Die Teufelsbibel - Richard Dübell

  • Gestern Abend ausgelesen. Eine Geschichte die mich sehr unterhalten und fasziniert hat. Sicher nicht mein letztes Buch des Autors.


    Neun Punkte von mir


    :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Dieses Buch ist kein Roman, den man schnell mal zwischendurch lesen kann. Die Geschichte macht es einem nicht leicht. Sie fordert die ungeteilte, absolute Aufmerksamkeit des Lesers. Besonders zu Beginn muss man sich konzentrieren, um bei den vielen Personen und den anfangs noch undurchsichtigen Handlungssträngen den Überblick zu behalten. Aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Hat man sich einmal eingelesen, wird man mit einer äußerst spannenden, geheimnisvollen Story belohnt. Die Charaktere sind alle sehr fein ausgearbeitet und plastisch beschrieben. Die Handlung lebt von zahlreichen Rückblenden welche die Lücken zwischen den verschiedenen Handlungssträngen füllen und zu einem raffinierten Netz verbinden. In vielen kurzen Kapiteln erfährt der Leser, dass es mehrere Interessenten gibt, die alle hinter dem einen Buch her sind, welches als „Teufelsbibel“ bekannt ist. Einige wollen dieses Werk des Bösen vernichten, andere sind daran interessiert, es für eigene Interessen in die Finger zu bekommen und einzusetzen.
    Die Methoden, um zum gewünschten Ziel zu kommen, sind so unterschiedlich wie die Charaktere selbst, und es geht bei der Jagd nach dem geheimnisvollen Buch nicht immer ehrenhaft zu.
    Sieben Mönche, „Kustoden“ genannt, sind als Bewacher der Teufelsbibel bestimmt. Ihre Mission ist schwierig, denn sie bringt die Männer in starke Gewissenskonflikte. Sie müssen sich entscheiden, zwischen Gehorsam, ihrem Abt und dem Kloster gegenüber und der Befolgung der Gebote Gottes, was sich nicht immer vereinbaren lässt und unheilvolle Ereignisse nach sich zieht.
    Andrej von Langenfels, der als Kind Zeuge wurde, wie seine Eltern und weitere Menschen, wegen der Teufelsbibel, sterben mussten, wird vom Schicksal eingeholt und gerät unweigerlich zwischen die Fäden der Macht. Sein Wissen bringt ihn in Gefahr, aber er findet auch unerwartet Hilfe und lernt dabei sogar die Liebe kennen.
    Richard Dübell hat hier einen absolut lesenswerten historischen Roman geschaffen, der neben kriminalistischen Elementen und düsterer Atmosphäre auch mit pfiffigen Dialogen und Einlagen von groteskem Humor überrascht.
    Auch die äußere Aufmachung möchte ich nicht unerwähnt lassen. Der matt-schwarze Umschlag, mit lackartig glänzender, alter Schrift und dem Bild eines schreibenden Mönchs passt sehr gut zur Handlung, und der antik wirkende Druck auf dem Vorsatzblatt wertet das Buch zusätzlich auf.
    Besonders faszinierend finde ich, dass es die „Teufelsbibel“ wirklich gibt. Auch viele historische Persönlichkeiten tauchen in der Handlung auf, und das übersichtliche Personenverzeichnis, getrennt nach realen Personen und fiktiven Charakteren, war für mich sehr hilfreich.

  • Im Nachwort verrät Richard Dübell seinen Lesern, dass er sehr lange gebraucht hat, um zum Kern seiner Geschichte zu finden und ursprünglich eigentlich einen Roman über Kaiser Rudolf, dem Alchimisten auf dem Habsburgerthron, schreiben wollte. Vielleicht wäre diese Idee die bessere gewesen. Jedenfalls habe ich besagten Kern beim vorgelegten Buch nicht gefunden.
    Von Anfang an war mir die Geschichte zu sperrig, mir fehlte jegliche dynamische Entwicklung, die die Handlung vorangetrieben und zu einer gewissen Spannung geführt hätte. Die Protagonisten fand ich klischeehaft, außerdem sind sie mir mit ihrer unmotivierten Hysterie ziemlich bald auf die Nerven gegangen.
    Vor allem konnte ich im späteren Verlauf nicht nachvollziehen, warum man es dermaßen auf die arme Agnes abgesehen hatte. Ein Baby liefert als Zeuge ja nicht wirklich nützliche Hinweise. Ebensowenig habe ich verstanden, warum dann auch noch Katka, der das Kind übergeben wurde, und die über die Sache kaum mehr wußte als Agnes, mit ihrem Leben dafür büßen mußte, und das 20 Jahre nach den Ereignissen.
    Mir war – vor allem gegen Ende – überhaupt zu viel des zu detailiert beschriebenen Gemetzels und der Logik zu wenig. Dass Kaiser Rudolf dann auch noch höchstpersönlich auftaucht um die Teufelsbibel seiner Sammlung einzuverleiben und sein Leibarzt so ganz nebenbei Andrej das Leben rettet, kam mir ebenfalls recht unrealistisch vor. Dennoch hat mich die Firgur des Kaisers noch am meisten interessiert, und nochmals muss ich erwähnen, wie bedauerlich ich es finde, dass der Autor von seinem ursprünglichen Plan, den Kaiser zur Hauptfigur eines Romans zu machen, abgerückt ist.
    Mein 1. Roman von Richard Dübell hat mich leider gar nicht überzeugt, aber es liegen noch andere Bücher von ihm auf meinem SUB, und die bekommen ganz sicher ihre Chance, in der Hoffnung, dass sie mich restlos begeistern.

