Der Pfaffenkönig- Iris Kammerer

  • :yikes Kein pantera? :wow enttäuschend... :nono verbreitere deinen horizont in die seichten teiche leicht plätschernder allumfassender albernheit; es macht, wenn nicht glücklicher, dann zumindest fröhlicher am weltschmerz leidend.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ein Buch über Heinrich Raspe, Landgraf von Thüringen? Nie gehört, klingt eher nicht nach meinem Geschmack… Nichtsdestotrotz werde auch ich neugierig, wenn es zu recht lebhaften Diskussionen um einen Roman kommt.


    Der Prolog ist erfreulicherweise kurz, knapp und aussagekräftig (ich mag keine sich ins bodenlose hinziehende Prologe, die Spannung schaffen sollen, meistens aber nur sterbenslangweilig sind). Heinrich strotzt vor Jugend und Kraft, imponiert – bewusst - seiner „Zieh“schwester Elisabeth mit diesem Verhalten und fällt letztendlich tief... Das macht neugierig auf den weiteren Verlauf. Erst nahm ich an, Heinrich und Elisabeth würden sich verlieben, sich heimlich an verwegenen Orten treffen usw. Das volle Programm der verbotenen Liebe eben. Erfreulicherweise jedoch schlägt die Geschichte eine völlig andere Richtung ein, eine Richtung, die mich überraschte und auch in ihren Bann zog. Heinrichs unerfüllte Liebe schwebt über dem Raum – vor allem über seinem Sterbebett -, wie eine dicke, dunkle und tief hängende Wolke. Reichlich bebildert werden die Szenen geschildert, was mir persönlich sogar manchmal Schwierigkeiten bereitete, da es eine nicht zu verachtende Aufmerksamkeit erfordert, diese einzelnen „Bildchen“ zu einem Ganzen zusammenzufügen.


    Es empfiehlt sich, sich vor dem Lesen eingehender mit der Zeit, der Politik und vor allem den Figuren Heinrich Raspe und dessen Verwandten- und Bekanntenkreis zu beschäftigen. So stößt man innerhalb des Romans nicht auf vorprogrammierte Lesebarrieren wie gleich lautende Namen, wenn von vornherein klar ist, dass sowohl Heinrichs Ehefrau als auch Schwägerin den Namen Elisabeth trugen. Oder auch Konrad, als Magister oder Bruder Heinrichs. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ein Namensverzeichnis in diesem Fall bedeutend weitergeholfen hätte, denn auch mit dem Wissen im Hintergrund ist es nicht immer einfach zwischen den Personen zu differenzieren. Vieles erschließt sich nur aus dem Textzusammenhang.


    Zu den Personen: Elisabeth wirkt zumindest zu Beginn eher einfältig und fanatisch. Es ist mir nicht möglich gewesen, ihre Motive mit ihrem Verhalten in Zusammenhang zu bringen. Dies hat jedoch nichts mit der Sichtweise oder gar dem Stil der Autorin zu tun, sondern lediglich damit, dass mir religiöse Verhaltensweisen grundsätzlich Schwierigkeiten bereiten. So auch im Fall Elisabeth. Es macht mir Angst darüber zu lesen, dass Menschen durch „gesetzte“ Vorbilder/Glaubensrichtungen so sehr von einer gesamten Sache überzeugt werden, dass sie sie nicht mehr hinterfragen, und schlimmer noch, ihr blind folgen und damit auch dem Missbrauch der Sache freien Lauf lassen (ein Thema mit immerwährender Aktualität…). Natürlich heißt man gut, was sie für die Bedürftigen macht, andererseits kann ich nicht gutheißen, dass sie lediglich die konsequente Wahl der Richtung ihres Lebens beschlossen hat, danach jedoch die krasse Haltung „…nach mir die Sintflut“ annimmt. In diesem Punkt jedenfalls, Iris, hast du mich überzeugt, denn ich werde mich definitiv auch noch im Nachgang mit der Figur Elisabeth auseinandersetzen.


    Heinrich war mir auf Anhieb sympathisch. Dabei gibt es nicht wirklich viele Szenen, die ihn, in Bezug auf seinen Charakter, wirklich lebendig wirken lassen. Aber die paar wenigen, die auftauchen (der Prolog mit den Kindheitserinnerungen, das Verhalten gegenüber seiner Mutter bzw. seine Gedanken zu ihrer Person und auch manche Szene, die ihn sehr menschlich darstellt, wie beispielsweise als er zugibt Elisabeth Unrecht getan zu haben), lassen ihn doch sehr menschlich und damit sympathisch erscheinen. Er macht sich viele Gedanken um seine Umwelt und vor allem auch um seine Wirkung auf sein Umfeld. Das scheint mir das ein oder andere Mal schon fast zuviel. Ich gebe zu, hier zeigt sich mein sehr verzerrtes Bild eines „typischen“ Herrschers…


    Aufgefallen ist mir, dass Heinrich nach dem Tod Elisabeths fast augenblicklich das Interesse an ihr zu verlieren scheint. Es vergeht natürlich eine Weile zwischen ihrem Tod und seiner nächsten Heirat und trotzdem bekommt man den Eindruck die Geschichte – zumindest der Teil der Geschichte, der von Elisabeth stark beeinflusst wird -, ist beendet. Mir bleibt ein wenig schleierhaft was Heinrichs Beziehung zu Elisabeth mit dem weiteren Verlauf der Geschehnisse zu tun hat bzw. welche Auswirkungen sich daraus ergeben haben sollen. Vielmehr rückt der politische, aber sicher nicht weniger interessante Teil in den Vordergrund.


    Heinrich ist mir in einigen wenigen Punkten zu sehr „Gutmensch“ gewesen. Ein wenig mehr Verbissenheit, die er angesichts seiner Laufbahn besessen haben muss, hätte seiner Figur m.E. gut getan. Seine Beziehung zu Frauen ist dagegen sehr aufschlussreich und vermittelt in jeder Hinsicht ein Gefühl für sein manchmal ver(w)irrtes Innenleben.


    Der letzte Teil bzw. das letzte Drittel des Romans machten einen leicht „gehetzten“ Eindruck auf mich. Man erfährt wenig über die Hintergründe der Todesfälle um Heinrich und auch die Zeitspanne bleibt ein wenig auf der Strecke. Ich schätze mal (ich weiß es ja nicht, aber es kam mir so vor), dass auch einige politische Aspekte nicht erwähnt wurden, was mich zuletzt ein wenig Verständnis gekostet hat. Vielleicht war es aber auch einfach so, dass ich den komplizierten Ränkespielen ab einem gewissen Punkt gar nicht mehr folgen konnte, weil ich sie nicht kenne. Was ich aber wirklich vermisst habe, ist die Aufklärung um Wigo und um den Treffurter (warum hat Heinrich Wigo das Vertrauen entzogen und was hat es mit dem Treffurter und seinem Geheimnis auf sich?).


    Bezüglich des Stils möchte ich gerne noch anmerken, dass ich nicht selten das Gefühl hatte, der Handlung oder den Gesprächen – insbesondere über politische Verstrickungen – nicht mehr folgen zu können. Anfangs war ich mir sicher, das läge an mir und meiner geringen Konzentrationsfähigkeit :grin, irgendwann aber ist mir aufgefallen, dass es tatsächlich an den verzwickten Satzkonstrukten lag, welche ich im Großen und Ganzen zwar sehr schätze, die jedoch nicht zur Verwirrung führen sollten. Wo für dich, Iris , alles klar zu sein scheint (du hast das politische und kulturelle Bild in deinem Kopf), ist für die Laien-Leserin wie mich erst einmal alles neblig. Das Kopfkino kann manchmal so schnell nicht mithalten, wie es die Sätze verlangen, was dazu führte, dass ich mehr als einmal Abschnitte wieder und wieder lesen musste, bis sich mir der nähere Sinn erschloss (was aber nicht immer geschah). Die Sprache ist meiner Meinung nach sehr, sehr schön, zweifellos anspruchsvoll und ein großer Lesegenuss. Dennoch wäre mir persönlich an manchen Stellen der ein oder andere prägnantere Satz zugunsten des Verständnisses lieber gewesen.


    Ich finde, dir Iris, ist mir diesem Buch ein grandioser Roman gelungen, der vor allem durch die schöne Sprache und geniale Charaktere besticht und dabei völlig auf Effektheischerei verzichtet. Speziell auf die Person der heiligen Elisabeth hast du mich sehr neugierig gemacht, aber auch über den Staufer Friedrich möchte ich unbedingt mehr erfahren (war das eigentlich wirklich so ein fieser Kerl? Ich dachte, der wäre so gebildet gewesen und hätte nur mit Voltaire gequatscht usw. :grin). Das Zeitalter hatte ich gewaltig lebendig vor Augen - in Bezug auf den Einfall der Tataren sogar schon zu lebendig… :-(
    Die Erzählperspektive hat mich, trotz anfänglicher Skepsis, überzeugt, lässt sie doch Heinrich als Menschen fühlen und denken und nicht nur als Herrscher unpersönlich im Raum stehen. Allerdings hatte ich zwischenzeitlich sogar vergessen, dass es Heinrich ist, der hier seine Gedanken durchlebt.


    Fazit: Ich hatte ein paar sehr schöne und bereichernde Lesestunden mit dieser Geschichte um einen mir völlig unbekannten aber interessanten Mann des Mittelalters. Und trotz der paar Sachverhalte, die ich sicherlich nicht ganz verstanden habe, hat mir Geschichte mit diesem Roman richtig Spaß gemacht. Der Reiz lag in meinen Augen auch darin, mir einen Durch- oder Überblick der damaligen Verhältnisse zu verschaffen. Und dabei ist mir der Lesespaß nicht abhanden gekommen!

  • Uuups... *LOL* :lache
    Friedrich II der Grosse Hohenzoller und Friedrich II der Grosse Hohenstaufer
    in allem frühen morgen fand ich dieses posting ganz wunderbar gelungen!
    Warum es so für die helligkeit in meinem seelenleben sorgt?
    die beiden Friedrichs hatten ganz sicher so ihre gemeinsamkeiten,
    und ich wette, auch der Staufer-Friedrich hätte liebend gerne mit Voltaire gequatscht, wäre er nicht nur blöderweise schon sechshundert jahre tot gewesen - und das ist allen gesprächen die ausserhalb vom limbus geführt werden sehr abträglich.


    Was man von Friedrich II dem Staufer (1194-1250) wissen muss:
    er war an wissenschaft interessiert, hatte was gegen den papst, sprach arabisch gut genug um mit Saladin schach zu spielen und hat ein buch über falknerei geschrieben
    Das unsympathische: er hielt sich in Sizilien einen harem, in dem die frauen nix zu sagen hatten, und ist mit seinem sohn brutal umgesprungen, der beging auf der überstellung zwischen zwei gefängnissen selbstmord. Bei einer psychologischen studie hat er menschenversuche an zwei kindern gemacht, die aus mangel an zuwendung eingingen.
    Ach ja, zu seiner zeit gabs krieg mit den russischen Tataren...


    Was man von Friedrich II (1712-1786) von Preussen wissen muss:
    er war an wissenschaft interessiert, hatte was gegen den papst, und war ein grosser freund der aufklärung und Voltaires
    Das unsympathische: er führte ständig krieg gegen die arme Maria-Theresia von Österreich, die doch nur ihr olles Schlesien haben wollte, und ist mit seinem sohn brutal umgesprungen, (ein menschenversuch zur prinzenerziehung mit mangel an zuwendung) der arme junge war jedoch geduldiger, und konnte warten, bis sein alter tot aus den latschen kippt...
    Ach ja, er kämpfte auch gegen Rußland...

    DC :lesend


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  • Ah, ich wusste, dass da was nicht stimmen kann! :rofl Ich sag ja, Laienleserin... :chen


    Irgendwo hatte ich in Zusammenhang mit einem Friedrich den Namen Voltaire und das Adjektiv gebildet aufgefasst und habe das natürlich gleich auf den lieben Staufer-Friedrich bezogen und dabei irgendwie vergessen, dass es ja noch einen Friedrich gab. Alles in allem scheinen die zwei Friedrichs aber gar nicht so wenig gemeinsam zu haben, wenn man von dem kleinen Unterschied ihrer Lebenszeit absieht. :lacht


    Vielen Dank für die Aufklärung, MagnaMater! :lache

  • Zitat

    Zitat von MagnaMater:
    Das unsympathische: er führte ständig krieg gegen die arme Maria-Theresia von Österreich, die doch nur ihr olles Schlesien haben wollte, und ist mit seinem sohn brutal umgesprungen, (ein menschenversuch zur prinzenerziehung mit mangel an zuwendung) der arme junge war jedoch geduldiger, und konnte warten, bis sein alter tot aus den latschen kippt...


    Friedrich II. von Hohenzollern, König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg hatte tatsächlich die Eigenschaft, Ösis samt Franzosen und Reichsarmee zu verprügeln. Einen Sohn konnte er mangels selbigen allerdings nicht verprügeln. Da verwechselst du Friedrich II. mit seinem Vater Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Der geprügelte Sohn war nämlich Friedrich II. selbst! Wohin diese Erziehungsmaßnahmen geführt haben, siehst du an seinem rüden Verhalten gegenüber dem armen Reserl von Habsburg.


    Gheron

  • :wow :lache sigst! Ich hab nur noch gewusst, dass da irgendwer geprügelt wurde, der nacher nicht ganz nett war! - Dann war das doch der zweite! :lache


    Ich hatte nämlich schon heute morgen den verdacht, dass ich den mit einem späteren Freidich oder Wilhelm verwechsle! Der letzte Preusse, über den ich was gelesen habe, war irgendeiner aus dem 19. Jh, und der war auch nicht grad familienväterlich. - Das buch war aber soo zaachfaad, dass ich nichtmal mehr behalten hab, wie er geheissen hat :grin


    :gruebel das scheinen diese Kaiser und Könige fast so an sich zu haben... Macht vermutlich der stress im job...


    Hmmm. Gheron, da du dich bei den nordländern auskennst... flick meine losen enden zusammen: dann war der Friedrich II auch derjenige, dem der vater seinen liebhaber gekillt hat?

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  • Zitat

    Zitat von MagnaMater:
    flick meine losen enden zusammen: dann war der Friedrich II auch derjenige, dem der vater seinen liebhaber gekillt hat?


    wenn du damit Hans Hermann von Katte meinst, den hat Friedrich Wilhelm um einen Kopf kürzer machen lassen. Allerdings weniger wegen angeblicher Liebhaberei, sondern weil er Friedrich helfen wollte, nach Frankreich zu entfliehen.


    Gheron

  • :hop :hop :hop Ja! Ja! - Katte hiess der mann! den namen hab ich schon gehört, wusste nur nicht mehr, wo er hingehört!
    Woher hab ich, dass die eine engere beziehung als nur freundschaft hatten? War das österreichischer rufmord - oder irgendeine nachmittags-doku?


    :gruebel Ist schon ein grösseres manko, wenn einen die geschichte ab 1620 nicht mehr so interessiert... weil, selbst wenn man etwas liest, bleibt nichts hängen... aber es hängt mit dem barock zusammen. Ich hasse barock... weiss nicht wieso; und die absolutistischen Herrscher begonnen vom 14. Louis hab ich noch nie mögen... - wahrscheinlich, weil ich schon als kind bei der lektüre der drei musketiere mir gedacht haben: was sich die armen jungs da so mitmachen... diese herrscher gehören allesamt abserviert.


    Das einzige, was ich am barock nett find, sind die philosophen und die briefe. Vor allem Ninon und Madame; und natürlich den refrain mit 'der besten aller welten' :-]


    Ha, während ich schreib fallt mir auf, warum ich den barock nicht mag: mit den manufakturen beginnt auch die industrie-archäologie, und wenn ich etwas nicht mag, ist es industrie-archäologie... :rolleyes


    Und das zweite, was ich am barock nicht mag, sind kirchengrabungen mit vergammelten barockmumien, denen man die knöpfe aus dem schleimigen eingeweiden kratzen muss :fetch


    Wenn ich eine kirche mit pastellfarben, zuviel gold und rosa engel seh, geh ich wieder rückwärts raus.


    Barock ist bei mir eindeutig negativ besetzt.

    DC :lesend


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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Was man von Friedrich II dem Staufer (1194-1250) wissen muss:


    Ein paar Einsprüche, Euer Ehren.


    Zitat

    er ... hatte was gegen den papst,


    Das kann man so nicht sagen. Er hatte was gegen Päpste, von denen er meinte, sie würden sich zu sehr in weltliche, speziell, seine Angelegenheiten einmischen.
    So "hatte er was" gegen Innozenz III (bei dem mußte er aber noch kuschen), gegen Gregor IX (da hat es dann gekracht) und gegen Innozenz IV (weiterer Krach, nicht zuletzt, weil Inno IV was gegen Frieden mit ihm hatte.)
    Er hatte überhaupt nichts gegen Honorius III, mit dem er prächtig auskam.


    Vereinfacht. Aber ebenso unfair wäre es zu sagen, diese Päpste hätten grundsätzlich was gegen Kaiser gehabt. Spätestens ab Gregor IX hatten sie was gegen Staufer.


    Zitat

    sprach arabisch gut genug um mit Saladin schach zu spielen


    Arabisch, ja. Saladin, nein, denn der ist 1193 gestorben. Mir wäre nicht bewußt, daß Friedrich mit irgendeinem Sultan Schach gespielt hätte.


    Zitat

    Das unsympathische: er hielt sich in Sizilien einen harem, in dem die frauen nix zu sagen hatten,


    Ein klassischer Fall von heutiger Sichtweise. Ich finde nicht, daß ihn das per se unsympathisch macht.


    Zitat

    und ist mit seinem sohn brutal umgesprungen, der beging auf der überstellung zwischen zwei gefängnissen selbstmord.


    Brutal war er gegen Heinrich (VII) deshalb, weil der gegen ihn rebelliert hat, was auch nicht schön war. Das mit dem Selbstmord ist nicht erwiesen.


    Zitat

    Bei einer psychologischen studie hat er menschenversuche an zwei kindern gemacht, die aus mangel an zuwendung eingingen.


    Auch nicht erwiesen. Gehört zu einer Reihe von Vorwürfen, die der Mönch Salimbene gegen ihn erhoben hat, der alles andere als unvoreingenommen war und von denen manche bereits in Vorzeiten gegen andere Herrscher gerichtet waren.


    Zitat

    Ach ja, zu seiner zeit gabs krieg mit den russischen Tataren...


    Definitiv nicht. Es gab Krieg mit den Mongolen. Die wurden per Verwechslung zu der Zeit auch als Tartaren bezeichnet, russisch waren sie jedoch keinstenfalls.

  • mei, grisel, kann man in aller früh nicht ein paar vereinfachende sprüche machen? :grin


    er hatte was gegen sehr viele päpste, und ist genauso wie viele andere über leichen gegangen, das mit den kindern trau ich ihm voll und ganz zu
    und das mit seinem sohn find ich noch immer sehr unschön, rebellion hin und her.
    harem find ich per se unsympathisch.
    Das mit dem schachspiel hab ich aus einem netten biltele verwechselt... der schachspieler gegen saladin wird wahrscheinlich richard löwenherz gewesen sein, oder wenn es freidrich war, dann wars halt ein anderer sultan...


    tatarei ist alles was aus dem osten kommt - für tiroler ist alles östlich von salzburg balkan, ab linz beginnt die tartarei, hab ich mir neulich sagen lassen. Demzufolge beweisst sich auch, dass alle wina aus china stammen bereits durch den reim.
    Davon abgesehen gibt es ausserhalb von tirol kein menschliches leben.
    Die dreifaltige tiroler einheit definiert die anwohnenden geschöpfe wiefolgt:
    Im süden gibts die walschen, im südosten die windischen, beide versteht man nicht. Im nordosten gibts die pinzger, die kommen in drei formen vor: kühe, pferde und zweibeiner. Nördlich von kufstein und scharnitz glücklicherweise durch hohes gebirge getrennt, befindet sich das feindliche bavarikum, im westen liegt xiberg, die einwohner versteht man auch nicht, denn sie sind eigentlich schweizer.
    Wenn in tirol jemand mit dir redet, ist er selbst dort fremd, oder ein mischling - oder er hat auslandserfahrung, weil er mit der tirol-air in thailand war.
    das ist hierzuland weltkunde ;-)

    DC :lesend


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  • Einspruch II


    Ob die Friedriche grundsätzlich was gegen Päpste hatten, oder nur bestimmte, die sich zu sehr in ihre Angelegenheiten eingemischt haben, da bin ich nicht so kleinlich, dazu kenne ich mich nicht gut genug aus.


    Mein Interessensschwerpunkt ist eher die Kunstgeschichte. Der angesprochene Zeitraum zu Lebzeiten Friedrich II kann zwar auch als Spätbarock bezeichnet werden, da sich der Stil aus dem Barock entwickelt hat, ist als Rokoko aber auch spezieller zu definieren und es gibt Unterschiede. Grob kann man unterscheiden: 17. Jahrundert Barock, 18. Jahrhundert Rokoko, bis es mit dem Klassizismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine völlige Kehrtwende von allem überladenen verschnörkelten gibt.


    Barocke Kirchen sind auch nicht so mein Ding, aber ich liebe Barock-Musik. *g*

  • Es gibt Bücher, die erzählen das Leben einer historischen Persönlichkeit von Kindesbeinen bis ins Greisenalter, zumindest aber bis zum Tod des oder der Betreffenden, quasi linear, vielleicht mit einigen zusätzlichen Erinnerungen des oder der Dargestellten. Sie erzählen mir von einer Person, die mich interessiert, erzählen mir alles, was ich wissen möchte und manchmal noch mehr, so wie der/die SchöpferIn des Buches eben diese Person sieht, über sie recherchiert hat.


    Es gibt Bücher, die erzählen das Leben einer historischen Persönlichkeit anhand von Schlaglichtern, Szenen, gewissen Lebenszeiträumen des oder der Betreffenden. Auch sie berichten mir von einer Person, die mein Interesse geweckt hat, aber erzählen sie mir weniger, weil der/die SchöpferIn des Buches einige Begebenheiten aus dem Leben dieser Person eben nicht erwähnt?


    Ein – nicht nur hier – kontrovers diskutiertes Buch habe ich gelesen, und ich kann nicht umhin zu gestehen, dass es mir gefallen hat. Es hat mir sogar außerordentlich gefallen, obwohl es – auch – ein Thema behandelt, dem ich mit großer Skepsis begegne, nämlich: von ihrem Glauben durchdrungenen Menschen, ihrem Handeln und Wirken, von Frommen und von Frömmelei.


    Aus heutiger Sicht vermag ich mich in die Glaubens- und Wertewelt des 13. Jahrhunderts, in welcher „Der Pfaffenkönig“ sein Leben lebte, nicht mehr einzufinden, kann ich zum Beispiel die Stellung der Frau, ihren „Wert“ - wie ihn Iris Kammerer exemplarisch den Stauferkaiser formulieren lässt – nicht gutheißen, kann ich die Selbsterniedrigung einer Elisabeth von Thüringen nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Die Autorin berichtet mir – und so möchte ich meinen – wertefrei, aber deshalb nicht weniger eindringlich von dieser Welt, in der die Gottesfurcht das tägliche Leben und Denken aller zu beherrschen schien, auch das der Mächtigen – für diese zumindest so lange, wie ihre höchsteigenen Interessen nicht bedroht waren. Dass der christliche Glaube im Mittelalter eben eine ganz andere Bedeutung hatte als das, was man heute unter diesem Begriff zusammenfasst, noch dazu das Wissen um die Welt an sich, um – meinethalben – Himmel und Hölle, mit unserem heutigen nicht zu vergleichen ist, muss ich mir immer wieder vorhalten, wenn ich kurz davor stehe, mich über den vermeintlichen Fanatismus mancher kirchlicher Würdenträger oder Gläubiger nicht nur in dem vorliegenden Roman aufzuregen.


    Heinrich Raspe war mir kaum bekannt, Elisabeth von Thüringen, Konrad von Marburg und natürlich Friedrich II. dagegen sehr wohl. Von und über die als Heilige Verehrte und den Stauferkaiser habe ich einiges gelesen, so dass ich mir einbilde, zumindest rudimentäre Kenntnisse über beider Leben zu haben. Jenem, der als Stupor mundi in die Geschichte einging, bringe ich durchaus einiges an Sympathie entgegen, während mir die Landgräfin und ebenso fromme wie mildtätige Frau immer fremd geblieben ist, auch wenn ich ihr Werk zu bewundern habe. Und nun steht mir auf einmal eine Frau gegenüber, eine Frau, der es an einem vermutlich nicht mangelte, nämlich an der Liebe, auf der einen Seite zu ihrem Mann, auf der anderen Seite zu ihrem Gott und seinen Geschöpfen, zu denen, die sich zwar laut Kirchenwort nach seinem Antlitz geschaffen wissen dürfen, aber zu Außenseitern deklariert wurden und keinerlei Gnade zu erwarten hatten, von wem auch immer. Sie ist für mich lebendig geworden, so sehr, dass ich mit Fassungslosigkeit auf sie reagiert habe. Ich hätte sie gerne geschüttelt, ihr ein paar Ohrfeigen verpasst, sie tröstend in die Arme genommen, ihr geholfen – und es hat mich geradezu mit Erleichterung erfüllt, sie am Ende doch zweifeln zu sehen. In der Maßlosigkeit (und ich meine dieses Wort in seiner ganzen ursprünglichen Bedeutung) ihres Glaubens und ihres Lebens in diesem Glauben, auch in ihrem Verzicht auf allen Besitz, sogar den Besitz ihres eigenen Willens, kann ich keine schwache, sondern muss ich eine starke Persönlichkeit vermuten – und Iris Kammerer zeigt mir, dass ich so falsch nicht liegen kann. Auf mich wirkt ihr beschriebenes Nachgeben und ihr Widersetzen gegen die „Gebote“ des Inquisitors wie ein Kampf, ein stiller, ein ungleicher, doch hat am Ende der gewonnen, der von Amts wegen bevollmächtigt war, ihren Willen zu brechen?


    Heinrich Raspe muss ein faszinierender Mann gewesen sein. Sein Leben ging keineswegs den vorgezeichneten Weg, sondern führte ihn in ein Amt, das letztlich zu seinem Verderben wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Leben in dieser Eindringlichkeit und Intensität empfunden hätte, wenn ich eine lineare Romanhandlung über ihn gelesen hätte. Doch gerade in diesen schlaglichtartigen Momenten seines Lebens, seines Wirkens, seines Zweifelns, ganz besonders aber auch in dem, was die Autorin nicht in Worte fasst, sondern mitschwingen lässt, gewinnt er für mich an Kontur, ist nicht nur Landgraf oder König, sondern wird er für mich zu einem Menschen, den ich manchmal fast verstehen, begreifen kann. In seinem Handeln nach Elisabeths Tod, sei es nun direkt danach, sei es einige Zeit später, und dem Miterleben, Mithören ihres Zweifelns liegt eine seltene Konsequenz, nämlich die dessen, der mit jeder Faser seines Körpers und seines Geistes – endlich – begriffen hat, dass er die, die er begehrte, niemals haben kann, dass jede noch so kleine Hoffnung, die er vormals hatte, nun durch den Tod zunichte gemacht ist, dass nicht einmal die, die er der Liebe Gottes sicher wähnte, frei ist von Anfechtungen und Gedanken, die nach Ansicht der Kirche und ihrer Prediger nicht sein durften.


    Ich hatte von allen Figuren, seien sie nun historisch belegt, seien sie erfunden (wie – leider – Pater Wigo, aber hätte der sich wirklich vor den scharfen Augen und Ohren eines Konrad von Marburg verbergen können?), ein klares Bild vor Augen, manche Szene erinnerte mich fast schon an eine prächtige mittelalterliche Buchmalerei, hätte sich auf einem dieser wunderbaren Wandteppiche gut ausgenommen.


    „Der Pfaffenkönig“ ist kein leichtes Buch, ganz bestimmt ist es kein Roman, den man mal so eben weglesen kann. Er hat mich gefordert, hat mich und meine Gedanken, mein Nach-Denken, mein Nachspüren eingefordert. Die Machtstrukturen zu Zeiten des Stauferkaisers, diese so ganz andere Glaubenswelt kann und muss ich nicht verstehen, um zu begreifen, dass mir dieser Roman etwas geschenkt hat, was ich nicht gering achten werde, nämlich einen Einblick in eine vergangene Welt, die bis heute fortwirkt, Personen, die für mich lebendig geworden sind als Menschen ihrer Zeit und nicht nur als glanzlose figürliche Abbilder der historischen Namen dargestellt sind.


    Wie schon bei ihren „römischen“ Romanen hat es Iris Kammerer geschafft, mich für ihr gewähltes Thema zu begeistern, hat sie mich ermuntert, auch abseits der „großen“ Namen den interessanten Geschichten zu lauschen. Nicht eine Sekunde, nicht ein Wort lang hat sie mich gelangweilt. Trotz der teilweise gewaltigen und gewalttätigen Szenen ist es für mich ein Buch geworden, das mich zur Ruhe hat kommen lassen, gerade weil es so unaufgeregt das erzählt, was es zu erzählen hat. Zehn Punkte habe ich zu verteilen, und ich gebe gerne alle zehn, denn eines steht für mich jetzt fest: Iris Kammerer wird schon gewaltige Anstrengungen unternehmen müssen, um mich zu enttäuschen, auch und gerade wenn sie mir von Dingen und Menschen erzählen wird, die mich vordergründig erst einmal überhaupt nicht interessieren.


    Es gibt Bücher, auf denen steht ein Name, und dieser Name weckt in mir den dringenden Wunsch, sie zu besitzen, nicht nur den Einband und das Papier dazwischen, sondern auch den Inhalt, und zwar ganz und gar, auf das mir der/die SchöpferIn wieder berichte von historischen Persönlichkeiten oder Begebenheiten, für die er oder sie mein Interesse geweckt hat.

  • Ich habe es vor einer Weile gelesen und mir hat es gefallen-
    Die Bücher von Iris Kammerer sind nicht einfach mal so dahin zu lesen, aber es lohnt sich, ein wenig mehr Zeit und Konzentration aufzuwenden.
    Die bewusste Sexszene empfand ich nicht als unpassend (obwohl ich bei so etwas oft "empfindlich" bin).
    So schöne Rezis wie manche hier kann ich nicht schreiben, aber das Buch dürfte mein Monatshighlight werden.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)