'Die Psychoanalytikerin' - Seiten 079 - 161

  • In diesem Abschnitt ist ja einiges passiert. :gruebel


    Über unsere beiden Polizeibeamten erfahren wir mehr Persönliches, das gefällt mir gut, man kann sich so ein besseres Bild von den beiden machen. So lesen wir, dass Karl beinahe 8 Jahre mit seiner Elvira verheiratet war, bevor sie erkrankte und fast vor einem Jahr starb. Er kämpft noch mit seiner Trauer.


    Abel Bernstein hingegen ist nicht besonders religiös, will aber in eine gläubige jüdische Familie einheiraten. Nun steht die Heirat auf der Kippe, als rauskommt, dass er nicht beschnitten ist. Die dazugehörige Szene mit dem Eklat bei der Familienfeier konnte ich mir sehr lebhaft vorstellen. :-)


    Mit Alma Lehmann – Volontärin bei der Zeitschrift von Veras Vater - betritt eine weitere Protagonistin die Bühne. Ich weiß noch nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Sie ist auf der einen Seite eine wandelnde Grenzüberschreitung, auf der anderen scheint sie auch sehr unsicher zu sein. Ihre Rita Kimmkorn-Methoden gefallen nicht nur mir nicht, sie gerät auch gleich mit Vera in eine Konfrontation. Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis der beiden zueinander entwickelt. Sie respektieren einander, auch wenn sie im Moment (noch?) ihre Kämpfe ausfechten. Sie sind in ihren Ansichten sehr unterschiedlich, wobei Vera eher noch die traditionelle Frauenrolle auszufüllen scheint, während Alma mit dieser Rolle sehr klar bricht. Ich habe das Gefühl, die beiden müssen noch ein wenig ihre Reviere abstecken. Mit ihrem Verhalten kann Alma sich persönlich und beruflich schaden.


    Witzig fand ich „Lolli Pop“, Fräulen Kowalczyk, Prostituierte und angeblich Lamottkes Verlobte. Das könnte so stimmen, er könnte aber auch ihr Zuhälter gewesen sein. Immerhin bekommt die Polizei eine Liste von ihr mit vier Freunden Lamottkes.


    Auch Frank Pioch war auf dem Bild. Er gibt an, der fehlende Mann auf dem Bild sei Willi Schuster, angeblich ein feiger Hund und Deserteur. Da ist aber was faul dran. Willi wurde ja wegen der Rettung seiner Kameraden, der „Granatenzwillinge“, ausgezeichnet und befördert. Angeblich wurde er auf dem Foto ausgeschnitten, weil er desertiert ist. Er könnte aber auch verschollen sein – hätte man dann nicht sein Andenken in Ehren halten müssen? Pioch sagt über Braun „er war nicht in der Lage zu tun, was ein Mann tun muss“. Was ist damit gemeint? Was Pioch angeht denke ich, dass er nicht wußte, was Willi letztlich wirklich zugestossen ist.


    Die Story, dass Lamottke auf eine Beförderung hoffte, Willi sie aber wegen der Rettung von Hermann und Erwin bekommen hat, kann durchaus stimmen. Hat er aber wirklich Willi deswegen so extrem zugerichtet und nackt ohne Erkennungsmarke in den Fluss geworfen? Kann bloßer Neid so weit gehen? Ich habe meine Zweifel an dieser Geschichte.


    Mit Hermann Braun hatte Willi nichts zu schaffen, er hasste nur Lamottke. Und jetzt ist Willi verschwunden. :gruebel


    Witzig fand ich den Nachbar von Schusters, den Maler Felix Dix. Cousin von Otto Dix. :-)


    Johanna läßt Alma bei ihrer Begegnung auf dem Revier souverän ins Leere laufen. Auch hier fand ich Almas Verhalten als übergriffig und unprofessionell und dachte mir, sie hat noch viel zu lernen, wenn sie einmal eine erfolgreiche Reporterin werden will.


    Alma fällt auf, dass Vera das erste Mordopfer behandelt hat und auch die Frau des verschwundenen Mannes. Fürchtet sie, die Morde könnten mit Vera zusammenhängen und nicht mit dem Regiment?


    Spannend finde ich weiterhin das Zusammenspiel Vera / Bender. Sie kommt zu ihm mit der Idee, gemeinsam ein Täterprofil zu erstellen, um mögliche weitere Morde zu verhindern. Interessant finde ich auch, wie die beiden Johanna Schuster sehen: Bender hält sie für härter, als sie sich nach außen gibt. Vera hingegen nimmt sie als verunsichert wahr und als Angst habend, sich in ihrer Ehe zu verlieren. Ich tendiere zu Benders Sichtweise.


    Wobei sich natürlich auch leise die Frage stellt: Könnte sie es sein, die Rache nimmt? Willi (und damit indirekt auch sie) hätte ein Motiv gehabt, sich an Lamottke zu rächen. Aber wie passt Hermann Braun in die Szenerie? Vera war von einer Vergewaltigung schwanger, als sie Willi kennenlernte und heiratete. Kann es sein, dass das Hermann Braun war? Aber hätte sie ihn dann nicht erkennen müssen, als er in der Eingangsszene rauchend bei Vera an der Haustüre stand? :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Hmmh, ich fand, vor allem bei dem Gespräch nach der Beerdigung, Vera deutlich übergriffiger als Alma. :gruebel

    Zur guten Reporterin fehlt Alma aber wirklich noch einiges, aber das gesznde Selbstbewusstsein, dass frau fpr den Job mit Sicherheit braucht, hat sue auf jeden Fall schonmal.

    MelanieM


    Gib zu, beim Schreiben der Familienfeier mit dem Eklat wegen "Schnipp-Schnapp" hattest Du sicher auch Spaß. :lache

    Und ich beim Lesen auch. :lache

  • Ich bin bei den drei Frauen immer noch unsicher was ich von ihnen halten soll. Vera ist mir oft zu altklug, Alma zu stürmisch und bei Johanna bin ich mir auch nicht sicher ob sie wirklich so unsicher ist, oder aber was ganz anderes in ihr steckt.


    Bei Vera und Alma habe ich das Gefühl dass sie eigentlich um die Zuneigung von Veras Vater buhlen. Vera ist ja wohl doch ein Papakind und dass der jetzt eine andere junge Frau fördert und sie so fördert wie er früher seine Tochter gefördert hat.


    Die beiden Beamten sind ein gutes Paar, sie ergänzen sich in ihren Methoden. Und scheinbar sind sie eben auch Freunde und nicht nur Kollegen. Die Szene bei Abels Verlobten fand ich wirklich sehr lustig. Aber wahrscheinlich war das auch wirklich nötig um Abel zu zeigen, dass er eigentlich mehr Miriams An- und Aussehen liebt, als ihre Perönlichkeit.

  • Die 2 Polizisten gefallen mir. Sie sind im Beruf engagiert und verstehen sich auch privat.


    Wie die Morde zusammenhängen bin ich ja gespannt. Bei Lamottke gibt es ja Motive, aber der Braun?!

    Ich fürchte Willi lebt auch nicht mehr. Seine Frau Johanna ist mir nach wie vor suspekt. Irgendwie hab ich das Gefühl sie spielt allen die liebende, besorgte Ehefrau nur vor.


    Alma ist meines Erachtens noch ich soweit allein als Reporterin auf die Menschheit losgelassen zu werden. Mal sehen was da noch kommt. Wobei ich Vera zwischendurch auch als sehr anstrengend empfinde.

    Alles in allem gefällt mir das Buch und der Fall ist spannend. Bin gespannt was da noch raus kommt.


    Hab grad leider nicht so viel Lesezeit wie ich gerne hätte, die "staade" Zeit lässt grüßen. Ich hoffe aufs Wochenende.

  • Es gefällt mir sehr gut, wie wir beim Lesen die Figuren immer besser kennenlernen - gerade auch was die beiden Kriminalbeamten betrifft. So sind sie nicht so anonyme Ermittler, die wir nebenbei begleiten.


    Die drei Damen finde ich durchweg interessant gezeichnet. Jede hat ihre Ecken und Kanten, wobei Johanna am Undurchsichtigsten ist.


    Bei Alma geht es mir einerseits ähnlich, wie euch allen. Trotzdem mag ich sie auch gerade wenn sie Mal übers Ziel hinaus schießt. Vermutlich hätte ich selbst gern ein bisschen was von Ihrer Frechheit. :zwinker

  • Alma finde ich sehr unkonventionell und Vera ziemlich konventionell.

    Alma mag ich.


    Lolli Pop finde ich großartig den Namen...:lache


    Abel tut mir leid und ich bin gespannt wohin seine Reise geht.



    Entschuldigung das ich so langsam bin aber das echte Leben hat mich gerade so voll im Griff :cry

  • :knuddel1

    Mach dir keinen Kopf - wir sind doch auch noch hier... :wave

  • Mittlerweile bin ich viel weiter, weil ich h dachte die Seite 178....:rolleyes


    Also ich denke das die Schuster etwas zu verbergen hat. Eine Sympathieträgerin ist sie nicht.


    Vera wird ruhiger was ihre Psychoanalytischen Fähigkeiten angeht, was sie mir sympathischer macht.


    Tja und Alma kleines Mädchen welches hoch hinaus will.


    Die Story find ich auch ganz gut und ich frag mich ob man mit so einem entstellten Gesicht leben kann?

  • Ich habe vor bestimmt 30 Jahren (oder gar noch mehr...) ein Buch aus dem 2001 Verlag in die Finger bekommen. Es hieß "Gesichter des Krieges" oder so ähnlich und war ein Fotoband über die Opfer des ersten Weltkrieges.


    Das war ganz harter Tobak, der mich noch lange verfolgt hat.


    Zum einen waren darin ganz viele Aufnahmen von sehr jungen Männern, die den Krieg zwar überlebt haben, aber deren Seelen gebrochen waren - was man den Bildern sehr deutlich ansah. Und zum anderen waren darin sehr viele Fotos von Kriegsverletzten: Männer ohne Arme, ohne Beine, ohne Gesicht oder gar noch alles in Kombination.


    Ich habe mich damals schon gefragt, wie man so etwas überleben kann - und wie man so weiterleben kann: essen, atmen, sprechen... leben! ;( Das war eines der ganz wenigen Bücher von denen ich wünschte, sie wären mir nie in die Hände gefallen und zugleich eines der Bücher, die so mancher kriegstreiberische Politiker in die Hände bekommen sollte. :cry

    Lieben Gruß,


    Batcat batsmile.gif


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Der erste, der darüber schrieb, war Ernst Friedrich, der ein Anti-Kriegs-Museum hatte. Ich habe ihn in Hafenschwester 3 auf auftreten lassen. Sein Enkel hat das zufällig gelesen, war so beeindruckt, wie ich seinen Großvater dargestellt hatte, dass er mich persönlich kennenlernen wollte. Er fragte mich dann, ob ich nicht auch eine Biografie über seinen Großvater schreiben könnte. Ich hatte leider keine Kapzitäten, weil ich schon so viele anderen Aufträge hatte, aber erzählte es meinem Agenten, der dann jemand anders fand, der die Biografie geschrieben hat, was mich sehr freute. Das Buch mit den Bildern heißt "Krieg dem Kriege" und ist in den 1920ern erschienen.