Die Kathedrale des Meeres - Ildefonso Falcones

  • Die Kathedrale des Meeres, Ildefonso Falcones, Originaltitel „La Catedral del Mar“, Übersetz. v. Lisa Grüneisen, Scherz Verlag, Frankfurt a. Main, 2007, ISBN 978-3-502-10097-3, 19,90 €



    Zum Autor: lt. Klappentext
    Ildefonso Falcones de Sierra arbeitet als Anwalt in Barcelona, wo er eine eigene Kanzlei leitet. Früh schon hat er sich mit der Rechtsgeschichte des mit6telalterlichen Kataloniens beschäftigt. Nachdem er ein umfangreiches Wissen über das Barcelona im 14. Jahrhundert gesammelt hatte, begann er mit dem Schreiben seines Romans „Die Kathedrale des Meeres“. Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern und wurde vom Erfolg seines Buches, an dem er fünf Jahre geschrieben hat, völlig überrascht. „Die Kathedrale des Meeres“ hat sich in Spanien so häufig verkauft wie noch kein anderes Buch zuvor. Es erscheint in über 30 Ländern. Falcones widmet den Roman dem Volk von Barcelona, das es geschafft hat, in dem kurzen Zeitraum von 55 Jahren eine der schönsten gotischen Kirchen der Welt zu bauen.



    Meine Meinung:
    Bereits der Titel des historischen Romans „Die Kathedrale des Meeres“ von Ildefonso Falcones weckt Erinnerungen an Ken Folletts Bestseller „Die Säulen der Erde“. In der Tat haben beide Romane einiges gemeinsam: beide Romane handeln im Mittelalter, das Leben des Protagonisten ist eng mit dem Bau eines Gotteshauses verbunden und beide Romane haben Schmökerqualitäten, die den einen bereits zu einem Weltbestseller gemacht haben, den anderen zumindest zu einem Bestseller in seinem Ersterscheinungsland Spanien. Beide Romane erzählen uns aber eine völlig unterschiedliche Geschichte.


    Katalonien im 14. Jahrhundert: Bernat Estanyol sieht sich gezwungen mit seinem kleinen Sohn Arnau vor seinem grausamen und ungerechten Lehnsherren in das mittelalterliche Barcelona zu fliegen. Im aufstrebenden Barcelona finden Vater und Sohn Unterschlupf in der Töpferei seines Schwagers. Der Vater hofft darauf sich ein Leben als freier Bürger erarbeiten zu können, während sein Sohn Arnau durch die Straßen und Gassen Barcelonas zieht. Durch eine Intrige seines Cousins und seiner Cousine wird Arnau in der Familie ausgegrenzt, lernt dadurch aber auch Joan kennen, der für ihn wie ein eigener Bruder wird. Die beiden Außenseiter erleben den Bau von Santa Maria del Mar, einer riesigen Kirche, die vom Volk für das Volk gebaut wird. Sie bewundern die Arbeit der Bastaixos, der Lastenträger, die den Bau mit Steinen versorgen und unterstützen diese durch Wassergaben. Als Arnau und Joan zu Waisen werden, sind die Bastaixos die einzigen stützen der Kinder und der vierzehnjährige Arnau schleppt erstmals einen der riesigen Felsblöcke des Montjuic zum Hafen. Während der Bau der Kathedrale voranschreitet und Arnau bis zum Seekonsul der Stadt Barcelona, einem der angesehensten Bürger der Stadt, aufsteigt, muss das Volk von Barcelona viel erleiden: die Willkür des Adels lässt die Menschen um das tägliche Überleben kämpfen und auch die Pest hält in Barcelona Einzug. Arnau macht sich auf seinem Weg vom Steinträger zum Geldwechsler und schließlich zum Seekonsul nicht nur Freunde und so droht schließlich eine bösartige Intrige seine Zukunft zu zerstören...


    Mit Arnau Estanyol hat Ildefonso Falcones einen Protagonisten für seinen Roman geschaffen, der ein Sympathieträger ist, mit dem es sich lachen und leiden lässt. Zwar ist Arnau meines Erachtens in seiner Ausgestaltung zu modern geraten, dennoch versteht der Autor den Leser so zu faszinieren, dass dieser Makel schnell verschmerzt ist, weil das Interesse an Arnaus Schicksal deutlich höher ist. Auch einige der weiteren Schlüsselfiguren sind dem Autor teils zu modern teils zu klischeehaft geraten und die Figurenzeichnung hätte einer deutlich höheren Aufmerksamkeit bedurft. Dennoch merkt man dem Roman „Die Kathedrale des Meeres“ an, dass dieser mit viel Herzblut und einer großen Leidenschaft für Barcelona, seine Geschichte und seine Einwohner geschrieben wurde. So wird auch Barcelona und sein Volk zum heimlichen Helden der Geschichte und zum eigentlichen Grund, warum ich diesen Roman für empfehlenswert halte. Ildefonso Falcones macht detailliert und ausführlich katalanische Geschichte lebendig und erläutert dem Leser auf angenehme Weise interessante Details katalanischer Rechtssprechung des Mittelalters.


