'Die Schlacht der Trolle' - Seiten 367 - 440

  • Wie schon gesagt habe ich dieses Wochenende nicht all zu viel vor. Das heißt, ich lese, lese und lese... Ich könnte im Moment auch gar nicht anders. Der Abschnitt war wieder super spannend und ich möchte wissen wie es weiter geht.
    Mit der Schlacht und dem seltsamen Rückzug von Szilas endet das Kapitel mal wieder mit einem Cliffhänger... Ich bin mir auch sicher, dass diese Schlacht noch nicht beendet ist und da bestimmt eine Falle dahinter steckt.


    Hach, es ist schon wieder so viel passiert:
    Sten will mit den Trollen unter die Erde. Ich bin gespannt wie das alles aus Stens Sicht beschrieben wird. Und wie er zurecht kommt. Anda hat in einem Kapitel gesagt, dass sie alles fühlen kann, was sich unter der Erde bewegt. (oder so ähnlich) Das müsste doch heißen, dass sie es auch merkt, wenn die Trolle und Sten unter der Erde sind, oder? Und das wiederum würde heißen, dass sie gar nicht so sicher sind, wie sie sich fühlen...
    Was mir hier aufgefallen ist: Es ist immer wieder die Rede von leuchtenden Flechten. Gibt es so etwas? Ich hätte jetzt gesagt, dass Flechten höchstens Licht reflektieren. Aber dass sie in der Dunkelheit selber leuchten?!? Können sie im Dunkeln überhaupt überleben? Flechten brauchen doch auch Licht zur Photosynthese :gruebel


    Ich denke, dass es noch länger dauern wird, bis Vicinia Sten wieder sieht. Sie muss sich mit den weniger freundlichen Trollen rumschlagen und dann auch noch versuchen nichts Falsches zu sagen... nicht dass sie am Ende doch noch gefressen wird...


    Ich habe mich in diesem Abschnitt über die Elfen aufgeregt. Bis jetzt hat man sie ja noch nicht besonders intensiv kennen gelernt. Aber dass sie hier einfach sagen, dass sie nicht helfen wollen. Sie wollen sich nur verstecken und warten bis alles vorbei ist .... :fetch ... Das kann ich nicht verstehen

  • Interessante Frage, das mit den Flechten. Ich hab schon mehrmals davon gehört, aber ob es das wirklich gibt? Hm..........?
    Ich frage mich noch wieso Vangeliu, doch so plötzlich starb. Er war krank, klar, aber dann ging alles doch recht schnell.
    Tarlin hat ja dann beschlossen, doch zu helfen und mit Sten und den Trollen zu gehen!

  • Zitat

    Original von Calamity
    Ich frage mich noch wieso Vangeliu, doch so plötzlich starb. Er war krank, klar, aber dann ging alles doch recht schnell.


    Ja, das habe ich mich auch gefragt. Wird nicht sogar angedeutet, dass das was mit dem Dunkelgeist zu tun hat? Ich würde aber auch genaueres darüber wissen..

  • Zitat

    Original von Calamity
    Er fragt Tarlin ja ob er bis zum tod bei ihm bleibt, daraufhin bleiben beide alleine........sollte dem Tod,der unausweichlich war, ein wenigg geholfen worden sein? :gruebel


    Das habe ich mir auch gedacht. Das wär auch eine gut vorstellbare Möglichkeit. Vangeliu weiß ja, dass er nicht mehr lange leben wird. Und da opfert er sich, damit Tarlin mit den Trollen und Sten mit kann... Könnt ich mir auch gut vorstellen

  • Was ein Buch! Es steigert sich mehr und mehr, nicht nur was die Handlungsstränge, sondern auch was den Tiefgang betrifft.


    Seite 368f, die Unterhaltung zwischen Sten und Pard, dann auch mit Ruvon. Man kann dem Troll eine gewisse Weisheit, eben eine trollische, nicht absprechen, die jedoch für meine Begriffe viel mit dem zu tun hat, was ich mal „Weisheit der Natur“ bezeichnen möchte. Jedenfalls ist Pard nicht der ungestüme Draufschläger, als der er manchmal erscheint.


    Später (S. 374f), beim Besuch bei Vangeliu, wieder die alten Mythen der Wlachaken. Diese gute und durchdachte Einbettung erstaunt mich immer wieder, und ich hoffe sehr, daß Christoph irgendwann mal Zeit findet, hier mitzulesen und vielleicht etwas zu den Quellen dazu sagen kann (oder auch, ob die vollständig seiner Phantasie entspringen).


    Seite 395, die Symbolik des Schwertes mit seinen zwei Schneiden, von denen eine immer auf denjenigen zeigt, der die Waffe schwingt. Sehr nachdenklich und zutreffend. Es sind solche Symboliken, die heute weitgehend fehlen.


    Es endet nie, und vielleicht sind die Toten um die Ruhe zu beneiden, die uns Lebenden verwehrt bleibt. (Seite 395) in Verbindung mit Seite 407: Und der junge Krieger wusste nicht, ob die Tränen vor Trauer oder vor Dankbarkeit in seine Augen traten. Da kommen mir aus dunklen Tiefen Erinnerungen an ein ganz anderes Buch, das ich vor achtundzwanzig Jahren gelesen habe. Eine Stelle, die sich mir eingebrannt hat, als ob es erst gestern gewesen wäre:
    (...) Die Schüsse krachten, Bernhard sank dahin, sein totes Gemahl im Arme. (...) So kam den Liebenden der Friede. Und wer von ihnen erzählt, der weiß nicht, soll er sie glücklich preisen oder beklagen. (Aus: Gustav Freytag „Die Geschwister“, Ende des 1. Teiles, 30-jähriger Krieg, Band 4 des Romanzyklus „Die Ahnen“)


    Das Gespräch zwischen Sten und Tarlin über Land und Eigentum hat mich auch nachdenklich gemacht. Bin ich überhaupt ein Mensch (oder am Ende ein Elf?)? Was Tarlin ausspricht, ist im Wesentlichen seit vielen Jahren meine Überzeugung; ich habe darum schon vor langer Zeit den Gedanken am Immobilienbesitz aufgegeben. Ein Haus besitzt den Menschen - nicht umgekehrt. Ich sehe es ja an den Eigentümern des Hauses, in dem wir zur Miete wohnen. Und am Ende, wenns ans Sterben geht, geht der Mensch - das Haus aber bleibt. Insofern hat der Elf eigentlich sehr Recht mit seiner Ansicht.


    Seite 414, aus der Sicht Kerrs: Die Welt der Menschen blieb für den Troll ein Geheimnis. Sie faszinierte ihn durch ihre Fremdartigkeit, aber auch durch die vielen ausgetüftelten Gerätschaften, welche die Menschen besaßen und nutzten. Man sollte die Welt öfters durch die Augen von Trollen sehen; es ist sehr lehrreich.


    Seite 422: “Wir sind alle in unserer jeweiligen Heimat am besten aufgehoben“, erläuterte Tarlin. „Das ist so, wie es sein soll. Aber in uns allen brennt die Flamme des Geistes. Sie erlaubt es uns, auch die Dinge zu tun, die gegen unserer Natur sind.“
    Wie wahr.


    Sten verschwindet also erst mal in den Tiefen der Erde. So schlimm der Grund der Reise ist, so sehr freue ich mich darauf, etwas über die Heimat der Trolle zu erfahren.


    Und dann beginnt die Schlacht. Szilas plant anscheinend eine Art Hinterhalt oder sonstige Gemeinheit. Dummerweise habe ich beim Einlegen der Trennblätter für die Leserundeneinteilung einen Satz gelesen, so daß ich vermuten kann, wie die Schlacht ausgeht, wenngleich ich hoffe, in einem Punkt falsch gelesen zu haben.


    Fairerweise muß ich zugeben, daß Tamar eine ganz gute Figur macht - obwohl er ein Masride ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Leilani
    Ich denke, dass es noch länger dauern wird, bis Vicinia Sten wieder sieht.


    Das steht zu befürchten. Hoffentlich macht Sten nicht noch eine „Dummheit“, weil er ja in dem Glauben ist, Vicinia sei tot.


    Zitat

    Leilani
    Ich habe mich in diesem Abschnitt über die Elfen aufgeregt. Bis jetzt hat man sie ja noch nicht besonders intensiv kennen gelernt. Aber dass sie hier einfach sagen, dass sie nicht helfen wollen. Sie wollen sich nur verstecken und warten bis alles vorbei ist .... :fetch ... Das kann ich nicht verstehen


    Na ja, bis zu einem gewissen Grade kann ich das schon verstehen, auch wenn es falsch ist, wie Vangeliu ja ausdrücklich sagt. Es ergibt sich mMn aus all dem, was wir aus dem ersten Band sowie den Äußerungen in diesem von den Elfen über andere Rassen, vor allem Menschen, gehört haben. Ich habe das fast so erwartet; alles andere hätte mich verwundert.



    Zitat

    Calamity
    Ich frage mich noch wieso Vangeliu, doch so plötzlich starb.


    Es war ja das Erwachen des Dunkelgeistes, das wohl alle Geistseher krank macht. Vielleicht ging es bei ihm dann so schnell, weil er sich im Gespräch mit Sten und den Trollen so verausgabt hatte? :gruebel

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Seite 395, die Symbolik des Schwertes mit seinen zwei Schneiden, von denen eine immer auf denjenigen zeigt, der die Waffe schwingt. Sehr nachdenklich und zutreffend. Es sind solche Symboliken, die heute weitgehend fehlen.


    Schön, dass du das noch mal hervorhebst. Ich hatte das ganz vergessen...und das obwohl ich diesen Teil auch so toll fand...Da frag ich mich immer, woher Autoren solche schönen Symbole haben...fällt einem das selber ein oder hat man das als Autor irgendwo gelesen? :gruebel

  • Die Hoffnung ist natürlich, dass man solche Aphorismen selbst erfindet; allerdings ist man selbstverständlich durch die eigenen (Lese)-Erfahrungen geprägt. Ich kann mich nicht erinnern, es schon einmal gelesen zu haben, also beanspruche ich es für mich, oder berufe mich - zur Not - auf "große Geister denken ähnlich" ... ;-)


    Leuchtende Flechten. Ich denke, dass die Natur an den ungewöhnlichsten Orten Leben hervor bringt. Und das in den phantastischten Formen. Bio-Lumineszenz gibt es ja auch in den lichtlosen Tiefen der Ozeane. Und manche Wesen brauchen nicht mehr als Wärme, um daraus Energie zu gewinnen.


    Die Frage ist eigentlich, wie ein Ökosystem an einem solchen Ort funktionieren kann. Wovon leben Trolle? Und wovon lebt, wovon die Trolle leben? Es ist immer einfach, Fantasy zu sagen, und keinen Hintergrund zu liefern ... ;-)


    Lieben Gruß,


    Christoph

  • Zitat

    Original von ChristophH.
    Die Frage ist eigentlich, wie ein Ökosystem an einem solchen Ort funktionieren kann. Wovon leben Trolle? Und wovon lebt, wovon die Trolle leben? Es ist immer einfach, Fantasy zu sagen, und keinen Hintergrund zu liefern ... ;-)


    Das habe ich mich auch schon öfters gefragt. Aber die eine Jagdszene der Trolle (ich finde sie jetzt gerade nicht) hat die mir teilweise beantwortet. Und ich hoffe, daß ich im Rest des Buches noch ein paar weitere Antworten bekomme. :-)


    Übrigens finde ich das "Setting" (von der Landschaft über die Legenden und Mythen bis hin zur Natur im weitesten Sinne) gut durchdacht und in sich stimmig. Bisher habe ich keine Widersprüche entdecken können. Das ist für mich insofern interessant, als ich derzeit meiner Tochter den zweiten Band der "Drachenkämpferin" von Licia Troisi vorlesen "darf". Auch ein Fatasy-Debut. Der Vergleich Trolle - Drachenkämpferin ist recht interessant.


    (Später heute Abend kann ich endlich weiterlesen und mich dann morgen zu den nächsten Teilen äußern.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")


  • :anbet wow... ich fand die Weisheit zum Schwert sehr sehr schön.... das ist ein Spruch, den ich mir rausschreiben werde...


    Jaja.. nur blöd, wenn eine Biologie-studentin mitliest :-) Ich kenne keine Bioluminiszierende Flechten. Aber das liegt daran, dass ich mich bei Pflanzen nicht so gut auskenne...ich hab es eher mit Bakterien.. Aber ich werde da mal nachfragen... toll, wenn es das geben würde. Und eigentlich hast du recht. Wenn es fluoreszierende Quallen in der Tiefsee gibt, weshalb soll es dann keine leuchtenden Flechten im Boden geben...


    Edit: Ich hab auch weniger ein Problem mit den leuchtenden Flechten als mit der Tatsache, dass sie unter der Erde wachsen.. wo eben kein Licht hin kommt..
    aber in fantasy steckt Fantasie..und da hat die Wissenschaft wohl auch mal die Klappe zu halten :grin

  • Sorry, aber ich schaffs derzeit nicht, weiterzulesen. Zum einen ist das ein Zeitproblem vor Weihnachten, zum anderen habe ich eine Art Leseblockade. Ich habe zwar schon mal ans Ende gelinst,

    Ich brauche noch ein, zwei Tage Pause. Vielleicht aber auch bis nach Weihnachten. Tut mir leid, aber es ist nun mal wie es ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich muss mich ja jetzt endlich auch mal hier zu Wort melden... ich hab ja schon wesentlich weiter gelesen, aber ich kam die letzten Tage einfach nicht zum Schreiben...


    Ganz ehrlich, aber über die Flechten hab ich gar nicht nach gedacht, denn ich befinde mich hier ja in einem Fantasybuch und da ist ja bekanntlich alles möglich (z.B. Trolle)!


    Die Enttäuschung über die Entscheidung der Elfen kann ich nich ganz verstehen... was vielleicht daran liegt, dass die Elben im Herrn der Ringe ja nicht unbedingt anders waren... sie fliehen sogar aus der bedrohten Welt, um ihre Unsterblichkeit zu erhalten... und nur wenige (Legolas etc.) beteiligen sich aktiv am Krieg der Menschen gegen Sauron! Und da diese Elben diejenigen sind, die ich immer vor Augen habe, kann es sein, dass ich alle Elben/Elfen immer ein wenig an ihnen messe!


    Ich hab ja auch wirklich Angst gehabt, dass Sten aus Trauer eine Dummheit begeht...


    @ SiCollier: Ich finde es sehr schade, dass du eine "Lesepause" einlegst, denn ich lese sehr gerne deine ausführlichen Beiträge inklusive Zitate... für so einen Aufwand hab ich leider gar keine Zeit und auch nicht die Geduld... davon abgesehen, dass ich mir beim Lesen oft denke "Das muss ich unbedingt im Forum erwähnen" und bis ich zu Hause bin... hab ich es wieder vergessen...


    Ich freue mich drauf, wenn du wieder einsteigst!!!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • @ Dany-Maus1986
    Mir gings die Woche nicht so gut, und beim weiteren vermuteten Buchverlauf (wie im Spoiler angegeben) mußte das Buch erst mal pausieren und etwas "jahreszeitlich passenderem" und aufheiterndem vorübergehend Platz machen. Außerdem habe ich momenten nie lange Zeit zum Lesen; und 10-Minuten-weise geht auch schlecht. Ein weiterer Grund. Ich denke, ab Weihnachten gibt sich das, und ich werde das Buch in zwei, drei "Rutschen" durchhaben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Meinereiner gammelt noch in kapitel 29 herum, weil ich beim ersten mal lesen mit diesem kapitel gar nichts anfangen konnte... der kriegsrat kam mir einfach nur zu lang/weilig vor, ich hab ihn nicht verstanden, und irgendetwas darin hat mich zutiefst irritiert, aber dann hab ich drüber geschlafen und im schlaf ist mir ein verdacht aufgekommen, dass das kapitel einen furchtbaren Fehler Tamárs ausführlich beschreibt.
    Ich habs dann noch einmal gelesen, und hab festgestellt, dass das Kapitel ganz bemerkenswert ist, weil es mir eine eingebung brachte, die mir half etwas zu verstehen, was ich vorher nie verstanden habe...


    Ich möchte meine plötzliche erleuchtung mit euch teilen: Historische reitervölker, Skythen, Thrako-Kimmerier, oder welchen namen sie auch immer von ratlosen kulturhistorikern bekommen, die ohne brauchbare schriftliche quellen dastehen, haben eine bemerkenswerte eigenschaft, die auch bei den nubischen pharaonen und im alt-irak verbreitet war, und vermutlich auch im China v.u.Z.:
    Wenn ein herrscher - nenne man ihn grosskhan oder grosskönig oder grosshanswurst aus diesen völkern starb nahm er seinen ganzen hofstaat mit. Den GESAMTEN hofstaat, und nicht etwa ein paar alte, müde sklaven, nein, alle, auch die edlen. Neben dienern, leibwache, hauptfrau, sind auch seine ratgeber und generäle und sonstige altersgenossen dabei: die leute mit denen er aufwuchs, und die ihm als ratgeber und gefährten dienten. Manchmal liegen in einem hügel 50 zeitgleiche bestattungen, die spärlichen literarischen quellen sprechen sogar von gelegentlichen monsterbegräbnissen mit 100 und mehr menschen die alle als totengefolge für den abgeleibten khan dienen.


    Ich dachte immer, das wäre ein sinnloses ausbluten des stammes, und es könnte keine zukunft haben, wenn man die ganzen hofstaat eines herrschers beseitigt, wo bliebe denn da die kulturelle kontinuität... Etwas naiv, denn dieser kriegsrat liess mir die erkenntnis aufkeimen:
    Man darf nie gefolgsleute seines vorgängers in der herrschaft behalten. Wenn an der spitze ein wechsel ist, und der machtwechsel sollte erfolgreich sein, muss die ganze eine stufe tiefer stehende führungsriege vom neuen herrscher ebenfalls ausgetauscht werden, vor allem, wenn die zeiten schwierig sind, kann man sich keine innere uneinigkeit leisten.
    Macchiavelli etwa rät einem neuen herrscher gleich am anfang gewaltig dreinzuhauen, und eigene leute in die alten ränge einzusetzen, leute die von unten kommen, und dementsprechend dankbar sind, weil sie wissen, wem sie ihren aufstieg verdanken, und wem sie gehorsam schulden.


    Was mich so schlecht schlafen liess, war die stelle, wo Tamár sich von seinen untergebenen in die defensive treiben lässt. Sie stellen die frage "Welche Massnahme, Vezet?"
    Und Tamár beantwortet diese frage völlig falsch: er entschuldigt sich, er hätte keine andere wahl gehabt. Das hat mich zu tiefst irritiert. So albern kann ja niemand sein, der die rückeroberung seiner herrschaft anstrebt.
    Ein 'würdiger' herrscher beantwortet diese frage: "Ich habe den Befehl gegeben frieden zu halten. Diese leute haben meinem Befehl nicht gehorcht, und ich sah mich genötigt allen zu zeigen, was ich mit leuten tue, die mir den gehorsam verweigern."
    Ich an seiner stelle hätte, als sich meine leute gegenseitig so schief ansahen kurz das zelt verlassen, ihnen sagend, sie mögen kurz warten, und inzwischen dem kleinen trupp, der mit mir geritten ist, befohlen, alle leute in dem zelt wegen verrat niederzumachen, denn meine soldaten gäben in meinen augen bessere Bojaren als die im zelt ab.
    Das sehen wir uns an, ob ich nicht meine leute auf eine linie kriege.
    Tamár ist für einen herrscher viel zu naiv und völlig hilflos mit seiner aufgabe überfordert. Er will schliesslich herrschen, und er hat den adel und einen teil der bevölkerung gegen sich, was tut man als historischer feldherr, wenn die ordnung in der eigenen armee nicht länger gegeben ist: offiziere beseitigen und truppen dezimieren.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • @ MagnaMater
    Es ist also auch bei Fantasy-Büchern von Vorteil, viel gelesen zu haben und viel zu wissen. :-) Vielen Dank für Deine Erklärungen! (Von manchen Dingen hatte ich zwar in Ansätzen schon was gehört, aber eben nicht in der Genauigkeit, wie Du es beschrieben hast.) :anbet


    Ich will heute oder morgen meine "Troll-Feiertagspause" beenden, und Dein Posting ist ein guter Ansatz dazu. Die Stelle lese ich mir auch nochmals durch und vergegenwärtige es mir, bevor ich dann weiterlese. Wirft in der Tat in helles Licht auf Tamár. Ich hatte an der Stelle zwar auch ein bißchen "Bauchgrummeln", ohne das jedoch genau festmachen zu können, und - ich gebe es zu - ohne eine Denkpause einzulegen; ich wollte wissen, wie es weitergeht.


