Christian Kracht - Faserland

  • Christian Kracht - Pop-Literat, auf der gleichen Stufe stehend wie Benjamin von Stuckrad-Barre, schrieb mit "Faserland" sein Debüt auf dem deutschen Literaturmarkt.


    Er erzählt (seine) die Geschichte einmal quer durch Deutschland, angefangen im hohen Norden (Sylt) reicht seine Reis bis in den tiefen Süden (Bodensee), wobei er von Partys und Bars, vom "Kotzen mit Stil" von der Schönheit der Leere und dem Unerwarteten schreibt. Kracht erzählt mit einem leichten Ton, von dem man gleich zu Beginn des Buches gefesselt ist, beschreibt er die mitreißende Geschichte einer Jugend, einfühlsam, schnoddrig, scharfsinnig, unterhaltsam - einfach nur gut.


    Zu Beginn zitiert er Samuel Beckett: "Vielleicht hat es begonnen. Du denkst, du ruhst dich einfach aus, weil man dann besser handeln kann, wenn es soweit ist, aber ohne jeden Grund, und schon findest du dich machtlos, überhaupt je wieder etwas tun zu können. Spielt keine Rolle, wie es passiert ist." - gefolgt von einer Einladung an uns sein Reisebegleiter zu sein.

  • Ich hab's vor ca. fünf Jahren gelesen und kann mich erinnern, dass ich es leicht zu lesen und ganz unterhaltsam fand. Sehr nachhaltig war der Stoff allerdings nicht, denn ich weiß von der Handlung nur noch, dass sie von einem sehr unmotivierten Hauptdarsteller bestimmt war, der ziellos durch Deutschland reiste und dabei von Szene-Party zu Szene-Party tingelte.


    Einige Zeit später habe ich in einem Buch von Benjamin Stuckrad-Barre (war's Solo-Album?) von einer Begegnung mit Faserland-Autor Christian Kracht gelesen, im Rahmen einer Lesung oder einem sonstigen Projekt. Es waren ziemlich viel Drogen im Spiel und ich fand das Auftreten von Kracht so abstoßend, dass ich vermute, der "Faserland"-Hauptdarsteller hat sehr viel mit der Person des Autors zu tun...


    LG, die Waldfee

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Wie kann ich den Krachts Stil mit Stuckrad- Barres Stil vergleichen?
    Wie hab ich mir den vorzustellen? Lilli vielleicht?


    Eindeutig - Stuckrad-Barre-Stil...

  • Dieser sehr kurze Roman um einen namenlosen, gut situierten jungen Mann, der von Nord nach Süd durch die Republik (und schließlich in die Schweiz) reist, saufend, rauchend und Drogen konsumierend, hat vor ein paar Jahren einen Meilenstein der so genannten "Popliteratur" markiert. Krachts unprätentiöse, genau beobachtende, lakonisch-distanzierte Erzählweise, diese Oberflächlichkeit, die in vielem an Ellis' "American Psycho" erinnert, ohne eine vergleichbare Brutalität aufzufahren, dieses Zurkenntnisnehmen, das Nichtdabeisein, all das markiert auf durchaus lesenswerte, manchmal erschreckende, häufig entlarvende, vor allem aber sehr nebensächliche Art den Zustand einer Gruppe und damit der Gesellschaft, in der sie sich befindet.
    Natürlich könnte man "Faserland" auch anders lesen. Da ist jemand, für den Geld keine Rolle spielt, der Trends mitnimmt, ohne ihnen groß Bedeutung beizumessen, der keine Freundschaften kennt und Sozialverhalten irgendwie auch nicht, der sich zudröhnt und das Vergessen schon mit einplant, wenn Erlebnisse anstehen. Auf Bekannte ist leichter verzichtet, als auf die Zigarette danach, aber auch die verglimmt irgendwann. So ist das Leben. Ist so das Leben? Das Leben ist so.

  • Ein arroganter Schnösel ist der Erzähler schon, dazu recht hinterhältig und gemein. Doch die Geschichten über die Parties, durch die er im Lauf des Buches schwankt und die immer heftiger werden, sind toll erzählt, zu keiner Zeit langweilig und wirken stets authentisch. Dazu gibt es einige gute Film- und Musiktipps.

  • Man müsse es lesen, es sei ein Kultbuch, sagte mir jemand. Irgendwann einmal. Vor kurzem lobten es Kulturschaffende oder solche, die sich dafür halten, in der FAS: in höchsten Tönen.


    Schreiben kann der Kracht, keine Frage. Allein, ihm fehlte ein Thema. Es sei denn, Saufen, Rauchen und Drogen nehmen wären eines Themas würdig.


    Es ist ein Buch über Nichtigkeiten: Ein nichtswürdiger junger Mann reist durch Deutschland, tut unwürdige Dinge und trifft nichtsnutzige Menschen. Es geht um die infantile Ästhetik des Sich-Verschwendens. Das ist zu wenig, viel zu wenig.

  • Ich hab das Buch letzten Sommer am Strand gelesen und fand es ganz wunderbar unterhaltsam. Hat mich in vielem an "The Catcher in the Rye" von Salinger erinnert, dieses ziellose Umherwandern des Hauptcharakters, und vor allem die so treffenden Beobachtungen von der Umwelt, ohne sich selber wirklich als Teil dieser zu betrachten.
    Natürlich hat das Buch keinen richtigen Spannungsbogen, aber ich habe einige viele neue Lieblingssätze gefunden.