    Ildefonso Falcones versteht es die Geschichte von Arnau Estanyol bis zum Ende mit vielen Wendungen spannend zu gestalten, auch wenn diese nicht immer vollständig überzeugen können. Es empfiehlt sich, Personen, die in Arnaus Leben auftauchen immer volle Aufmerksamkeit zu schenken. So mancher der zunächst als unwichtige Nebenfigur erscheint, taucht im weiteren Geschehen mit tragender Rolle wieder auf. Sprachlich ist „Die Kathedrale des Meeres“ zwar flüssig, aber schlicht und unpoetisch gehalten.


    Der Scherz Verlag hat den gebundenen Roman mit Schutzumschlag mit einem Nachwort des Autors, in dem er zwischen Fakten und Fiktion differenziert, und einer Stadtkarte Barcelonas im 14. Jhdt. mit ausführlicher Legende herausgegeben.


    Mit seinem historischen Roman „Die Kathedrale des Meeres“ ist Ildefonso Falcones ein Werk gelungen, das katalonische Geschichte äußerst unterhaltsam vermittelt, und seine Leser einlädt, für einige Stunden im mittelalterlichen Barcelona zu versinken. „Die Kathedrale des Meeres“ wartet ebenso mit informativen Elementen wie auch mit echten Schmökerqualitäten auf und ist daher für eine breite Leserschaft empfehlenswert.

  • Titel: Die Kathedrale des Meeres
    Autor: Ildefonso Falcones
    Originaltitel: La Catedral del Mar
    Verlag: Scherz
    Übersetzerin: Lisa Grüneisen


    Über den Autor: (fischer Verlage)


    Ildefonso Falcones de Sierra arbeitet als Anwalt in Barcelona.
    Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern und wurde vom Erfolg seines Buches, an dem er fünf Jahre geschrieben hat, völlig überrascht. »Die Kathedrale des Meeres« erscheint in über 30 Ländern und hat sich in Spanien bisher 2 Millionen Mal verkauft. Falcones widmet den Roman dem Volk von Barcelona, das es geschafft hat, in dem kurzen Zeitraum von 55 Jahren eine der schönsten gotischen Kirchen der Welt zu bauen.


    Über den Inhalt:


    Der kleine Arnau flieht mit seinem Vater Bernat vor einen brutalen Lehnsherrn in das mittelalterliche Barcelona. Die Stadt steht in höchster Blüte, die Viertel wachsen bis hinunter ans Meer. Im Barrio der Töpfer und Hafenarbeiter finden Vater und Sohn Unterschlupf. Während Bernat in der Töpferei seines Schwagers arbeitet, zieht Arnau durch die Straßen und Gassen Barcelonas.


    Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kirche, die vom Volk für das Volk gebaut wird.
    Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er, welch schweres Los die Arbeit dort ist: Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen. Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren.
    Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.


    Meine Meinung:


    Äußerlich hat mir das Buch extrem gut gefallen, mit einem schönen Einband, und einem toll designten Schutzumschlag, der sofort Lust aufs Lesen machte.
    Die Kathedrale des Meeres ist ein schöner, spätmittelalterlicher Schmöker, der im 14. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel spielt, genauer gesagt, in Katalonien in der Gegend um Barcelona.
    Die Geschichte des kleinen Arnau beginnt denkbar schlecht, denn sein Vater ist ein Leibeigener und unterliegt somit allen den damit einhergehenden
    Repressalien seines Lehnsherren Llorenc de Bellera.
    Als Bernat mit seinem Sohn, der erst wenige Monate alt ist, nach Barcelona kommt, fängt ein neuer Lebensabschnitt für sie beide an.
    Interessant ist die Stellung der Stadt Barcelona als autarke Macht mit eigenem Bürgerheer, das noch nicht einmal dem König Rechenschaft schuldig ist.
    So bestimmt die Stadt, dass jeder, der es schafft genau ein Jahr und einen Tag in der Stadt zu leben, die Bürgerurkunde erhält, und somit ein freier Bürger Barcelonas ist.
    Im Laufe der Geschichte tauchen immer wieder diese Barcelonesischen Besonderheiten auf.
    Die Kathedrale des Meeres, die Kathedrale, die vom Volk gebaut wird, zieht sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Leben Arnaus, immer fühlt er sich ihr verpflichtet, sieht er doch die Jungfrau Maria, die Maria del Mar, der die Kirche geweiht ist, als eigene Mutter.
    Um die Stellung der Frau im Allgemeinen als auch im Besonderen scheint es mir, ausgehend von der Lektüre, nicht sonderlich gut bestellt zu sein im 14.Jahrhundert in Spanien, da alles Elend und aller Kummer der Geschichte in der ungerechten Behandlung der weiblichen Personen seinen Anfang nimmt.
    Und sich durch das gesamte Buch zieht.


