Schreibwettbewerb November 2007 - Kommentare

  • In diesem Thread könnt Ihr in der Zeit vom 25. - 28.11.2007 Eure Kommentare und Meinungen zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs November 2007 schreiben.


    Hier geht es noch einmal zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs: klick


    Die Punkte und Autoren werden dann am 29.11.2007 bekannt gegeben!

  • Meldet sich niemand zu Wort? Dann fang ich mal an:


    Den Beitrag "Zugvögel" fand ich sehr gut. Während des Lesens wurde der Herzschlag schneller und das Ende war absolut ergreifend.
    An manchen Stellen hatte ich Schwierigkeiten mit der Wortwahl. Teilweise war es etwas zu viel des Guten, was allerdings für mich den "Wert" der Geschichte nicht schmälert.
    Gut ausgedacht!

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Liebe Marie
    Ein wenig zuviel Betroffenheit, ein wenig zuviel aus der Herz-Schmerz-Tube. Sicher nicht schlecht, aber eben nicht mein Geschmack. Kein Kandidat für die Punkteränge.


    Post It
    Spritzig, sehr schöner Einfall, prima umgesetzt. Musste unbedingt bepunktet werden. Der Joghurt als Gradmesser einer Beziehung. Darauf muss man erst einmal kommen.


    Zugvögel
    Da drückt aber jemand hammerhart auf die Tränendrüse. Ein wenig zuviel Bittersüße unter die Geschichte gemischt. Absolut keine Chance auf Punkte von meiner Seite, aber was sagt das schon? Eine nette Idee, aber für meinen Geschmack ganz einfach zu süß, zu schnulzig. Ruth Leuwerik und O.W. Fischer lassen grüßen.


    Punkte und Striche
    Handwerklich ganz ordentlich geschrieben, eine kleine Banalität. Mehr nicht. Spricht mich nicht sehr an. Die Pointe der Geschichte lag auf der Hand, allzu berechenbar.


    Der Gemeindebrief
    Lustig. Eine schöne humoristische Einlage in der Betroffenheitspampfe des Eulenschreibwettbewerbs. Offenbar mit leichter Hand geschrieben, obwohl gerade das Schreiben humorvoller Texte oftmals harte Arbeit ist. Nur knapp aus den Punkterängen gekippt. Bekommt aber den „Ehrenpunkt am Bande“.


    Vertretung
    Bisschen platt, oder? Hat mich so gar nicht angesprochen. Hab mir das bestimmt fünfmal durchgelesen (davon einmal sogar laut vorgelesen), es wurde einfach nicht besser. Sinnfreies Reimen, auch dafür ist Platz bei den Eulen, diesem toleranten Forumsvölkchen.


    Korrespondenz
    Ein Punkt für unsere Äntschi und den Kurti. Origineller Beitrag, ein wenig politische Satire also auch bei den Eulen; die Eulen sind also nicht nur verbissen, da lagert viel Humor im Eulennest. Hat Spaß gemacht diesen Beitrag zu lesen.


    Nachgedacht
    „Betroffenheitsgesülze“ – mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Dieser Text hätte glatt von der „Bundesbetroffenheitsdomina“ Claudia Roth geschrieben sein können. Moral mit dem Holzhammer. Viel weniger wäre weitaus mehr gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Kirchenaustritte nach dem Lesen dieses Textes häufen.


    Das Erbe
    Wenn etwas Müll ist, dann muss man es auch als Müll bezeichnen. Eine ganz schlimme Nummer. Da ich den Autor ganz gut zu kennen meine, kann ich nur vermuten, dass es eine seiner 2,8-Promille-Geschichten war. So was schreibt man nur im Suff! Ich bin entsetzt. Gelb-Rot kann hier nur die Konsequenz sein.


    Tango Argentino
    Standing Ovations von meiner Seite für diesen Beitrag. Schon beim ersten Lesen war es klar: 3 Punkte! Konkurrenzlos. Spritzig, durchaus auch nachdenklich machend, da passte eines zum anderen. Ein Beitrag zur Anhebung des Gesamtniveaus.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Verfasser, Hallo Publikum. :-)


    Hier also meine Kommentare zu den Texten. Wie immmer, hochgradig subjektiv und weit davon entfernt fair oder gar fundiert zu sein. Wer ein zu zartes Seelchen hat, der denke sich über dieses Posting einfach einen dicken, schwarzen Balken und schaut nicht hin. Wer bei Zombie-Filmen weggucken kann, der kann das auch bei meinen Kommentaren. Ehrlich, das geht. So, jetzt aber genug geschwafelt.


    Insgesamt ein sehr guter Monat, wie ich meine.



    Liebe Marie:
    Harmlos, nichtssagend, ohne Spannung. Eine der Seitensprung-Geschichten, wie sie wahrscheinlich in Hausfrauenzeitungen zuhauf die Runde machen. Schreiben Frauen wirklich solche Briefe an ihre beste Freundin?


    Post It:
    Die Kurz-Chronologie einer Beziehungskatastrophe. In Kürzest-Sätzen auf den Punkt gebracht. Witzig, hintergründig. Einfach eine gute Idee gut umgesetzt.
    (Ich tippe auf Tom)


    Zugvögel:
    Die Geschichte hatte mich mit Lehnt an dem gelben Postkasten und schiebt sehnsüchtige Blicke durch den Schlitz.. Ab da habe ich ganz aufmerksam gelesen. Auch wenn der Zuckerguß an einigen Stellen viel (also richtig arg) zu dick aufgetragen ist, ein insgesamt sehr gelungener Text.
    (Hier tippe ich auf Lotta)


    Punkte und Striche:
    Gefundene Briefe aus dem Krieg. An sich eine ausbaufähige Idee, nur leider in dieser Umsetzung inkonsequent. Die knapp bemessenen 500 Worte mit Erklärungen über eine heute nicht mehr gebräuchliche Schreibschrift zu verschwenden, was letztlich nur zur Unterstreichung der Authentizität und Schaffung von Atmosphäre dienen soll, ist unnötig. Ebenso die gleich mehrfache Beschreibung, dass das Papier vergilbt, die Schrift ausgeblichen, die Adresse kaum noch zu entziffern, das Papier dünn ist. Alles Dinge, die man in einem gut ausformulierten, prägnanten Satz hätte ausdrücken müssen, um mehr Platz für den eigentlichen Inhalt der Story zu haben. So bleibt leider ein nichtssagender Zweizeiler Opas und ein hastiger und lauer Absatz zum Morsefunk (der im Krieg eh so nicht eingesetzt wurde, was aber natürlich für die Story an sich unerheblich ist). Kein guter Text. Viel Drumherum und viel zu wenig Story.


    Der Gemeindebrief:
    Nette Idee das Gemeindeleben durch Ausschnittsbeleuchtung anzureissen und so die Phantasie der Leser den Rest vervollständigen zu lassen, nur leider hakt es an einigen Stellen doch gewaltig. Der Text kann sich anscheinend nicht entscheiden, wo er wirklich hin will: Absurde Satire oder komödiantischer Slapstick. Nichts davon gelingt so richtig, weil es eben doch nur eine Sammlung kleiner, überzeichneter Anekdoten bleibt.


    Vertretung:
    Nett. Wirklich nett. Auf der Betriebs-Weihnachtsfeier vorgetragen kommt da sicherlich Stimmung auf. Alleine im stillen Kämmerlein kann ich dem aber nicht viel mehr als ein "nett" abgewinnen.
    (Ich tippe auf flashfrog)


    Korrespondenz:
    Könnte direkt aus einer "Hallo, Deutschland"-Folge abgefilmt sein. Nur leider habe ich das satirische Puppenspiel schon nicht gemocht. Ein bisschen hintergründige Ironie, eine Prise Satire und ein Selbstmord-Schenkelklopfer ergeben für mich noch keinen stimmigen Text. Zwar gibt es an der Formulierung nichts auszusetzen, nur der Inhalt sagt mir eben nicht wirklich zu. Irgendwie langweilig.
    (Ich tippe auf churchill)


    Nachgedacht:
    Ein Tagebucheintrag mit Theodizee-Gedanken. Nichts Neues, nichts Erhellendes. Die Zahl von Forenbeiträgen, Tagebüchern, Hauskreisdiskussionen, Expertenmeinungen, religiösen Büchern, kirchlichen und außerkirchlichen Stellungnahmen zu Theodizee dürfte Legion sein. Da kann sich dann jeder das rauspicken, was ihm am besten in den Kram passt. Was will der Text also aussagen, außer, dass sich der Verfasser anscheinend mit dem Thema auseinandersetzen möchte? Nur, für einen Schreibwettbewerb denkbar schlecht gewählt.


