecht erschütternd. Die Szene, in der Theodor nach Hause kommt und von seiner Mutter in den Arm genommen wird, fand ich sehr berührend. Anna Liefenstein hat eine sehr menschliche Seite, das zeigt sich auch darin, dass sie Fredo heimlich Geld zukommen lässt. Auch ich hoffe natürlich, dass er sich an ihren Rat hält und Deutschland wirklich verlässt!


    Die Szene mit den SS-Männern im Scheunenviertel war widerwärtig - und mittendrin plötzlich Elisas Bruder. Das wird später vielleicht auch noch eine Rolle spielen, könnte ich mir vorstellen.


    Edmund ist mir immer noch sehr sympathisch. Besonders, als er Elisa im Haus Vaterland zur Seite steht und sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Er hat sein Herz auf dem rechten Fleck und zeigt sich auch als liebevoller Vater (und Onkel!). Sein Bruder Theodor ist da ganz anders, er scheint sich um seine Kinder nach dem Tod seiner Frau kaum zu kümmern (was sicher auch dem damaligen Rollenbild geschuldet sein dürfte).


    Ausgerechnet Edmund ist es, der den Krieg nicht überlebt. Ob seine beiden Brüder durch den Vater "geschützt" wurden und deswegen nicht an die Front mussten? Anders als diese war Edmund ja auch kein Parteimitglied.


    In den im Jahr 1957 spielenden Szenen habe ich mich gefragt, ob es wirklich so klug ist, Leo Marktgraf so zu vertrauen. Er scheint ja nicht nur Cosimas Stiftung im Blick zu haben, wenn er sich zur Recherche alte Zeitungsartikel kommen lässt. Da steckt mehr dahinter und sein Artikel über die Stiftung ist nur ein Vorwand, einen Fuß in die Tür der Liefensteins zu bekommen. Erich mag wahrscheinlich recht haben, die Pressearbeit der Presseabteilung zu überlassen. Aber das hieße für Cosima, dass wieder andere die Arbeit übernehmen - und sie möchte ja selbst für die Stiftung verantwortlich sein.


    Marktgraf scheint durch irgendwas in ein Wespennest gestochen zu haben. Der Einbruch bei ihm diente wahrscheinlich dazu, irgendwelche Informationen aus seiner Wohnung zu holen. Und wahrscheinlich spielt da die Nähe zu Walter Weber eine große Rolle. Ich bin gespannt, was bei dem noch folgenden Gespräch mit Webers Kompagnon Schneider ans Licht kommen wird.


    Es ist auf jeden Fall äußerst spannend, den Geschehnissen zu folgen (auf allen Zeitebenen ;)). Leider muss ich morgen arbeiten, mal sehen, wann ich dann zum Weiterlesen komme...

  • Aus Leo werde ich nicht ganz schlau. Er hat auf jeden Fall etwas am Laufen, sonst gäbe es ja keinen Grund, warum seine Wohnung durchsucht worden wäre. Inzwischen fängt es auch an zu knistern zwischen ihm und Cosima. Das wird ihrem Onkel nicht passen und dem Verlobten natürlich auch nicht.

    Leo ist aus Liefensteiner Sicher jedenfalls mit Vorsicht zu genießen, so viel ist klar.

    Ein konkretes Knistern habe ich noch nicht wirklich wahrgenommen, aber das kann ja noch deutlicher werden. Wobei Leo ein ganzes Stück älter ist als Cosima. Er sagte, er habe die NS-Zeit als Jugendlicher erlebt, also schätze ich mal, dass er gut 15 Jahre älter als Cosima sein dürfte. Oder täusche ich mich da?


    Ich hoffe allerdings, dass Cosima nicht den gleichen Fehler wie ihr Vater begeht und sich in diese Ehe reinquatschen lässt. Alexander wird, so mein Empfinden, ihre Arbeit mit der Stiftung nicht gutheißen und sie ihr mit Sicherheit verbieten, sobald die beiden verheiratet sind. Da nützt ihr auch der Anteil an der Firma nichts mehr (der ja vermutlich auch vom Ehemann verwaltet werden wird).

  • Ich hab den restlichen Tag auch mit dem zweiten Abschnitt verbracht und bin regelrecht versunken in die Geschehnisse rund um die Liefensteins.

    Wie schön! Das freut mich unheimlich ...😊

    Die Szene, in der Theodor nach Hause kommt und von seiner Mutter in den Arm genommen wird, fand ich sehr berührend.

    Das ist auch einer der wenigen Momente, in dem Theodor seine Gefühle so offen zeigt und nicht versucht, dem harten Männerbild seines Vaters zu entsprechen.

    Die Szene mit den SS-Männern im Scheunenviertel war widerwärtig - und mittendrin plötzlich Elisas Bruder.

    Ich denke, das Schreckliche war damals auch, dass die Politik - die wie ein Riss durch die Gesellschaft ging - auch im Freundes- und Familienkreis Einzug gehalten hat. Für Elisa ist es nicht nur furchtbar, ihren Bruder in der SS-Uniform zu sehen, sondern sie muss auf einmal auch vorsichtig sein, was sie ihm gegenüber sagt.

    Da steckt mehr dahinter und sein Artikel über die Stiftung ist nur ein Vorwand, einen Fuß in die Tür der Liefensteins zu bekommen.

    Kein ganz falscher Gedanke ... Mehr dazu später!


    Es ist auf jeden Fall äußerst spannend, den Geschehnissen zu folgen (auf allen Zeitebenen ).

    Danke dir! Das freut mich!! 😊 Für mich waren diese beiden Ebenen übrigens beim Schreiben auch immer sehr eng verbunden.

  • Mulmiges Gefühl beschleicht mich bei der Vergangenheitshandlung? Weil wir wissen, was in der braunen Zeit geschehen ist? Vielleicht sollte ich das Buch parallel mit einem anderen lesen als Ausgleich?


    Mir gefällt, dass Anna Liefenstein ihr Mädchen Elisa zum früheren Portier Fredo schickt, mit Geld und der dringlichen Aufforderung, das Land zu verlassen. Ob wir erfahren, wie Anna Liefenstein an Bargeld kommt? Denn als Frau mit Personal wird sie eigentlich kein Geld zum Bezahlen benötigen.


    Hoffentlich verlässt Fredo das Reich. Wichtig ist sein Einwand, wegen Grab seiner Frau und der mangelnden Fremdsprachenkenntnisse. Sprache erleichtert Integration und seine Einwände sind verständlich.


    Ob Edmund aus dem Feld Elisa geschrieben hat? Hat er ihn nicht abgeschickt oder was ist derGrund, dass der Brief in seinem Besitz/seiner Jacke steckte?


    Edmund/Elisa schwärmen heimlich voneinander, eine unmögliche Verbindung vor 90 Jahren.


    Edmund kam im Haus Vaterland zur rechten Zeit Elisa zur Hilfe. Gut, dass er seinem Vater davon erzählt und dieser dafür sorgt, dass der SS Grabscher, der Elisa sonst wohl vergewaltigt hätte, aus dem Weg schafft. Seine Freundschaft mit David, der als Jude gilt, ist ein wichtiges Signal. Hoffentlich bleibt das so, bzw. wird David überleben.


    Tragisch ist der frühe Tod von Theodors Frau Henriette, Erich und Ellens Mutter. So fehlt Ellen auch jetzt die Mutter, der es womöglich gelungen wäre, ihre Tochter zum Sprechen zu bewegen, was ihr in den fünf Tagen zugestossen ist.


    Ich vermute, wir nähern uns nun auch einem Unsäglichen in der damaligen Industriegeschichte: Cosima und Leo könnten Zwangsarbeit entdecken, Lebensumstände und der Umgang mit den Menschen aufdecken. Jüdische Betriebe günstig erwerben, dies werden sich Vater und Nachfolger nicht entgehen lassen.


    Ich komme darauf, da Verena Bahlsen, Nachfahrin in der Keksfabrik, vor einigen Jahren unbedachte dumme Bemerkungen gemacht hat, die dazu führten, das dass Unternehmen dann das Thema vergeben hat zur professionellen Recherche.

    https://www.spiegel.de/wirtsch…77-4312-9ae3-02832690a75c

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)



  • Marktgraf scheint durch irgendwas in ein Wespennest gestochen zu haben. Der Einbruch bei ihm diente wahrscheinlich dazu, irgendwelche Informationen aus seiner Wohnung zu holen. Und wahrscheinlich spielt da die Nähe zu Walter Weber eine große Rolle. Ich bin gespannt, was bei dem noch folgenden Gespräch mit Webers Kompagnon Schneider ans Licht kommen wird.

    Wobei Marktgraf ja noch keine Ahnung hat, an was Weber dran war, der hat ja nur schwammige Andeutungen gemacht. Ich befürchte fast, dass das Gespräch mit Webers Kompagnon gar nicht mehr zu Stande kommt und der die nächste Leiche wird.

  • Mir gefällt, dass Anna Liefenstein ihr Mädchen Elisa zum früheren Portier Fredo schickt, mit Geld und der dringlichen Aufforderung, das Land zu verlassen.

