'Straße der Sterne' - Seiten 219 - 324

  • Eigentlich wollte ich vorhin nur den zweiten Abschnitt für die Leserunde beenden, bin dann aber doch bis Seite 309 hängen geblieben. also ganz eindeutig: das Buch hat eine Sogwirkung entwickelt. :-]


    Mir gefällt die Geschichte immer besser, mittlerweile habe ich mich auch mit wechselnden Figuren und Schauplätzen angefreundet. Jetzt "kenne" ich alle, und so bin ich in den einzelnen Abschnitten schnell drin.


    So langsam klärt sich doch einiges auf. Camino scheint Oswald und Pilars Vater zu sein. Und die Vermutung, dass Blanca Pilars Mutter ist, bestätigt sich auch. Als Pilars Mutter hat sie sich Rena genannt, ich frage mich nur noch, ob es auch mal eine "wirkliche" Rena gab, deren Namen sie dann übernommen hat. Auf Seite 271, als Tariq Blanca erwischt, wie sie rohe Leber isst, heißt es, dass die Leber eigentlich für Rena bestimmt war... ??


    Die Parallelgeschichten um Moira, Estrella und Armando finde ich ganz interessant, aber Pilars Geschichte gefällt mir weiterhin am besten.


    Bei den vielen verschiedenen Schauplätzen hätte mir eine Landkarte im Buch gefallen. In meiner Ausgabe ist zwar vorne eine "nostalgische" drin, aber die ist so schwer lesbar.

  • Zitat

    Original von chiclana
    Eigentlich wollte ich vorhin nur den zweiten Abschnitt für die Leserunde beenden, bin dann aber doch bis Seite 309 hängen geblieben. also ganz eindeutig: das Buch hat eine Sogwirkung entwickelt. :-]


    Das kann ich nur bestätigen. Ich bin zwar noch nicht ganz so weit (auf Seite 268), aber es war einfach ein Abtauchen und die Zeit vergessen. :-]

  • Zitat

    Original von chiclana
    Als Pilars Mutter hat sie sich Rena genannt, ich frage mich nur noch, ob es auch mal eine "wirkliche" Rena gab, deren Namen sie dann übernommen hat. Auf Seite 271, als Tariq Blanca erwischt, wie sie rohe Leber isst, heißt es, dass die Leber eigentlich für Rena bestimmt war... ??


    Blancas Hund hieß Rena :-)


    Was mir hier besonders gefällt ist die doppelte Annäherung: die einzelnen Personen nähern sich auf ihrer jeweiligen Route einander an und auch die einzelnen Geschichten nähern sich einander an und beginnen zu verschmelzen, ebenso wie Gegenwart und Vergangenheit...


    @ Brigitte:
    Solche Handlungszusammenführungen finde ich immer superspannend. Mich würde interessieren, wie man so etwas entwirft? Also hast du zu Beginn die grobe Geschichte und die Figuren im Kopf und weißt, wie und wo sie sich treffen und wie sie miteinander verbunden sind oder stoßen im Laufe des Schreibens oder Entwickelns der Handlung ganz neue Figuren und neue Verbindungen auf?


    Welche Figur ich übrigens auch sehr mag: Angelita, allerdings als Erwachsene eher als als Kind ;-)

  • S.264: Arme Moira. Hans hat sie mit dem Wein, in den er etwas gepanscht hat, betäubt und ausgeraubt.
    Das musste ja passieren. Moira gefühlsmäßig richtige Entscheidung sich von ihm zu trennen war der aktuelle Anlass, aber Hans hatte das sicherlich von Anfang an geplant.
    Jetzt mittellos wird es sehr schwer für Moira. Hoffentlich trifft sie bald mit unser kleine Pilgergruppe zusammen.

  • Ich habe immer schon Geschichten mit verschiedenen Handlungssträngen geliebt und Autoren verehrt, die so geschrieben haben. Eine Meisterin dieses Fachs ist Ruth Rendell ("Der Pakt" - grandios!) und noch besser in ihrer zweiten Existenz als Barbara Vina (alle Bücher toll, besonders aber für mich "Das Haus der Stufen".)
    Natürlich darf man sich als Schreiber nicht überraschen lassen, sondern muss von Anfang an klar wissen, worauf es hinausläuft - aber in Nuancen kann es auch f. mich manchmal Überraschungen geben. Manchen Personen gewinnen eine Art Eigenleben und verlangen, dass etwas anders ausgeht ... zum Beispiel Angelita ... aber das werdet ihr ja noch sehen!
    Ich finde, jeder anständige Mittelalterroman hat ein Geheimnis verdient - und die junge "Reine" und ihr Templer stehen im Mittelpunkt davon!

  • Zitat

    Original von Brigitte Riebe
    Eine Meisterin dieses Fachs ist Ruth Rendell ("Der Pakt" - grandios!) und noch besser in ihrer zweiten Existenz als Barbara Vina (alle Bücher toll, besonders aber für mich "Das Haus der Stufen".)


    Früher fand ich Ruth Rendell nicht so toll, Babara Vine aber ziemlich gut!
    Peinlich, als ich merkte, dass es sich um ein Pseudonym handelte. :ups
    Das habe ich allerdings dann doch schon beim zweiten Buch von Babara Vine gemerkt.


    Das Haus der Stufen kenne ich noch nicht. Muss ich mir schnell notieren für die Wunschliste!

  • Camino ist ein bewusst undurchschaubarer Mensch. das zeigte sich schon an seiner Art, Pilars Fragen auszuweichen.
    Trotzdem machte er einen sehr positiven, guten Eindruck.
    Zwischen Tariq und Camino gab es kleine Machtkämpfe. Bisher hat Tariq alleine über Pilar und den einzuschlagenden Weg bestimmt, Caminos Meinung hat jedoch sofort einen hohen Stellenwert bei Pilar. Erst recht nachdem Camino im letzten Teil der Retter bei dem Überfall war. Wichtiger aber noch ist Caminos Beziehung zu Pilars Mutter mit dem Verdacht, dass er Pilars Vater ist. Das erklärt auch die spontane Zuneigung zwischen den beiden. Aber warum nennt er sich dann nicht Oswald?


    An einer Sache grüble ich auch noch: Wie kann es sein, dass Camino auf Pilar trifft, wenn es offensichtlich eine enge verwandschaftliche Beziehung zwischen ihnen gibt. So etwas kann doch kein Zufall sein, oder? :gruebel


    Edit: Gerade hat Camino Moira getroffen, die frierende in seinen Umhang gehüllt und sie eingeladen, mitzukommen. Er ist schon echt in Ordnung! :anbet


    Edit 2: Jetzt habe ich diesen Abschnitt auch beendet. War ziemlich aufschlußreich.
    Das Wiedersehen war ziemlich beeindruckend, aber leider auch etwas kurz.
    In einem kurzen Abschnitt wurde auch etwas mehr von Estrellas Vergangenheit preisgegeben. Fast alle Beteiligten schleppen ein Geheimnis mit sich herum und selten nennen sie sich bei ihren richtigen Namen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Früher fand ich Ruth Rendell nicht so toll, Babara Vine aber ziemlich gut!
    Peinlich, als ich merkte, dass es sich um ein Pseudonym handelte. :ups


    LOL witzig, genauso ging es mir auch!!! Allerdings würde ich auch heute noch, jeden Vine einer Rendell vorziehen :pille :grin

  • Ich bin mittlerweile auch in diesem Teil angelangt und das Buch gefällt mir immer besser. Vor allem die Umsetzung des Jakobsweges und das Pilgern finde ich sehr gut gemacht. Vor allem die Gedanken von Pillar, dass sie je näher sie ihrem Ziel kommt, Jakobus immer weiter entfernt fühlt, fand ich sehr interessant.


    Man bekommt dabei einen guten Eindruck was Pilgern in der damaligen Zeit bedeutet hat.


    Wie sich die Geschichten später verbinden werden, bin ich schon sehr gespannt. Vor allem wie Armandos Geschichte ins Konzept passt, rätsle ich schon ein Weile.


    Eine Frage hätte ich auch noch:
    In Leon macht zur Zeit die Inquisition Station. Weiß man wie lange eine solche Visite durchschnittlich gedauert hat?
    Was mir an der Schilderung gut gefällt ist, dass sie nicht reißerisch ist. Hier wird nicht gleich aufgrund des ersten Gerüchts der Scheiterhaufen angeheizt, sondern gezeigt, wie die Inquisition vorgegangen ist.

  • Ich bin wieder ein Stück weiter des Weges und langsam erfahren wir immer mehr über die Lebensgeschichte der einzelnen Pilger.


    Estrella ist also die Tochter des Bruders von Jona aus Regensburg. Wie sich dieses Element in die Geschichte rund um Pilar und ihre Eltern einfügen wird, bin ich schon sehr gespannt.


    Rund um die Geschichte der Katharer sind jetzt schon öfters zwei Begriffe gefallen, deren ganze Bedeutung mir noch nicht klar sind. Einerseits ist das die Endura und die Feuertaufe - welche vom Namen her spektakulär klingt. Brigitte, kannst du dazu bitte etwas erzählen?


    Überrascht war ich, dass Blanca und Diego heiraten hätten sollen. Ich hatte bisher den Eindruck, dass es bei den Katharern keine Ehe gab?

  • Zitat

    Original von milla


    Hätten sie??? :wow Aber abgesehen davon waren sie doch Geschwister :yikes


    Nein, ich hatte diese Szene falsch interpretiert. Später wirft Diego Blanca vor ihre Taufe verhaut zu haben. Also hätte es keine Ehe werden sollen, sondern eine Taufe.

  • Die Inquisition ist eine heikle Sache da sie - meistens von den Dominikanern durchgeführt (Im Volksmund "domini cani" = Die Hunde des Herrn verballhornt) lokal sehr unterschiedlich war. Wir glauben immer, in Spanien sei sie besonders hart gewesen, das stimmt nur bedingt, vor allem wenn man die späteren Hexenprozesse der Frühen Neuzeit (gehören ja dahin und nicht, wie fälschlicherweise oft geschildert, ins Mittelalter!) betrachtet. So wenige Hexen wie in Spanien und Portugal wurden nirgendwo in ganz Europa verbrannt. Grund war die starke Zentralmacht, die damals bereits existierte, und die keinerlei Interesse daran hatte, wertvolles Menschenmaterial sinnlos zu opfern ... (waren ja auch in den aufkommenden Zucht- und Arbeitshäusern bestens zu verwerten!).
    Aber das ist eine ganze andere Geschichte. Vielleicht mögt ihr mit mir ja mal "Die Hüterin der Quelle" lesen, dann könnten wir gemeinsam sehr vielen verbreiteten Irrtümern auf die Spur kommen ....


    Also, Inquisition war, abgesehen vom Verfahren selber, das IMMER auf das Geständnis hinauslief, nicht in allen Ländern gleich Inquisition. Im Leon, das ich beschreibe, war sie allerdings schon sehr penetrant, weil eben wegen der Nähe zu Frankreich tatsächlich einige Ketzer (Reine, Katharer) den Weg über die Pyrenäen gesucht und gefunden hatten.
    Es gibt ein wunderbares Buch von Emmanuel LeRoy Ladurie: Montaillou - Ein Dorf vor dem Inquistor" (hab ich in einer uralten Propyläen-Ausgabe), wo ganz genau beschrieben wird, welche Fragen 1294 - 1324 (also fast "meine" Zeit) gestellt wurden - und welche Antworten kamen.
    Kann ich dir sehr empfehlen, wenn du "Echtheit" schnuppern möchtest ...

  • Endura war eine Art "Probezeit" mit anschließender Feuertaufe eben. Die Reinen lehnten die Wassertaufe (erst recht bei Kindern) ab und lebten stattdessen die "Feuertaufe" - eine Art Eindringen des Heikligen Geistes, die nur bei Erwachsenen nach zuvor statt gefundener Prüfung gewährt wurde.


    Natürlich können Blanca und Diego nicht heiraten, sie sind ja Bruder und Schwester, aber in seinem verrückten Hirn malt Diego sich genau das aus ...
    Er will sie haben und halten, mit aller Macht, aber wir wissen ja:
    "Liebe ist ein Kind der Freiheit ..."


    Wenn Ihr Lust habt, kann ich morgen gern noch mehr zu den Katharern sagen, denn es gibt kaum eine Sekte, über die so viel Missinfo im Umlauf ist. Lange dachte man, sie wären ganz besonders frauenfreundlich gewesen (siehe auch mein Nachwort!). Dabei haben einfach ein paar Historiker am Anfang des letzten Jahrhunderts falsch abgeschrieben und aus lateinischen Endungen mit _i (männlich) versehentlich -ae (weiblich gemacht). So dachte man lange Zeit, dieser "Glauben" seit sehr frauenfreundlich gewesen und Frauen hätten hohe Postionen erklimmen können.
    Denkste!
    Dies in der Geschichte von Blanca und Diego zu widerlegen, hat mir ganz besonderen Spaß gemacht ...

  • ich bin jetzt auch fast durch.
    Dei Pilger haben sich gefunden. Ich bin gespannt, was jetzt noch kommt, da Pilars Mutter ja schon gefunden wurde....
    Ich hätte gerne mehr über das Gespräch von Camino, Tariq und Pilar gelesen, das hat mir doch ziemlich gefehlt.
    Bin auch gespannt, wie sich Moiras Geschiche auflöst!


    Also auf in den Endspurt! :-)

  • Zitat

    Original von Brigitte Riebe
    Wenn Ihr Lust habt, kann ich morgen gern noch mehr zu den Katharern sagen,


    Das würde mich sehr interessieren, denn soooo viel weiß ich nicht über die Katharer, aber immerhin kommt die Atmosphäre der Sekte beim Lesen der Abschnitte gut rüber. So gesehen, ist Diego auch ein sehr wichtiger Charakter.


    Hier schon einmal der Wikipedia-Link zur ersten Orientierung, damit wir morgen in guter Tiefe in das Thema einsteigen können.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Katharer

  • Habe jetzt nach fast drei Tagen beruflich bedingter "Zwangslesepause" weitergelesen, tue mir jedoch schwer, wieder ins Buch reinzukommen. Es sind inzwischen so viele Handlungsstränge parallel, daß ich etwas den Überblick verloren habe. Ich will versuchen, durch zurückblättern und *irgendwie-ein-paar-Stunden-Zeit-am-Stück-lesen* wieder in die Handlung zu kommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Bin jetzt auch auf Seite 324 angekommen.


    Zitat

    milla
    Welche Figur ich übrigens auch sehr mag: Angelita, allerdings als Erwachsene eher als als Kind


    Da habe ich wohl irgendwas verpaßt. Mir ist Angelita bisher nur als Kind begegnet. Das heißt, jetzt fällt es mir ein - die Ordensschwester! Das habe ich glatt überlesen - danke für den Hinweis.


    Dieses verweben der verschiedenen Geschichten zu einer einzigen, wie das vieler Fäden zu einem Teppich, ist faszinierend. Letztlich hängt alles irgendwie zusammen, um sich irgendwann zu einem fertigen Puzzle ineinanderzufügen. Das macht es mir schwer, spezifisch zu diesem Buchteil etwas zu schreiben. Ich empfinde alles als irgendwie offen und im Fluß; wenn sich ein Rätsel löst, tauchen zwei neue auf.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")