Eine ernstgemeinte Warnung an alle Neuautoren

  • @ magali. ich habe Deine grundsätzliche Zustimmung sehr wohl gelesen. Dein "Aber" hat mich dafür um so heftiger getroffen.


    Ich verstehe Arbeit mit und an Texten nicht ausschließlich. Ich halte Trennungen zwischen den Genres zwar für hilfereich in der Sortierung, damit man weiß, worum es geht, wenn man z.B. Iris' Pfaffenkönig oder eben eine wissenschaftlich - historische Darstellung über Elisabeth vn Thüringen und die Sozialgeschichte ihrer Zeit liest. Beides aber erfordert Sorgfalt und Sprachvermögen. Beides erfordert Arbeit und Mühe. Alle Textgattungen können gut zu lesen und ästhetisch gut gemacht sein oder eben nicht.
    Ich wüßte nicht, warum sich Leute, die sich mit Sach- und Fachtexten beschäftigen und solche verfassen nicht hier im Forum bewegen und schreiben sollten und ihre Sicht der Dinge mit einbringen sollten. Wenn ich da im Irrtum bin, bitte ich um Nachricht und ich werde mich hier sang- und klanglos verziehen. Einen Hinweis darauf habe ich allerdings nicht gefunden.


    Nochmal: ich halte Toms Hinweise für sehr berechtigt und wichtig. Aber ich halte sie eben auch für ergänzungswürdig.
    Warum dies von "untergeordneter Bedeutung" sein soll, daß mir eine solche Druckkostenrechnung ins Haus steht, auch wenn ich mich durchaus nicht zu den von unseriösen Anbietern geköderten Autoren zähle, bleibt mir rätselhaft. Entsprechende Einlassungen empfinde ich als beleidigend und anmaßend.

  • Zitat

    Original von licht


    @ beowulf: wenn Du in der Abfassung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse siehst, muss ich schon stark staunen.


    Tu das. Die meisten Veröffentlichungen wissenschaftlicher Literatur erfolgen, damit Herr Doktor Herr Professor werden kann und Herr Prof. seine Veröffentlichungsliste voll kriegt, in manchem Bereich auch um Vortragshonorare zu erzielen und dann damit Geld zu verdienen und manchmal geht es schlicht um die Ehre.

  • *schmunzel*
    beowulf ... an dieser Stelle bin ich nun Idealist. Du hast sicher sogar recht unhd es gibt davon genügend. Und wenn ich mir "zitierkartelle" etc ansehe wird mir schlecht.
    Aber es liest sich für einen Betroffenen schon komisch. Und es ist auch arg ärgerlich, wenn man für einen wissenschaftlichen Beitrag mehr als tausend Euro berappen muß. Sicher: die Bücher erscheinen in Auflagen, die gerade den Bedarf der Fachbibliotheken decken und dem Autor selbst ein paar Exemplare für die Eltern, die Korrekturleser und ein paar wenige interessierte Freunde sichern. Gelesen werden die ach so wichtigen Bücher auch nur von ein paar Studenten in abwegigen Seminaren zu eben diesem Spezialthema. Und dennoch geschieht auf diese Weise Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften. Diese bezahlen die Kandidaten teuer. Gepriesen sei der Forschungsstandort Deutschland! Wie gesagt, an dieser Stelle bin ich Idealist ... ;) Und also staune ich wie angekündigt, aber du wirst verzeihen: ich staune nicht mit offenem Munde um den Staub der alten Schwarten nicht in den Hals zu bekommen ;)

  • Hallo Licht,


    ich denke, Dissertationen sind da wirklich ein Sonderfall auf Grund der Pflicht, ein an sich unvermarktbares Werk zu veröffentlichen. Ansonsten gelten Toms Ausführungen auch für Fachbücher. Ich habe selbst schon einige geschrieben und bin jeweils dafür bezahlt worden.


    Gruß


    Rabarat

  • Zitat

    Original von licht


    Ich wüßte nicht, warum sich Leute, die sich mit Sach- und Fachtexten beschäftigen und solche verfassen nicht hier im Forum bewegen und schreiben sollten und ihre Sicht der Dinge mit einbringen sollten. Wenn ich da im Irrtum bin, bitte ich um Nachricht und ich werde mich hier sang- und klanglos verziehen. Einen Hinweis darauf habe ich allerdings nicht gefunden.


    Lieber licht,


    ich denke, da hast Du etwas gründlich missverstanden.


    Magalis Hinweis bezog sich m. E. auf das, was hier im Forum gepostet wird.
    Dass einige Eulen durchaus wissenschaftlich Arbeiten und veröffentlichen, steht außer Frage. Aber das tun sie nicht hier im Forum.
    Sicherlich läßt man das eine oder andere aus seinem beruflichen Umfeld hier mit einfließen, aber davon werden Postings nicht wissenschaftlich.


    Toms hilfreiche Hinweise richten sich an die unwissenden Hobbyschreiber, die das Geschäft der Druckkostenzuschussverlage nicht durchschauen. Solche, die mit einer gewissen Euphorie hier regelmäßig landen und die tief betrübt und/oder beleidigt sind, wenn kritische Stimmen laut werden.


    Bei wissenschaftlich Publizierenden gehe ich von einer gewissen skeptischen Grundhaltung aus, die es erlaubt, Kosten und Nutzen abzuwägen. Bei erstmaligen Publikationen, gerade bei Doktorarbeiten, sind Ansprechpartner im wissenschaftlichen Umfeld vorhanden, die Entscheidungshilfen geben.


    Bei privaten Autoren fehlt es an Hilfestellungen in dieser Richtung, deshalb sind Toms Worte so sinnvoll.


    Viele Grüße,


    Fride. :wave

  • Heute früh habe ich mir Toms Tipps noch mal durch den Kopf gehen lassen, und da dachte ich etwas trotzig: Wieso, wenn jemand seinen Roman nun mal sooo gerne gedruckt haben möchte und keinen richtigen Verlag dafür findet, dann bezahlt er halt fürs Drucken bei einem BOD-Verlag und gut ist. Eben so, wie ich mir bei der Schneiderin für teures Geld ein Kleid nähen lasse, weil ich von der Stange kein grünlila kariertes mit roten Pompons finde (gut, für das Kleid von der Stange müsste ich auch zahlen, aber wir nehmen jetzt mal an, dass das von der Schneiderin exorbitant teurer ist, sonst funktioniert der Vergleich nicht :grin ).


    Und dann dachte ich: Halt! Das Malheur hört ja bei dem Schriftsteller, der fürs Verlegen/Drucken bezahlen soll, nicht auf! Uns LeserInnen wird ja dann vorgegaukelt, es handle sich bei "Mein grünlila kariertes Lieblingskleid" um einen Roman, der die üblichen Qualitätskontrollen der normalen Verlagswelt durchlaufen hat, also zumindest einen Blick verdient - und wenn die Werbung verlockend klingt, dann meint man ihn getrost kaufen zu können, weil es ja ein richtiges Buch ist.


    Ist es aber eben nicht. Es ist nur zwischen trügerisch professionell aussehende Buchdeckel gepapptes Rohmaterial, das vielleicht in den richtigen Händen ein Buch hätte werden können. Oder eben aus gutem Grund diese richtigen Hände erst gar nicht gefunden hat.


    Und als Leserin lasse ich mich äußerst ungern mit Mogelpackungen täuschen. Das ist ja wie eine gefälschte Rolex - sieht aus wie qualitätsgeprüfter Roman, ist aber keiner.




    edit: Selbstlektorat nach Drucklegung. Das hat man davon, wenn keine Qualitätskontrolle da ist.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

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  • Hallo, MaryRead.


    ;-)


    Ein "richtiger" Verlag druckt eben nicht nur ein Buch.


    Das Problem ist, man kann auch keine "Blacklist" mit diesen Verlagen anlegen, weil einige der Unternehmen sehr klagefreudig sind. Zudem besteht ja technisch kein Unterschied zwischen auf diesem Weg entstandenen Büchern und solchen, die bei "richtigen" (Publikums-)Verlagen erschienen sind, so daß auch keine Täuschung der Konsumenten vorliegt. Man kann sich als Leser über die Sortimente der Buchhandlungen und zum Beispiel die Amazon-Verkaufsränge/-Lieferkonditionen (viele dieser Verlage arbeiten nicht mit Barsortimentern zusammen, weil sich das bei so geringen Auflagen und kaum existenter Nachfrage nicht lohnt, und liefern nur direkt oder über die "Marketplace"-Funktion) vorinformieren, oder über Bücherforen wie die Eulen. Kundenrezensionen sind nicht aussagekräftig, weil die betroffenen Autoren häufig ihre gesamte Verwandtschaft zusammentrommeln, um positive Rezensionen verfassen zu lassen, oder sie schreiben selbst welche.


