Gibt es Personen, die nicht verstehen, warum ihr so viel lest?

  • Hi Leute,


    ich kenne einige Personen im Bekanntenkreis, die mich stets recht blöd anreden, weil ich so viel lese.


    Im Gegensatz zu anderen Menschen gebe ich mein Geld nicht für Zigaretten, Alkohol, Markenklamotten aus, sondern für gute Bücher.


    Viele Menschen verstehen nicht, warum ich so viel Zeit mit Bücher verbringe.


    Standardsätze sind dann:


    "Warum sitzt du denn nur dauernd daheim herum und verschwendest deine Zeit im Buch"


    "Draußen spielt das wahre Leben"


    "Du flüchtest doch mit der verdammten Leserei in eine Phantasiewelt ..."


    Ich muss sagen, bei diesen Kommentaren kann ich nur mitleidig auf diese Nichtleser gucken.


    Wie sind eure Erfahrungen? Müsst ihr euch auch öfters wehren, um euer Hobby zu ehren?

  • Zitat

    Original von Historikus


    Im Gegensatz zu anderen Menschen gebe ich mein Geld nicht für Zigaretten, Alkohol, Markenklamotten aus, sondern für gute Bücher.


    Ja, so mache ich das auch. Ich investiere mein Geld lieber in ein gutes Buch. Da hab ich mehr davon.


    Zitat

    Original von Historikus


    "Du flüchtest doch mit der verdammten Leserei in eine Phantasiewelt ..."



    Diesen Satz hat man mir letztens auch an den Kopf geworfen. Ich würde der Realität entfliehen, weil ich mich den Problemen der Welt nicht stellen will.... Hallo ? Gehts noch ? Wenn ich am Abend etwas lesen will und mich dabei entspanne, lebe ich weltfremd ??????

  • Zitat

    die finden das nur komisch.


    Die Frage ist: Warum?


    Gilt es als unmodern, Bücher zu lesen? Darf man sich nicht mehr fortbilden?

  • Also, es kann doch jeder Bücher lesen, der will. Und es darf jeder Bücher NICHT lesen, der will.


    Aber man sollte doch jede Sichtweise akzeptieren. Doch habe ich doch von vielen Nichtlesern den Eindruck, dass sie etwas aus den verschiedensten Gründen auch immer negativ auf Leser reagieren.


    Warum das so ist, können wir ja hier diskutieren.

  • In meinem Freundeskreis verstehen - oder besser: akzeptieren es die Leute. So viel wie ich lesen sie aber nicht (annähernd).


    Mein Freund, auch nicht die große Leseratte, heißt meine Leidenschaft aber gut. Und liest mittlerweile auch mehr als früher. :-]


    Im Bekanntenkreis gibt es dann schon auch solche, die sagen, sie beneiden mich ja so, weil sie nicht so viel Zeit zum Lesen haben. Auf Nachfragen meinerseits gben sie dann zu, nicht mal 1 Buch in 3 Monaten zu schaffen. Argh! Die krieg ich die Krise. Denn 1.: ich hab auch nicht so viel mehr Freizeit als die meisten von denen - das ist bitte Einteilungssache, und sonst nichts. Und wenn sie im Jahr nicht mal 4 Bücher lesen, dann tun sie mir sowieso leid. Dann sollen sie mir nur ja das Gejammer über Zeitmangel ersparen. Bei solchen dämlichen Ausreden krieg ich ja echt alle Zustände. :bonk


    Liebe Grüße,

  • Ich habe ja letztens


    Die Papierverschwörung von David Liss


    erworben.
    Das Buch hat auch meinen Freund interessiert. Als er aber die Anzahl der Seiten sah (schlappe 631), meinte er nur : Lies du es zuerst, ich brauche dafür mind. 3 Jahre. :grin

  • Wenn jemand viel vorm Fernseher hockt, dann ist das normal.
    Wenn jemand viel Bücher liest, dann ist das nicht normal.


    In der heutigen Zeit braucht man sich doch nicht mehr die Mühe machen ein Buch zu lesen, wenn der Fernseher einem alles erzählt.


    Und da frag keiner danach, ob das vielleicht Flucht vor der Realität ist. Für den Moment ist es das manchmal auch. Und so ist ja ok. Man kann sich informieren, oder einfach nur eine gute Geschichte lesen (bzw. sehen) und lenkt sich für den Moment mal eine Weile von den ganzen Alltags-Mistigkeiten ab. Und manchma liest man gerade ein Buch um sich eben mit der Realität und den eigenen Problemen zu befassen.


    So viel zum Thema Realitäts-Flucht. Fragt doch mal eure Freunde, wie viel Zeit sie vor dem Fernseher verbringen und dann, ob das nicht "auch" Zeitverschwendung ist, oder wo sie die Zeit dafür hernehmen.


    Ich hab in meinem Freundeskreis welche, die ab und zu lesen und welche, die gar nicht lesen. Verstehen tun es nicht sehr viele, dass ich so viel Geld für Bücher ausgebe und so viel lese, aber akzeptieren tun es wirklich alle.

  • In unserer Familie sind alle Leseratten und Germanisten und Historiker lesen sowieso viel.
    Im Referendariat hat mich die Lesefaulheit der Schüler ziemlich genervt. Die Kinder bekommen keine zehn Sätze zusammen. Wenn sie etwas gelesenes zusammenfassen sollen, wissen sie nicht, was drinsteht! Von einer Kernaussage ganz zu schweigen.
    Die Schüler verstehn auch nicht, wie man gerne lesen kann. Ich habs mit einer Lese-AG versucht, aber da haben sich nur 2!!! gemeldet.


    Komisch ist, dass meine Schwester zwar eine totale Leseratte ist, aber nur Schmus liest, Liebesromane, Frauenbücher und Frauenzeitschriften..... und sie versteht überhaupt nicht, wie ich so was nicht gut finden kann.
    Aber ich verstehe ihre Marotten ja auch nicht! :grin


    Grüßlis!

  • Viele fragen mehr oder weniger erstaunt, ob ich die Bücher alle gelesen habe, aber es ist niemand dabei, der kein Verständnis dafür hat.


    Leider sind in meinem Bekanntenkreis viele "Nichtleser", so daß man sich
    kaum austauschen kann.
    Und wenn sie mal ein Buch lesen, ist es von mir und es dauert ewig, bis
    sie es durch haben.


    Gruß
    Suse


  • ... da würde ich keine freunde haben :grin
    bei mir ist es auch genau so, wie oben beschrieben - fast keiner liest gern...

  • Ja, ich werde ganz oft richtig gemein angemacht.
    Vorallem mein Vater - der das überhaupt nicht versteht. Er macht mich - wo es nur geht - sowieso dauernd nieder (aber das ist ne andere Geschichte)
    Er versteht sowas überhaupt rein gar nicht. LESEN ist für ihn so das unnormalste auf der Welt.. - wenn es nach ihm ginge, sollte ich lieber jedes Wochenende auf Partys gehen und mich zusaufen...


    Dann gibt es noch meine Schwester, die das auch nicht versteht. Vorallem auch nicht, warum ich Psychologie- Bücher lese.. "So ein Quatsch!" --


    Meine Ma zub. hat es aber akzeptiert. Versteht es und lacht mich nicht aus deswegen..


    Sonst? Verwandtschaft ist okay.


    Freunde ist es eher so, dass sie mich "bewundern", weil ich so viel lese, aber es kommt oft die Aussage: "Ich könnte oder möchte das nicht machen"


    Aber na ja, ich habe mich damit abgefunden...


    Wisst ihr, ich verstehe es nicht: Wie kann man einen Menschen psychisch so nieder machen, NUR WEIL er gerne liest? Was ist so abnormal daran?

  • Zitat

    Wisst ihr, ich verstehe es nicht: Wie kann man einen Menschen psychisch so nieder machen, NUR WEIL er gerne liest? Was ist so abnormal daran?


    Ich glaube, da spielt oft der Neid eine Rolle. :grin


    Und noch was, was mir in der Gesellschaft auffällt: Man darf nicht mehr intelligent sein, nein, sogar nicht ein bisschen intelligent wirken. Da ist Bücher lesen mitinbegriffen. Schon ist man "anders". ;-)


    mfg

  • mmh, die Intelligenz.. ist echt schwierig. Ich meine, ich lese auch gerne mal ein Buch über Mathematik oder Chemie.. das wird echt verpönt.


    Manchmal in der Schule traute ich mich gar nicht, das dann öffentlich zu rumzutragen.. Jetzt ist das anders.. auch weil mein Selbstbewusstsein größer ist.. *strahl*



  • Dann bin ich aber gerne ANDERS

  • Ich habe während des Studiums auch immer mal gelesen. Gerade, wenn keine Vorlesung war. Immer wurde ich gefragt : Was liest Du da ? Also gezeigt - hmpf - okay.
    Bei einem Buch allerdings wurde ich komisch angemacht. Warum ich so was (so´n Schund, u.ä. Ausdrücke, variierte von Person zur Person) lesen würde. Interesse halber ?!!
    Stieß nur auf Unverständnis ...

  • Meine Freunde beneiden mich eher und wünschten sich selber auch mehr Zeit zum Lesen (haben fast alle schon Familie und somit ausgefüllte Tage... ).
    Meine Eltern hatten zwar gaaaaaaaaanz früher mal ne Phase, wo sie auch etwas ungnädig reagierten... lag aber eher daran, daß sie Schiss hatten, daß die Noten darunter leiden könnten... :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT