Schreibwettbewerb November 2006 - Kommentare

  • Waldlaeufer : Wobei ich natürlich zugeben muß, daß ich Storys bei der Punktevergabe, wenn sie mir sprachlich absolut nicht zusagen und ich schon bei den ersten zwei, drei Sätzen absolut ins Stolpern gerate, gegebenenfalls ab der Mitte auch nur noch überfliege. Nicht immer, aber manchmal. Eine technisch chancenlose Story muß ich nicht zuende lesen, es sei denn, ich schreibe Kommentare zu den Geschichten.

  • Ich finde es sehr interessant, dass diesmal einige Geschichten nicht auf Anhieb von allen verstanden wurden. Umgekehrt wäre es aber wohl fahrlässig, daraus zu schließen, dass, wären sie auf Anhieb begriffen worden, sie automatisch die Siegerstories geworden wären.


    Wie unterschiedlich auch die verstandenen Geschichten eingeordnet wurden, zeigen Punktvergabe und Kommentierung deutlich. Selbst die sogenannten Profis sind sich ja in der Wertung alles andere als einig. Und was dann für den einen Fingerübungen sind, empfinden andere als wunderbar mit starken Bildern, der eine wird gequält durch unlesbare Leserfoltersätze, die andere betrachtet gerade diese als Sprachkunst und liebt es, sie zu entknoten, für den einen floppt der gequirlte Käse, der andere folgt gerne dieser schwebenden Sprache.


    Genau darin liegt für mich der Reiz dieses Schreibspiels. Und auch hier mag es objektivierbare Bewertungskriterien geben, letztendlich bestimmt der individuelle Geschmack das Ergebnis, und so ist dann eben auch das Ergebnis Geschmackssache ;-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Tom
    Ging es anderen auch wie Eny, daß sie bei "Das Ende der Welt" nicht (sofort) verstanden haben, daß das Problem darin besteht, daß es kein weibliches Wesen mehr auf der Welt gibt? :wow


    Ja. Ich hatte den Titel der Geschichte nicht wörtlich genommen, sondern im übertragenen Sinne gesehen und muss zugeben, ich dachte, es handelte sich um eine Obdachlosen-Geschichte.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Also das Ende der Welt war ~ subtil. Klar. Und weiter?
    Wäre es das nicht gewesen, wäre die Geschichte platt wie ´ne Flunder und meines Ermessens nach auch uninteressant.


    Genau das meinte ich damit, dass der Plot mich nicht sofort begeistert hat. Ich habe die Geschichte einfach nicht verstanden, obwohl ich sonst ganz gut zwischen den Zeilen lesen kann, und obwohl ich die Geschichten sehr genau gelesen habe... Mir fehlte einfach der entscheidende Hinweis darauf, dass es sich um eine Endzeitgeschichte handelt.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer


    [ät Waldfee – das Tatmotiv? Schamlose Begierde, Leidenschaft, Triebe, Hormone, Errrotik – hier ging es um Sex, nacktes Fleisch und äh *piep*, kurz: Das erste Mahaaaal.
    ]


    Oh, Mann, diesmal habe ich ja mächtig auf dem Schlauch gestanden... allmählich wirds peinlich. :grin Na klar, jetzt erschließt sich mir die Geschichte auch. Hätte ich aber trotzdem nicht unter den ersten drei gesehen.

  • churchill : Es liegt in der Natur der Sache, daß (die) Geschichten ganz unterschiedlich bewertet und offenbar auch aufgefaßt werden, weil die Leser ganz unterschiedlich sind und sehr verschiedene Kriterien ansetzen. Was für den einen ein dramatischer Fehler oder wenigstens ein Don't (im weitesten Sinne und natürlich nicht objektiv) ist, wird vom anderen hoch anerkannt, etwa die Formulierungen in "Losgelöst", beispielsweise. Der eine Leser nimmt Geschichten sehr direkt wahr und erwartet, sie quasi kontextfrei verstehen zu können, der andere macht sich so seine Gedanken und interpretiert. Und dieses Interpretieren kann auch noch ganz unterschiedlich ausfallen, wie bei "Das Ende der Welt" geschehen. Wie gesagt, das liegt in der Natur der Sache; Gebrauchsanleitungen zu den Storys werden ja nicht mitgeliefert, und auch keine Erklärungen der Kategorie "So haben ich diesen und jenen Satz gemeint, darum habe ich diese und jene Formulierung benutzt". Und auch die Bewertung von Sprachmelodie und -fluß, von stilistischer Ästhetik usw. ist eine höchstsubjektive Angelegenheit. Tja, und dann gibt es sogar Leute, die Storys wie "Ohne Namen" noch etwas abgewinnen können, was m.E. nur möglich ist, wenn man sich sehr weit zurücklehnt und schlicht den Umstand wertet, daß überhaupt etwas geschrieben wurde. ;-)

  • Natürlich nicht ... Von "müssen" kann gar keine Rede sein. Selbstverständlich weise ich darauf hin, dass die Tür zu diesem Club immer weit offen steht ;-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von Tom
    Ging es anderen auch wie Eny, daß sie bei "Das Ende der Welt" nicht (sofort) verstanden haben, daß das Problem darin besteht, daß es kein weibliches Wesen mehr auf der Welt gibt? :wow



    Vielleicht weil es eher das Ende der Menschheit als das Ende der Welt wäre, wenn die Menschen sich nicht mehr fortpflanzen könnten. :gruebel

  • Uff. Jetzt aber flugs. Also. Kurzkommentare, diesmal.
    Nur noch schnell der Hinweis, dass ich es prima finde, wieviele unterschiedliche Möglichkeiten gefunden wurden, das Thema Ein Mädchen umzusetzen.


    Das Mädchen
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Die Atmosphäre wird durchgehalten und scheint mir durchaus dicht.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Die Dichtheit der Atmosphäre wird meiner Meinung nach mit zuviel Klischees erkauft.


    Mein Fazit
    Die Geschichte konnte mich packen, aber nicht halten.


    Eine kleine Gefälligkeit
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Das Winterbild freut mich mit seinen vielen liebevollen Details. Die Idee, die Lesenden erst einmal auf die falsche Fährte zu locken, finde ich gar nicht schlecht.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Ein bisschen schludrig gearbeitet scheint mir die Szene trotzdem. Es ist arg kalt, schneit – und der als reich geschilderte Mann ist nur mit Schal und Anzug unterwegs, aber ohne Mantel oder Mütze?


    Mein Fazit
    Bei mir hat es jedenfalls nicht funktioniert, dass ich an Prostitution oder so etwas dachte. Den Reinen ist eben alles rein. *flööööt*


    Losgelöst
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Auch hier kann ich gut in die Atmosphäre eintauchen. Und dieses Angezogensein aus der Ferne, ohne Traute, näherzukommen, das kenne ich gut.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Sprachlich finde ich den Text an manchen Stellen einfach ein bisschen ungeschickt. Als Beispiel mag hier genügen: Menschliche Körper und leere Flaschen waren ringsum verteilt (…)


    Mein Fazit
    Im Ansatz hat mich dieser Beitrag weitaus mehr überzeugt als in der Ausführung. Aber er hat durchaus etwas, finde ich.


    Das Ende der Welt
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Endzeitstimmung von vorn bis hinten – sonst nicht mein Fall, aber hier fand ich sie überzeugend. Ich mochte auch die konsequente Verweigerung dem Thema gegenüber: nicht Ein Mädchen, sondern eben keines.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Mir fällt nicht so recht etwas ein, das mehr als Maulerei wäre. Andere Texte haben mich eben noch mehr überzeugt.


    Mein Fazit
    Ein Punkt. Und die Entscheidung war denkbar knapp, im letzten Moment hatten die Zwei Sekunden wegen ihres selbstironischen Tonfalls dann doch mehr Effekt.


    Eileen
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Die Zärtlichkeit, mit der die Figuren gezeichnet werden.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Dass er nicht von mir ist, stört mich weniger als dass mir der Text so ein bisschen ein «Irgendwie» ist. Er hat in meinen Augen sehr großes Potential, aber ich weiß nicht so recht wofür.


    Mein Fazit
    Drei Punkte. Und der Entschluss stand bereits während des ersten Lesens fest.


    Weil ich ein Mädchen bin
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Die Konsequenz, mit der dieser nervige Popsong zum Mittelpunkt wird.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Auch so ein «Irgendwie»-Text. Ich frage mich dann doch, was er soll. Der Schlussgag geht ein bisschen unter.


    Mein Fazit
    Ich mochte den Song. Den Text auch. Aber Favorit war schon Eileen. Liegt es daran, dass ich Dexy’s Midnight Runners mal live gehört habe? Come on!


    Zwei Sekunden
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Die leise Selbstironie, die mich für manche kitschige Formulierung entschädigt.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Ich habe da ein paar Plausibilitätseinwände, aber weiß nicht, ob die eher etwas mit meiner Sozialisation als mit dem Text zu tun haben.


    Mein Fazit
    Zwei Punkte. Haarscharf vorbeigezogen, in letzter Sekunde. Aber eindeutig nicht in der gleichen Riege wie Eileen. Macht ja nüscht.


    Ohne Namen
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Die Idee hat etwas. Und ich assoziierte beim Titel kein Schwächeln dem Thema gegenüber, sondern automatisch, dass die Kinderleiche eben ohne Namen beigesetzt werden muss.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Die Umsetzung der Grundidee ist mir zu stichwortartig geraten. Da scheint mir eine Menge auf der Strecke geblieben zu sein.


    Mein Fazit
    Wenn anderen ein Missbehagen am Schlagertitel für das Ablehnen eines Textes reicht, darf ich dann meine Abneigung gegen die Farbe Lila …? Nein? Okay, dann hat mir die Geschichte einfach so nicht gereicht.


    Holy Shit
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Ja, warum nicht einmal Mut zu einem alten Scherz?


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Warum eine Lordschaft, warum dieser Titel? Sollte – angesichts des Titels – der/die Verfassende dieses Textes etwa eine lustige Zigarette geraucht haben? Spaß beiseite: Die Ausführung fand ich schlicht ein bisschen schlampig.


    Mein Fazit
    Ein alter Scherz, eine schlamperte Umsetzung. Das reicht bei mir in der Kombination einfach nicht für Punkte. Macht ja aber nix.


    Schlagerparade
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Netter Einfall.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Ja, netter Einfall. Aber das reichte mir diesmal einfach nicht.


    Mein Fazit
    Hat mich einfach nicht überzeugen können. Vielleicht zuwenig gehaltvoll, das Ganze? Der Eindruck mag durch die schweren Schicksale ringsum verstärkt worden sein. Oder die Umsetzung war schlicht und einfach nicht mein Geschmack. Gibt es ja.


    Bienchen
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt

    Interessante Idee, dieser schwelende Familienkonflikt.


    Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt
    Ich fand mich nicht so richtig durch die Geschichte und habe gleich mehrfach den Faden verloren. Die Art des Erzählens machte mir das auch nicht wirklich zur Freude, mich dann wieder hineinzufinden.


    Mein Fazit
    Kurz gesagt: Es ist mir zu anstrengend erzählt.


    Der Tod eines Mädchens
    Was mir an diesem Beitrag gut gefällt – Was mir an diesem Beitrag nicht so gut gefällt – Mein Fazit

    Hier kann ich nur melden, dass ich bei diesem Text komplett versagt habe. Ich habe die Idee, die dahintersteht, erst durch die Kommentare verstanden. Und weil das so ist, klamüsere ich auch nicht im Nachhinein auseinander, was mir mehr und was mir weniger zusagt.


