Die wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts (Literaturclown Scheck bitte um Aufmerksamkeit)

  • Der Literatur-Clown Denis Scheck hat die 50 „wichtigsten“ Bücher (seiner Ansicht nach) aufgelistet. Nachzulesen im FOCUS Ausgabe 42 vom 10. Oktober 2025.


    Scheck ist übrigens der, der in seinem Größenwahn meint er sei der legitime Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki (MRR). Dabei hat dieser Herr Scheck nicht einmal ein Prozent des Formats von MRR.


    Hier nun die vermeintlich wichigsten Bücher des 21. Jahrhunderts.


    Chimamanda Ngozi Adichie - Americanah

    Margaret Atwood – Der Report der Magd

    Margaret Atwood – Zeuginnen

    Paul Auster – 4 3 2 1 (sehr zu empfehlen)

    Julian Barnes – Vom Ende der Geschichte

    Roberto Bolano – 2666 (sehr zu empfehlen)

    Ted Chiang – Die große Stille

    Emmanuel Carrere - Yoga

    Joan Didion – Das Jahr magischen Denkens

    Annie Ernaux – Die Jahre

    Jenny Erpenbeck – Kairos

    Jeffrey Eugenides – Middlesex (sehr zu empfehlen)

    Percival Everett – James

    Nuruddin Farah – Gekappert

    Elena Ferrante – Neapoltanische Saga

    Jonathan Frantzen – Die Korrekturen

    Cornelia Funke – Tintenwelt-Tetralogie

    Judith Herrmann – Daheim

    Michel Houllebecq – Karte und Gebiet

    Siri Hustvedt – Was ich liebe

    Kazuo Ishiguro – Alles was wir geben mussten

    Hang Kang – Die Vegetariererin

    Daniel Kehlmann – Tyil

    Stephen King – Das Leben und das Schreiben

    Christian Kracht – Eurotrash

    Ursula K. Le Guin – Immer nach Hause

    Hilary Mantel – Tudor-Trilogie

    Cormac McCarthy – Die Straße

    Cixin Liu – Trisolaris – Trilogie

    Terezia Mora – Muna oder die Hälfte des Lebens

    Martin Mosebach – Der Nebelfürst

    Haruki Murakami – Die Ermordung des Commendatore

    Herta Müller – Atemschaukel

    Marie NDiaye – Die Rache ist mein

    Michael Ondaatje – Katzentisch

    Emine Sevgi Özdamar – Ein von Schatten begrenzter Raum

    Orhan Pamuk – Das Museum der Unschuld

    Thomas Pynchon – Gegen den Tag

    Christoph Ransmayr – Atlas eines ängstlichen Mannes

    Ramina Reza – Der Gott des Gemetzels

    J. K. Rowling – Harry Potter Heptalogie

    Philip Roth – Der menschliche Makel

    Salman Rushdie – Joseph Anton. Die Autobiographie

    Marjane Satrapi – Persepolis

    W. G. Sebald – Austerlitz (Sehr zu empfehlen)

    Clemens J. Setz – Indigo (mehr als sehr zu empfehlen)

    ASIN/ISBN: 3518464779


    Zadie Smith – Betrug

    Donna Tartt – Der Diestelfink

    Mario Vargas Llosa – Das Fest des Ziegenbocks

    David Foster Wallace – Unendlicher Spaß

    Julie Zeh – Unterleuten


    Natürlich fehlen da auch Bücher:

    John Irving, Martin Walser, Heinz Strunk, László Krasznahorkai u.a.


    Aber trotzdem kann man zu Zwerg Scheck sagen: Das hat er ganz schön gut gemacht. Trotzdem mag ich ihn nicht.


    Ich hoffe ich habe niemand vergessern – Schreibfehler bitte ich zu entschuldigen. Meine ganz persönlichen Empfehlungen habe ich mit einem kursiven Vermerk versehen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das sind 51 Bücher, nicht 50. Entsprechend vermute ich, dass eigentlich nur Die Zeuginnen gemeint war und Der Report der Magd nur erwähnt wurde, weil es sich um ein Sequel handelt.

    Auch auffällig, dass die Originale zum Teil, zumindest bei Infinite Jest, noch aus dem letzten Jahrtausend stammen, aber das ist eben auch schwierig bei Übersetzungen.
  • Galt der Focus nicht vor Jahren noch als die Bild Zeitung für den Zahnarzt ;)?