  • Der Teufel hat ein Buch geschrieben und alles Wissen der gesamten Menschheit darin verschlüsselt, so erzählt die Legende. Doch dieses Buch, die "Teufelsbibel", ist verschollen. Mitten in den konfessionellen Wirren des sechzehnten Jahrhunderts wird nun von verschiedenen Parteien danach gesucht - denn dieses Buch soll die Macht haben, die Christenheit entweder zu retten oder zu zerstören.


    Verschwörungsszenarien sind ja eigentlich so gar nicht meins. Trotzdem habe ich Richard Dübells Roman sehr gerne gelesen. Das liegt zum einen an der gewählten Sprache - schön zu sehen, daß sich nicht alle Autoren fürchten, ihren Lesern auch mal ein paar Nebensätze zuzumuten.
    Die zweite Stärke des Buchs sind seine Figuren. Mit Pater Xavier gibt es einen wundervoll skrupellosen Antagonisten, dem ein nicht weniger eindeutiger Held, Cyprian, gegenübersteht. Die anderen handelnden Figuren sind vielschichtiger, weswegen sie in meinen Augen auch interessanter waren, selbst wenn man sich als Leser wohl mit Cyprian am einfachsten identifizieren kann.
    Der Roman setzt sich aus vielen Handlungssträngen zusammen, deren einzelne Protagonisten sich erst im Laufe der Zeit tatsächlich begegnen. Die Suche nach dem teuflischen Buch erstreckt sich über das gesamte Reich, von Spanien bis nach Böhmen. Das ist spannend und manchmal für den Leser verwirrend. Am lebendigsten waren für mich die Stellen, die in Prag spielen, rund um den bröckelnden Hof, an dem ein halb wahnsinniger Kaiser Alchemist spielt, statt das Reich zu regieren. Nicht zu vergessen, daß bei aller Tragik und Dramatik auch ein paar herrlich witzige Stellen dem Leser Gelegenheit geben, mal wieder durchzuatmen.


    Nicht immer ganz klar war mir, was an diesem komischen Buch nun tatsächlich so bedrohlich sein soll. Daß alle beteiligten Figuren von der Brisanz und Bedeutung dieses Buchs überzeugt sind, mußte ich beim Lesen einfach akzeptieren. Ist vielleicht eine Frage der Zeit; die Grundvorstellung, man müsse die Menschen vor dem Wissen schützen, erscheint mir fremd. Heute ist das Wissen meist nur einen Mausklick entfernt - und neun von zehn Leuten interessieren sich gar nicht dafür.


    Das Ende des Romans war mir allerdings ein bißchen zu hollywood-esk. Alle, aber wirklich alle Fäden werden an ein- und derselben Stelle zusammengeführt in einem fulminanten Showdown inklusive Feuerwerk und herbeieilender Kavallerie. Das hätte für meinen Geschmack auch eine Nummer kleiner ausfallen dürfen.


    Meine Lieblingsszene war übrigens das echt wienerische Zwiegespräch zwischen Cyprian und Pankraz im Malefizspitzbubenhaus. Und am meisten gefreut hat mich, daß der Hund auf Seite 496 die Wurst gekriegt hat.


    Ein Verständnisproblem hatte ich auch, aber das kann auch am zu schnellen Lesen gelegen haben: In der Rückblende, in der Pavel und Buh vor dem Kloster darauf warten, als Novizen aufgenommen zu werden, hatte ich den Eindruck, daß sie vor Braunau stehen. Aber der Amoklauf, bei dem sie Zeugen sind, findet doch noch vor dem Umzug der Mönche nach Braunau statt? Aber, wie gesagt, vielleicht habe ich hier auch nur zwei Stränge in Gedanken falsch verknotet.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Wie alle Bücher von Richard Dübell, hat mir auch die Teufelsbibel gut gefallen.
    Ich gebe zwar zu, dass es manchmal ein wenig verwirrend ist - gerade, wenn mehrere Handlungsstränge gleich zu Beginn angefangen werde. Aber ich mag das und es bietet mir beim Lesen Abwechslung und hält die Spannung aufrecht.
    Die Charaktere fand ich auch diesmal wieder gut gezeichnet. Einzig Agnes blieb mir einfach ein wenig blass und ein wenig einfach gestrickt.


    Eigentlich bin ich auch kein so großer Freund von Geschichten, die von Verschwörungen etc. handeln, aber hier war ich trotzdem gut unterhalten. Nicht zuletzt auch wegen des wunderbaren Humors zwischendurch, der sich in allen Büchern von Richard Dübell, zumindest in der Peter-Bernward-Reihe, findet.


    Die folgenden Bücher werde ich sicher auch noch lesen.


    Von mir bekommt die Teufelsbibel 8 von 10 Punkten.

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)

  • Ich habe die Teufelsbibel als Hörbuch gehört und bin mir nicht sicher, ob es mir als Buch vielleicht besser gefallen oder ob ich es abgebrochen hätte :gruebel.


    Gestört hat mich zum Einen die sprunghafte Erzählweise, der zeitweise nur schwer zu folgen war und deshalb keine wirkliche Spannung aufkommen ließ. Vielleicht war das, zumindest teilweise, auch dem "Hören" geschuldet, wobei man (jedenfalls ich) nicht immer ganz so konzentriert ist wie beim Lesen. Zum Anderen, und das massiv, der schwülstige detailverliebte Sprachstil. Auch für einen Mittelalter-Roman war mir das viel zu dick aufgetragen und hat mir überhaupt nicht gefallen. Möglicherweise ist auch dieser Eindruck zumindest teilweise auf die Vortragsweise des Sprechers zurückzuführen, der in dieser Sprachgewalt regelrecht geschwelgt hat.


    Trotzdem werde ich die Folgebände weder lesen noch hören.