    * * *


    Ich bin gespannt auf das neue Thema!


    Grüssli, blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Ziemlich gute Sache dieser Schreibwettbewerb.
    Er hat mir, trotz der Erkenntnis, dass mich mal wieder keiner versteht (damit habe ich allerdings im Lauf meiner Ehe gelernt zu leben) , Spaß gemacht
    Meine schlimmste Befürchtung, nämlich die völlig ignoriert zu werden, hat sich nicht bewahrheitet, stattdessen immerhin 9 Punkte!!! für meine erste Kurzgeschichte seit 100 Jahren. *tusch*
    Danke an die Verrückten, die meine Geschichte mochten. I love you! :lache


    Kurz noch einen Dank an:
    Waldläufer
    Für den hilfreichen Kommentar - 3 Punkte
    churchill
    Für seine witzigen Reimchen - 2 Punkte
    Tom
    weil er ,trotz Unverständnis und Aversion gegen mein Geschreibsel, ein wenig seiner kostbaren Denkzeit für mich geopfert hat - 1 Punkt

  • Tom : Leider muss ich Dich enttäuschen: Ich mag Schlager nicht besonders, das erste Lied was mir zum Thema "ein Mädchen" einfiel war... "ein Mädchen steht im Walde,..." Und dann natürlich "weil ich ein Mädchen bin". Als aber dann meine Idee immer mehr Gestalt annahm, habe ich im Internet nach Schlagertiteln gesucht, die dazu gepasst haben. Mir fielen nämlich - da ich auf Pop und Country&Western-Musik stehe - nicht gerade viele ein. :-(


    @alle: Ist schon komisch, aber auf die Idee mit dem Missbrauch bin ich gar nicht gekommen. Der Titel "17 Jahr, blondes Haar" war einer der wenigen Schlagertitel, die mir selber einfielen und er passte irgendwie - nur die 17 störten. Deshalb schrieb ich das, was ich geschrieben habe. Keine Entschuldigung - nur eine Feststellung.


    LG, Inge :wave

    Veröffentlichungen in den Anthologien: Schmökerbären-Abenteuergeschichten; Die spannensten Schmökerbären-Abenteuergeschichten; Mein Hund und ich; Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 14, 15 und 16; Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Band 3 und 4; Mein Pferd und ich; Blitzgeschichten und Donnerreime; 7. und 8. Bubenreuther Literaturwettbewerb; Wie aus dem Ei gepellt - Band 8 und 9; Bittersüße Wirklichkeit; Das Rad der Zeit, Mein Tier und ich

  • So. Auf die Gefahr hin, jemand zu geleidigen oder vielleicht gar zu entzücken:
    Welchen Text hättet Ihr wem "nie" zugetraut, welcher AutorInnEnname überrascht Euch, wo wurden Eure Vermutungen bestätigt?


    Ich oute mich gleich mal als Stilbanause. Bei "Eileen" hatte ich eine vage Vermutung, die sich auch bestätigte, ohne dass ich sie wie Tom beispielsweise am Essen (etc.) "festmachen" konnte. Und sonst so? Vielleicht beschäftige ich mich doch zuwenig mit den "Selbstschreiberunterforenfreds". Ansonsten hatte ich keine Vermutungen. Und Ihr?

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Jo, bei dir, Blaustrumpf, hätte ich nie gedacht, dass "Weil ich ein Mädchen bin" von dir ist. Das erschien mir für dich einfach zu seicht. Und bei "Holy Shit!" hätte ich niemals auf Wilma getippt - eher noch auf den Doc.


    Bei Sinela lag ich richtig, und bei Nudelsuppe und Churchill ebenso. Tom hat sich ja quasi selbst geoutet. Ihn hätte ich aber hinter dem "Ende der Welt" nicht vermutet.