'Buddenbrooks' - Teil 03 - 04

  • Wie die arme Tony von ihren Eltern in Richtung Verheiratung mit dem respektablen Herrn Grünlich gedrängt wird, war wohl auch nur im 19. Jhd. möglich. Eine gute gesellschaftliche Stellung, verbunden mit ausreichendem Vermögen war das Ziel für alle Töchter, denen man dann eingeredet hat, sie wüßten noch nicht, was sie fühlten, und die Liebe zum Ehegatten würde sich schon noch einstellen.
    Ob es mit Morton die große Liebe gewesen wäre, nachdem Tony sich dann allein durch das Lesen der Familienchronik so leicht von ihrem Vorsatz abbringen hat lassen, sei dahingestellt.


    Jedenfalls ein ganz wunderbares Buch mit sehr gut und realistisch dargestellten Personen.

  • Auch ich bin gestern mit diesem Teil fertig geworden und finde ihn ebenfalls um einiges spannender als der vorherige. Langsam gewöhne ich mich auch an die (zu) langen Beschreibungen.


    Hin und wieder kommt Leselust auf, doch eigentlich ist es bei mir immer noch mehr der Antrieb, das Buch fertig zu lesen.


    Wenn nicht ich für mich eintrete, wer dann?
    Wenn ich nur für mich selbst eintrete, was bin ich?
    Wenn nicht jetzt, wann dann?



  • Nunja, ist zwar nicht schlecht, aber in Bezug auf Bücher versteh ich es nicht - wobei man mir auch nachsagt, ab und an arg stur zu sein, aber vielleicht ist dann meine Ungeduld bezüglich des betreffenden langweiligen Buches doch größer :lache

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • So manches Mal wurde ich dann gegen Ende hin überrascht und habe es schließlich nicht bereut, es doch zu Ende gelesen zu haben...


    Edit: Absatz wieder gestrichen, da ich gemerkt hab, dass er ja schon in den nächsten Teil gehört. :chen


    Wenn nicht ich für mich eintrete, wer dann?
    Wenn ich nur für mich selbst eintrete, was bin ich?
    Wenn nicht jetzt, wann dann?



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  • Mir hat gut gefallen, dass Thomas Mann die Revolution des Jahres 1848 zumindest am Rande erwähnt hat. Jedenfalls ist es dem Herrn Konsul gelungen, sie in seinem Bereich durch ein paar Worte an seine Arbeiter gleich wieder einzudämmen.


    Die Scheidung der Frau Grünlich war in der damaligen Zeit sicher etwas ganz Ungewöhnliches, aber der Familienzusammenhalt hat super funktioniert. Da wurde die arme Ehefrau nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern konnte samt Tochter gleich wieder in den Schoss der Familie zurückkehren.

  • Ich hab nicht eine Sekunde geglaubt, dass Grünlich was mit Liebe am Hut hat -_- Und ich musste immer, wenn ich seinen Namen las, an die Warze an der Nase denken... Ich frag mich seit der Scheidung immer, ob der junge Schwarzkopf nochmal auftaucht, ob es nochmal was wird. Immerhin ist er jetzt respektabler Arzt.


    Die Zeitsprünge und die Mischung aus einzelnen Szenen und langen Nacherzählungen übergreifenderer Zeiträume empfinde ich als anstrengend. Noch immer sagt mir das Buch überhaupt nicht zu >.> Aber ich bin da so stur wie Veggie. Wobei die nächste Leserunde näher rückt und es verlockend ist, das Buch dann erstmal zur Seite zu stellen...

  • So, übers Wochenende konnte ich ein wenig aufholen...
    Das mit den Zeitsprüngen find ich gerade toll. Es erklären sich viele Zusammenhänge und oft merkt man halt auch, dass der Apfel nich weit vom Baum fällt ...und anscheinend passiert halt auch nicht viel erwähnenswertes in der Zwischenzeit.

  • Dieser zweite Abschnitt liest sich zum Glück besser als der erste, was sicher viel mit der jungen Tony zu tun hat. Zeitweise konnte ich sogar unverkrampft ldas Lesen geniessen :grin


    Dass sie diesen Grünlich, den ich mir ziemlich ekelhaft und steif vorstelle, nicht heiraten will ist verständlich. Auch, dass von der Familie nicht gebilligt wird, dass sie Morten heiratet. Die Buddenbrooks sind extrem auf standesgemässe Hochzeiten und Verbindungen bedacht :rolleyes
    Aber, dass dann Tony selbst den Eintrag ins Familienbuch schreibt und damit ja zur Hochzeit einwilligt, hätte ich doch nicht gedacht.


    Aber zu Beginn war mir dieser Grünlich nicht geheuer und da hat es mich nicht weiter verwundert, dass dieser betrogen hat und pleite ist.

  • Tony wird umworben - Benedix Grünlich macht eine sehr übertrieben Eindruck auf mich. Ob sich da die Buddenbrooks nicht eine Laus in den Pelz setzen? Der hat es doch bestimmt nur auf die Mitgift abgesehen.


    Wobei die genannten Geldsummen schon erheblich sind, wenn man dazu das Gehalt eines Folgmädchens (Dienstmädchen) lt. Wikipedia vergleicht = http://de.wikipedia.org/wiki/Folgm%C3%A4dchen]150 - 250 Mark[/URL] im JAHR bei freier Kost und Logis


    Die Predigt von Pastor Kölling ist für unsere heutige Zeit schon sehr heftig:


    dass das Weib Vater und Mutter verlasen und dem Manne nachfolgen solle
    ein jugendliches Weib noch keine eigene Einsicht besitze und wenn es sich den liebevollen Ratschlüssen der Eltern widersetze, das strafbar sei


    Tony bekommt eine Gnadenfrist, verleibt sich schwärmerisch und folgt dann doch der Familientradition.


    Köstlich der Disput anläßlich der „Revolution“ zwischen Thomas Buddenbrook und Corl Smolt.
    Wie wull nu 'ne Republik
    Öwer du Döskopp... ji heww ja schon een!
    Je, herr Konsul, denn wull wi noch een.


    Aufgefallen ist mir bisher, dass es doch viele Wörter gibt, die sich bis heute gehalten, denen wir aber andere oder viel eingeschränktere Bedeutung geben.


    Grünlich entpuppt sich als das vermutete Aas und Mitgiftjäger. Aber der alte Buddenbrook reagiert prächtig.
    Und kleines, verwöhntes Tony ist wieder zu Hause.


    Christian scheint zu zeigen, das er nicht zum Handelsherrn berufen sit und geht nach Valapreiso.


    Und der nächste große Handelsherr verlässt die Familie.



    Mein bisheriger Eindruck - es lässt sich wider erwarten leicht lesen. Die Geschichte reißt mich aber nicht vom Hocker. Sie mag für die damalige Zeit etwas besonderes gewesen sein, aber heute liest sie sich eher wie ein historischer Roman. Und der gleicht eher dem Szenario einer Soap-Opera als einem Nobel-Preis-Roman


    ketzert Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Nun, "vom Hocker gerissen" hat mich noch so gut wie keine Geschichte eines Klassikers. Es sind ja oft eher innere Entwicklungen, die beschrieben werden - und hier werden sie großteils eher nur angedeutet. Nein, es ist sicher nicht in dem Sinne spannend wie ein Thriller. Aber immerhin passiert etwas, und ich bin sogar gespannt, wie es weitergeht.
    Nun, Mann ist nicht unbedingt der Typ für ein Happy End, dabei für ich Tony das im Moment so sehr wünschen - obwohl sie mir nicht ausschließlich sympathisch ist!! Die Ehe mit Grünlich ist gescheitert. Die Situation mit ihrem Vater, der sie eingeweiht hat in die finanzielle Situation ihres Mannes, und sie dann quasi "überredet" hat, wieder mit nach Hause zu kommen, fand ich super. Man hat so richtig gemerkt, wie sie sich erst nicht getraut hat, mit ihm über ihre Gefühle zu sprechen und wie sie sich ihre Gefühle wohl selber nicht eingestehen konnte, auch nicht darüber nachdenken wollte.
    Natürlich hat sich auch die Trennung betreffend wieder an Morten gedacht - ich bin sehr gespannt ob er noch einmal eine Rolle spielen wird.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Zitat

    Original von Fran-87
    Nun, "vom Hocker gerissen" hat mich noch so gut wie keine Geschichte eines Klassikers. Es sind ja oft eher innere Entwicklungen, die beschrieben werden - und hier werden sie großteils eher nur angedeutet. Nein, es ist sicher nicht in dem Sinne spannend wie ein Thriller. Aber immerhin passiert etwas, und ich bin sogar gespannt, wie es weitergeht.


    Bei "Klassikern" geht es mir häufig so, dass sie zwar in ihrer Zeit ein Thema außergewöhnlich abhandeln, aber diese Themen im Laufe der Zeit durch diverese Autorenhackfleischewölfe gedreht wurden, so dass sie dem heutigen Leser einfach nicht mehr neu sind.


    Und wenn es dann sprachlich auch keine Besosnderheit ist, frage ich mich immer wieder: warum sollte man sie lesen?


    Die Buddenbrooks lese ich wie einen historischen Roman um mich über die Zeit und das damalige menschliche Verhalten zu informieren und das funktioniert bisher recht gut

