Ist Grammatik nicht mehr in?

  • Zitat

    Original von Momo
    Was mich letzte Woche wirklich vom Hocker gehauen hat, war eine sogenannte "Bäckereifachverkäuferin", die mich fragte: "Möchten Sie das Brot geschneidet?"


    Jo. Hier der erste der zwei zitierten Sätze in diesem Fred. (Passt Fred grammatikalisch???)


    Dass die gute Tante einen Grammatikfehler gemacht hat, das ist in meinen Augen höchst verzeihlich. Nicht jede Bäckereifachverkäuferin hat auch Abitur. Von der guten Frau erwarte ich kein geschliffenes Deutsch sondern dass sie mir dagen kann, welches Brot wie schmeckt bzw was enthält. (Von einem Deutschlehrer erwarte ich das Gegenteil... ;-) )


    Seh es doch nicht so verbissen, Nicht jeder kann alles. Sicher hat diese Frau auch ihre Qualitäten, bei denen es bei Dir aussetzt. (Nur mal so als Denkanstoß...)

  • Zitat

    Original von Tom
    Man muß schon unterscheiden, ob es regionale Skurrilitäten gibt ("Ich hätte gerne ein Cola", sagen zum Beispiel die Österreicher.) oder ob Sprache mißbraucht wird, weil sich die Nutzer keine Gedanken (mehr) machen. Naturgemäß nervt mich das bei Schriftsprache am meisten, und ich bin ein glühender Currywurstbudenapostrophhasser (CD's usw.).


    bonnie : Ausgerechnet zu diesem Thema einen so fehlerverseuchten Beitrag zu schreiben, das ist echt mutig. ;-)


    Hier meine angedrohte zweite zitatenthaltende Sülze zum Fred...


    Tom, ich bin gebürtiger Deutscher in Österreich und stelle fest, dass die österreichische Ausgabe der deutschen Sprache durchaus auch Vorteile bringt. Der von Dir zitierte Satz entspricht nicht wirklich Deinen grammatikalischen Idealvorstellungen. Dir als Berliner glaube ich das sofort. Aber gehe doch einmal in eine Region südlich des Mains. Seien es Schwaben, Badener, Württemberger, Bayern oder Franken. Da hat es seine eigenen sprachlichen Gesetzmäßigkeiten.


    Ich weiß, wovon ich rede, ich bin in einer der oben genannten Regionen aufgewachsen und habe einige Zeit in einer weiteren der genannten Regionen gelebt. Da hat es zwar nicht immer so ganz den dudenentsprechenden Gebrauch jeder Präposition. Aber auch keine nördlichen Entgleisungen der Grammatik wie »Butter bei die (!!!) Fische« Die letztgenannte Phrase nur eben zum Thema Nord-Süd-Gefälle bezüglich der Grammatik.


    Wenn der Österreicher auch mit der Grammatik des Deutschen nicht immer konform geht, so hat er doch einige praktische Wote kreiert, die eigentlich auch in die deutsche Sprache übergehen könnten. Da ich die nächsten tage nicht oder nur sehr wenig am PC sein werde (habe ja noch andere Hobbies... ;-) ) werde ich um Rückfragen zu umgehen hier ein sehr einfaches, keine Grammatik vergewaltigendes Wort nennen.


    Deutsch (Deutschland)
    Etwas mit der Hand machen
    (fünf Worte, sieben Silben)


    Deutsch (Österreich)
    Etwas händisch machen
    (drei Worte, sechs Silben)


    Fazit: Rein klangmäßig (sobjektiv) und aufwandsmäßig (objektiv) ist die österreiche Ausgabe der deutschen Sprache der deutschen Ausgabe der deutschen Sprache eigentlich überlegen.
    :-)

  • Andererseits liegt eine Schwierigkeit, immer den Beckmesser zu spielen, darin, dass dies gerne auch unhöflich wirkt. Nur manchmal bereitet es leider wirklich Schmerzen. Oder man möchte es den Menschen einfach nur... sagen.


    Wie:
    "Klänge blöd"
    ~ klingt einzeln nämlich blöd - weil es so falsch verwendet ist.
    Es klänge nicht blöd, wenn man eine Bedingung anknüpft.
    Denn "klänge" ist der Konjunktiv II - der Irrealis bzw. die Möglichkeitsform.
    Hier benötigt man z.B. "wenn" oder "falls", um die Bedingung auszudrücken, unter der etwas in der Art möglich ist.


    Allerdings dreht sich auch bei mir grad in Sachen Konjunktiv öfter mal der kopfeigene Brummkreisel ein.


  • Eben, das ist der Fakt. Nicht alle 80 Millionen Deutschen rennen die ganze Zeit rum und überlegen, ob sie jetzt eben einen Irrealis oder einen Konjunktiv II verwenden. Ihr Abiturienten und Germanistikstudenten, kommt doch einmal von euerem Irrealis-Ross ;-) runter und stellt fest, dass 99,4% der Menschen nicht auf der Grammatik schlafen sondern reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist!!!


    :bonk :fetch :bonk :fetch :bonk

  • Zitat

    Original von hurz
    Eben, das ist der Fakt. Nicht alle 80 Millionen Deutschen rennen die ganze Zeit rum und überlegen, ob sie jetzt eben einen Irrealis oder einen Konjunktiv II verwenden. Ihr Abiturienten und Germanistikstudenten, kommt doch einmal von euerem Irrealis-Ross ;-) runter und stellt fest, dass 99,4% der Menschen nicht auf der Grammatik schlafen sondern reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist!!!


    :bonk :fetch :bonk :fetch :bonk


    Tut mir leid, dich da enttäuschen zu müssen.
    Aber ich reite ein Pony.
    Ich habe nämlich etwas Höhenangst.


    Hm, kann aber gerne für dich versuchen, es tieferlegen zu lassen.


    Unter der Bedingung, dass du dafür ein bisschen mehr Humor hochkommen lässt.


    Und: Grammatik kann man lernen.
    Das hat mit Germanistik nichts zu tun. Leider.
    Denn, traurig wie es ist, können gerade diese ihre Sprache nur ungenügend.
    Schimpf also lieber auf die Alt-Philologen. :grin

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Unter der Bedingung, dass du dafür ein bisschen mehr Humor hochkommen lässt.


    Hoppala. Das hat man mir hier eigentlich noch nie vorgeworfen. Wollte ich doch einmal statt nur Kokolores abzulassen mal die Meinung schreiben, war das aber auch nicht das Gelbe vom Ei...


    Gute Nacht. Wollte eh Bubu machen. Haue also nicht wegen des Freds hier ab. Schlaft gut.
    :sleep

  • @ Hurz
    Ich verstehe dich nicht ganz....
    Plädierst du nun für eine Verösterreichischung der deutschen Sprache? Für mehr Freiheit im Sprachgebrauch? Für das Abitur der Bäckereifachverkäuferinnen? Oder bist du einfach auch wieder mal nur dagegen?


    Wie gesagt, jeder kann sich mal versprechen, verhaspeln oder einen Satz mit wenig Sinn zusammenbauen.
    Traurig ist es, wenn Menschen, deren Muttersprache das Deutsche ist, nicht in der Lage sind ihre Muttersprache fehlerfrei zu sprechen.


    Komm bei die Mama.
    Der hat mir den Kopf gehauen.
    Tu mir mal ein Eis.
    Ich möchte Anzeige erstattern.
    Der hat mir hinten reingefahren getan.
    Ich kriegte der Kind.
    Geschneidetes Brot..


    Sorry, aber solche Schnitzer sind nicht nur mit mangelnder Bildung zu entschuldigen, sondern stellen ein Desinteresse an der eigenen Sprache dar.
    Mir ist Sprache wichtig und ich versuche mich anderen Menschen gegenüber richtig und korrekt auszudrücken, wenn andere das mir gegenüber nicht tun, dann erachte ich das als eine Respektlosigkeit an mir und an meiner Sprache.


    Um noch schnell auf die Bäckereifachverkäuferin zu kommen, klar sie weiß vermutlich eher wie lange welche Brotsorte im Ofen zu bleiben hat oder wieviel Prozent Weizenmehl mein Toastbrot enthält, allerdings sind dies keine elementaren Dinge. Sprache hingegen ist etwas, daß jeder beherrschen sollte, der verstanden werden will.

  • Ich denke doch, dass "geschnitten" kein so ungewöhnliches und selten benutztes Partizip ist, das nur die Abiturienten und Germanisten zu verwenden pflegen. Und es ist mir bisher auch noch nicht untergekommen, dass "geschneidet" eine hier regional übliche Beschreibung für (Achtung! Evtl. Mundart/Floskel:) "geschnitten Brot" ist. :-)


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Danke! Bevor ich diesen Fred entdeckt habe, war ich echt überzeugt, der einzige Mensch mit Interesse für deutsche Grammatik zu sein.


    Niemand ist perfekt und das wir auch nicht verlangt. Natürlich kann sich jeder mal versprechen oder verschreiben und manchmal weiß man vielleicht nicht, wie etwas richtig heißt, aber eine gewisse Grundkenntnis der Grammatik sollte trotzdem vorhanden sein.


    Wenn in meiner Klasse mal wieder jemand "wegen dem schlechten Wetter" mies drauf ist und ich ihn erstmal darauf hinweise, dass es wegen des Wetters heißt, werd ich meistens komisch angeschaut, weil das nach deren Meinung von einer 16-Jährigen seltsam rüber kommt, wenn sie anderer Leute Grammatikfehler freundlich verbessert. Meine Freunde profitieren meistens davon, wenn ich sie darauf hinweise, dass sie in ihrem Aufsatz einen kleinen Fehler haben. Und es ist ja echt nicht so, dass ich nicht auch gelegentlich mit Fehlern um mich werfe, aber grundsätzlich weiß ich, wie es richtig heißt und mache es meistens so.


    Fazit: Keiner ist perfekt, aber grundsätzlich sollte man seine Muttersprache schon beherrschen.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Junge, du hast Stil.
    :wave


    Machet jut. Gut Nacht.


    :knuddel1


    BJ, ich verstehe im Gegenzug Deine Frage auch nicht.


    Wenn ich mir aber gegen 17:00 den Putzfrauentreff bei mir im Büro so ansehe, wundert mich gar nichts mehr. (Bin nur Zeuge, weil der Putzfrauentreff im selben Rauchereck stattfindet, in dem ich meine Lunge dünge...)


    Treffen sich täglich zwei österreichische und zwei türkische Parkettkosmetikerinnen auf ein Zigarettchen. Die türkischen Damen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Die österreichischen Damen reden dann im (soll nicht negativ gedeutet werden...) Türkenslang zu den anderen. Da heißt es dann aus österreichischem Mund zum Beispiel »Du müssen gehen zu Doktor damit er können heilen Dein Aua.« Da tut mir doch was weh. Wie soll die türkische Mitbewohnerin bitte die deutsche Sprache lernen (incl Grammatik), wenn sie nur so einen Kauderwelsch hört???

  • Zitat

    Original von Sunlight
    Fazit: Keiner ist perfekt, aber grundsätzlich sollte man seine Muttersprache schon beherrschen.


    Das ist das, was mir wichtig ist. Da sich manche Fehler hartnäckig und sehr nachhaltig einprägen, bin ich ein Verfechter des frühen Lernens und versuche meinen Kindern mit viel Witz und Spaß am Lernen die richtige Ausdrucksweise und Grammatik beizubringen. Klappt auch ganz gut und sie sind weniger oft genervt, als man annehmen könnte.


    Ich komme gerade von einer Lehrgangswoche mit Teilnehmern aus allen Teilen Deutschlands zurück und habe die Dialektvielfalt sehr genossen. Regionaltypische Unterschiede sind schon interessant und es ist sehr lustig, die beim abendlichen Glühweintrinken zu diskutieren. :grin


    @hurz:
    Solche Antworten im Türkenslang halte ich für ziemlich herabsetzend. Aber wahrscheinlich empfinden das die Damen ganz anders. :-(

  • Als Österreich noch nicht EU-Land war, beehrte ich die Bezirkshauptmannschaft um meine Daseinsberechtigung, sprich: Aufenthaltserlaubnis verlängern zu lassen.
    Beamter: "Da setzen auf Sessel. Was du haben wollen?"


    Unnötig zu erzählen, dass wir zwei gleich ein Pärchen waren, oder? :fetch

  • Idgie


    Ich hab gefragt, ob er kein Deutsch kann. Und er sagte "Wie? Wieso? Natürlich."
    Ich:" Und warum sprechen Sie dann so komisch?"
    Er: "Weil die Leute, die zu mir kommen alle so reden, "
    Ich: " Aha. Und dann muss man also auch falsches Deutsch reden, sonst denken DIE anderen, Sie wären was Besseres? Oder warum?"
    Er: "Das ist eher eine Angewohnheit"
    Ich: " Die könnten und vor allem SOLLTEN Sie dringend abstellen. Das ist für einen Mann in IHRER Position doch nicht angemessen." :lache


    (Oder so ähnlich... ist ja schon 1992 gewesen... - daher weiss ich den genauen Wortlaut nicht mehr so ganz).

  • *grusel* Ob der wohl zuhause auch ganz in alter Gewohnheit auch mit seiner Frau so gesprochen hat (falls der eine hatte)?


    Ich hatte mal ein ähnliches Erlebnis mit jemand, der mich penetrant in der 3. Person angeredet hat. :fetch Wir hatten uns im weiteren Gesprächsverlauf auch nicht sehr gern.


  • Also entweder ich kenne nur Menschen, die Deutsch können (wenigstens so weit, um solche Fehler nicht zu machen) oder mir fällt so etwas einfach nicht auf.


    Ich hab noch nie jemanden so reden gehört. :-]



    Zitat

    Beamter: "Da setzen auf Sessel. Was du haben wollen?"


    Das ist natürlich ärgerlich, aber irgendwie verständlich.
    Irgendwie ist man doch immer bemüht (zumindest in Österreich) sich der Sprache des Gegenübers anzupassen. So spreche ich auch mit Deutschen automatisch eher Hochdeutsch (na ja, früher...).
    Wenn der Beamte also vorher einige Menschen vor sich hatte, die der dt. Sprache nicht so mächtig waren, dann ist es vielleicht verständlich (wobei ich es natürlich nicht gutheiße).


    edit:
    Oh Sisi, les gerade, dass er eh das mit der Angewohnheit geantwortet hat... :grin Sag ich ja.

  • Ey Leute, tut euch doch nich abfucken, das ist ja so lebsch, dass ihr uns fertig macht, nur weil wir cool sind!



    So in etwa läuft das bei uns in der Schule. Gott sei Dank bin ich verschont geblieben, der Trend liegt eher bei den 13 - 16jährigen. Zumindest nach meiner Ansicht.
    Aber es ist wirklich grauenhaft, da stimme ich euch zu.