    Das Erbe:
    Ist knapp aus meiner Punktewertung rausgerutscht. Wirklich knapp. Hat mir gut gefallen. Flott und mit spitzer Feder ausformuliert. Ein witziger Beitrag, der mich unterhalten hat.
    (Kein Tipp. Aber ich bin neugierig.)


    Tango Argentino:
    Schöne Geschichte. So mag ich das. Zwischen den Zeilen wird erzählt, nicht mit dem Holzhammer drauf gedeutet. Sehr gut.
    (Kein Tipp. Und ich bin noch neugieriger.)



    Gruss,


    Doc

  • Ich mochte die Geschichten diesen Monat auch, das Thema war aber auch wirklich schön gewählt! :-)
    Die Kommentare im Einzelnen:


    Liebe Marie
    Der Text liest sich, als wäre es vollkommen normal, mal eben vom besten Freund des Freundes „in den Arm gezogen“ zu werden, und so, als wäre es unvermeidlich, dass aus Küssen mehr wird. Klar – da KANN man natürlich nicht mehr nein sagen. So ein Pech aber auch. Dass die Protagonistin eine Abtreibung des Kindes überhaupt in Erwägung zieht, macht sie mir nur noch unsympathischer. Die Motivation für die Lüge am Ende verstehe ich auch nicht. Oder ist sie das Lügen einfach nur schon so gewöhnt? Ich kann einfach überhaupt kein Verständnis für die Erzählerin aufbringen und das hat mir letztendlich auch die Geschichte verdorben.


    Post It
    Die Idee ist toll: Eine ganze Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen reduziert auf zehn kleine gelbe Zettel. Sozusagen eine Liebesgeschichte aus Sicht eines simplen Joghurts. Für Punkte hat es leider nicht mehr gereicht, am Ende hätte ich mir außerdem etwas Aussagekräftigeres gewünscht, „Der Joghurt ist für Dich“ deckt sich zu sehr mit dem Mallorca-Zettel. Dennoch: ein Text, der kein Wort verschwendet, der ohne Schnörkel und Klimbim auskommt. Witzig und pointiert.


    Zugvögel
    Irgendwie häppchenweise, die Bezeichnung „klein“ wird überstrapaziert, irgendwann hat es der Leser dann auch kapiert. Willkommen in der Welt der traurigen Adjektive.


    Punkte und Striche
    Eine kleine, unscheinbare Episode, an der ich nicht wirklich etwas auszusetzen habe, schöne Idee, die ganz große Erkenntnis oder ein besonderes Leseerlebnis bleiben jedoch aus. Hätte liebevoller, mit mehr Details erzählt werden können. So schweben die Worte so vorüber.


    Der Gemeindebrief: 3 Punkte
    Mit Abstand mein Lieblingstext diesen Monat! Mit satirisch angehauchtem Humor geschrieben, dennoch freundlich und irgendwo liebevoll, originell verpackt, handwerklich wunderbar. Zu mehrmaligem Lesen geeignet, die Leichtigkeit geht nie verloren, das Lächeln auch nicht.


    Vertretung: 2 Punkte
    Ein richtig süßes Gedicht. Über den Rhythmus bin ich zwar manchmal gestolpert, aber die Schwächen werden vom Inhalt geglättet, der weihnachtliche Osterhase, der die „Stiefel bemalt und versteckt“, aber dabei keine Mütze aufsetzt, ist einfach zu niedlich. Einziger Kritikpunkt: ich bin überzeugt, dass Osterhasen ihre Eier nicht selber legen und die betreffende Strophe somit Unsinn ist. Dennoch ein Text voller liebevoller Winzigkeiten.


    Korrespondenz
    Politik liegt mir nicht, auch nicht auf diese Art und Weise. Ich kann mich da nicht hineinlesen, erkenne den Witz, aber dann funktioniert es irgendwie doch nicht. Mein ganz subjektives Leseempfinden sagt mir, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die dieser Text erreicht.


    Nachgedacht
    Das sind diese Fragen, die ich nicht mehr hören kann, die millionste Vertextung, ohne neue Ideen, Anregungen, ohne irgendwas, das nicht irgendwie schon einmal da gewesen wäre.


    Das Erbe
    Ganz lustig erzählt, enthält mir aber wieder zu wenig Aussage. Hier hätte ich mir einfach mehr Geschichte gewünscht und ein nicht ganz so voraussehbares Ende.


    Tango Argentino: 1 Punkt
    Ich bin voreingenommen, ich liebe Tango! Das ist so ein schöner Tanz. Glücklicherweise wird die Geschichte ihrem Titel gerecht, ein greifbarer Text, dem man abnimmt, was er erzählt, sehr lebendig, er holt den Schwung zurück in die Beiträge. Das Ende gefällt mir besser als der Einstieg, außerdem schade fand ich die geringfügigen Rechtschreib- und diesen einen Kommafehler, aber ich will gar nicht meckern, dazu müsste ich erst an meiner eigenen Kommasetzung arbeiten.


    Ich versuche mich dann auch mal im heiteren Autorenraten ;-):


    Der Gemeindebrief: Doc
    Das Erbe: Voltaire
    Vertretung: flashfrog

  • Liebe Marie: Der Brieftext liest sich etwas altbacken und gleichzeitig melodramatisch, und man wird das Gefühl nicht los, derlei würden Freundinnen eher in einem Telefongespräch oder direkt bekaspern. Natürlich würde dann das Ende nicht funktionieren, wobei die Pointe wirklich ganz gut gelungen ist.


    Post It: Wenig ist oft mehr. Ich weiß nicht, ob die Idee neu ist, etwas über einen Haftnotizen-Monolog zu erzählen, aber mir gefällt sie. Gelungenes Experiment.


    Zugvögel: Eigentlich schöner und sehr einfühlsamer Text, mit wunderbaren Formulierungen wie „damit sie in ihren Erinnerungen schwimmen lernen“. Aber irgendwo nehmen die Metaphern überhand, und die Geschichte geht ein wenig verloren. Trotzdem ein eindeutiger Punktekandidat.


    Punkte und Striche: Unprätentiös und direkt, vielleicht hier und da etwas weinerlich, tendentiell. Aber vom Prinzip her ein guter Text. Was mir fehlt, ist der Bezug. Jenny kramt in den Erinnerungen ihrer Großeltern, und sie zieht sich zurück, als es zu persönlich wird (was eigentlich überhaupt nicht geht). Mehr kann ich in dieser Geschichte nicht finden. Das ist schade, denn sonst wäre es vielleicht auch ein Punktekandidat.


    Der Gemeindebrief: Bemüht komisch und leider mit Rechtschreibfehlern übersät. Gute Idee, aber leider verhunzt.


    Vertretung: Da schüttelt mich der Reim. Nichtkomisch.


    Korrespondenz: Prima Idee, den vermeintlich privaten Austausch zwischen den sicher längst befreundeten Parteibossen den offiziellen Verlautbarungen gegenüberzustellen. Leider wirken beide Komponenten unecht, überzogen und irgendwie stammtischmäßig. Insbesondere die Presseerklärungen würde niemand in dieser Form herausgeben. Aber für die Idee müsste man glatt einen Punkt geben.


    Nachgedacht: Bei „Widergeburt“ habe ich herzlich lachen müssen. Was’n das? Ansonsten: Das Theodizee-Problem (und einige weitere) in einfache, fast kindgerechte Sprache gebracht. Kann man machen. Muß man nicht, denke ich. Weil die Lächerlichkeitsgrenze gefährlich nahe kommt, aus welcher Richtung auch immer. Was ich sagen will: Dieser Text tut niemandem einen Gefallen.


    Das Erbe: Großer Gott (passt irgendwie zum vorigen Text)! Nicht nur die Hände, sondern auch die Finger zitterten. Soso. Es folgt eine Geschichte, die so verblüffend und lustig ist wie der Anruf eines dieser Hausierer, die von Telefonunternehmen beauftragt werden. Nämlich überhaupt nicht. Null. Nada. Setzen, fünf minus.


    Tango Argentino: Schön erzählt, die Figuren werden schnell plastisch, Aufbau, Bogen und Ende funktionieren. Was soll ich sagen? Ein guter Text. Und ein Punktekandidat.

  • Ich fand diesen Montat sehr gute Texte, die Auswahl bei der Punktevergabe war mir nicht leicht gefallen - und das hat mich gefreut.


