'Waagschalen aus Gold' - Kapitel 19 - 24

  • Kurzkommentar: :wow :wow :wow :wow :wow :wow :wow


    Kapitel XXII:


    Gottschalk glaubt also, dass auch Niccolo ihn gelegentlich beneidet. Ähm .. hier hat der Grad der Genervtheit an Gottschalk seinen Zenit erreicht. Im nächsten Kapitel geht es dann wieder etwas bergab.


    Kapitel XXIII:


    Die Ereignisse dieses Kapitels sind nicht leicht aufzudröseln. Hier ist vor allem die Preisfrage, ob Loppe freiwillig mitgegangen ist oder nicht? Meine bescheidene Meinung tendiert momentan auf einen Mittelweg: er ist dem Anschein nach freiwillig mitgegangen ist dabei aber einem vermeintlichen äußeren Zwang gefolgt, weil er glaubt, dadurch Niccolo zu dienen.


    Also eigentlich müsste die Preisfrage hier fast sein, ob Niccolo etwas davon wusste, was ich aber nach dem bisherigen Stand der Dinge klar verneinen würde. Oder er spielt noch besser Theater als ich es bisher für möglich gehalten hätte.


    Aber zurück zum Anfang. Der Kapitän überredet Niccolo Loppe diesmal nicht mitzunehmen. Wie er später behauptet, hat er das auf Anweisung von Loppe himself getan und der hat ihn ein Zeichen zurückgelassen, dass er mit den Männern Dorias mitgegangen ist und nicht entführt wurde.


    Hier hab ich Probleme ihnen das abzunehmen. Wenn Loppe das schon alles geahnt hat, leuchtet es mir einfach nicht ein, warum er Niccolo nicht gewarnt hat. Wie bereits gesagt, glaub ich nicht das Niccolo hier die Regie geführt hat.
    Ist Loppe also wirklich übergelaufen? Selbst wenn die Geschichte des Kapitäns stimmen sollte und der kein Spion sein sollte, dann könnte es immer noch eine Sicherheitsleine von Loppe sein, damit er bei einem Scheitern Dorias durch Niccolo eine Rechtfertigung hätte.


    Loppe ist aber für mich sehr schwer einzuschätzen. Von ihm haben wir größtenteils nur Mimik überliefert. Seine Freundschaft zu Niccolo wird auch eher nur sehr fragmetarisch geschildert, was Spekulationen sehr schwer macht.


    Deshalb zum Verhalten der anderen. Doria wollte Niccolo am Leben lassen. Warum? Wenn Loppe wirklich übergelaufen ist, dann wäre Niccolo am Leben doch nur eine größere Bedrohung für ihn und kein Gewinn. Nur wenn er Loppe zwingt für ihn den Führer zu mimen, könnte Niccolo für ihn als Geisel von Wert sein, der die Bedrohung durch ihn rechtfertigen würde, da er Loppe dadurch für ihn zu arbeiten zwingen könnte, indem er Niccolos Leben als Pfand einsetzt.


    Edit: So beim mailen darüber ist mir jetzt auch noch ein Grund eingefallen, wie man auch das Verhalten Dorias auslegen kann, damit Loppe trotzdem problemlos übergelaufen sein könnte.
    Die persönliche Feindschaft zwischen Doria und Niccolo hab ich noch gar nicht einbezogen gehabt. Doria könnte Niccolo auch einfach damit quälen können, dass er so auf Loppe reingefallen ist.


    Muss weiterlesen, vorher Koffein. Zum Glück haben wir heute eine Stunde mehr zum lesen :chen

  • Ich finde Gottschalk schon auch ein wenig schwer zu ertragen. Allerdings ist er auf dieser Reise ein Mann mit einer Mission, die ihm am Herzen liegt. Er hat also dieses Mal ganz eigenständige Interessen, die für ihn Priorität haben und die er durchsetzen will. Außerdem klappt es ja mit seinen Christianisierungsangeboten ncht so recht, selbst die "geretteten" Sklaven wollten sich ihm nicht anschließen und fühlen sich mehr zu Bel hingezogen als zu ihm. Er ist sicher gefrustet.
    Interessant fand ich, dass Niccolo beim Besuch bei King Gnumi Mansa letztendlich kurz und knapp in zwei Sätzen Klartext redet, als Gottschalk wieder unzufrieden und enttäuscht den Zeigefinger erhebt. Da war er aber mal wirklich deutlich.


