Eva Hermann oder: Wie der NDR ihr hilft, konsequent zu leben

  • Vielleicht sollte man einfach aufhören zu Verallgemeinern. Ob ein Kind "gut" und vor allem kindgerecht erzogen wird, liegt sicherlich nicht daran, ob eine Mutter (Vater) zuhause bleibt, oder arbeitet, oder ob sie von Hartz IV leben. Ich denke es kommt auf die Persönlichkeit der zu Erziehenden an. Es gibt auch missratene Kinder unter den "gutbürgerlichen" Reihenhaus-Eltern, genauso wie es gelungene Kindern unter Hartz IV-Empfänger gibt.


    Sicherlich wird es Kinder geben, die prächtig gedeihen, obwohl die Eltern arbeiten gehen. Anderseits wird es Kinder geben, denen es mit der Lösung nicht so gut geht. Aber das liegt nicht unbedingt am System, sondern wie gesagt an der persönlichen Einstellung.


    Ob eine Mutter zu Hause bleibt oder arbeiten möchte, sollte ihr überlassen werden. Sie sollte das tun, was für sich gut ist, was sie glücklich und zufrieden macht. Eine Frau die gerne die ersten Jahre für ihre Kinder da sein möchte, verkümmert intellektuell nicht unbedingt. Nur wenn eine Mutter unglücklich ist, dann sind ihre Kinder auch nicht glücklich. Einfache Formel - einfache Lösung: Glückliche Mama - Glückliche Kinder.


    Diese Rumgehacke von Berufstätigen und Nicht-Berufstätigen Eltern geht mir ein wenig auf den Zeiger. Keiner von beiden schenkt sich was. Jeder zeigt mit den Fingern auf den anderen. Aber keiner hat die Weisheit mit Löffeln gegessen und keiner hat die ultimative Wahrheit für sich gepachtet. So viele unterschiedliche Menschen es gibt, so viele unterschiedliche Lebensmodelle gibt es. Und jede ist auf ihre Art gut, solange der Mensch sich wohlfühlt und andere Menschen nicht schädigt.


    So nun ziehe ich mir meinen Schutzhelm auf, jetzt darf gehackt werden :grin


    lg
    hestia

  • ich sehe nicht, dass hier auf den Nur-Muttis rumgehackt wird. Ich habe eher den Eindruck, dass hier der Tenor vorherrscht, jede möge nach ihrer Facon seelig werden.
    Aber ist es nicht Eva H., die glaubt, den Königsweg gefunden zu haben, die arbeitende Mütter für kriminelle Kinder und familiäre Probleme verantwortlich macht?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wieso sollte gehackt werden?


    Prinzipiell hast du vollkommen Recht. Allerdings ist zusätzlich zu berücksichtigen dass auch unterschiedliche Typen von Kindern unterschiedliche Betreuung benötigen. Meine Schwester und ich haben völlig anders auf die Berufstätigkeit meiner Eltern reagiert.


    Gerade das meine ich bei der Frage, dass heute durch Ratgebersendungen, dicke Erziehungsbücher und so seltsame Sendungen wie die Supernanni Eltern massiv verunsichert werden. Dabei ist die heutige älteren Generation leider oft selbst nur unzureichend erzogen worden. Das zeigen von Grenzen, dass Kinder dringend benötigen wurde schon den Eltern nicht ordnungsgemäß anerzogen. Die Eltern sind mit sich selbst und ihrer Situation und mit den Kindern dazu schlicht überfordert.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Aber keiner hat die Weisheit mit Löffeln gegessen und keiner hat die ultimative Wahrheit für sich gepachtet. So viele unterschiedliche Menschen es gibt, so viele unterschiedliche Lebensmodelle gibt es. Und jede ist auf ihre Art gut, solange der Mensch sich wohlfühlt und andere Menschen nicht schädigt.
    hestia


    Sehr schön, genau darum stinkt es eben einigen Menschen, dass Fr. H. ein Modell so sehr propagiert, und zu "Propaganda"zwecken für ihr Buch mißbraucht.
    zum Glück haben wir Frau v. der Leyen, die packt das Problem an und schwafelt nicht nur!
    Obs das bringt, weiß auch keiner, aber wenigstens werden Anstöße gegeben

  • Ich halte von der Schwemme der ultimativen Erziehungsratgeber nur bedingt etwas. Es gibt sicherlich einige gute Leitfaden, die einen unterstützen können oder auch alternative Handlungswege aufzeigen können. Aber mittlerweile darf ja jeder Erziehungsratgeber schreiben und jeder verkauft natürlich sein Konzept als das einzig Richtige. Halte ich absolut nichts von. Eben wegen der Unterschiedlichkeit der Kinder und deren Eltern.


    Übrigens stehe ich der Super-Nanny etwas kritisch gegenüber. Klar sehe ich es mir an und bin teilweise erschüttert. Auf der anderen Seite habe ich mit dieser Vorführung und auch mit einigen Ratschlägen arge Probleme. Aber das ist ein anderes Thema und würde hier sicherlich den Rahmen sprengen.


    Komme ich lieber wieder zum Ausgangspunkt zurück:
    Jedes Kind ist anders, reagiert auf die ein oder andere Situation völlig anders. Wie wir Erwachsenen sind auch Kinder unterschiedlich ausgestattet.
    Ich schrieb ja auch, dass es durchaus Kinder geben wird, die mit der berufstätigen Mama nicht zurecht kommen, aus welchen Gründen auch immer, sei hier mal dahingestellt. Andersherum wird es sicherlich auch Mütter geben, die es nicht schaffen zu arbeiten und gleichzeitig für das Kind ausreichend da zu sein.


    Warum rum gehackt werden sollte?? Naja ab und an kann hier schon der Eindruck entstehen, das Eulen hart hacken :grin :grin :grin (man beachte mein Grinsegesicht am Ende des Satzes ....)

  • Es gibt im Leben immer Situationen wo man seinen Lebenstil oder seine Ansichten ändern muss.


    Wenn man Kinder haben möchte, sollte man sich im Vorfeld darüber klar sein, dass die Kleinen auch im Vordergrund stehen, dass heißt, ich nehme mich erstmal zurück. Das mache ich ja gerne weil ich ein Kind will.


    Was spricht dagegen dass ich arbeite, wenn mein Kind in der Schule ist, oder wenn es paßt verlege ich meine Arbeitszeit in den Abend (vorausgesetzt es ist jemand zuhause).


    So hat mein Kind was von mir und ich komme trotz allem außer Haus und verkümmere nicht hinter dem Herd.


    Es gibt aber auch einige die Karriere machen wollen, bitte können Sie doch auch, aber was wollen sie dann mit einem Kind?


    was mich ein wenig stört, dass Frau Hermann soetwas von sich gibt, denn sie reist durch die Gegend anstatt bei Ihrem Sohn zuhause zusein :gruebel

  • Mich stört es, dass Karriere und Kind als diametral entgegengesetzt hingestellt werden. Das kann, muss aber nicht so sein.
    Hier in der Arbeit haben wir öfters mal die Kinder von den Angestellten im Haus. Kein Problem, wenn die Kleinen sich benehmen wissen.


    Vanity : Wenn man in einem bestimmten Alter ist, wünscht man sich ein Kind, wird aber seinen Beruf nicht deswegen aufgeben. Oft kann man nämlich nicht mehr zurück, weil man als zu alt eingestuft wird. Von was sollte ein normaler Arbeitnehmer leben, wenn er über kein Einkommen mehr verfügt? Gerade für Singles und Geschiedene ist es nicht leicht beides zu versöhnen, aber es funktioniert.

  • Wenn man bedenkt, dass ein Arbeitsleben ca. 40 - 50 Jahre dauert, die Familienzeit (mit intensiver Betreuung der Kinder meist 1/4 dieser Zeit) aber meist deckungsgleich mit der wichtigsten Berufsphase ist und die Rückkehrmöglichkeiten nicht optimal sind, hat man die Erklärung für das Dilemma vieler Eltern. Es muss beides gehen, bei größtmöglicher Flexibilisierung in der Familienphase.


    Gerade im Hinblick auf die demographische Entwicklung in diesem Land wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Nur wenn die gesetzlichen Möglichkeiten, eine ausreichende Elternzeit ohne Karrierehemmnis nehmen zu können, geschaffen werden und die gesellschaftliche Anerkennung von berufstätigen Eltern inklusive deren berufliche Pausierung in den Köpfen der Menschen selbstverständlich werden, müssen Eltern sich nicht mehr zerreißen, rechtfertigen, oder zwischen Familie und Beruf entscheiden.


    Die Möglichkeiten, die man schaffen kann, sind vielfältig. Das reicht von generationenübergreifenden Wohnkonzepten, ganzer Stadtentwicklungsplanung bis zu staatlichen Betreuungsangeboten für Kinder, die ihren Ansprüchen gerecht werden und Arbeitszeitmodellen für Eltern. Den Ideen sind da erst mal keine Grenzen gesetzt.
    Gerade deswegen stört mich das engstirnige Gedankenmodell von Frau H.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Genau, Idgie!


    Viele Weltkonzerne haben das schon lange erkannt und bieten firmeninterne Kinderbetreuung an oder haben ein Abkommen mit einem privaten Kindergarten/-krippe in der Nähe.


    Berufliche Pausierungen sind in den meisten Ländern nicht üblich. 3 Monate Mutterschaftsurlaub ist alles, was geht. Dafür gibt es aber oft sehr kulante Chefs, die einem Arbeitnehmer schnell einen Sprung in den Kindergarten erlauben, sollte etwas anfallen.

  • Wenn man bedenkt, dass bisher nur für ca. 5 % (ich glaube das war etwa die Zahl laut Spiegel) der Kinder unter 3 Jahren Kindergarten- oder sonstige Betreuungsangebote vorlagen, dann kann man sich noch so sehr um einen flexiblen Arbeitsplatz bemühen, es wird nix bringen, solange man Kind nicht ohne finanziellen Ruin und guten Gewissens in Betreuung geben kann.
    Meine Eltern hatten da verdammt viel Glück, da sie als Lehrer eine Halbtags-Kinderfrau fanden, die das für relativ wenig Geld machte, da sie sich als Hausfrau und Mutter fast erwachsener Kinder nicht ausgelastet fühlte.

  • Ganz kurz möcht ich noch mal lästerlich auf das Ausgangsposting zurückkommen: Der Karikaturist unserer Tageszeitung hat eine Eva Herman gezeichnet, die auf einem Bürostuhl sitzend durchs Bild rast, dass ihre Manuskriptblätter nach allen Seiten davonfliegen. Beschleunigt wird der Stuhl durch einen Fußtritt, der aus einer NDR-Tür kommt.


    Bildunterschrift: "Unterwegs an den heimischen Herd."


    Yesss!

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Und übrigens: Ich werde das Buch weder kaufen noch lesen. Ich möchte Frau H. einfach nicht unterstützen.
    Gruß
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Kaufen? Bist verrückt? :grin Keinen Cent verdient die an uns! Das sehe ich genauso.


    Wenn das Buch jedoch im Abfallcontainer bei uns im Verlag läge, dann könnte ich mich versucht fühlen, es dort rauszufischen. Wenn keiner guckt.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    Dreimal hintereinander in BILD auf Seite 1 : Bessere Buchwerbung kann man nicht bekommen. Gut gemacht, Eva. Auch wenn jetzt keiner mehr mit ihr, sondern alle nur über sie reden: Hauptsache es wird geredet


    Mag sein, dass das wirklich Taktik war, um in die Schlagzeilen zu kommen. Aber sie ist doch in sehr negativem Sinne im Gespräch.

  • Zitat

    Irgendwie finde ich, dass es beruhigend ist, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender seinen Mitarbeiterinnen dabei behilflich ist, den als richtig erkannten Lebensentwurf konsequent in die Wirklichkeit umzusetzen. Oder seht ihr das anders?


    Toll ausgedrückt :D


    Schon Sokrates meinte, man müsse nicht immer nach demselben Ideal leben, das man preist.
    Aber ich finde doch, dass man quasi als gutes Vorbild voran gehen sollte :lache
    Ich kauf ihr das einfach nicht ab...
    sie, als (ehemalige) erfolgreiche Fernsehmoderatorin, die wieder auf das alte "Frauen an den Herd" - Klischee verweist.
    Und überhaupt, die Dame hat doch keine Ahnung :O Sicher würden viele Mütter gerne etwas länger als möglich bei ihren kleinen Kindern daheim bleiben, als schnurstracks wieder arbeiten zu gehen. Aber das geht in unserer Berufswelt sowieso schon einmal nicht, und für viele wäre das finanziell einfach nicht möglicht.


    :alleskaese

  • Also...wäre die Herman eine von jenen ihrer gepriesenen Noname(Dritte-Reich)-Vollzeitmüttern, wäre sie heute unbekannt bzw. hätten ihre (unbedachten) Worte niemals diese Zuhörer erreicht. So jemanden mit solch einer Meinung...ab in die dritte Reihe und erstmal weir mehr als zwei Junge für A. H. werfen ;-)


    Eva Hermann ist eine von jenen Müttern, die heutzutage erstmal Karierre machen und dann EIN Vorzeigekind zur Welt gebracht bringen. Und nun allen Ernstes meinen mitreden zu können. Einfach nur lächerlich!!


    Jede Mutter, die aus rein finanziellen Gründen arbeiten oder mitarbeiten muß, kann über diese ideologischen Vorstellungen nur lächeln.


    Und auch als arbeitende Mutter kann man seinen Kindern eine familiäre Atmosphäre liefern. Das hat weniger mit Zeit als vielmehr mit Liebe zur Familie und zu den Kindern zu tun.



    Und früher war alles besser?


    Wieviele Ehen wurden nicht geschieden, weil es sich 1. nicht gehörte und 2. die Frau finanziell keine andere Wahl hatte?


    Wieviele Kinder wurden missbraucht und hatten Angst an die Öffentlichkteit zu treten, weil sie dachten unglaubwürdig (bzw. unnormal) zu sein?


    Wieviele Kinder litten unter den alptraumartigen Eheverhältnissenen ihrer Eltern?


    Wieviel Homosexuelle haben lieber den Schein einer gutbürgerlichen Ehe gewahrt als sich zu outen?


    usw.

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Eva Hermann ist eine von jenen Müttern, die heutzutage erstmal Karierre machen und dann EIN Vorzeigekind zur Welt gebracht bringen. Und nun allen Ernstes meinen mitreden zu können. Einfach nur lächerlich!!


    Ab wie vielen Kindern darf man sich denn Frau und/oder Mutter nennen?
    Und: Zählen nur Vorzeigekinder und reicht es für diesem Titel auch, dass das Balg einmal die Woche den Müll runterträgt und die Nachbarn freundlich grüßt, oder soll ´s doch lieber der Einser-Durchschnitt sein. Privatschule oder staatlich?
    Was machen wir mit Adoptivkindern?