    Meine Meinung zu den Texten im Einzelnen:


    Liebe Marie:
    Ein Text, eher ein Monolog ... eine Beichte? Mir hat er nicht gefallen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Briefe tatsächlich geschrieben werden.
    Die Sprache spricht mich nicht an und die Pointe schon gar nicht. Warum schreibt jemand einen solchen Brief, wenn auch nur die kleinste Chance besteht, dabei entdeckt zu werden?


    Post it:
    hat mich sehr spontan angesprochen, auch wenn ich mich in der Form erst zurecht finden musste. Die Grundidee ist wirklich gelungen und sprachlich sehr präzies und treffend umgesetzt. Keine weiteren Fragen!


    Zugvögel:
    ein wirklich sehr sehr guter Text. Er nimmt ein ganz wichtiges Thema auf und bearbeitet es auf sehr einfühlsame, liebevolle Weise. Es wird richtig schön erzählt, so dass der Text sich auch gut lesen läßt.
    Er hat mich dennoch nicht wirklich angesprochen. Der Puderzucker in der ersten Zeile klebt für mich am gesamten Text. Für mich sind es einfach der blumigen Worte zu viel. Ich stecke da in einem Zwiespalt, denn der Text braucht diese Worte, um so einfühlsam und spezifisch schön zu sein. Gleichzeitg mag ich es nicht - vielleicht, weil es zu schön ist, vielleicht weil es zu liebevoll ist? - ich weiss es nicht.


    Punkte und Striche:
    Ein Text, der mich spontan angesprochen hat. Auch mir geht es so, dass ich mitten im Aufräumen alles um mich herum vergessen kann, wenn ich einen Brief, ein Buch oder ähnliches finde, was lange verschollen war. Es ist für mich gut nachempfunden, wie man sich an dieses Fundstück herantastet und es zunächst unabhängig vom Inhalt betrachtet.
    Ganz anrührend fand ich die Auflösung, auch wenn sie so vorhersehbar war. Allein der Gedanke, dass man diese so persönliche Botschaft so den eigenen Hobbys folgend verschlüsselt schreibt, gefällt mir.


    Der Gemeindebrief:
    Er hat mir einiges Schmunzeln abgenötigt. Aber auch nicht mehr. Am Ende belanglos.


    Die Vertretung:
    Ich mag Lyrik und ich mag humoristische Lyrik. Aber gerade darum mag ich diesen Text gar nicht.
    Weder Sprache noch Rhythmus noch Inhalt sprechen mich in irgend einer Weise an.


    Korrespondenz:
    Sehr gute Grundidee! Handwerklich richtig gut geschrieben.
    Inhaltlich nette Satire.
    Allerdings in den privaten Mails doch sehr unglaubwürdig übertrieben. ("Andschie" - ich finde, das geht gar nicht)


    Nachgedacht:
    Ich möchte diesen Text nicht kommentieren.


    Das Erbe:
    Enttäuschte Erwartungen pur. Auch beim Leser! Der Text hat ein gutes Thema enttäuscht aber in der Durchführung so sehr, dass man schon fast wieder Fragen kann, ob hier Inhalt und Form bewußt derart eng zueinander kommen sollten.


    Tango argentino:
    Schade, dass man nicht vier Texte bepunkten kann!!
    Mit Abstand bei den besten Texten des Wettbewerbs einzuordnen und wahrhaft druckreif.
    Richtig gut erzählt und auch vom Thema sehr ansprechend. Hat mir richtig viel Freude gemacht, den Text zu lesen.

  • Liebe Marie
    Stilistisch nicht gut: Viele unnötige Wiederholungen, die einfach nicht notwendig sind, weil sie sich unnötig wiederholen, die Wiederholungen. Und den Text dabei inhaltich nicht voranbringen.
    Solche Leute gibt es täglich in diesen unsäglichen Mittagstalkshows zu sehen. Mag ich nicht auch noch lesen.


    Post It
    Die minimalistische Form ist interessant.
    Die Idee: Liebe ist wie Joghurt, auch. Wird aber etwas überstrapaziert.
    Die Geschichte, die erzählt werden soll, ist leider eher Magerquark mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. ;-)


    Zugvögel
    Der Anfang hat mir sehr gefallen. "Menschenfundbüro" ist toll. Die Geschichte ist gut geschrieben. Aber bei allzu rührseligen Texten, die mir zu gut gefallen, werde ich mir selbst gegenüber immer skeptisch, wo ich dem Text in die Falle gehe. Zu viel Puderzucker und Zuckerwatte und rosafarbene Schmetterlinge. Trotzdem für mich sprachlich der beste Text in diesem Monat.