    Umso besser gefällt mir Bel, die sehr aufmerksam beobachtet und mit ihrer unnachahmlichen Art ja oft den Nagel auf den Kopf trifft. Bei mir spricht sie mit einen schottischen Einschlag, wie ist denn das übersetzt? Ist da ein deutscher Dialekt genommen worden?



    Zitat

    Original von taciturus
    Doria wollte Niccolo am Leben lassen. Warum?


    Doria glaubt ja, dass auch Niccolo den Weg zu den Minen kennt. Also hätte er mit Loppe und Niccolo gleich zwei Quellen. Allemal besser als eine, aus der er die Information vielleicht nicht heraus bekommt.
    Und ich glaube auch, dass er noch einen kleinen persönlichen Racheakt im Sinn hat.


    Noch mal zu den Namen:
    Inzwischen gibt es ja sogar ein niedliches 'Niccolino', das wohl ursprünglich von Ochoa stammt, von der Schiffscrew aufgenommen worden ist und das selbst Loppe benutzt. Ich schließe daraus schon auf eine sehr enge Vertrautheit zwischen Loppe und Niccolo.

  • Zitat

    Original von Lemon



    Umso besser gefällt mir Bel, die sehr aufmerksam beobachtet und mit ihrer unnachahmlichen Art ja oft den Nagel auf den Kopf trifft. Bei mir spricht sie mit einen schottischen Einschlag, wie ist denn das übersetzt? Ist da ein deutscher Dialekt genommen worden?


    Mit Bel ist DD wieder eine sehr gelungene Figur gelungen. Ein Dialekt ist mir nicht aufgefallen, hab aber auch nicht besonders darauf geachtet, kann also leicht sein, dass mir der entgangen ist. Aber man muss sich ja auch was für den ReRead aufheben. :grin

  • Ich antworte auf den Beitrag von Darcy aus dem Bereich Kapitel 13 bis 18, weil ich glaub, dass man vor den Ereignissen dieses Abschnittes zu viele Spoiler drinnen hätte. Der Einfachheit halber zitier ich zuerst den Beitrag:


    Zitat

    Original von Darcy
    Oh, ich hatte vergessen, die Kreuzgeschichte vom Lesezeichen zu spoilern :schaem.
    Ich will doch hoffen, das Gelis überlebt! Ich find sie klasse, ebenso wie Bel! Ich glaube, Gelis hat mir schon gefallen, als sie das erste mal in Band 1(?) auftauchte.


    Das mit dem Sklavenhandel ist wirklich eine haarige Sache. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das alles richtig verstanden habe. Will Loppe sie nur freilassen, um ihnen zu helfen oder beabsichtigt er etwas anderes? Braucht er sie, um die Goldquelle aufzustöbern, um an andere Häuptlinge heran zu kommen? Sie freizulassen ändert doch nichts am Sklavenhandel. Ich weiß nicht, immer wenn die Sprache darauf kommt, gucke ich so:
    Jedenfalls ist es tragisch, das schon so viele umgekommen sind. Ich hab den Eindruck, das Nicholas sich notgedrungen auf Loppes Plan eingelassen hat, so ganz recht scheint ihm das alles nicht zu sein. Vielleicht hat er geahnt, das es nicht so einfach ist. In dem Willen, zu helfen, ist schon viel Leid passiert. Und Gelis hat mir ihrer Rettungsaktion für das Mädchen Tati auch keinen großen Erfolg. Einmal entwurzelt, möchte die Kleine das nicht wieder erleben und lieber bei Doria bleiben.


    Loppe zu durchschauen fällt mir sehr schwer. Gerade diese Sklavengeschichte ist eine der undurchsichtigen Angelegenheiten, die anscheinend sowohl in der Leserunde als auch bei den Figuren im Buch nur auf geringe Nachvollziehbarkeit stoßen.
    Soweit ich es verstanden habe, hat Niccolo nur deswegen zugestimmt, weil er sich der Dienste Loppes als Führer für das Afrikaunternehmen versichern wollte, scheint aber von der auf den Sklavenmarkt beabsichtigten Wirkung auch nicht überzeugt zu sein.


    Da stellt sich für mich die Frage, auf wenn die Ursprungsidee der Afrikareise überhaupt gründet. Ist es wirklich die ureigene Idee Niccolos oder hofft Loppe hier mittels der Infrastruktur der banca niccolo seiner Heimat einen Besuch abstatten zu können und suggestiert diese Pläne Niccolo ein oder ist er gar noch stärker treibenede Kraft hinter dem Afrikageschäft?

  • Eine interessante. Wann und unter welchen Umständen wird Afrika im vorigen Buch zum ersten Mal erwähnt? Ich glaube, in der Unterhaltung mit de Salmeton, kann mich aber irren.
    Kann durchaus sein, daß Loppe Nicholas diese Idee eingegeben hat. Obwohl ich glaube, daß er durchaus alleine in der Lage gewesen wäre, nach Hause zu kommen, wenn er das früher gewollt hätte.

  • Muss wieder zum spoiler greifen, sollte man nicht vorm letzten Abschnitt lesen:



    Da stellt sich mir auch die Frage, ab wann Niccolo damit gerechnet hat, dass Loppe in Afrika bleiben würde. Schließlich musste er damit rechnen. Vielleicht hat er sogar deswegen die wirtschaftliche Ausgangslage geplant, damit er Loppe die Gelegenheit geben kann, dass er zurück kann.


    Sozusagen der Plan Loppes für die Sklaven konkret auf Lopppe angewandt.


  • Ich wundere mich schon, warum Loppe/Umar so lange bei Nicco geblieben ist. Nur Dankbarkeit? Ich denke schon auch Freundschaft. Er wußte wohl auch nicht, was ihn zu Hause erwartet.


    Das alles aus dem Gedächtnis. Muß ich verifizieren, wenn ich soweit bin.


  • Warum Loppe so lange in Europa blieb? Das Rauskaufen war nicht so gemeint, dass ich glaube, dass Loppe glaubte, dass er die Verpflichtung hat, dass er vorher Niccolo erst Reichtümer beschert, damit er sich sozusagen für seine Freilassung revanchiert.
    Einen wirklichen Reim kann ich mir aber auch nicht darauf machen. Vielleicht einfach so simpel, dass die passende Gelegenheit noch nicht gekommen war und Loppe hatte schließlich auch keine Familie mehr in Afrika, wodurch "Heimweh" vielleicht erst zeitverzögert eintrat.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Da stellt sich für mich die Frage, auf wenn die Ursprungsidee der Afrikareise überhaupt gründet. Ist es wirklich die ureigene Idee Niccolos oder hofft Loppe hier mittels der Infrastruktur der banca niccolo seiner Heimat einen Besuch abstatten zu können und suggestiert diese Pläne Niccolo ein oder ist er gar noch stärker treibenede Kraft hinter dem Afrikageschäft?


    Das ist eine interessante Fragestellung..
    Ich vermute, dass mehrere Faktoren da reinspielen. Nicht zuletzt Loppe selber, der ja schon allein durch seine Anwesenheit auf Afrika aufmerksam macht. Außerdem gibt es dort Gold zu holen. Sicher etwas, was Niccolos Aufmerksamkeit nicht entgangen sein wird.
    Da ich ja zu der Annahme tendiere, dass zwischen Niccolo und Loppe weitaus mehr Gespräche stattfinden als wir mitbekommen, kann ich mir auch gut vorstellen, dass Loppe nicht nur eine hervorragende Informationsquelle, sondern das ganze Unternehmen von ihm (mit)initiert wurde.