    Man sollte ein Buch wohl doch mindestens zwei Mal lesen: das erste Mal, um die Handlung kennenzulernen, und das zweite Mal, um sich mit den Feinheiten auseinanderzusetzen. Oder eine Leserunde mit MagnaMater machen. :grin :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Immer wieder schön, nach Abschluss eines Leseabschnitts erst mal Eure Postings zu lesen. Da tauchten doch auch tatsächlich meine drei Hauptthemen auf, zu denen ich etwas schreiben wollte. Wunderbar, wenn man dazu dann gleich auch andere (teils gleiche) Eindrücke lesen kann.


    Zuerst mal hat mich die Jagd der Trolle auf die grauen Tiere (?), in den Tiefen der Welt, an die, mich immer noch faszinierende, Dunkelelf-Saga erinnert. Dort wird ja in mehreren Bänden das Leben eines Dunkelelfen beschrieben, das heißt, 95% der Handlung spielen in völliger Dunkelheit. Wer jetzt glaubt, das müsse vollkommen langweilig sein, der möge die Saga bitte lesen. :grin Dort gibt es jedenfalls auch Wildtier-Rotten und Wesen wie z.B. Basilisken, von denen die Dunkelelfen sich ernähren können. Die Frage hatte mich in "Die Trolle" nämlich auch schon beschäftigt, aber der Autor ist ja doch noch auf das Thema eingegangen.


    Dann das Thema Tamars Führungsstil. Ich finde die geschilderten Konflikte, mit denen sich Tamar auseinandersetzen muss, ausgesprochen glaubwürdig. Ich würde es klischeehaft finden, wenn dieser junge Mensch, der so urplötzlich der mächtigste Mann seines Volkes geworden ist, sofort als unantastbare Führungspersönlichkeit erstrahlen würde.


    Gerade die internen Machtkämpfe mit den szarkischen Heeresführern und die permanente Schilderung seiner Gedankengänge während dieser Auseinandersetzungen, sorgen dafür, dass ich mich in ihn hineinversetzen kann. Dazu kommt noch seine eigene Zerrissenheit (Tod des Vaters, plötzliche Führerposition, Hass auf die Wlachaken bei gleichzetigem Bündniszwang, Stärkedemonstration gegenüber den Masriden). Besser kann man einen solchen Konflikt gar nicht darstellen. Für das, was Tamar alles - ohne Vorerfahrungen - zu bewältigen hat, finde ich seinen Führungsstil sehr respektabel und vor allen Dingen glaubhaft.


    Flores und Tamar könnten durch eine - wie auch immer geartete - Verbindung ein Garant für einen späteren Frieden zwischen den kriegführenden Menschenvölkern sein. Wenn nicht die beiden, wer dann?


    Und abschließend noch etwas zu dem Handlungsstrang um Sten. Wo wir schon beim Thema Fremdartigkeit angelangt sind, nehmen wie also noch die Elfen hinzu. Erstaunlich, was sich den handelnden Vertretern der Rassen so alles offenbart, wenn sie sich einfach mal die Zeit nehmen, miteinander zu reden und die Vorurteile mal beiseite schieben. Da ist so erstaunlich viel Verständnis füreinander möglich, auch wenn man nicht in allen Dingen die gleiche Meinung vertritt. Muss man ja auch gar nicht. Viel wichtiger ist ja die Akzeptanz und Toleranz.


    Die Gespräche und Gedankengänge von Sten, Kerr, Pard, Ruvon, Tarlin und Vangeliu liefern so viele schlichte Weisheiten, dass man sich permanent fragt, warum das eigentlich nicht für alles Seiten offensichtlich ist. Vor lauter Vorurteilen gegenüber den anderen Rassen, verloren offenbar alle den Blick für das Naheliegende und finden ihn in dem Moment wieder, in dem sie miteinander sprechen. Davon könnte man so vieles auf unsere Welt übertragen. Wir kämpfen doch mit den gleichen Problemen (Besitzdenken, Gebietsansprüche, Intoleranz, Vorurteile, Rassenhass), nur ohne Trolle und Elfen. ;-)


    Übrigens könnte ich mir vorstellen, dass die Elfen noch eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht weil sie jetzt doch einen Grund haben einzugreifen (Schließlich ist Tarlin in Gefahr)? Und neugierig bin ich auch darauf, wie Pards und Turks Stämme sich möglicherweise finden. Wäre ja eine gigantische Szene, wenn sich Sten und Vicinia, durch das Schicksal, in den Tiefen der Welt (where no man has gone before), plötzlich wiedersähen. :grin


    Viele Grüße :wave Xyrion