Sergej Lukianenko - Spektrum

  • Dieses Buch las ich schon im vergangenen Herbst, nun ist es auch auf Deutsch erhältlich und ich möchte es hier vorstellen.


    "Spektrum" von Sergej Lukianenko


    Inhalt (geklaut von Amazon.de):


    Als die Menschen eines Tages ein von Außerirdischen installiertes Teleportationssystem entdecken, beginnt für Privatdetektiv Martin Dugin das Abenteuer seines Lebens: Denn dieses System ermöglicht es, in Sekunden die Abgründe zwischen den Planeten der Galaxis zu überwinden. Eine perfekte Möglichkeit also für jene, die den Zuständen auf der Erde entfliehen wollen – aus welchen Gründen auch immer …


    Meine Meinung:


    Eines Tage landen Außerirdische auf der Erde und zwingen den Menschen ein Teleportationssystem auf. Mit Hilfe dieser Technologie haben die Menschen nun die Möglichkeit, fremde Planeten zu besuchen. Die Außerirdischen - die Schließer - verlangen als Bezahlung nur eine interessante Geschichte.
    Zehn Jahre später hat sich der Privatdetektiv Martin Dugin darauf spezialisiert, Flüchtige auf anderen Planeten aufzuspüren. Sein neuer Auftrag ist daher ganz simpel: Er soll eine Tochter aus gutem Hause finden, die durch eines der Tore gegangen ist. Und tatsächlich findet er sie gleich beim ersten Versuch, doch damit ist die Geschichte noch lange nicht beendet, sie fängt erst richtig an.


    Nach einem halben Dutzend enttäuschender Lukianenkos hatte ich eigentlich nichts Gescheites mehr erwartet. Um so überraschter war ich als ich mit dem Lesen anfing und gar nicht mehr aufhören wollte.
    Einige Teile der Geschichte sind nicht neu - Teleportationstore beispielsweise sind in der Science Fiction recht häufig anzutreffen. Aber das macht nichts, "Spektrum" verliert durch diese Idee nicht an Spannung.
    Ich mag es eigentlich gar nicht, wenn Außerirdische in Büchern/Filmen zu menschlich wirken, einige solcher Aliens kommen auch in diesem Buch vor - trotzdem habe ich mich auf keiner Seite gelangweilt.


    Ein empfehlenswertes Buch.


    ***
    Aeria


    P. S.
    Auf www.scifinet.org läuft gerade eine Leserunde zu diesem Roman :-)

  • Nachdem mein Amazon-Gutschein kurz vor dem Verfallen war, habe ich mir das Buch bestellt.


    Zitat

    Original von Aeria


    Nach einem halben Dutzend enttäuschender Lukianenkos hatte ich eigentlich nichts Gescheites mehr erwartet. Um so überraschter war ich als ich mit dem Lesen anfing und gar nicht mehr aufhören wollte.


    Im Gegensatz zu dir, liebe Aeria, habe ich mich ja bei der Wächter-Trilogie prächtig amüsiert, so dass ich mich nach deiner guten Kritik des "Spektrums" schon sehr auf die Lektüre freue.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Also von mir gibts ein naja...
    Als erstes muss ich sagen, dass ich das Buch, vor allem den Anfang, als sehr langatmig empfunden habe und mich irgendwie zum Schluss durchgequälen musste. Dieses Buch ist ganz und gar nicht nach meinem Geschmack, aber zum Glück sind Geschmäcker verschieden.


    Zum einen hinterließ Martin bei mir, keinen guten Eindruck, vorallem mit seiner Frauenfeindlichen Art, konnte ich mich so garnicht anfreunden. Zum anderen glaube ich, dass es keinen gibt, über den nicht hergezogen wurde. Die Liste ist endlos von Amerikaner (na gut kann ich noch nachvollziehen *gg*) bis zum Vegetarier.
    Außerdem hat mich das ganze essen, trinken und rauchen genervt. Da ich es für die Handlung nicht unbedingt als notwendig empfunden habe, konnte ich mich auch nicht damit anfreunden – viel Lärm um Nichts sozusagen.