    Gemeint ist Denis Scheck, nicht etwa Voltaire .

    Abgesehen vom Entstehungszeitpunkt oder der Anzahl würden mich die Kriterien für die Bücher, die es auf die Schecksche Liste geschafft haben, interessieren.

    Nach Durchsicht und Zählung der Bücher, die ich davon gelesen habe, zehn oder elf dürften es sein, ein paar möchte ich noch lesen, frage ich mich ernsthaft, ob es von Haruki Murakami nicht bessere Bücher als den Commendatore gibt. Ähnlich verhält es sich mit Krachts "Eurotrash" und ob ich Judith Herrmanns "Daheim" und Juli Zehs "Unterleuten" zu den 50 wichtigsten Büchern des 21.Jahrhunderts zählen würde, ich habe da so meine Zweifel.

    Doch wie es sich mit kanonischer Literatur und Listen so verhält, es lässt sich vortrefflich streiten. Unterhaltsam ist die Liste allemal. Danke fürs Teilen, lieber Voltaire !

  • Ich vermute mal, dass der oben genannte Artikel sich auf dieses Buch bezieht:

    Schecks Bestsellerbibel: Schätze und Schund aus 20 Jahren

    ASIN/ISBN: 3492072941

    Ich war letzte Woche bei einer Veranstaltung zu diesem Buch. Darin erklärte er, dass sich seine Liste auf die Bücher bezieht, die er in seiner Sendung "in die Tonne kloppt" oder eben auch nicht.

    Wie gesagt, nur eine Vermutung. Ich habe weder das Buch noch den Artikel gelesen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Diese Listen, auch genau diese spezielle (Das Beste aus dem 21. Jahrhundert), sind ja sehr beliebt. Hatten die New York Times und, ich meine, The Guardian auch schon. Da ist dann ja meistens eine Gruppe von Leuten, die das ermittelt, hier eben nur eine Person. Entsprechend subjektiv ist das vielleicht auch, aber ich denke mal, dass bei den besagten Leuten Kracht, Murakami, Zeh viele gute Bücher eben aus den 90ern stammen. Ja klar, Faserland ist bedeutender als Eurotrash, und bei Murakami gäbe es selbst aus den letzten 25 Jahren noch mehr Konkurrenz, und Karte und Gebiet ist vielleicht auch eine überraschende Auswahl bei Houellebecq. Aber diese Listen sind ja hauptsächlich dazu da, dass es dann Diskussionen über die Titel gibt.

    Natürlich gibt es die objektiv besten Bücher nicht, ich finde hier aber interessant, einmal eine nicht angelsächsisch gefärbte Version, sondern eine mit einer deutschsprachigen Färbung zu sehen.

    Typisch für Scheck ist eben auch sein Faible für SF, Chiang und Le Guin sind halt seine persönlichen Lieblinge, dadurch auch mehr Genre auf der Liste als vielleicht üblich.


    Im Detail finde ich auch ein paar Dinge bei Denis Scheck kritisch, finde aber immer gut, wenn jemand im TV Literatur präsentiert. „Literaturclown“ und „Möchtegern-MRR“ sind natürlich Spitzen und Übertreibungen, die man im Krawallmodus eben gerne mal so macht, die ich aber unangebracht finde.

  • Im Detail finde ich auch ein paar Dinge bei Denis Scheck kritisch, finde aber immer gut, wenn jemand im TV Literatur präsentiert. „Literaturclown“ und „Möchtegern-MRR“ sind natürlich Spitzen und Übertreibungen, die man im Krawallmodus eben gerne mal so macht, die ich aber unangebracht finde.

    Ob du es unangebracht findest wenn ich mich im "Krawallmodus" befinde, ist mir ehrlich gesagt egal. Unangebracht aber ist es, wenn jemand Bücher die er nicht mag verächtlicht macht und sie wie Dreck in eine Mülltonne wirft. Das ist fast schon "Literatur-Faschismus". Scheck ist nur ein Populist, mehr nicht und wird auch nichts anderes mehr werden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Unangebracht aber ist es, wenn jemand Bücher die er nicht mag verächtlicht macht und sie wie Dreck in eine Mülltonne wirft. Das ist fast schon "Literatur-Faschismus". Scheck ist nur ein Populist, mehr nicht und wird auch nichts anderes mehr werden.


    Lass ihn doch. Wir lassen dich doch auch ;)

    Willkürliches Zitat von dir aus einer Rezi: „Seine Lebenszeit kann man wahrlich sinnvoller verbringen als mit diesem Thriller-Flop. Ein Buch für die Mülltonne.“ Super viele „Müll“-Treffer in der Suche bei dir.


    Er tut niemandem weh. Selbst die Bücher, die er in die Tonne wirft, verkaufen sich wahrscheinlich immer noch besser, als hätten er sie gar nicht erwähnt.

  • Diese Listen, auch genau diese spezielle (Das Beste aus dem 21. Jahrhundert), sind ja sehr beliebt. Hatten die New York Times und, ich meine, The Guardian auch schon.

    Und viele andere Zeitungen ebenfalls (e.g. Le Monde). Diese Listen häufen sich zum Jahresende.


    Neu ist seit einigen Jahren, dass sie in Buchform erscheinen. Gestern fand ich in meiner Lieblingsbuchhandlung eine solche Neuerscheinung


    Rainer Moritz - Das Jahr in Büchern. Literaturtipps für jeden Tag

    ASIN/ISBN: 3150115116

    Früher gab es diese Leseempfehlungen in Form eines Kalenders, Abreisskalender häufig.


    Zum Spass habe ich mir rausgeschrieben, welches Buch für diese Tage vorgeschlagen wird:

    15. Oktober: Jugendliebe (Immensee von Theodor Storm)

    16. Oktober: Grönland-Dänemark und zurück (Das Tal der Blumen von Niviaq Korneliussen)

    17. Oktober: Das Massaker (Jedermann von Philip Roth)

    18. Oktober: Omelettkönigin im Ruhestand (Wir werden zusammen alt von Camille de Peretti)

    19. Oktober: Frauenmörder (Der goldene Handschuh von Hans Strunk)

    etc.

  • Danke für Deinen Beitrag, der zeigt, was ich nicht zu formulieren wagte. Zum einen besteht die Literaturwelt nicht nur aus englischsprachiger LIteratur und entsprechenden Listen großer Tageszeitungen aus UK und den Vereinigten Staaten, sondern dass es darüberhinaus so viel mehr zu entdecken gibt, zum anderen verdeutlicht Dein Hinweis auf Rainer Moritz, den ehemaligen Leiter des Hamburger Literaturhauses, dass man vergnüglich Tipps geben kann, ohne den Anspruch auf Gebote zu geben, um in literarischen Kreisen zu bestehen (siehe Scheck und seine "Bibel"). Danke für die obigen Tipps!

  • "Literatur-Faschismus" also, soso. Weil er Fitzek in die Tonne klopft? Ernsthaft? Mit Verlaub, aber aus literarischer Perspektive gehören dessen Bücher dort auch hin - das ist Blutrauscheskapismus in Idiotensprache. Das Missverständnis besteht darin, dass Fitzek wahrscheinlich überhaupt nicht den Anspruch erhebt, gute Romane zu schreiben. Aber ich finde es nicht grundsätzlich falsch, schlechte Bücher wegzuwerfen, gerne auch öffentlich. Vielleicht denkt der oder die eine oder andere aus diesem Anlass mal darüber nach, ob man oder frau nicht was Besseres lesen könnte. Nicht was Schlaueres, aber wenigstens was Besseres.


    Und, ja, auf den meisten dieser Listen sind ein paar "wichtige" Bücher und andere fehlen, aber ist es wirklich nötig, sich irgendwelche Listen reinzuziehen? Was vergleicht man da eigentlich womit?


    Aber irgendwie auch schön, dass Voltaire wieder Energie für den "Krawallmodus" hat (danke, Googol ). Ich bitte allerdings um weniger inflationären Gebrauch der Nazikeule, sonst verliert sie noch mehr von ihrer ohnehin inzwischen stark reduzierten Kraft.


    Im Übrigen hat Denis Scheck nie versucht, in die Fußstapfen von MRR zu treten. Nur, weil das der bislang bekannteste Literaturkritiker hierzulande war, versuchen keineswegs alle Nachfolger, es ihm gleichzutun. Und MRR hat auch eine Menge totalen Blödsinn von sich gegeben, weil er vermutlich irgendwann dem Irrtum erlag, unfehlbar zu sein.