    Punkte und Striche
    Mich hätte aber schon interessiert, was in den Briefen steht. Schade.


    Der Gemeindebrief
    Betulich, bemüht lustig. Der echte Gemeindebrief von Hintertupfingen ist wahrscheinlich spannender zu lesen. Und wenn man weiß, dass Malte den Stier geklaut hat (woher eigentlich?), warum muss man das dann im Gemeindebrief schreiben, warum kriegt der Knabe nicht persönlich eins hinter die Löffel?


    Vertretung
    Da holpert so einiges. Und den Osterhasen hatte ich mir bislang auch immer irgendwie anders vorgestellt, von der Persönlichkeitsstruktur her...


    Korrespondenz
    Politisches Kasperletheater. Weiß jeder. Kennt jeder. Mir fehlt hier das satirische Moment, das über diese simple Erkenntnis hinausgeht.
    Die Sprache von Beck und Merkel im Privaten ist nicht getroffen, nicht mal als Überspitzung glaubwürdig.


    Nachgedacht
    Der Briefschreiber ist ein recht naiver Nachdenker mit einem sehr anthropomorphen Gottesbild. Ein Kind vielleicht? Das nachgedacht, was schon viele viele Menschen vorher vorgedacht haben? Leider sind das alles keine neuen Gedanken, die mich nachdenklich machen würden.
    Halt.
    Da gibt es noch diese wunderbare Wortschöpfung im Text: Widergeburt.
    Der Tod als Widergeburt analog zu Widersacher und Antichrist? Dieses Wort kickt mich, trifft meinen sprachspielerischen Nerv, setzt meine Phantasie in Bewegung. Ob gewollt oder Versehen, dieses Wort ist genial! Das ist mir glatt einen Punkt wert. :-)


    Das Erbe
    Durchsichtig vorhersehbar auf die Pointe hinerzählt. Schon im 3. Absatz ahnt man, dass aus dem erhofften Reichtum nix wird. Langweilig.


    Tango Argentino
    Wenn das so einfach wäre mit der Freiheit...
    Eine handwerklich gut erzählte Geschichte mit einer guten Botschaft. Hätte ich mich nicht in die Wortschöpfungen der Zugvögel verliebt, hätte das 3 Punkte gegeben.

  • Liebe Marie- Gut strukturierter Brief
    Es war nachvollziehbar, welche Gefühle die Briefschreiberin hegt.
    Allerdings war mir die Reaktion von Alex ein wenig zu gelassen.
    Hätte er nicht wissen wollen, ob das Kind nicht doch von Antonio stammt?


    Post IT- hat drei Punkte erhalten.
    Prima Idee. Anhand der kleinen gelben Klebezettel ist der Zustand der Beziehung
    ohne viele Worte beschrieben .


    Zugvögel- schweres Kinderschicksal einfühlsam umschrieben.
    War die Mutter depressiv? War es wirklich ein Unfall?

    Punkt und Striche- Ein vergessener Brief aus Kriegszeiten. Die Zusammenhänge sind gut beschrieben.
    Die Briefe des Großvaters erlauben einen Einblick in diese schwierige Zeit.
    Die eigentliche Botschaft durfte offensichtlich nicht ausgeschrieben werden.
    Wieso stehen die Briefe immer noch unter dem Bett? Ist ja kein so tolles Versteck.
    Sollten sie nicht doch gefunden und gelesen werden?



    Der Gemeindebrief- erhielt zwei Punkte.
    Witzig- ironisch darf man über die Gemeinde St. Lukas schmunzeln.


    Vertretung- erhielt einen Punkt.
    Lustige Idee für Osternachten in Reimen geschildert.
    Der Osterhase als Ersatzmann für den Weihnachtsmann hat zwar ein paar Dinge nicht
    ganz weihnachtsmännisch gelöst, mich dafür aber zum Lachen gebracht.
    Gute Idee.


    Korrespondenz- So in etwa wird es wohl in Wirklichkeit laufen.
    Die Andschie- Idee ist nicht mehr ganz neu. Ich habe ähnliches schon
    im Radio gehört.


    Nachgedacht- Ist Gott gut oder böse?
    Der Glaube an Gott wird gemessen an der Wirklichkeit.
    Schwieriges Thema. Ist es ein Kind, das diese Frage stellt?