    Mit den Erklärungen die zum Schluss folgten, also des Rätsels Lösung, war ich auch nicht zufrieden. Hatte irgendwie das Gefühl Lukianenko hat sich das Ganze zu einfach gemacht. Das hätte man zumindest noch irgendwie ausbauen können, es ist viel zu knapp und nicht nachvollziehbar. Aber ich bin froh, dass er es nicht ausgebaut hat – so war ich wenigstens nicht mehr auf dem Weg meinen Verstand zu verlieren – denn mehr hätte ich nicht ertragen. (Leser des Buches sollten diesen Satz verstehen :grin )


    Oje, das klingt jetzt absolut negativ, na dann noch schnell was positives hinten nach. Interessant fand ich die aufgeworfenen Glaubensfragen, wie auch die bereisten Planeten und deren Bewohner, die zum Teil auch sehr gut, wenn auch wieder knapp beschrieben wurden.

  • Sanatii
    Den meisten deiner Kritikpunkte schließe ich mich an. Ich habe das Buch so positiv bewertet, weil mich das Negative hier nicht ganz so genervt hat, wie in seinen anderen Büchern. Ich würde das mal so sagen: Von allen schlechten Lukianenkos ist "Spektrum" der beste :grin .


    Das mit dem Essen/Kochen hat mir aber gut gefallen! Da kommt so richtig das Russische durch. In dem Trinkgelage aber auch ;-) .


    ***
    Aeria

  • Na ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt noch keines seiner anderen Bücher kenne. Wobei "Das Schlangenschwert" als nächstes auf meiner Liste bzw. auf dem Stapel liegt und danach hab ich mir die Wächter vorgenommen. Tatsächlich hab ich mir, nach dem ich Spektrum gelesen hab, vorgenommen keins seiner Bücher mehr zu lesen, aber durch "sanften Zwang" bin ich doch überzeugt worden und lasse mich mal überraschen.


    Aber ich hätte da noch viele mehr Kritikpunkte, die ich jetzt nicht unbedingt alle reinschreiben wollte :rolleyes ..
    Ja das Thema Essen ... das war mir als Vegetarierin, die doch ansatzweise die russische Küche kennt, wirklich zu viel. Gut anfangs war´s ja noch lustig, aber nach einigen Kapiteln hat mir doch sehr gegraust.

  • Das Buch hat recht gut gefallen. Das Buch regt zum Nachdenken an. Gibt es einen Gott oder sogar mehrere? Ist es nicht schlimmer an einen falschen Gott zu glauben, als gar nicht zu glauben? Gibt es eine Seele und habe alle diese? Wären wir ohne Verstand glücklicher?
    Wollte zwar auch noch nie Gott sein, aber nach diesem Buch will ich es auch nie werden. Gott zu sein ist unglaublich langweilig!


    Obwohl Lukianenko ernsthafte Fragen stellt, schafft er es mit einer Prise Witz, seinen Weltweisheiten und natürlich Kochrezepten, das Buch nicht zu philosophisch zu gestalten. Er erschafft mehrere Rassen, die man sich gut bildlich vorstellen kann und ihre Gesellschaft und Beweggründe nachvollziehen kann.


    Ein Schwachpunkt hatte das Buch meiner Meinung nach. Es war nach dem zweiten Kapitel klar, dass sich eine Sache sich immer wieder wiederholt.


    Ich würde jedem das Buch empfehlen, der keine Schlachten und übermäßig viel Gewalt braucht. Der auch gerne über den Inhalt des Buches nachdenkt und nicht die Handlung nach fünf Minuten vergießt.

  • Zitat

    Original von Aeria


    In der russischen Ausgabe sind übrigens Zeichnungen der Aliens drin :wave .


    Wirklich?! Muss ich nachgucken. Habe das Buch auf deutsch gelesen und da ich das Buch in Rahmen einer Leserunde gelesen habe konnte ich nicht warten bis mein russisches Exemplar gekommen ist.

  • Ich habe das Buch in der gleichen Leserunde wie Lena und Sanatii gelesen, wobei die Leserunde an sich eindeutig das beste war ;-)


    In diesem Roman wird gesoffen, gequarzt, gefressen bis die Schwarte kracht und dabei kräftig über alles Nicht-Russische abgelästert. Martin ist unsympathisch, freuenfeindlich und ein Waffennarr. Die grundsätzlich schöne Idee, eine Geschichte als Schlüssel für die Sternentore zu verwenden, entwickelt bei Lukianenko überhaupt keine Poesie. Manche Welten und ihre Bewohner sind einfach nur abstrus.


    Unterm Strich hat mich gewundert, was ein "renommierter" Autor seiner Leserschaft doch alles zumuten kann. Eine belanglose Ansammlung lieblos niedergeschriebener Lukianenko Fantasien. Abzuraten.

  • Na aber Hallo! Ich fand das Buch ziemlich gut, anscheinend bin ich einfach ein unkritisches Fangirl.


    Gerade die Kochgeschichten haben mir gut gefallen, das macht Martin so menschlich und verschafft ihm auch das Image das er für seine Philosophiererei braucht.
    Dass er frauenfeindlich ist hab ich auch nicht so empfunden, wie kommt ihr denn da drauf?
    Ein Waffennarr...? Würdet ihr unbewaffent auf einen fremden Planeten gehen? Ich finde es ganz normal, dass er sich mit Waffen auskennt, welche dabei hat wenn er reist und auch in gewisser Weise eine persönliche Beziehung zu seinen Wffen hat. Immerhin retten sie ihm im Zweifelsfall das Leben.


    Dieser Aussage hier kann ich zustimmen.


    Zitat

    Das Buch hat recht gut gefallen. Das Buch regt zum Nachdenken an. Gibt es einen Gott oder sogar mehrere? Ist es nicht schlimmer an einen falschen Gott zu glauben, als gar nicht zu glauben? Gibt es eine Seele und habe alle diese? Wären wir ohne Verstand glücklicher?


    Ich finde es gut, dass ein Sci-Fi-Roman ohne großartiger Krawumm auskommt, philosophische Fragen stellt und sie in eine flüssige, interessante Handlung packt.

    ------------------------------------------------------------


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Zitat

    Ich finde es ganz normal, dass er (...) in gewisser Weise eine persönliche Beziehung zu seinen Wffen hat.

    Öh? ah ja... also ich finde das abstoßend.


    Zitat

    Ich finde es gut, dass ein Sci-Fi-Roman ohne großartiger Krawumm auskommt, philosophische Fragen stellt und sie in eine flüssige, interessante Handlung packt.

    Nu ja, eine abstruse, zusammenhangslose Handlung trifft es wohl eher.


    Aber wie heißt es so schön: Geschmäcker sind verschieden. ;-)

  • Originell und empfehlenswert


    Die nahe Zukunft: In einigen irdischen Hauptstädten sind vor einiger Zeit Portale aufgetaucht, die rasantes Reisen auf ferne Planeten ermöglichen. Diese Portale werden vom seltsamen Volk der "Schließer" bewacht, die ihrerseits dem jeweils gastgebenden Land Pacht bezahlen, zumeist in Form von Alien-Technologie. Um Reisen antreten zu können, muss man den Schließern interessante, originelle und für die Schließer neue Geschichten erzählen. Nicht wenige Reisende scheitern schon beim zweiten Versuch, wenn sie als erstes ihre Lebensgeschichte erzählt haben, und sie stranden dieserart auf fremden Welten. Andere, wie der Moskauer Privatdetektiv Martin Dugin, besitzen die große Gabe, das Interesse der - miteinander vernetzten - Schließer jedes Mal aufs Neue befriedigen zu können. Dugin ist ein "Springer", der frei und beliebig oft die Portale nutzen kann, weshalb er zumeist auf der Suche nach Menschen ist, die eine Reise ohne Rückkehr angetreten haben. Ein russischer Geschäftsmann beauftragt ihn mit der Suche nach der siebzehnjährigen Tochter. Dugin findet sie auch recht rasch auf dem seltsamen Planeten "Bibliothek", aber Ina stirbt dort, quasi in seinen Armen. Doch es zeigt sich auch, dass diese Ina nicht die einzige Version ihrer selbst war - Dugin muss sechs weitere Welten bereisen, um alle Fassungen der jungen Frau zu finden, aber die Abläufe ähneln sich, nur die Planeten werden immer seltsamer. Davon abgesehen hat die Suche das Interesse unter anderem des russischen Geheimdienstes geweckt. Und auch die Schließer scheinen ihre Rolle zu spielen.