  • Wer Bücher - egal ob gut oder schlecht - in die "Tonne kloppt" hätte sicher auch mit Begeisterung an einer Bücherverbrennung teilgenommen. Nichts anderes macht Scheck. Ein moderner Bücherverbrenner, nur eben ohne Feuer.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • So ein Quatsch. So ein totaler, bodenloser, blöder Quatsch. Täglich werden übrigens hunderttausende Bücher verbrannt, weil sie im Hausmüll landen, denn viele, viele Menschen betrachten Bücher als das, was sie in aller Regel auch sind - Konsumprodukte zur Unterhaltung. Nach der Nutzung werden sie eben entsorgt - verblüffend viele Menschen schmeißen Bücher danach weg (meistens allerdings in die Recyclingtonne, und ich meine, diese symbolische Tonne bei Scheck ist auch eine). Das vorzuziehen, weil sich der Konsum aus qualitativen Gründen einfach nicht lohnen wird, hat absolut nichts mit dem hochsymbolischen Kulturvernichtungsakt zu tun, den die Nazis inszeniert haben.


    Ich beneide Dich, um mal ganz ehrlich zu sein (eine meiner Lieblingsredewendungen), ein wenig um diese Mir-ist-alles-egal-Frechheit, die nur leider manchmal in so tumber Provokation mündet. Das muss ein herrliches Gefühl sein, einfach auf alles zu kacken. Das macht aber nicht richtiger oder klüger, was Du im Rahmen dessen von Dir gibst, bester Jan.

  • Wie megaloman Scheck ist, kann man in folgendem Dialog erfahren:


    https://www.youtube.com/watch?v=68YlT0lIUfs


    Sagenhaft!

    „Sie sind sozusagen der offizielle Nachfolger von MRR. Ein Vergleich, der nicht stimmt ...“

    „Eben“, meint Scheck. „Er war nicht der Beste seiner Zeit.“

    :lache

    Eine gewisse Hybris braucht man aber wohl, um Literaturkritiker zu werden.

    Der Hass, den ihnen viele Autoren entgegenbringen, ist groß, und ihre Bedeutung ist rapide gesunken.

    "Die Insekten stechen nicht aus Bosheit, sondern weil sie auch leben wollen: ebenso unsere Kritiker; sie wollen unser Blut, nicht unseren Schmerz." (Nietzsche)

    Der Vergleich mit Insekten ist ebenso geschmacklos wie umgekehrt der Akt des in-die Tonne-treten von Büchern durch Scheck. Man versetze sich kurz in den Autor eines Romans, der möglicherweise Jahre an einem Werk gearbeitet hat und nun zusehen muss, wie der Typ sein Werk behandelt. Ein übler physischer Akt. Nahezu eine Körperverletzung :grin Wenn Leser sein Werk in die Papiertonne werfen, und das mache ich auch manchmal, sieht er das nicht.

    Bei dem Nietzschezitat fällt mir ein, dass Ranicki mal schwadronierte, dass nach 1832 (Goethe) erst mit Thomas Mann wieder ein Großmeister deutscher Sprache die Bühne betrat. Nietzsche zum Beispiel hat der einfach mal völlig ignoriert. Auch Heine, der bis 1856 lebte.


    Schecks auf ein paar Sätze beschränkte Urteile haben aber oft durchaus Witz und treffen manchmal punktgenau (mir gefiel beispielsweise, dass er Schätzings „Schwarm“ goutierte und entsprechend präsentierte), manchmal aber auch gar nicht, er bleibt eben ein Kritiker unter vielen, und es bleiben subjektive Urteile. Es gibt wohl keinen Roman, zu dem es nicht völlig gegensätzliche Meinungen der Literaturkritik gibt.

    Gestern lief auf 3-Sat „Das Parfüm“, eine brillante Adaption des Geniestreichs von Süsskind. Mir fiel ein, wie Gräfin Dönhoff von der „Zeit“ damals dem Autor Talent bescheinigte (na, das wäre anderenfalls ja auch ein Ding gewesen), aber er (sinngemäß) doch seine Zeit nicht mit so etwas wie der Geschichte eines Mörders verschwenden solle. O Mann!, dachte ich nur, und ich war noch ein halbes Kind. Wie vernagelt Kritiker sind! Kaum riechen die auch nur den Hauch einer Kriminalgeschichte (obwohl es ja gar keine ist), schon ist's für die keine Literatur mehr. Na ja, die strikte Unterteilung in U und E wird ja auch in Deutschland wohl langsam überwunden.

  • Man versetze sich kurz inden Autor eines Romans, der möglicherweise Jahre an einem Werkgearbeitet hat und nun zusehen muss, wie der Typ sein Werk behandelt.