    Immerhin gibt es bereits einige "Verlage", die sich selbst in der Web-Präsentation "Dienstleistungsverlag" nennen. Ich weiß nicht, ob das auf Öffentlichkeit oder sogar Prozesse zurückzuführen ist. Jedenfalls war ich ganz überrascht, als ich diese Form der Selbstdarstellung heute bei einem altbekannten Verlag einer Frankfurter Unternehmensgruppe vorgefunden habe.

  • Hallo Tom.


    bin echt froh, dass du deisen Beitrag so ausführlich geschrieben hast und somit mir und vielleicht auch anderen die Augen geöffnet hast. :-)


    Was ist aber mit denLiteraturwettbewerben. Habe einen gefunden: Wolfgang-Hohlbein-Preis. Den gibt es laut Internet schon lange. Kann ich jetzt "So jemanden" vertrauen und dort meinen Text hinschicken?


    Dnake
    McGonagall :-)

  • :anbet
    Vielen Dank für deine Ausführung, Tom. Auch wenn das ein oder andere schon in anderen Threads angesprochen wurde, so ist eine Zusammenfassung vielleicht wirkungsvoller. :-)


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zum Wolfgang-Hohlbein-Preis und anderen Preisen:


    Ich pflege, bevor ich irgendjemandem etwas zuschicke, die Bedingungen zu lesen. Will jemand in mein Portemonnaie greifen, vergesse ich die Ausschreibung. Muss ich mich zu absonderlichem Verhalten verpflichten, falls ich einen Preis gewinne, ebenfalls: Ich lasse mir keine Workshops, Kurse, Freischaltungen für Internetforen und Lesereisen aufschwatzen.


    Aber: Manchmal macht es einfach Spaß, an einer Ausschreibung teilzunehmen, und wenn nichts dagegen spricht, schicke ich einen Beitrag hin. Im letzten Jahr habe ich zum Beispiel eine Krimigeschichte zu "Tatort Internet" (Kärtner Krimipreis) geschickt und habe einen Geldpreis und die Aufnahme in die gleichnamige Anthologie gewonnen.
    Sorry, wenn das jetzt wie Eigenlob klingt, ich mache normalerweise hier im Forum nicht darauf aufmerksam, wenn ich wo was gewinne oder in einem Buch auftauche. Ich erzähle das deshalb, weil es zu den "großen" Schriftstellerträumen eben auch ein paar kleinere Träume gibt, die sich leichter verwirklichen lassen, und die Teilnahme an seriösen Ausschreibungen und Wettbewerben zählt dazu.
    Auch kleine Verlage, die nur Mini-Honorare zahlen können, veröffentlichen gescheite Bücher und engagieren sich für ihre Autoren. Guckt euch mal die Seite des Schreiblust-Verlages an, der z. B. letzte Woche einen Autorenstammtisch in Dortmund ins Leben gerufen hat.


    Was die großen Schriftstellerträume und die Vermarktung dieser Träume durch "Verlage" betrifft, stimme ich Tom zu.


    Lieben Gruß


    polli

    Die Zeit schreitet voran. Und du, Mensch?

    S. J. Lec

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von polli ()

  • Die erfolgreiche Teilnahme an Short-Story-Wettbewerben ist gut für die Autorenseele und durchaus etwas, mit dem man auch hausieren gehen kann. Welche seriös sind und welche weniger, das kann ich nicht sagen, aber es gibt viele Sites, auf denen Literaturwettbewerbe gelistet und bewertet sind. Einfach mal bei Sandra Uschtrin, im Autoren-Magazin, im Autorenforum und bei Carpe suchen. Das sind aber längst nicht alle Sites, die einschlägige Informationen liefern. Im Autorenforum kann man den kostenlosen Newsletter "Tempest" abonnieren, der zudem viele Informationen über Publikationsmöglichkeiten für Kurzgeschichten enthält.

  • Tom


    Ein wirklich guter Beitrag und, dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich gerne einige Passagen daraus zitieren.


    Übrigens... im Gegensatz zu den von dir erwähnten Antworten wie "... passt nicht in unser Programm..." bin ich da wesentlich ehrlicher (wie du ja schon mitbekommen hast)


    Ich denke nämlich, niemanden ist damit geholfen, wenn er eine "hoffnungsvolle" Absage bekommt, aber nicht einmal die Grundregeln eines lesbaren Textes beherrscht. Da muß auch mal Klartext geredet werden, selbst auf die Gefahr hin, daß man den einen oder anderen Autor vor den Kopf stößt.


    Gruß
    Jürgen (der sich nun wieder auf die Suche nach Fragmenten des Werkes "Mein grünlila kariertes Lieblingskleid" macht. Klingt vielversprechend :-] )

  • Hallo, Jürgen.


    Zitat

    Ein wirklich guter Beitrag


    Danke! :-)


    Zitat

    und, dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich gerne einige Passagen daraus zitieren.


    Äh. Nein. Bitte Einverständnis nicht voraussetzen.
    Wo? In welchem Rahmen?

  • Tom


    Zitat

    Äh. Nein. Bitte Einverständnis nicht voraussetzen


    Ich frage natürlich VORHER, ob ich Passagen aus fremden Texten unter Nennung der Quelle nutzen darf. Keine Panik.
    Wenn du ablehnst, wird auch nichts zitiert.


    Zitat

    Wo? In welchem Rahmen?


    Ich arbeite an einem Sachtext zum Thema - Fallen für angehende Autoren - für Asphaltspuren.
    Tendenziell geht es um Beispiele, wie hoffnungsfrohen Autoren das Geld aus der Tasche gezogen wird und welche Dinge zu beachten sind, wenn man sich auf das (glatte) Parkett der Literatur begibt.


    Gruß
    Jürgen

  • Der überwiegende Anteil der selbst bei großen Verlagen veröffentlichten Bücher bleibt bei einer Auflage von einigen tausend Exemplaren und schafft es nie in die Bestsellerlisten. Man kann sich selbst ausrechnen, was ein Autor verdient, dessen Buch 5.000 Mal verkauft wird, zu einem Abnahmepreis von 10 Euro, wovon er 7 bis 10 % bekommt, nämlich Fensterkreuz mal Pi um die 3.500 bis 5.000 Euro. Dafür hat er ein, zwei Jahre am Manuskript gearbeitet.



    Ein sehr guter Beitrag, endlich mal Tacheles! Hinzufügen möchte ich nur, daß es ja dann auch noch das Finanzamt gibt. Ein seriöser Verlag verlangt eine Steuernummer zur korrekten Abwicklung des Vertrags. Der Staat lässt sich an einem Drittel des Honars beteiligen.
    Was bei mir böse Gedanken hervorrief, die auch etwas mit Sprengstoff zu tun hatten.



    Nichts für ungut,


    Lesemotte

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, nichts sonst.
    Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von beowulf
    Tu das. Die meisten Veröffentlichungen wissenschaftlicher Literatur erfolgen, damit Herr Doktor Herr Professor werden kann und Herr Prof. seine Veröffentlichungsliste voll kriegt, in manchem Bereich auch um Vortragshonorare zu erzielen und dann damit Geld zu verdienen und manchmal geht es schlicht um die Ehre.


    ... oder einfach um das nackte Überleben und Stellenfinden - gerade in geisteswissenschaftlichen Disziplinen. :schwimmen

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer


    ... oder einfach um das nackte Überleben und Stellenfinden - gerade in geisteswissenschaftlichen Disziplinen. :schwimmen



    ...und was willst du nun damit sagen?


    Mein Post bezog sich auf die Formulierung, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen sehr häufig der Erfüllung persönlicher Bedürfisse dienen. So sehr ich jedem seine Arbeitsstelle gönne und volkswirtschaftlich Vollbeschäftigung ein wichtiges Ziel ist, zuförderst ist die eigene Arbeitsstelle ein persönliches Bedürfnis. Selbst das nackte Überleben (das finde ich in diesem Staat zu diesem Zeitpunkt eine eigentlich nicht vertretbare Übertreibung, wenn ich mir meine Hartz IV Empfänger ansehe, die nicht durxh wissenschaftliche Veröffentlichungen, sondern durch staatliche Unterstützung leben), selbst das ist zunächst ein persönliches Bedürfnis. Volkswirtschaftlich wäre das sozialverträgliche Ableben immer ein Gewinn, ein Kostenfaktor weniger, so sehr individuel der Wegfall deiner Person bei einer Vielzahl von anderen Individuen zu Trauer führen würde.

  • Es ist doch eigentlich schön, dass es immer noch Menschen gibt, die sich für Dinge jenseits des Mainstreams interessieren. Seien es nun neufundländische Dichter oder die Ostwanderung schwäbischer Pietisten: es gibt immer Menschen, die das spannend finden, es aber niemals lesen könnten, würde es lediglich als Belegexemplar in der "Deutschen Bücherei" verstauben. Nur weil sich mit solchen Schriften keine Auflagezahlen erzielen lassen, die auch nur im entferntesten Geld abwerfen, müssen solch Bücher doch nicht schlechter sein als z.B. "Das Universum in der Nussschale", welches übrigens nach der Bibel als das weitverbreitetste ungelesene Buch gilt .

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von beowulf
    ..und was willst du nun damit sagen?


    Bis jetzt noch nicht viel. Wenn du mich aber so ... äh... höflich fragst:


    Zitat

    Mein Post bezog sich auf die Formulierung, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen sehr häufig der Erfüllung persönlicher Bedürfisse dienen. So sehr ich jedem seine Arbeitsstelle gönne und volkswirtschaftlich Vollbeschäftigung ein wichtiges Ziel ist, zuförderst ist die eigene Arbeitsstelle ein persönliches Bedürfnis. Selbst das nackte Überleben (das finde ich in diesem Staat zu diesem Zeitpunkt eine eigentlich nicht vertretbare Übertreibung, wenn ich mir meine Hartz IV Empfänger ansehe, die nicht durxh wissenschaftliche Veröffentlichungen, sondern durch staatliche Unterstützung leben), selbst das ist zunächst ein persönliches Bedürfnis.


    Mein Beitrag bezog sich auf die Lage in den Geisteswissenschaften:
    Es gibt einfach mehr Habilitanten als Stellen, viele verdingen sich als Privatdozenten und sind gezwungen teilweise unentgeltlich zu lehren, um ihre Lehrbefugnis nicht zu verlieren. Gleichzeitig ist es unabdingbar, dass sie präsent bleiben - sprich, viel publizieren (ebenso meist unentgeltlich). (Und diese Arbeit hat noch nichts mit dem Aufbringen des Lebensunterhalts zu tun.)
    Der Druck herrscht aber, weil du nach zwölf Jahren Privatdoziererei ohne feste Stelle einfach mal raus aus der Uni bist. Und dann bist du zu alt, überqualifiziert und ein Fall für die Akten.


    Natürlich ist dann nacktes Überleben angesichts von Hungerkatastrophen in Afrika übertrieben - aber dieser Vergleich stand ja nicht zur Debatte, oder?


    Zitat

    Volkswirtschaftlich wäre das sozialverträgliche Ableben immer ein Gewinn, ein Kostenfaktor weniger, so sehr individuel der Wegfall deiner Person bei einer Vielzahl von anderen Individuen zu Trauer führen.


    Mal abgesehen davon, dass dieser Satz an sich schon für eine leicht undifferenziert geistige Grundhaltung qualifiziert...
    Wenn ich es nicht besser wüsste, würd ich glatt meinen, hier spricht etwas Neid oder Frust.
    "Nicht jeder kann den Job haben, den er will...
    Nur damit Herr Doktor Herr Professor werden kann..."
    Aber natürlich weiß ich es nicht besser.



    Was wollte mein Post also sagen? Dass das Geschimpfe (oder sagen wir: die negative Grundhaltung) auf die Herren Akademiker, die sich ja eitel immer was herauasnehmen, mir wirklich auf mein Frühstücksei geht. Nicht nur allein, weil es auch darunter Damen gibt.