    Ich habe auch mal nach dieser Prester John Geschichte (Presbyterkönig?) gegoogelt. Diese Legende scheint im 15. Jahrhundert wieder mal aktuell gewesen zu sein. Besonders von Portugal gab es ein großes Interesse, dieses sagenhafte Reich aufzuspüren. Auch das dürfte Niccolo zu Ohren gekommen sein.
    Wobei mir allerdings nicht so klar ist, wie ernst N. das nimmt. Die Scherze, die Gelis und er darüber machen ("Fountain of Youth"), scheinen ja eher darauf hinzudeuten, dass dem nicht so ist.
    Nebenbei: Mich wundert es, dass Gottschalk das ernst nimmt. Aber vielleicht ist da mehr die Hoffnung im Spiel, dass inmitten all der 'Heiden' tatsächlich ein christliches Reich existiert.

  • Zur Frage, warum Loppe so lange bei Niccolo bleibt:


  • Die Spoiler hab ich jetzt nicht angeguckt, da ich "sollte man nicht vorm letzten Abschnitt lesen" auf den letzten Buchabschnitt beziehe.


    Ich weiß nicht, irgendwie gefällt mir das ganze nicht mehr, seid dem sie in Afrika sind. Ich nehme mal an, das DD auch für Afrika zu der Zeit recherchiert hat. Aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie hat das ganze für mich zuviel Touristen-Charakter. Das klingt alles so, wie Europäer sich Afrika vorstellten. Ich muss mir ständig in Erinnerung rufen, das die in Afrika sind. Vielleicht hab ich aber auch eine falsche Vorstellung ?(.


    Trotz allem ist mir das alles zu viel Abenteuerroman. Dieses rumgedudele auf dem Fluß, die Orgie bei diesem König, die Entführung Loppes....Ich hoffe so sehr, die verschwinden bald wieder von diesem Kontinent, aber jetzt gehts nach Timbuktu*seufz*.
    Im Moment muss ich mich etwas zwingen, weiterzulesen :-(

  • Zitat

    Original von Darcy
    Ich weiß nicht, irgendwie gefällt mir das ganze nicht mehr, seid dem sie in Afrika sind. Ich nehme mal an, das DD auch für Afrika zu der Zeit recherchiert hat. Aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie hat das ganze für mich zuviel Touristen-Charakter. Das klingt alles so, wie Europäer sich Afrika vorstellten. Ich muss mir ständig in Erinnerung rufen, das die in Afrika sind.


    Das geht mir persönlich eigentlich nicht so.


    Mir gefällt, wie in Kapitel 20 Afrika mit seinen Gerüchen und Geräuschen so langsam eingeführt wird. Die Trommeln sind jetzt zu hören, Tümmler, Seevögel, Bäume und die ersten Einwohner sind zu sehen, dann bewegt sich die Karavelle auf den Fluß, ein unbekannter Strom mit Sandbänken und Untiefen, die es zu umschiffen gilt. Wieder ändert sich die Umwelt, es ist tropisch voller Moskitos, verschlammte Flussufer, Paviane sind zu sehen und Frösche und Zikaden beginnen mit ihrem lärmenden Chor. Nachts die Schrei der Nachtvögel, gurgeln und Zischen des durchpflügten Wassers, schwirrende Insekten.
    Viel mehr kann DD für meine Ansprüche nicht für eine Afrikaatmosphäre tun.

  • Ich dachte zuerst auch, jetzt kommt, wie in Trapezunt, exotisches Flair auf. Aber leider stellte es sich für mich im weiteren Verlauf nicht ein. Ich fand den ganzen Handlungsverlauf schleppend, das Leben in Venedig und Brügge ist praller.

  • Zitat

    Original von taciturus


    Mit Bel ist DD wieder eine sehr gelungene Figur gelungen. Ein Dialekt ist mir nicht aufgefallen, hab aber auch nicht besonders darauf geachtet, kann also leicht sein, dass mir der entgangen ist. Aber man muss sich ja auch was für den ReRead aufheben. :grin


    In der Übersetzung kommt da definitiv kein Dialekt an!

  • Zitat

    Original von Lemon
    Zur Frage, warum Loppe so lange bei Niccolo bleibt:



    Ich denke, Verpflichtung und Verantwortung spielen da auch noch eine große Rolle. Aber mit Deinem Spoiler gebe ich Dir sehr recht...