    Wenn man mit seinem Zeug an die Öffentlichkeit geht, muss man mit so etwas rechnen, und man rechnet auch damit. Es ist übrigens sehr viel schmerzhafter, wenn sich Titel, an denen man jahrelang gearbeitet hat, einfach überhaupt nicht verkaufen, wenn sie niemand lesen will, wenn die schmale Erstauflage schon nach einem Jahr makuliert wird, und das geschieht deutlich häufiger, ist in bestimmen Sphären sogar verdammte, bittere Normalität. Wenn Scheck Dein Buch in die Tonne klopft, ist es auf der Bestsellerliste, denn nur mit diesen Büchern macht er das, aus Qualitätsgründen. Ihr verteidigt hier die falschen Leute. Scheck nimmt sich keine armen Künstler vor, die auf schimmligen Speckschwarten kauen, um ein Sättigungsgefühl zu bekommen, und die Kippen einsammeln, um vielleicht Ende des Monats eine rauchen zu können. Bestsellerliste ist alles, was zählt. Und erfahrungsgemäß werden die Tonnenbücher auch noch einmal stärker nachgefragt als die, die Lob abbekommen haben. So war es mit den "schlechten" Büchern bei MRR auch regelmäßig. Und ob jemand mein Buch "schlecht" nennt oder in eine Papiertonne wirft, das macht zumindest für mich keinen Unterschied. Der ich das Urteil übrigens gerne verwende, also die verbale Tonne, für die etwas aus meiner Sicht ist. Und das ist letztlich dasselbe, denn die Tonne hinter Scheck ist auch nur eine symbolische.


    Aber wenn man Lärm macht, muss es irgendwie auch groß sein, oder? ;)

  • Und erfahrungsgemäß werden die Tonnenbücher auch noch einmal stärker nachgefragt als die, die Lob abbekommen haben. So war es mit den "schlechten" Büchern bei MRR auch regelmäßig.

    Dass auch das in-die Tonne-treten verkaufsträchtig ist, liegt auf der Hand, stimmt natürlich, das war auch zu MRR's Zeiten so, richtig, aber dass es sogar verkaufsträchtiger sein soll als eine positive Besprechung, halte ich für einen Scherz.

    Im übrigen glaube ich, dass viele Autoren, die ja, wie du meinst, sowieso schon erfolgreich sind, eher 200 Bücher weniger verkaufen, als sich dieses geschmacklose Ritual anschauen zu müssen.

    Dich würde es wohl nicht stören, andere schon.


    Just for fun: Ich kann mich noch erinnern, wie ein Autor herausbekam, wer ihm da eine schlechte Amazon-Rezension verpasst hatte und den weiten Weg von Edinburgh nach London, glaube ich, zurücklegte, um dem Rezensenten dann eine Plastik-Colaflasche über den Kopf zu ziehen. :lache So eitel können Autoren sein.:lache

    Aber ich glaube, das war ein Selbstverleger oder so, völlig unbekannter Mann.

    Na denn.

  • Leute, die dieses "geschmacklose Ritual" über sich ergehen lassen müssen, sind in aller Regel Leute, die geschmacklose Bücher schreiben, etwa die bluttriefenden, in grausigem Deutsch verfassten Effekthaschereien, die der Fitzek so raushaut, womit er Millionen verdient. Passt schon. Ihr verteidigt hier die falschen gegen einen Guten.

  • Scheck wird ja nicht zufällig die Bestsellerliste für seine Papiertonnen-Nummer ausgewählt haben, das ist das klassische Nach-oben-Treten, das nun einmal eine andere moralische Note hat, als würde man nach unten treten. Insofern kann ich, wie Tom, diesen Beschützerdrang hier nicht so recht verstehen, gibt es doch so viele andere Ungerechtigkeiten in der Welt.


    Ich vermute eher, dass sich in den meisten Fällen die Leser auf den Schlips getreten fühlen, nicht die Autoren selbst. Wie bereits erläutert, einen wirtschaftlichen Schaden werden sie dadurch nicht erfahren, einen psychischen sehr wahrscheinlich auch nicht.


    Nun mag Denis Scheck vielleicht einen plakativeren Stil haben, aber Literaturkritik im Allgemeinen ist wichtig. Deren Bedeutung nimmt jedoch immer mehr ab mit den niedrigeren Auflagen der Feuilletons und dem allgemeinen Trend zur besseren Inhaltsangabe statt zur kritischen Analyse von Texten, manchmal sogar zum Hofieren von Bestsellerautoren in den Feuilletons. Man sehe Caroline Wahl, die interessanterweise von ihrem Publikum härter verrissen wurde als von der insgesamt eher zahmen Literaturkritik.


    Insofern haben Denis Schecks Verrisse im Fernsehen ebenso ihren Platz verdient wie Iris Radischs Verrisse in der Presse und die Voltaires Verrisse hier auf der Büchereule.

  • Ich war bei einer Veranstaltung mit Denis Scheck, bei der er erklärt hat, wie es überhaupt zu der Sendung "Druckfrisch" kam. Die ARD wollte eine Sendung machen mit einer Talkrunde zu Büchern mit prominenten Autoren, z.B. mit Boris Becker, Thomas Gottschalk etc. Da Scheck als Journalist geschätzt wurde von den Programmleitern, wurde er gefragt, ob er die Sendung moderieren wolle. Er gab zu, dass sein Ego enorm gestreichelt wurde, und er eine Chance für eine enorme Reichweite für seine Buchbesprechungen sah. Als er aber hörte, dass er quasi mit Promis statt mit Schriftstellern zu tun haben sollte, lehnte er mehrmals ab.

    Das Angebot ging ihm aber nicht aus dem Kopf, da er sich schon auf einer größeren "Bühne" sah. Er erinnerte sich an ein Essay, das in einer amerikanischen Zeitung abgedruckt war, ich meine es war die Washington Post, weiß es aber nicht mehr. In diesem Essay beschäftigte sich der Autor (auch den Namen weiß ich nicht mehr) mit den 20 meistgelesenen Büchern der Amerikaner, las diese ebenfalls und kommentierte sie mit scharfer Feder. Mit dieser Idee angefüttert, trat er vor die Herren Programmdirektoren und teilte die Idee mit, in 5 Minuten der Sendung die 10 meistgelesenen Bücher der Deutschen zu besprechen. Im Gegenzug wolle er den Rest der Sendung selbst gestalten. Die Herren wollten eine Vorstellung gewinnen und forderten ihn auf, dies vor ihnen zu performen. Er nahm all seinen Mut und sein Hirn zusammen, wie er sagte, und lieferte eine Art Stand-up-Comedy-Performance mit schnittigen Sprüchen zur aktuellen Beststellerliste. Das gefiel den Programmmachern, und er bekam die Sendung. Diese hält sich nun mehr als 20 Jahre.

    Übrigens liest er alle Bücher, die er in die Tonne kloppt. Sehr zu seinem Bedauern, denn da ist manchmal ganz schöner Schund dabei, nach seiner Aussage.


    Ich fand den Abend mit Scheck sehr unterhaltsam und habe großen Respekt vor seiner Leistung. Er selbst vergleicht sich überhaupt nicht mit MRR, zumindest betonte er das an diesem Abend. Ich verfolge die Sendung nicht regelmäßig, daher kann ich nur von diesem Abend berichten.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wahrscheinlich habt ihr recht. Dass er jetzt nur Bücher aus der Bestsellerliste nimmt, wusste ich vor dieser, nennen wir sie mal, Luxus-Diskussion nicht, da ich Scheck nur 1 oder 2x im Jahr sehe.

    Ich glaube mich auch dunkel zu erinnern, dass er Arved Fuchs vorgestellt hat bei Dussmann hier. Ich war vor Ort, weiß aber nicht mehr 100% genau, ob er es auch war. :lache Fuchs ist mir gut in Erinnerung geblieben, er war beeindruckend: ein Abenteurer mit Charisma, auch rhetorisch stark. Wenn Scheck in der Erinnerung völlig verblasste, hat er einen guten Job gemacht, denn es ging ja um Fuchs.

    Vorher sah ich dort irgendwann mal Kasparow. Ex-Schachweltmeister und einer der stärksten Schachspieler aller Zeiten. Und später ein Kämpfer gegen das Putin-Regime. Wie gefährlich das für ihn war, geht aus den Aussagen russischer Rechtsextremisten hervor, die ihn liquidieren sollten, sich aber weigerten.

    Ich schweife ab. Aber ok, Denni ist cool. Das Tonnentreten sei ihm ausnahmsweise mal verziehen, denn man soll ja nicht päpstlicher sein als der Papst. :grin

    Schöne Woche!