Eva Hermann oder: Wie der NDR ihr hilft, konsequent zu leben

  • Meiner Erfahrung nach, und in dieser Hinsicht schließe ich mich Waldlaeufer an, verfügen vor allem solche Menschen über ein starkes Sendungsbewußtsein im Hinblick auf gelebte Paradigmen, die mit ihrer eigenen Situation (in der sie sich häufig auch noch zwangsweise befinden, oder aufgrund einer grandiosen Fehlentscheidung, die nicht mehr rückgängig zu machen ist) tendentiell unzufrieden sind und dieserart auf gemeinsame (sich vergrößerende) Opferschaft hoffen. Das betrifft nicht nur Leute, die am Herd stehen und den Blagen die Mäuler stopfen (müssen), sondern auch Extremernährer, Diätisten, Jogger und vom Spiritus beseelte aller Couleur. Es ist okay, daß sich diese Leute äußern, sogar Bücher schreiben; man muß ja nicht hinhören (oder gar die Bücher kaufen). Zum Glück sind die gesellschaftlichen Zwänge mithin etwas gelockert, wenn auch längst nicht beseitigt, und in den Köpfen werden sie noch sehr viel länger fortleben. Es gibt aber keinen Grund, Leute generell zu verteufeln, die Werte und nostalgische Formen des Zusammenlebens propagieren. So lange sie glaubwürdig sind. Und nicht gleichzeitig alle anderen beschimpfen. Aber jede Lebensauffassung ist es wert, zu bestehen, wenn nur ein Mensch meint, daß es sich um die richtige handelt. Vorausgesetzt, diejenigen, die diese Lebensauffassung mit ihm teilen müssen, tun das freiwillig.


    Allerdings finde ich etwas unangemessen, derlei unter dieser Threadbezeichnung zu diskutieren. Frau Herman ist jemand, der m.E. keinerlei Beachtung verdient hat.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Vanity : Sie hat drei Töchter von mir, ist aber nicht meine Frau. Sie ist Besitzerin ihrer eigenen Firma und hat natürlich kein Interesse an Hausarbeit. Eine Familie mit einem oder zwei Kindern muss man nicht managen. Einen grossen Haushalt mit mehreren Angestellten unter Umständen, aber selbst dafür hat man ja einen Mayordomus.


    Was ist den ein Mayordomus? Habe den Begriff noch nie gehört.


    Also eine Familie mit einem Kind muss man zwischenzeitlich durchaus managen oder wie auch immer man das nennen mag. Ich sag einfach organisieren dazu. Besonders bei schulpflichtigen Kindern organisiert sich nicht alles nebenbei. Da muss man schon planen vor allen Dingen vorplanen können. Ach und gleichzeitig in der Lage sein, innerhalb ein paar Stunden umzuorganisieren und Pläne neu zu strukturieren. Aber das nur mal am Rande.


    Solange es solche konservativen Ansätze gibt, leider meistens von Frauen selbst, werden arbeitende Mütter als Rabenmütter angesehen und deren Kinder mitleidig angeschaut.
    Der Werteverfall, spricht ja momentan jeder von, ist nicht die Schuld von arbeitenden Mütter, sondern hat andere Ursachen. Jeder ist gefragt, nicht nur Familien, jeder Einzelne. Und Erziehung liegt auch nicht nur in familiäre Hand. Auch das wieder nur mal so am Rande.


    lg
    hestia

  • @Alexx: Das ist mir klar.
    Die meisten Leute haben auch keine Villa oder Landgut zu versorgen.
    Mir z.B. reicht eine Perle, die mir die Wohnung sauber hält - ich kann mich durchaus um den Rest kümmern. Das nimmt nicht mehr als 30 min am Tag in Anspruch. Selbst wenn ich elaboriert koche, brauche ich nicht konstant am Herz zu stehen und brauche auch nicht mehr als 2 Stunden für die häuslichen Kleinigkeiten. Das ist einfach kein Vollzeitjob, egal was manche Leute behaupten.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Oryx, so etwas gibt es in D. wirklich ganz selten


    Mir war der Begriff nur aus historischen Romanen geläufig ;-)


    Klar muss eine Familie in gewisser Weise auch organisiert sein; fängt schon bei Taxi Mama (der eine zum Fußball, die nächste zum Reiten, da für die Schule was kaufen, dort zur Geburtstagsparty der Schulfreundin) an. Aber so etwas macht man ja normalerweise gemeinschaftlich, spricht sich ab, stimmt sich aufeinander ab. Denn das ist für mich Familie, dass man gemeinsam entscheidet und nicht einer sagt und der andere (oder in dem von Frau H. so angepriesenen Rollenbild) die andere, macht.

  • Alexx61
    verstehe ich nicht, nur weil ich für mich sage dass ich kein Freund von Hausarbeit bin, wiederspreche ich mir.
    ich sehe es nun mal als meine Aufgabe für gewisse häusliche Dinge da zusein.
    Vielleicht geht es bei Dir im Leben nach Lust und Laune, bei mir nicht.
    Ach,und in meinem Bekanntenkreis ist kein Vater der die Kinder nachmittags zu Geburtstgsfeiern fahren kann, denn sie sind alle auf der Arbeit :grin


    leserättin
    genau so sehe ich das auch, man muß viel organisieren und planen.
    Bei manchen scheint es kein großer Aufwand zusein, das alles zu managen.

  • So mal weg von der Theorie zur täglichen Praxisim Umgang mit gescheiterten Eltern- Kinderbeziehungen.


    RAF Terroristen kamen aus gutem (häufig Pastoren-) Haushalten, Drogensüchtige Kinder kommen oft aus Haushalten mit Betuttel- Muttis, Diebstahl ist nicht auf Schlüsselkinder beschränkt- und die Karrierefrau mit Hochschulabschluß, der man die Kinder wegnehmen muß, weil akute Kindeswohlgefährdung besteht ist statistisches Nirwana. Die Regelfamilie Mama bleibt zu Hause, Papa mallocht und zwie Kinder und alles funktioniert und ist intakt, die findet man in der Regel im CSU Wahlprospekt.


    Anderseits zur Betreuungszeit:


    Eine großangelegte Studie mit der Beziehungsintensität und Bindungsintensität von Fernfahrern zu ihren Kindern (reine Wochendbeziehung) im Verhältnis zur sonst rundumbetreuenden, also nichtarbeitenden Mutter erbrachte das Ergebnis, dass die Bindung gleich intensiv und beide Eltern für die Entwicklung gleich wichtig seiein. Wobei Fernfahrer wohl bewußt gewählt wurden- weil karrierebezogener Beruf ist das eher keiner, Alkoholiker gibt es eher wenige und geistige Überflieger oder geistige Tiefflieger jeweils auch nicht.


    Es ist also eine Mär, dass eine Mutter, die Arbeitet, ihren Kindern nicht genug mitgeben könnte.

  • @hestia: Hier in Mexico ist es üblich, dass die Leute eine oder mehrere Perlen von Montagmorgen bis Samstagnachmittag bei sich wohnen haben und ihnen ein Monatsgehalt zahlen.
    Ich habe nur eine, die tagsüber kommt, d.h. sie hat einen Schlüssel und kommt, wann sie will und geht, wenn ihre Arbeit gemacht ist. Zur Arbeit gehören Bügeln, Putzen, Bankeinzahlungen, Supermarkt

  • Danke, immer interessant zu erfahren, wie es in anderen Ländern so zugeht *g*


    Der Grund meiner Frage war der, dass sich deine Aussagen in meinen Augen ein wenig widersprüchlich angehört haben. Auf der einen Seite schreibst du, dass Haushalt keine Vollzeitstelle ist, schaffst du locker nebenbei, auf der anderen Seite hast du eine Mayordomus (finde den Begriff klasse *gg*), die dir sehr viel Hausarbeit abnimmt.
    Mmh ich will nicht sagen, das Haushalt eine Vollzeitauslastung mit sich bringt, aber nebenbei macht man das auch nicht.

  • Man kann sich in einem Haushalt durchaus den ganzen Tag beschäftigen, das ist wohl eine Frage der Ansprüche.
    Ich persönlich habe ja weder Spülmaschine Trockner, Mikrowelle und andere Haushaltsarbeitszeit verkürzende Gerätschaften (zum Glück auch kein Bügeleisen), würde aber trotzdem sagen, 1-2 Stunden Hausarbeit pro Tag reichen aus, dafür Samstags ab und zu Großeinsatz.
    Dann kommt noch Kinderbetreuung hinzu. Leider kann ich nicht richtig Barbie spielen, ich ziehe die irgendwie immer falsch an und sage die falschen Sachen (Mutter: "ich muss noch mal zur Uni" Tochter "Barbies gehen nicht zur Uni!"). Also: zu diesem Zweck kommen die Nachbarskinder. Dann muss ich zwar für 6 statt für vier Leute kochen, aber das nehme ich gerne in Kauf. Ich selbst spiele ca. 2-3 Stunden aktiv mit der Kleinen (bis ich glaube, vor Langeweile Kopfschmerzen zu bekommen, wie Großmama Dische sagen würde). Anstrengender ist es, der Großen Säure-Basen-Reaktionen zu erklären, oder den Gebrauch des Subjonktiv im Französischen. Nochmal 'ne Stunde.
    Ergo: Großzügig gerechnet habe ich 6 Stunden meines Tages aktiv mit Kindern und Haushalt verbracht, meistens weniger, da sich Haushalt zwanglos mit Kinderbeschäftigung verbinden lässt.
    In den verbleibenden 18 Stunden sollte sich, wenn frau eine ordentliche Kinderbetreuung hat, durchaus noch ein Job unterbringen lassen, ohne dass die Familie als solche den Bach runtergeht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @hestia: Ich habe eine einzige Perle und keinen Mayordomus. Meine Grossmutter besitzt einen, aber sie hat auch 2 Duzend Leute angestellt.
    Die Perle kostet mich umgerechnet 13 Euro/Tag. Ich habe keine Ahnung wie lange sie für ihre Arbeitsschritte braucht, interessiert mich auch nicht weiter.


    Ich war allerdings auch mal Student ohne Hilfe und habe innerhalb von 2 Stunden gewaschen, gebügelt, geputzt und gekocht. Wenn man ordentlich und organisiert ist, braucht man nicht länger. Wenn man allerdings seine Sachen irgendwo herumfliegen lässt, dann kann das am WE u.U. schon in Arbeit ausarten.