Verlag erfindet Phantom-Autorin



  • P.S. Magali bringt meine Gefühle wunderbar sarkastisch auf den Punkt.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Marcel.


    Okay, kann man so sehen, aber es wird sicher nicht gegen die Stimme der Autorin gemacht worden sein. Davon abgesehen sind Leute wie Sebastian Fitzek und auch Frank Schätzing immer noch in der Minderheit. Die Mehrheit der deutschen Krimi- und Thrillerautoren schreibt nach wie vor Hausmacherkost.


    Klar. Aber wenn man weiter versucht, nur (amerikanischen) Vorbildern nachzueifern, wird sich das auch nicht ändern.


    Herzlich,
    Marcel

  • Waldfee


    sei nicht so sicher, daß das ironisch war. Ich gehe nämlich zu Lesungen ...
    :grin


    Nudelsuppe


    gut, daß Du mich daran erinnerst, das ist nämlich der Punkt. Der Maßstab 'US-Unterhaltunsgliteratur'. Ganz unmöglich und wirklich ein böser Tritt gegen hiesige AutorInnen.
    Und letztlich kurzsichtig, Jahresbilanzdenken eben.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von NudelsuppeKlar. Aber wenn man weiter versucht, nur (amerikanischen) Vorbildern nachzueifern, wird sich das auch nicht ändern.


    Das Schild "Amerika" verfehlt eben seine Wirkung nicht. Amerika das hat was, wie langweilig klingt dagegen Deutschland oder Europa.


    Zitat

    Original von magali Der Maßstab 'US-Unterhaltunsgliteratur'. Ganz unmöglich und wirklich ein böser Tritt gegen hiesige AutorInnen.


    Bleibt die Frage: Warum wird 'US-Unterhaltung' als Maßstab angesehen? Ich bin mir sicher wir haben genauso gute (zumindest mit dem gleichen Potential) Kreative.

  • Zitat

    Original von caro


    Das Schild "Amerika" verfehlt eben seine Wirkung nicht. Amerika das hat was, wie langweilig klingt dagegen Deutschland oder Europa.


    Hallo Caro,


    und wie klingt "Berlin" für dich, um nur ein Beispiel zu nennen? Die Stadt hat eine wahnsinnige Energie, Abgründe, Geschichte(n) satt. Die Stadt ist ein kultureller Magnet und Magnet für Subkultur. Und überhaupt nicht langweilig, auch für New Yorker nicht ;-)


    Grüße,
    Marcel

  • Hallo, Marcel.


    Zitat

    Aber wenn man weiter versucht, nur (amerikanischen) Vorbildern nachzueifern, wird sich das auch nicht ändern.


    Gerade Thriller zum Beispiel verlangen ein sehr handlungsorientiertes, mit den üblichen Versatzstücken (Hooks, Cliffhanger u.ä.) arbeitendes, stilistisch und diktional diszipliniertes Erzählen. Mit Verlaub, aber viele deutsche Autoren sind von ihrer übergenauen, akribisch-verkopften oder eben kochtopfrunden Erzählweise einfach nicht abzubringen; sie halten sich mit Psychogrammen und vermeintlich atmosphäreschaffenden Detailbeschreibungen auf, möglicherweise auch noch mit aufdringlichen sozialkritischen Komponenten. Demgegenüber gibt es an fast jeder amerikanischen Universität Creative-Writing-Kurse, in denen die Basics dieser Erzähltechnik gelehrt werden - dieser und anderer. Kaum ein Genre ist "amerikanischer" als dieses (es gibt gute britische Thrillerautoren, tatsächlich kamen die ersten Thriller aus GB, aber ich meine das, was an Massenware in den Bahnhofsbuchhandlungen liegt). Ich beziehe mich damit explizit auf den Versuch, einen derartigen Thriller zu schreiben. Natürlich gibt es auch andere Ansätze, die der sozialen Verortung des Autors mal mehr oder weniger entgegenkommen. Aber die besten/bestverkäuflichen Thriller wohlgemerkt dieser Art schreiben nun einmal amerikanische Autoren - Ausnahmen bestätigen diese Regel nur. Wenn sich ein deutscher Autor also dafür entscheidet, dieses Genre zu beackern, ist er dem Vergleich so oder so ausgeliefert. Ein Pseudonym umschifft ihn.


    Man muß sowas nicht schreiben. Man muß ja auch als Regisseur nicht versuchen, das Hollywood-Actionkino nachzuahmen; Versuche dieser Art scheitern ja regelmäßig. Ich verstehe das ganz persönlich nicht, aber es geht nicht um den Versuch, sondern das Ergebnis. Das sich nach wie vor leichter verkaufen läßt, wenn nicht Schantall Krause auf dem Cover steht, sondern Ellen Headbanger.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ich verstehe das ganz persönlich nicht, aber es geht nicht um den Versuch, sondern das Ergebnis. Das sich nach wie vor leichter verkaufen läßt, wenn nicht Schantall Krause auf dem Cover steht, sondern Ellen Headbanger.


    Also ich glaube ja fast, dass dies nicht mehr der Fall wäre, wenn die Verläge so etwas mal richtig pushen würden.

  • So mit Großplakaten in jedem Bahnhof oder platzierten Artikeln wie in DB- Mobil, oder eine kleine Einladung an Kulturjournalisten zur Lesung in Heiligendamm oder in Berliner Adlon, Weil Journalisten sind ja so was von neutral und unbestechlich :grin

  • Hallo ihr Lieben :wave


    zu diesem Thema gab es kürzlich einen Artikel
    in der WELT:


    http://www.welt.de/kultur/lite…hre-Autoren-erfinden.html


    Die Romane von Nicolas Barreau habe ich ganz gerne gelesen,
    sie sind leicht, charmant und witzig, ohne viel Tiefgang aber für mich wie ein Kurzurlaub in Paris. :sekt


    Daher war ich schon sehr überrascht, in diesem Artikel zu lesen, dass er auch zu den "erfundenen" Autoren gehören soll und die Lektorin Daniela Thiele
    die Verfasserin dieser Romane ist?
    Irgendwie verdirbt mir das die Freude an Nicolas Barreau und "seinen" Geschichten, obwohl in "Das Lächeln der Frauen" genau das passiert.

  • Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread hier gelesen, sondern möchte nur kurz bezugnehmen auf den Link von Emmy. Vielen Dank erstmal dafür, das hat mich auf eine Problematik aufmerksam gemacht, derer ich mir gar nicht so bewusst war.


    Und ich wollte dir sagen, dass ich gut verstehen kann, dass dir das ein bisschen die Freude an Nicolas Barreaus Büchern verdirbt. Ich habe auch ein Buch von ihm hier liegen und werde es natürlich trotzdem lesen, aber ich frage mich nur, was das Ganze soll. Ich habe ja das Buch nicht wegen des Autors ausgesucht, sondern weil mich die Geschichte interessiert. Ich würde es also auch lesen wollen, wenn da drauf stünde "deutsche Autorin aus weißichnichtmehrgenau". Dass es in der Autorenwelt Pseudonyme gibt, ist mir ja klar, aber dass sogar Herkunft und Geschlecht verändert werden, finde ich einfach schade.


    Vielleicht sollte ich demnächst mal den ganzen Thread lesen, um mehr über eure Meinungen zu erfahren...

  • Hallo Miriel :wave


    Es ist merkwürdig, aber ich habe jetzt tatsächlich keine Lust mehr, weitere
    Romane von "Nicolas Barreau" zu lesen - was aber auch daran liegen könnte, dass mir "Du findest mich am Ende der Welt" nicht sonderlich gut gefallen hat.


    Allerdings hatte ich da gerade diesen Artikel gelesen und vielleicht hat mich das
    kritischer werden lassen, ich weiß es nicht?
    Was mir vorher französisch- charmant erschien, war plötzlich nur noch oberflächlich und albern, der nette junge Franzose auf der Seinebrücke mit dem Wuschelkopf (angebliches Autorenphoto :geist) hatte einer gesichtslosen Dame Platz gemacht, die unter falscher Flagge segelt und mich als Leserin an der Nase rumführt. :nono


    Mag sein, dass ich ein wenig übertreibe, weil sich ja der Inhalt dadurch nicht ändert und es mir egal sein müsste, wer letztlich das Buch verfasst hat.


    Aber ich kann nicht leugnen, dass ich verstimmt bin.... :gewitter

  • Hallo Emmy,
    du darfst ja auch ruhig verstimmt sein, hat ja jeder seine eigene Meinung dazu. Und es gibt ja noch viele andere schöne Bücher, die auf dich warten. (Sage ich nur, damit du nicht mehr ganz so verstimmt bist. ;-) )


    Ich habe jetzt alle vorherigen Seiten gelesen und fand eure Meinungen sehr spannend. Hat sich für mich gelohnt den alten Thread wieder hervorzubuddeln.


    Ich bin mir noch nicht sicher, was ich insgesamt denke, natürlich darf jeder machen, was er will und ist zu nichts verpflichtet, aber, wie gesagt, schade finde ich es trotzdem. Aber bei dem genannten konkreten Beispiel bleibt für mich erstmal die Geschichte bestehen, auf die ich mich immer noch freue.
    :wave

  • Hallo Miriel,


    so richtig verstimmt bin ich nicht und ich wollte dir auch nicht die Freude
    an dem Buch verderben. :-)
    Wie gesagt - in "Das Lächeln der Frauen" geht es darum, dass ein Lektor
    einen Roman geschrieben hat und den "passenden" englischen Autor dazuerfindet. Dann möchte eine Leserin diesen Autor unbedingt kennenlernen
    und daraus ergeben sich dann die üblichen Verwicklungen.
    Das ist im Grunde die Geschichte in der Geschichte in der Geschichte - wie bei diesen russischen Puppen... :chen


    Allzu ernst sollten wir dieses Versteckspiel auch nicht nehmen und gutgelaunt weiterlesen... :lesend

  • Zitat

    Original von Emmy
    Hallo Miriel,
    so richtig verstimmt bin ich nicht und ich wollte dir auch nicht die Freude
    an dem Buch verderben. :-)


    Nö, hast du auch nicht. ;-) Wie gesagt, ich fand den Artikel und die ganzen Kommentare hier sehr spannend, weil ich wieder mal festgestellt habe, dass ich manche Sachen nicht immer bedenke (man könnte auch sagen, ich habe wohl manchmal eine etwas naive Weltansicht ^^), also ist der Hinweis an mich, manche Sachen kritischer zu hinterfragen, durchaus hilfreich. Und ich bin jetzt schon richtig neugierig auf das Buch. :-)