    Ja, hier zeigt sich, wie anders Anna Liefenstein im Gegensatz zu ihrem Mann ist - und auch, wie sehr der politisch Riss (.s. oben) mehr und mehr auch selbst durch die Familien geht.

    Ob wir erfahren, wie Anna Liefenstein an Bargeld kommt? Denn als Frau mit Personal wird sie eigentlich kein Geld zum Bezahlen benötigen.

    Anna Liefenstein stammt selbst aus reichen Verhältnissen und hat immer Geld gehabt. Zu dieser Zeit wurde ja fast alles mit Bargeld oder per Scheck und auf Rechnung bezahlt - und wann immer sie rausgeht (z.B. ins Theater, Café etc.), sie Trinkgeld gibt oder sich etwas Persönliches besorgen lässt, bezahlt sie das bar.

    Hoffentlich verlässt Fredo das Reich. Wichtig ist sein Einwand, wegen Grab seiner Frau und der mangelnden Fremdsprachenkenntnisse. Sprache erleichtert Integration und seine Einwände sind verständlich.

    Ja, und zumal es damals auch wirklich nicht so einfach war, mal einfach so in ein anderes Land auszuwandern. Man brauchte immer ein Visum.

    Ich komme darauf, da Verena Bahlsen, Nachfahrin in der Keksfabrik, vor einigen Jahren unbedachte dumme Bemerkungen gemacht hat, die dazu führten, das dass Unternehmen dann das Thema vergeben hat zur professionellen Recherche.

    Unglaublich! Ich habe das damals auch verfolgt und kenne den Artikel auch. Das hat mich ehrlich gesagt auch bei meinen Recherchen besonders nachdenklich und betroffen gemacht, dass auch die nachfolgenden Generationen dieser großen Industriellenfamilie zum großen Teil keinerlei Verantwortungsgefühl für das haben, was damals geschehen ist.

  • Ich habe dann den zweiten Teil auch schon gelesen. Die Zeit nach 1933 ist schon hart zu lesen, auch weil man ja weiß was noch kommt.

    Dass Edmund Elisa vor der Vergewaltigung durch Fritsch bewahren kann ist toll , aber ich befürchte, die Versetzung hilft auch nur temporär.... Solche Leute haben leider die Angewohnheit immer wieder aufzutauchen und Zeit ist ja noch genug dafür.


    Der Riss durch die Familien ist doch heute auch wieder da... Sei es die Migrationspolitik, oder aber die ganzen Verschwörungstheorien, die durch Corona ja auch viele Familien kaputt gemacht haben. Immerhin stehen mittlerweile ein viertel der Deutschen wieder hinter einer Partei, die zwar blau zu sein scheint, aber eindeutig braunes Gedankengut hegt und pflegt. Mir macht das echt Angst. Und Recherchen wie die vom Stern diese Woche zeigen, wie leicht sich scheinbar auch Jugendliche wieder einfangen lassen.


    Ich bin gespannt wie es mit Elisa und Edmund weitergeht. Neben Anna Liefenstein und der Köchin Bertha die einzigen, die mir so richtig sympathisch sind.

    Theo ist für mich sehr ambivalent. Er hat Henriette wohl wirklich sehr geliebt, bei seinen Kindern hält er es aber wie der Vater. Im Gegensatz zu Edmund, der Cosima vergöttert.


    Ausgerechnet Edmund ist es, der den Krieg nicht überlebt. Ob seine beiden Brüder durch den Vater "geschützt" wurden und deswegen nicht an die Front mussten? Anders als diese war Edmund ja auch kein Parteimitglied.

    Edmund hat die Front ja überlebt und ist bei einem "Jagdunfall" gestorben...


    Wobei Leo ein ganzes Stück älter ist als Cosima. Er sagte, er habe die NS-Zeit als Jugendlicher erlebt, also schätze ich mal, dass er gut 15 Jahre älter als Cosima sein dürfte. Oder täusche ich mich da?

    Naja, Cosima dürfte ja wohl in etwa Jahrgang 34 oder 35 sein. Sprich auch sie hat die NS-Zeit als Kind erlebt. Mein Vater ist ja auch so alt, der kann sich durchaus an die Vorkriegszeit erinnern.


    Ich bin mir nicht sicher, ob die Liefensteinreportage nicht einfach auch ne super Gelegenheit ist und die Ermittlungen seines Freundes nur zufällig in die gleiche Richtung gehen. Walter war ja wohl sehr verschwiegen was seine Fälle betraf.

    Mal sehen ob das mit dem Gespräch mit dem Partner noch klappt.

    Warum allerdings bei Leo in die Wohnung eingebrochen wurde? Sieht mir ein wenig unprofessionell aus, da die Einbrecher wohl nicht wussten, dass Leo aktuell dort gar nicht wohnt und daher eventuelle Unterlagen dort auch eher nicht aufzufinden sind.

  • Ich habe dann den zweiten Teil auch schon gelesen. Die Zeit nach 1933 ist schon hart zu lesen, auch weil man ja weiß was noch kommt.

    Das kann ich verstehen. Es war ja auch wirklich eine düstere Zeit ...

    Solche Leute haben leider die Angewohnheit immer wieder aufzutauchen und Zeit ist ja noch genug dafür.

    Ich fürchte, damit könntest du recht haben ...;)

    Der Riss durch die Familien ist doch heute auch wieder da... Sei es die Migrationspolitik, oder aber die ganzen Verschwörungstheorien, die durch Corona ja auch viele Familien kaputt gemacht haben. Immerhin stehen mittlerweile ein viertel der Deutschen wieder hinter einer Partei, die zwar blau zu sein scheint, aber eindeutig braunes Gedankengut hegt und pflegt. Mir macht das echt Angst.

    Ja, absolut, das meinte ich auch ein bisschen damit, als ich weiter oben geschrieben habe, dass die Historie für mich noch nie so nah war und so viel mit der Gegenwart zu tun hatte, wie jetzt. Ich erinnere mich, dass ich, als ich damals "Die verbotenen Zeit" geschrieben habe - ein Roman der zum Teil auch während des "Dritten Reichs" spielt - ich immer den Gedanken hatte, wie weit weg das glücklicherweise alles ist, aber bei diesem Roman habe ich das genau entgegengesetzt empfunden.

    Neben Anna Liefenstein und der Köchin Bertha die einzigen, die mir so richtig sympathisch sind.

    Bertha war von den Nebenfiguren auch einer meiner Lieblingsfiguren. Sie hat sich beim Schreiben so ein bisschen in die Geschichte geschummelt ...

  • Wobei Leo ein ganzes Stück älter ist als Cosima. Er sagte, er habe die NS-Zeit als Jugendlicher erlebt, also schätze ich mal, dass er gut 15 Jahre älter als Cosima sein dürfte. Oder täusche ich mich da?

    Naja, Cosima dürfte ja wohl in etwa Jahrgang 34 oder 35 sein. Sprich auch sie hat die NS-Zeit als Kind erlebt. Mein Vater ist ja auch so alt, der kann sich durchaus an die Vorkriegszeit erinnern.


    Cosima ist im April 1935 geboren. Sie hat also tatsächlich noch Kindheitserinnerung an den Krieg und Leo ist sieben Jahre älter, bei Kriegsende also 16 höchstens 17 Jahre alt.

  • Ausgerechnet Edmund ist es, der den Krieg nicht überlebt. Ob seine beiden Brüder durch den Vater "geschützt" wurden und deswegen nicht an die Front mussten? Anders als diese war Edmund ja auch kein Parteimitglied.

    Die Frage ist für mich, ob es der Krieg an sich war oder eine persönliche Sache. Da bin ich gespannt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich vermute, wir nähern uns nun auch einem Unsäglichen in der damaligen Industriegeschichte: Cosima und Leo könnten Zwangsarbeit entdecken, Lebensumstände und der Umgang mit den Menschen aufdecken. Jüdische Betriebe günstig erwerben, dies werden sich Vater und Nachfolger nicht entgehen lassen.

    Damit rechne ich auch, dass die Reise dahingeht in diesem Buch.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ja, absolut, das meinte ich auch ein bisschen damit, als ich weiter oben geschrieben habe, dass die Historie für mich noch nie so nah war und so viel mit der Gegenwart zu tun hatte, wie jetzt

    Das Gefühl beschleicht mich auch immer wieder, wenn ich die Nachrichten höre und dann so ein Buch lese. Erschreckend finde ich, dass vor allem junge Leute das oft nicht zuordnen und die Ähnlichkeiten nicht sehen, weil sie zu wenig über unsere Vergangenheit wissen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams

    Die Erbin - Claire Winter



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Gefühl beschleicht mich auch immer wieder, wenn ich die Nachrichten höre und dann so ein Buch lese. Erschreckend finde ich, dass vor allem junge Leute das oft nicht zuordnen und die Ähnlichkeiten nicht sehen, weil sie zu wenig über unsere Vergangenheit wissen.

    Ja, es gibt leider eine echte Bildungslücke, was das angeht und die jüngere Generation hat natürlich auch einen viel größeren Abstand zu dem, was damals passiert ist,

  • Meine Mädels sind sich dessen voll bewusst und sind genauso erschrocken wie wir auch, aber ich habe ja auch einen extremen Geschichtsfimmel und die beiden schon auch. In Bayern ist der Besuch eines KZs ja Pflicht auf dem Gymnasium, aber anscheinend beeindruckt es manche kein bisschen in einer ehemaligen Gaskammer zu stehen. Mir läuft es schon bei dem Gedanken daran kalt den Rücken runter. Daher habe ich auch vor drei Jahren als wir in der Nähe von Auschwitz waren auch nicht drauf gedrängt dort hin zu fahren. Ich weiss nicht ob ich das ausgehalten hätte. Ich fand Bergen Belsen schon ganz gruselig. Ich hab an solchen Orten immer das Gefühl das Grauen noch in diesem Ort zu spüren…..

  • Mir geht es da so wie dir und mich nimmt das total mit, an solche Orten zu sein und diese Empfindungen wirken bei mir auch noch lange nach! Ich denke, wenn jemand das gar nicht "beeindruckt", dann fehlt da jeder Bezug, was dort geschehen ist. Und ich frage mich, warum das wohl so ist? Eine Bildungslücke? Fehlende Empathie? Andererseits weiß ich von einem Zeitzeugen, dass die Schüler und Schülerinnen, mit denen er spricht, immer sehr berührt sind und sogar manchmal in Tränen ausbrechen ...

  • Edmund hat die Front ja überlebt und ist bei einem "Jagdunfall" gestorben...

    Stimmt. :bonk Aber das eine kann trotzdem mit dem anderen zusammenhängen. ;) Meine Frage bleibt dennoch die gleiche - wurden seine Brüder aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit und dem Einfluss des Vaters womöglich von einem Kriegseinsatz verschont?


    Naja, Cosima dürfte ja wohl in etwa Jahrgang 34 oder 35 sein. Sprich auch sie hat die NS-Zeit als Kind erlebt. Mein Vater ist ja auch so alt, der kann sich durchaus an die Vorkriegszeit erinnern.

    Da hast du meine Überlegung falsch verstanden. Ich wollte nicht darauf hinaus, dass Cosima sich nicht mehr an die NS-Zeit erinnern könnte. Dass sie Jahrgang 1935 ist, war mir bewusst, und auch, dass sie sich sehr wohl an die Kriegszeit erinnern kann (an einer Stelle wird ja beschrieben, wie sie den Verlust des Vaters erlebt hat). Ich habe Leo allerdings wesentlich älter eingeschätzt und meine Überlegung war (in etwa), dass er für sie deshalb "unattraktiv" sein könnte, weil er aus ihrer Sicht schon ein "alter Mann" ist. ;)

    Leo ist sieben Jahre älter, bei Kriegsende also 16 höchstens 17 Jahre alt.

    Danke für die Aufklärung, ich hab Leos Alter einfach falsch eingeschätzt.

  • Meine Mädels sind sich dessen voll bewusst und sind genauso erschrocken wie wir auch, aber ich habe ja auch einen extremen Geschichtsfimmel und die beiden schon auch. In Bayern ist der Besuch eines KZs ja Pflicht auf dem Gymnasium, aber anscheinend beeindruckt es manche kein bisschen in einer ehemaligen Gaskammer zu stehen. Mir läuft es schon bei dem Gedanken daran kalt den Rücken runter. Daher habe ich auch vor drei Jahren als wir in der Nähe von Auschwitz waren auch nicht drauf gedrängt dort hin zu fahren. Ich weiss nicht ob ich das ausgehalten hätte. Ich fand Bergen Belsen schon ganz gruselig. Ich hab an solchen Orten immer das Gefühl das Grauen noch in diesem Ort zu spüren…..

    EIn KZ habe ich noch nicht besucht. Ich war aber vor gut vier Jahren im Kölner EL-DE-Haus, das ist die ehemalige Kölner Gestapozentrale und heutiges NS-Dokumentationszentrum. Das war ein sehr eindrücklicher Besuch, sehr viel Input. Im Kellergeschoss sind die ehemaligen Gefängniszellen und ich hatte zunächst - das war ganz seltsam - echt Hemmungen oder auch Beklemmung, die zu betreten. Es war erschreckend, die Inschriften, die in den Wänden eingeritzt waren zu lesen und sich vorzustellen, dass in diesen kleinen Zellen bis zu 20 Leute eingepfercht wurden. Fast noch erschreckender war aber, dass die Wahlplakate, die in einem Raum aushingen, fast identisch waren mit denen einer gewissen blauen Partei im Bundeswahlkampf 2021. Der Besuch hing mir noch tagelang nach.