    Das Erbe- Das Testament als letzte Nachricht ist eine gute Idee zum Thema Brief.
    Die Geschichte ist nicht langweilig und das Ende ist lustig, hat aber nicht wirklich
    Überrascht.


    Tango Argentino- Überraschender Verlauf der Handlung.
    Gut erzählt.

  • Eine Sache hatte ich bei meiner Kommentierung vergessen zu erwähnen. Die Kommentare beziehen sich ausschließlich und ohne den geringsten Ansatz einer Ausnahme auf den Text. Die Person der Verfasserin/des Verfassers ist mit keinem Satz, mit keiner Bemerkung gemeint.


    Ich kann einen Beitrag scheußlich finden - die Verfasserin bzw. den Verfasser aber lieben. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Liebe Marie Sprachlich eher hölzern („Denn ich liebe Alex und schätze ihn sehr!“) und von der Situation her sehr unoriginell. Die Pointe ist eigentlich keine, denn so richtig ausweglos wird die Situation durch diesen Versprecher ja nun nicht gerade. Lau.


    Post it Wenn das Tom geschrieben hat, fress ich nen Besen. Der Joghurt-Fetisch wirkt ziemlich aufgesetzt, für eine originelle Darstellung eines Rosenkriegs ist das nicht geeignet. Hintersinn sehr ich hier keinen.


    Zugvögel Furchtbar manierierte Sprache, die Ergriffenheit nicht aufkommen lassen will.


    Punkte und Striche Die Pointe rauscht vollständig an mir vorbei. Viel zu aufgeladen, diese Hochstilisierung der Briefe als etwas, das sogar durch die Lektüre der Enkelin entweiht würde… Puh!


    Der Gemeindebrief Vielleicht etwas klamaukig, aber ich konnte insgesamt drüber lachen. Mein Favorit für diesen Monat.


    Vertretung Auch keine neue Idee und nicht herausragend. Ich wusste einfach nicht wohin mit meinen Punkten.


    Presseerklärung Schenkelklopfen mit Spitzenpolitikern. Alles andere als mein Fall.


    Nachgedacht Ohne Worte.


    Das Erbe Extrem vorhersehbare Pointe; sprachlich ordentlich, aber nichts Besonderes.


    Tango Argentino Sehr schöner Ton und anständige Geschichte. Das mit der Freiheit ist aber wirklich etwas komplizierter, darüber kann ich leider nicht hinwegsehen. Insofern 2. Platz. Ich tippe auf Waldfee als Verfasserin, deren Texte mich ja sprachlich immer überzeugen.


    Man merkt’s, ich kann mich der Euphorie in Bezug auf diesen Monat ganz und gar nicht anschließen. Ich hatte große Schwierigkeiten, überhaupt Punkte zu vergeben und hätte es auch gelassen, wenn nicht in letzter Sekunde noch der Tango-Text eingetroffen wäre, so dass ich wenigstens zwei Texte hatte, die ich einigermaßen guten Gewissens bepunkten konnte.


    Herzlich: Bartlebooth.

  • Liebe Marie: Zu viel Infodropping im Text, so schreibt man nicht an seine beste Freundin. Da berührt mich als Leserin nichts. Stilistisch sind hier viele Schnitzer drin.
    Ich tippe auf Lotta.


    Post it: Netter kleiner Text und handwerklich einwandfrei geschrieben.
    Ich tippe mal auf Tom.


    Zugvögel: Ist mir viel zu geschwollen von der Wortwahl her und zu dick aufgetragen, hier wäre weniger mehr gewesen.
    Sinela vielleicht?


    Punkte und Striche: Beim Aufräumen Sachen wieder finden oder entdecken und mich darin vertiefen, kenne ich auch.


    Der Gemeindebrief: Spricht mich so gar nicht an.


    Vertretung: Reim dich oder ich freß dich? Ist nicht so mein Ding, dieses Gedicht …
    Mein Tipp: flashfrog


    Korrespondenz: Auch nicht so meines, obwohl der Stil sich flüssig lesen lässt.


    Nachgedacht: Hier passt so einiges nicht. Auf der einen Seite wirkt der Brief wie von einem Kind (so 8 – 10 Jahre), dann aber sind viel zu erwachsene Formulierungen und Wörter drin, handwerklich also schon mal ein Minus.
    Zum Inhalt: Wenn sie nicht glaubt, wieso wendet sie sich dann an Gott (an den sie ja nicht glaubt) und schreibt dann noch als letzten Satz „Werde mich wieder bei dir melden“ – das passt nicht.