    Der Roman ist in sieben Episoden aufgeteilt, von denen die ersten sechs jeweils mit Spektralfarben des Lichts betitelt sind; die letzte Episode heißt "Weiß". Die Abschnitte beginnen mit Prologen, die auf der Erde spielen, Dugin ruht sich in seiner Wohnung aus und kocht irgendwas - wie in vielen russischen Romanen spielt das Essen eine große Rolle. Der Detektiv wird dieserart als Underdog-Lebemann skizziert, eine Figurenzeichnung, die gut funktioniert. Und auch die Geschichten, die der Russe den Schließern erzählt, sind originell und lesenswert - meistens allerdings reflektieren sie das Geschehen, das kurz zuvor auf einer fremden Welt stattgefunden hat, weshalb hier eine Art Leserbevormundung mitschwingt. Es ist übrigens nicht unbeabsichtigt, dass die Erzählungen Dugins viel Ähnlichkeit mit biblischen Gleichnissen haben.


    Kernthema von "Spektrum" ist nämlich der Glaube. Auf jeder der sieben Welten (acht eigentlich, wenn man die Erde mitzählt) herrscht eine andere, sehr eigenartige Weltsicht. Eines der Völker ist, zum Beispiel, sehr technikorientiert und weitgehend atheistisch, während die vogelähnlichen Bewohner einer anderen Welt mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter ihre Intelligenz ablegen und sich dem schicksalhaften, vorbestimmten Lauf ihres Lebens hingeben. Die junge Ina, die Dugin sucht, immer wieder findet und immer wieder verliert (der Ablauf der Episoden folgt einem sich wiederholenden Muster), scheint nicht weniger vorzuhaben, als das Rätsel des Daseins zu entschlüsseln. Dugin erkennt, dass er selbst Bestandteil dieses Rätsels - und seiner Lösung ist.


    Lukianenko schreibt spannend, anschaulich und bildreich. "Spektrum" ist ein sehr lesbarer phantastischer Roman - witzig, unterhaltsam, intelligent. Die wiederholt auftretenden Elemente nehmen ihm allerdings einiges an Rasanz, und die Metageschichte, die die Episoden verbindet, hakt zuweilen. Davon abgesehen aber ist das ein solider, unkonventioneller, phantasiereicher Roman, der nicht selten überrascht, einiges an Zeitkritik enthält, aber um die schlussendliche Beantwortung der Kernfrage einen großen Bogen macht. Zum Glück. Größter Schwachpunkt: Die sehr halbseidene (und augenzwinkernd gemeinte) Erklärung für die Vervielfachung Inas. Ansonsten empfehlenswert.

  • Hmm, Eure Kritiken sind ja sehr unterschiedlich, ich habe nur "Weltengänger" gelesen und fand, es las sich gut weg - bis auf dem Schluss, fand ich es aber gut.
    Mal schauen, ob ich mir dieses zulege..

  • Mich hat das Buch nicht gerade begeistert - die Auflösung der ganzen Geschichte fand ich einfach nur übertrieben, auch wenn die Idee ja an sich ganz nett ist... aber das Ende hat es dann irgendwie "vermasselt"

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Ich habe die ersten drei Bände der Wächter-Reihe regelrecht verschlungen und mochte sie sehr. Umso größer war wahrscheinlich die Enttäuschung bei Spektrum.


    Der Anfang war ja noch einigermaßen originell und hat mich neugierig gemacht. Aber spätestens im dritten Teil fühlte ich mich wie in einer Zeitschleife, auf den Ausgang des Kapitels hätte ich treffsicher meinen gesamten Besitz verwetten können.


    Die detaillierten Schilderungen des (Fr)Essens, Saufens und Rauchens konnten über die äußerst magere Handlung nicht hinwegtrösten. Im Gegenteil. Dazu kam ein extrem widerlicher Protagonist, der sich durch schreckliche Rüpelhaftigkeit und Sexismus und Chauvinismus profilierte.


    Es ist bloß zu hoffen, dass die Übersetzung schlecht ist. Denn dann gehen die schlimmsten Stilblüten und Unverständlichkeiten nicht zu Lasten des Autors.
    Nein, Herr Lukianenko, das können Sie eigentlich besser. Dieses Buch ist in meinen Augen ziemlich mies. Ich kann es auch so sagen: wäre ich ein Schließer, käme der Autor mit dieser Geschichte bei mir durch kein einziges Tor.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde