"Eskapaden" - Georgette Heyer

  • Originaltitel: "Devil's cub" (1932)


    Zum Buch


    »Ich flehe Sie an, Mylord! So behandelt man doch keine Dame …«


    Der junge Dominic Alastair wird nicht umsonst der »Teufelsbalg« genannt. Als er sich allerdings betrunken in einem Spielsalon duelliert und sein Gegner daraufhin in Lebensgefahr schwebt, ist selbst die Geduld seines nachsichtigen Vaters, Herzog Justin von Avon, erschöpft: Dominic soll England auf schnellstem Wege zu verlassen. Doch er will nicht ohne seine Angebetete Sophia Challoner abreisen.


    Durch eine Verwechslung erfährt Sophias ältere Schwester, die tugendhafte Mary, von dem heimlichen Plan. Um den Ruf ihrer leichtsinnigen Schwester zu schützen, nimmt sie selbst Sophias Platz in Domenics Kutsche ein. Als dieser die Maskerade durchschaut, zwingt er in einem Wutanfall Mary dazu, ihn tatsächlich nach Paris zu begleiten, wo er sie im Haus seiner Tante unterbringt. Dort überschlagen sich bald die Ereignisse: Mary brennt durch…


    Über die Autorin


    Georgette Heyer, geboren 1902 in Wimbledon, schrieb mit siebzehn Jahren ihren ersten Roman, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Danach hat sie eine lange Reihe charmant unterhaltender Bücher verfaßt, die weit über die Grenzen Englands hinaus Widerhall fanden. Sie starb 1974 in London.


    Meine Meinung


    Ein tolles Buch, ich bin ganz begeistert! :hop Dominic Alastair Marquis of Vidal sieht umwerfend gut aus (groß, dunkel, schöne Hände) und ist ein Wüstling zweifelhaften Rufes. Er verführt eine junge Dame nach der anderen, ohne jedoch Heiratsabsichten zu hegen, er spielt mit hohen Einsätzen, fährt mit seiner Kutsche wie der Teufel, er duelliert sich bei jeder Gelegenheit und er lässt Wegelagerer, die er gerade erschossen hat, eiskalt auf der Straße liegen, um ungerührt auf der nächsten Abendgesellschaft aufzutauchen. Ein Held ganz nach meinem Geschmack. Nur noch übertroffen von seinem Vater, dem Duke of Avon, den wir schon aus "Der Page und die Herzogin" kennen. Mary, Dominics Gegenspielerin, ist, wie so oft bei Georgette Heyer, keine perfekte Schönheit, aber dafür umso intelligenter und durchaus in der Lage, den Marquis zu bändigen. Das Buch ist voll von Irrungen und Wirrungen und dem Heyer-typischen Wortwitz.


    Das Buch ist der zweite Teil einer losen Trilogie, man kann es aber wohl auch lesen, ohne das vorherige gelesen zu haben. Dominic Alastair aus "Eskapaden" ist der Sohne des Dukes of Avon aus "Der Page und die Herzogin" und der Großvater von Barbara aus "Barbara und die Schlacht von Waterloo". Das Wiedersehen mit Leonie, die inzwischen viel erwachsener ist, aber immer noch nicht auf den Mund gefallen, fand ich sehr schön, und die Szenen mit dem Duke of Avon, der inzwischen ein älterer Gentleman ist, aber nichts von seinem Charisma eingebüßt hat, waren ein Höhepunkt des Buches.


    Die Handlung müsste so um 1780 herum beginnen, wenn ich richtig gerechnet habe. Der Kenner wird es möglicherweise aus der damaligen Perückenmode erschließen können, aber politische Ereignisse, an denen man es fest machen könnte, wurden, glaub ich, nicht erwähnt.


    Also, die richtige Reihenfolge wäre diese, aber die Bücher sind, wie gesagt, in sich abgeschlossen und einzeln lesbar:


    1. "Der Page und die Herzogin" (These old shades)
    2. "Eskapaden" (Devil's cub)
    3. "Barbara und die Schlacht von Waterloo" (An infamous army)


    Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und fand es gar nicht so schwierig, wie ich befürchtet hatte, aber sie schreibt schon in einem etwas anspruchsvolleren Englisch.
    .

  • :grin


    So schlimm? :lache
    Ach, ja, Dominic und Mary ... seufz.
    Eine meiner Lieblingsszenen ist die mit der Schüssel auf dem Kanal :rofl
    Und Rupert mit seinem kostbaren Wein! :lache


    Mein Favorit war das Buch allerdings nie. Ich fürchte, ich mag die Heyer -Romane mit den Frauen als Zentralfigur viiiiiel lieber. :-)


    Aber gut zu lesen ist die Geschichte vom Teufelsbalg allemal!


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    :grin


    So schlimm? :lache


    Wie meinen?


    Zitat

    Ach, ja, Dominic und Mary ... seufz.
    Eine meiner Lieblingsszenen ist die mit der Schüssel auf dem Kanal :rofl


    Und später erzählt sie auch noch dem Duke als Bespiel für die Charakterstärke seines Sohnes, dass er ihr die Schüssel hingehalten hat. :rofl


    Zitat

    Mein Favorit war das Buch allerdings nie. Ich fürchte, ich mag die Heyer -Romane mit den Frauen als Zentralfigur viiiiiel lieber. :-)


    Ich natürlich die mit den charismatischen Wüstlingen. :lache

  • Zitat

    Original von Gisa
    Diese uralten Bücher werden immer noch gern gelesen? :staun:


    Ich entdecke sie auch gerade für mich!
    Allerdings halte ich mich doch lieber an magalis Empfehlungsliste als an die von Delphin. ;-)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Delphin
    ... ist selbst die Geduld seines nachsichtigen Vaters, Herzog Justin von Avon, erschöpft:


    Der Satz hat mich schon bei "ich habe gekauft" gewundert. Nachsichtig???
    Das war doch diese köstliche Szene später, als Dominic zu seinem Vater sagt, er hätte England nicht aus Angst vor dem Gesetz verlassen, sondern auf väterlichen Befehl. Und für Justin ist das komplett normal. Ich glaube, das war meine Lieblingsszene.
    Gut, vielleicht ist er hier nachsichtiger, als ich ihn in Erinnerung habe, weil ich chronologisch verkehrt gelesen habe. (Eh klar.)

  • Zitat

    Original von Grisel
    (Eh klar.)


    :rofl


    Klappentexte... :rolleyes


    Wobei der Duke seinen Sohn auch erst eiskalt zusammenfaltet und ihn ins Ausland schickt, aber dann noch mit ihm wettet, dass er die Fahrt nach Newport nicht schneller schafft als er damals und erwähnt, dass er es selbst noch mal probieren würde, wenn er zwanzig Jahre jünger wäre. Und dann als Dominic "Adieu!" sagt, sagt: "Lass uns lieber 'au revoir' sagen.", womit er ihm ja vermittelt, dass er wiederkommen soll, also dass ihn nicht verstößt oder so was.


    Ich glaub, eigentlich ist eher Leonie nachsichtig.


    "No one minds if you have affairs. Of course if you are a very great rake, people will say, you are the devil, but it is quiet in the mode and entirely respectable. Only when you do things that other people do not do and make scandals, than at one you are not respectable. "


    Gut fand ich auch als der Duke Miss Challoner fragt, wie Vidal es geschafft hat, sie zu entführen.


    'May I ask what were his lordships tactics?' he inquired. 'I feel an almost overwhelming interest in the methods of daylight abduction employed by the modern youth.'


    :rofl

  • Justin ist einfach wunderbar. Daher bin ich froh, daß ich Dominic zuerst getroffen habe, so konnte ich ihn mehr schätzen. Im direkten Vergleich mit seinem Vater beißt er ab.


    Übrigens, "Barbara ..." sollte man nicht so direkt als Fortsetzung betrachten. Sie ist zwar eine Nachfahrin und hat die typischen Familieneigenschaften, aber der Schwerpunkt liegt auf der Schlacht. Ihre romantischen Verwicklungen sind nur Rahmenhandlung.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Justin ist einfach wunderbar. Daher bin ich froh, daß ich Dominic zuerst getroffen habe, so konnte ich ihn mehr schätzen. Im direkten Vergleich mit seinem Vater beißt er ab.


    Ja, der Duke ist einfach klasse. :anbet Ich überlege, ob ich "Der Page und die Herzogin" noch mal auf Englisch lese. :gruebel Allerdings hatte mich Leonie extrem genervt. "Barbara...." lese ich wohl nicht mehr, Schlachten interessieren mich nicht so und dann steht da wohlmöglich eine Frau im Vordergrund der Handlung? :wow

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ja, der Duke ist einfach klasse. :anbet Ich überlege, ob ich "Der Page und die Herzogin" noch mal auf Englisch lese. :gruebel Allerdings hatte mich Leonie extrem genervt. "Barbara...." lese ich wohl nicht mehr, Schlachten interessieren mich nicht so und dann steht da wohlmöglich eine Frau im Vordergrund der Handlung? :wow


    Beides. :grin
    Ehrlich gesagt, Dir würde ich wirklich davon abraten.


    Zu Justin und Leonie, stell Dir einfach vor, es wäre Leon. :rofl


    Apropos, Du solltest wirklich "Edward, Edward" lesen. Denn ich könnte mir gut vorstellen, daß Burford in ihrem Earl einen "Justin from Hell" erschaffen wollte. Irgendwie hat er sich ähnlich angefühlt.
    Aber, da mir das Buch so gut gefallen hat ...

  • Zitat

    Original von Gisa
    Diese uralten Bücher werden immer noch gern gelesen? :staun:


    Ja, warum denn nicht? Jetzt ist die nächste Generation Eulen am Werk, die müssen auch durch diese wunderbaren Liebesromane *Maryschwärmtheutenochdavon*

  • Ich hatte mich in Justin und Leonie schon in Der Page und die Herzogin verliebt und war auf den Sohn gespannt. Die Zähmung des Widerspenstigen ist wirklich gut gelungen (setzt sich tatsächlich bis zu Barbara... fort, wobei in diesem Buch doch auch wieder Charaktere aus der Spanischen Braut auftauchen oder??).
    Wenn ich jedoch eine Rangliste der Heyer Liebesromane aufstellen müsste, käme Eskapaden auch nicht so weit vorne. Da mag ich Frederica oder Venezia doch mehr.
    lg
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt