Ich habe eine junge Kollegin, die auf beiden Ohren allmählich taub wird. Ihr wurde jetzt vor nicht ganz einem Jahr im einen Ohr so eine Hörprothese/Implantat eingeplanzt, das außen am Kopf befestigt wird und innen auch irgendwie. Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine. Seitdem übt sie das Hören. Wenn man alleine mit ihr spricht geht es normal. Aber wenn viele Durcheinander reden oder in großen Räumen so ein Lärm und Hall entsteht, dann wird es sehr schwer für sie. Bin dennoch beeindruckt, da sie sonst irgendwann taub wäre. Und in der NDRT-Talkshow war eine Ärztin, die meinte, eigentlich bräuchte kein Kind heute mehr taub sein. Leider gebe es immer noch taube Eltern, die ihren auch taub geborenen Kindern keine Hilfsmittel zum Hören geben wollen, da sie fürchten ihre Kinder dann auf eine Art zu "verlieren".
Ja, mit einem Cochlea-Implantat muss man das Hören auch wieder erst "lernen".
Allerdings haben ja schon wir als "Normalhörende" oft Probleme, uns in einem Raum mit vielen Personen auf eine Unterhaltung zu fokussieren und den Hintergrundpegel irgendwie zu ignorieren.
Wie muss es da erst jemandem ergehen, der da Einschränkungen hat? Mein Vater, der "nur" normale Hörgeräte trägt, hat da auch schon große Probleme damit.
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so ist, dass taub geborene Eltern ihren ebenfalls taub geborenen Kindern Hilfsmittel nicht zukommen lassen, um sie nicht zu verlieren. Ich könnte mir eher vorstellen, dass sie Angst vor Überforderung haben. Mit Taubheit können sie umgehen, die kennen sie selbst. Aber mit Kindern, die hören, kommen wieder ganz andere Anforderungen auf die Eltern zu und das kann einen schon ängstigen.
Ein früherer Kollege von mir und seine Frau waren ohne ihre Hörgeräte beinahe taub, ihre Kinder waren allerdings normal hörend. Das hat schon wieder eine ganz eigene Dynamik, die einen sehr fordert. Auch bei einem Bekannten war die Konstellation so. Da haben die Kinder dann in jungen Jahren eine spezielle Sprachförderung bekommen, damit sie normal sprechen lernen.