    Das Erbe: Stilistisch holpert es an einigen Stellen, auch die Pointe kommt recht lahm rüber.
    Voltaire vielleicht?


    Tango Argentino: Sehr gut geschrieben, flott erzählt, für mich der beste Beitrag von diesen zehn Texten.

  • Da ich bei der Bewertungen nicht nur die Idee zu einem Text sehe, sondern großen Wert auf die Ausführung (Stil, Wortwahl, Atmosphäre) lege, ist es eine gern übernommene Pflichtaufgabe, meine Enscheidung mit ein paar Worten zu begründen.


    Platz 1 = 3 Punkte für Zugvögel


    Dieser Text beinhaltet fast alles, was zumindest ich in einem literarischen Werk suche. Neben dem Aufbau, der nur auf den ersten Blick ein wenig zerfasert erscheint, überzeugt mich hier die Umsetzung der gewählten Thematik. Mit einem ausgeprägtem Gefühl für die Balance zwischen der Sichtweise eines Kindes und der Erwachsenenwelt, gelingt es der/dem Autorin/Autor, eine beeindruckende und märchenhafte Atmosphäre zu erzeugen, die sich zu keiner Zeit bei den gängigen Klischees ähnlicher Texte über dieses Thema bedient. Es ist schon fast unheimlich, wie hier Gefühl und Zauber zusammenwirken. Eine traurige Situation wird mit den Werkzeugen einer märchenhaften Parabel zu einem Kunstwerk, ohne sich in die geistlose Welt des Happy End zu verlieren.
    Die bildhafte Sprache und die darin enthaltenen Analogien sind ausgereift, stilistisch auf einem enorm hohen Niveau und besitzen kaum noch Spielraum für Verbesserungen - kurz, es ist Poesie, die kaum aus der Hand eines Amateurs kommen kann.


    Platz 2 = 2 Punkte für Post it


    Natürlich lebt dieser Text in erster Linie von der Idee, denn hier wird lediglich eine Realität beschrieben, die ihren Humor erst dann offenbart, wenn sie chronologisch aufgeführt und in dieser Form niedergeschrieben wird. Dass sich der Zauber einer neuen Liebe mit der Zeit verflüchtigt und der Alltag die Blindheit gegenüber Macken und Eigenarten des Partners nierreißt, ist an sich nicht neu. Mit der Konzentration auf wenige Details (schlafen und Joghurt) gewinnt der Text aber an Lebendigkeit, enfaltet das volle Potential der darin liegenden Symbolik. Ein echter Lesespaß.


    Platz 3 = 1 Punkt für Tango Argentino


    Hier überzeugt in erster Linie die erzählerische Umsetzung. Inhaltlich nicht überragend, kann die/der Autorin/Autor aber mit handwerklich gut umgesetzten Dialogen und einem schön konstruierten Rahmen punkten. Auch hier erkennt man die Signatur eines Schreibers, der sich nicht erst seit gestern mit der Literatur beschäftigt. Stil und Ausdruck sind "druckreif", und wenn man die Vorgabe des Themas betrachtet, wurde es bis an die Grenze des Erlaubbaren ausgenutzt. Angenehm zu lesen, aber ohne nennenswertes Erinnerungspotential.


    Alle anderen Texte waren mehr oder weniger gut gelungen; einige ließen noch Mängel in der handwerklichen Umsetzung erkennen, aber in der Mehrzahl boten sie lesenswerte Unterhaltung.


    Als verantwortlicher Redakteur für den Bereich Prosa bei Asphaltspuren werde ich unter Garantie noch den einen oder anderen Autor zwecks "Material" ansprechen... ich hoffe, daß mir das niemand hier auf dem Board verübelt.


    Gruß
    Jürgen

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Darf ich fragen, warum gleich beim Kommentieren Autoren erraten werden. Netter Sport, klar. Und sonst? Welchen Aussagewert zur Geschichte selbst hat es?


    Korrekt. Netter Sport, mehr nicht.
    Es liegt keine Wertung darin, zumindest nicht von meiner Seite aus.


    Worauf zielst Du mit Deinen Fragen ab? Welchen Schluß willst Du, aus welcher Antwort auch immer, daraus ziehen?


    Gruss,


    Doc