Fragen an Richard Dübell

  • hallo, richard dübell,


    einiges von dir habe ich bereits gelesen, aber dieses buch noch nicht und auch an der leserunde habe ich nicht teilgenommen. da diese fragen hier nichts mit der leserunde zu tun haben müssen, möchte ich folgendes ansprechen:


    du hast bereits etwas bei readers digest veröffentlicht. diese bücher werden in der letzten zeit häufig "verteufelt" *g* und wie nierentisch und gummibaum gern als in das deutsche wohnzimmer um die mitte des letzten jahrhunderts passend, heute aber nicht mehr zeitgemäß und außerdem total verstümmelt eingeordnet.


    in der unter folgendem link erreichbaren diskussion geht es gerade um dieses thema


    Reader's Digest Auswahlbücher


    möchtest du uns hier oder in dem betreffenden thread etwas über die zusammenarbeit mit readers erzählen? ich fände es sehr interessant!


    :anbet :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Nun war ich ja lange nicht mehr hier, gibt ja einiges Neues an Beiträgen. :-)


    Der Anfang von Richards Posting gibt wieder, was ich gemeint habe.



    Nochmal zu anderen, die auf mein Posting geantwortet hatten: Ihr betrachtet das Ganze wieder nur aus eurer Perspektive. Ihr würdet so handeln, weil ihr das für die richtige Art zu handeln haltet. Sicherlich gibt es dafür immer Gründe und Argumente. ABER: Auf diese Art macht man es nicht anders als die, über die man sich beschwert: Man nimmt seine Meinung, nennt sie richtig und denkt, der andere müsse es auch so sehen. Das finde ich schon intolerant. Es hilft niemandem, den anderen zu verstehen. Man muss ja am Ende immer noch nicht diegleiche Meinung haben (etwas zu verstehen heißt ja nicht, damit konform zu gehen).

  • Damit hast du absolut recht: Das ist Intoleranz, aber eine notwendige. Ich gebe keinem Katholiken einen Jota Toleranz, der sich an die (heutigen) Maßstäbe seiner Kirche nicht hält, ich kenne keine Toleranz gegenüber Nationalsozialisten und Linksradikalen, ich kenne auch keine Toleranz Mördern gegenüber, die ihre Töchter umbringen, weil sie einen Jungen küssen: tolerare heisst ertragen, erdulden- nicht erleiden.


    Es gibt Grenzen der Toleranz und deren erste heißt: Keine Toleranz den Feinden der Toleranz.

  • Ich liebe Bekenntnisse zur Toleranz, die sich durch Intoleranz auszeichnen.


    Ehrlich gesag, finde ich den ganzen Konflikt, so wie er sich nun entwickelt hat, nur noch peinlich. Das hätte sich problemlos lösen lassen.


    Natürlich ist es netter, wenn die Presse so etwas in die Hand nimmt.
    Ganz besonders, wenn man eine so unfraglich und eindeutig und unwiderlegbar und ganz sicher und umfassend intolerante - seit Jahrhunderten! Ach und weh! - Gegnerin hat, wie die katholische Kirche.


    Auf sie mit Gebrüll.



    linksradikale (leider nicht seit so vielen Jahrhunderten belegt, aber umfassend, das ist mal sicher!!) Grüße


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Also, nachdem ich mich jetzt durch sämtliche 'Richard Dübell -Teufelsbibel'-Fäden gelesen habe, ist das Buch nun bestellt.
    Ihr habt mich ja wirklich neugierig gemacht, zumal ich von diesem Autor noch gar nichts gelesen habe. Und das, obwohl ich historische Romane liebe - wo gibt's denn sowas!?
    Jetzt bin ich ja mal gespannt wie ein Flitzebogen .o)

  • kamelin


    das Buch habe ich auch nicht gelesen, hier geht es ja um etwas anderes.


    Ich kenne von Dübell aber zwei aus der Peter-Bernward-Reihe ('Tuchhändler') und war ziemlich begeistert von der Art, wie der Autor Atmosphäre schafft.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus



  • Mein erstes Buch DER TUCHHÄNDLER ist bei Readers Digest als condensed version erschienen. Dramatische Kürzungen sind natürlich für den Autor immer schwierig, weil das veröffentlichte Originalbuch ja ohnehin schon das Ergebnis vieler Kürzungen darstellt und damit das Äußerste, was er an weggeworfenen Passagen ertragen kann. Mein Eindruck war, dass die Leute bei Readers Digest recht behutsam an meinen Text herangegangen sind; aber da sie ja nichts umschreiben dürfen, haut es einfach nicht so ganz hin mit dem Endergebnis. Es bleiben immer ein paar Witwen und Waisen übrig, und der persönliche Stil fällt ganz und gar unter den Tisch.
    Nach dem TUCHHÄNDLER wurde nie wieder ein Buch von mir bei Readers Digest veröffentlicht, und ich bin nicht sicher, ob ich nicht eigentlich darüber froh bin. Damals habe ich mich jedoch riesig gefreut, weil DER TUCHHÄNDLER ja mein erstes Werk war und ich keinesfalls damit gerechnet hatte, dass Lizenzen davon verkauft würden.
    Was das Thema "Zusammenarbeit" betrifft - es gab keine Zusammenarbeit. Ich unterschrieb den Lizenzvertrag und bekam irgendwann das Buch zugesandt, in dem außer meinem Werk auch die Herren Follett und Crichton sowie Miss Ibbotson ihre kastrierten Romane finden konnten. Aber wie sollten die Leute bei Readers Digest auch mit dem Autor zusammenarbeiten? Ich hätte es nicht geschafft, 50 % meines Romans zu kürzen. Da lässt man den Autor besser außen vor!
    Im Großen und Ganzen bin ich einfach nicht sicher, ob es condensed versions von Büchern geben muss. Es gibt ja auch keine condensed versions von Rembrandts Nachtwache, auf der nur drei Personen zu sehen wären, oder eine von der Mona Lisa, auf der leider das Lächeln fehlt. Noch nicht mal bei Pro 7 werden Kinofilme so massiv gekürzt. Wer sich nicht die Mühe macht, die originale Fassung eines Buches lesen zu wollen, soll sich halt kürzere Werke oder Novellen vornehmen. Aber vielleicht bin ich mit meiner Meinung auch auf dem Holzweg.


    LGr
    Richard

  • hallo und vielen dank für die ebenso ausführliche wie interessante antwort!



    das hört sich natürlich schon etwas anders an als die aussage des verlags.


    nein, auf dem holzweg bist du ganz sicher nicht, in der letzten zeit habe ich nicht viel positives über diese bücher gelesen. allerdings muss ich sagen, dass ich zB dieter zimmer und frederick forsyth erst im original und dann in der condensed version las und dabei nichts vermisste. das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich von der kompletten fassung her schon ausreichend in die jeweilige geschichte eingestimmt war.
    aber auch "die zuckerbäckerin" und "antonias wille" erschienen mir abgerundet genug, ohne das original zu kennen.
    und ich kenne bücher, denen ich eine drastische kürzung dringend wünschen würde! :lache


    ich könnte mir auch vorstellen (abgesehen von dem kick, mit seinem erstling quasi neben crichton und follet aufzutauchen), dass derartige bücher einen autor bekannt(er) machen. ich wurde durch ein zufällig in die hände bekommenes buch mit gekürzten romanen zB auf einen autor aufmerksam gemacht, von dem ich mir sonst sicher kein buch gekauft hätte.


    aber ich kann sehr gut verstehen, wie weh es einem verfasser tun muss, wenn sein geistiges kind - wie du es nennst - kastriert wird.


    nochmals: vielen dank!
    btw: sprichst du deinen nachnamen wie den dübel in der wand aus oder "französisch" (die frage war neulich gegenstand einer diskussion mit einer buchhändlerin*g*)?
    lg
    drehbuch
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von drehbuch


    btw: sprichst du deinen nachnamen wie den dübel in der wand aus oder "französisch" (die frage war neulich gegenstand einer diskussion mit einer buchhändlerin*g*)?
    lg
    drehbuch
    :wave



    Ich lege gern Wert auf das zweite "L", was die Aussprache meines Namens natürlich dem Französischen annähert. Es ist allerdings eher wahrscheinlich, dass meine Vorfahren aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein nach Bayern einwanderte, als dass es sich, wie mein Vater immer vermutet, um französische Hugenotten handelte. Natürlich hoffe ich trotzdem, dass es stimmt und mir ein paar Loire-Schlösser gehören ... oh, es klingelt ... vielleicht ist das ein Agent der französischen Regierung, der mir mitteilen will, ich wäre der letzte lebende Verwandte des Sonnenkönigs und man suche mich schon seit zweihundert Jahren ...?


    Bonsoir
    Richard

  • Zitat

    Original von magali


    Ehrlich gesag, finde ich den ganzen Konflikt, so wie er sich nun entwickelt hat, nur noch peinlich. Das hätte sich problemlos lösen lassen.



    Ich hoffe, du meinst nicht mich. :wow



    Ich hab nichts gar nicht nicht so gemeint, hier mit jemandem zu konflikten.




    Jass :keks

  • Danke für die ausführliche Antwort zu den "condensed books", das ist interessant! Sicher ein zweischneidiges Schwert... die Veröffentlichung zwischen denselben Buchdeckeln wie einige große Namen hilft der eigenen Bekanntheit sicherlich, aber eben um den Preis, dass das eigene Buch gar nicht mehr ganz "das eigene" ist. 50% Kürzung ist wirklich heftig - erstaunlich, dass mir beim Lesen nie aufgefallen ist, dass etwas fehlte (habe allerdings dein Buch nicht gelesen, und vielleicht muss ja nicht immer so viel weggestrichen werden).

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)