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich halte es mir Klassikern eher so: Ich versuche, überall mal reinzuschnuppern - von den "berühmten" Autoren mal was zu lesen - und dann zu gucken, ob es gefällt. Ich denke, man muss wirklich nicht jeden Klassiker gelesen haben, wenn es einem nicht gefällt. Aber ich bin extrem neugierig auf Bücher, die über längere Zeit viele Leser gefesselt haben. Und deshalb lese ich Klassiker.
    Zudem habe ich große Probleme, wenn ich ein gutes Buch von einem Autor gelesen habe, den dann einfach "fallen zu lassen", nur weil 2 oder 3 andere Bücher nicht so toll waren. So ging es mir bei Hesse: Der Steppenwolf und vor allem Unterm Rad haben mir super gefallen, und deshalb habe ich mich dann durch fast alle anderen seiner Bücher auch durchgelesen, weil ich dachte, da muss doch auch noch was Gutes dabei sein. War aber dann nur mäßig der Fall, leider. Bei Martin Walser (teilweise werden seine Bücher ja schon als Klassiker gehandelt, auch wenn er noch lebt) ging es mir auch so, dass nach 2 guten Büchern erstmal nichts Tolles mehr kam, wobei ich bei ihm auch zwischendrin mal wieder ein schönes Buch fand.
    Thomas Mann ist wohl eher nicht so meins - und die "Buddenbrooks" sind die definitiv letzte Chance, die ich diesem Autor gebe. Dafür bin ich jetzt positiv überrascht.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • Soso, das waren ja zwei recht ereignisreiche Abschnitte.



    Tony tut einem schon irgendwie leid. Sehr klug ist sie ja nicht, und dazu noch recht selbstherrlich. Keine schöne Mischung. Aber sie hat auch gute Eigenschaften. Zum Beispiel scheint sie eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen, auch wenn sie sich dessen nicht immer bewusst zu sein scheint.
    Der Herr Grünlich war ihr ja von Anfang an zuwider - mir übrigens nicht minder - während sich ihre Eltern von seiner Bauchpinselei blenden ließen. Dass er allerdings so ein Schurke ist, hätte ich mir auch nicht gedacht. Und Tony ja wohl genauso wenig.


    Der arme Morten. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist. Natürlich habe ich mir gewünscht, dass er sich gegenüber Grünlich durchsetzen kann, wobei mir aber auch klar war, dass das nicht der Fall sein würde. Ich bin gespannt, ob die Morten im Verlauf der Geschichte wieder auftaucht und wenn ja, in welcher Form...


    Aus Herrn Kesselmeyer werde ich allerdings kein bisschen schlau. Ein sehr eigenartiger Charakter... Ich finde ihn auch ein bisschen seltsam beschrieben. Richtiggehend übertrieben kommt mir seine Person vor.


    Und auch in diesem Teil kommt es zu Todesfällen. Zuerst stirbt Herr Kröger, dann der Konsul. Ich bin gespannt, wie es jetzt mit der Firma weitergeht. Mein Verdacht ist ja, dass Gotthold diesbezüglich noch eine größere Rolle spielen wird.


    Man merkt schön langsam so richtig, warum dieser Roman "Buddenbrooks - Verfall einer Familie" heißt. So langsam zerfällt sie ja wirklich, zumindest was den Stammbaum anbelangt. Das Wirtschaftliche wird schon noch kommen.

  • Ich finde auch nicht, dass die Geschichte einen vom Hocker reißt. Aber es gibt einige Momente in dem Buch, die mich wirklich froh machen, es zu lesen.


    Ein paar Beispiele:


    Die Sache mit der Revolution: Das Gespräch zwischen Johann Buddenbrook und Corl Smolt wurde ja bereits erwähnt - herrlich! :lache Überhaupt war die Situation mit der Revolution wohl die interessanteste Szene in dem Abschnitt (jedenfalls für mich).


    Und die Kutschfahrt kurz vor Krögers Tod hat mich auch zum Lachen gebracht: "Die Canaille!" :grin Das war sehr amüsant beschrieben.


    "Befand er sich in dieser kleinen, unruhig beleuchteten Stube allein mit einem Gauner und einem vor Bosheit tollen Affen?" Diesen Satz finde ich auch klasse, besonders die Beschreibung Kesselmeyers.


    Weitere Dinge, die ich interessant fand, war Johann Buddenbrooks radikale Reaktion zu Grünings Pleite. Zum Glück hat der Kerl gekriegt, was er verdient hat. Was für ein ekelhafter Heuchler...


    Ich frage mich auch, ob Morten nochmals auftaucht. Aber ich hege da meine Zweifel.


    Ich gehe dann mal zu den nächsten beiden Teilen über... mal sehen wie die Familie mit dem neuen Oberhaupt Thomas auskommt.

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Zitat

    Original von book_thief
    Ich frage mich auch, ob Morten nochmals auftaucht. Aber ich hege da meine Zweifel.


    Genau das habe ich mich am Ende des Abschnitts auch gefragt... Er hat mir vom Charakter her bisher am besten gefallen...




    Was Herrn Grünlich anbelangt: Weder hat mich verwundert, dass Antonie Irgendwann genug von ihm hat, noch dass er am Ende "Bankerott gemacht" hat...

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    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen. :write


  • Was heißt schon "irgendwann genug haben"? Gewollt hat sie ihn doch eh nie.

    "Ich bin dreimal angeschossen worden – was soll man da machen." (Robert Enke)


    "Accidents" happen in the dark.

  • so meinte ich es ja auch nicht ;-) Für mich zählte "irgendwann genug haben" als ihn verlassen.

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