    Es ist eine Geschichte voller Intrigen, nicht vergessener Feindschaften und Verpflichtungen, so tut der Leser gut daran, sich alle genannten Namen und die dazugehörigen Personen gut zu merken, denn oft taucht nach vielen Seiten (und Jahren in Arnaus Leben) die eine oder andere Person mit guten oder bösen Absichten wieder auf.
    Teilweise gibt es recht überraschende Wendungen, die mich, in ihrer Wahrscheinlichkeit nicht ganz recht zu überzeugen vermochten.


    Alles in allem hat mir der Roman recht gut gefallen, obwohl ich kein wirklicher Liebhaber von Historischen Romanen bin.


    schmöker Grüße von Elbereth :wave


    __________________

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Ich habe "Die Kathedrale des Meeres" grade beendet.
    Bei uns in der Buchhandlung wurde dieser Roman als absolutes Muss für Fans von "Die Säulen der Erde" und "Der Schatten des Windes" gehandelt. Also dachte ich, muss ich unbedingt lesen, auch wenn ich mich mit historischen Romanen im Allgemeinen eher schwer tue. Ich denke, meine Erwartungen waren einfach zu hoch, deshalb war ich auch auf den ersten 200 Seiten etwas enttäuscht und hab mir sehr schwer getan, in die Handlung zu finden. Kurze Zeit hab ich sogar mit dem Gedanken gespielt, das Buch wieder wegzulegen. Im Nachhinein bin ich nun aber doch froh, dass ichs nicht getan hab, denn wenn man über diese ersten 150-200 Seiten raus ist, wird es zunehmend flüssiger und fesselnder. Zum Schluss konnte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen und musste unbedingt wissen, wie es mit Arnau und seinen Zeitgenossen weitergeht. Sehr interessanter Roman, den ich sicher weiterempfehlen werde, wenn auch vielleicht nicht mit dem Zusatz "Für Fans von Follett und Ruiz Zafon". ;-)

  • Wie habt Ihr das nur gemacht??


    Lt. Pressemitteilung des Fischer-Verlages war der 27.12. der Erstverkaufstag des Buches !


    Wundert sich Dyke und überlegt, ob er sich diesen Backstein zulegen soll.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Für mich war dieses Buch mein erster historischer Roman der in Spanien spielt und deshalb ein völlig neuer und unbekannter Hintergrund für die Geschichte von Arnaud Estanyol.


    Sie beginnt am Hochzeitstag seiner Eltern, der auch sein Zeugungstag sein wird, im Jahr 1320 auf einem Gehöft im Fürstentum Navarcles und endet 64 Jahre später in Barcelona. Allein vom Umfang her ist das Buch schon ein echter Schinken (ein spanischer Schinken, wenn man so möchte *räusper*). Der Umschlag ist edel gestaltet und passt sehr gut zum Gesamtwerk.


    Der Start in Arnaus Leben ist denkbar schlecht: Seine Mutter Francesca wird an ihrer vom Vater eingefädelten Hochzeit sowohl vom Feudalherren von Navarcles, unter Berufung auf Ius primae noctis (das Recht der ersten Nacht), als auch von ihrem Ehemann Bernat vergewaltigt. Letzterer tut dies jedoch erst unter Androhung von Prügelstrafe mit der Peitsche und fühlt sich seiner Braut gegenüber furchtbar schuldig, da er sie nicht beschützen konnte. Als unfreier Bauer ist er den Launen seines Herrn ausgeliefert und er erinnert sich an die Erzählungen seines Vaters, dass seine Vorfahren einst freie Menschen waren...


    Neun Monate später wird den beiden sich völlig fremden Eheleuten ein Sohn geboren: Arnau. An einem für seine Familie typischen Muttermal erkennt Bernat, dass es sich wirklich um sein Fleisch und Blut handelt und nicht um einen Bastard des Landbesitzers und er behandelt Arnau umso liebevoller, je gleichgültiger Francesca wirkt. Eines Tages lässt der Feudalherr Francesca als Amme auf sein Schloss holen und Bernat wird von seinem Sohn getrennt. Als er erfährt, dass dieser eingeschlossen ist und man seine Mutter nicht zu ihm lässt, damit er verhungert, erschlägt Bernat einen Schmiedeburschen der sich ihm in den Weg stellen will und flieht mit seinem völlig ausgemergelten Kind. Für ihn gibt es jetzt nur einen Ausweg: Barcelona. Wer es schafft ein Jahr und einen Tag dort zu leben ohne von seinem Grundherrn entdeckt zu werden, wird zu einem freien Bürger der Stadt. Bernat will für sich und seinen Sohn das Recht seiner Vorväter auf Freiheit zurückfordern.


    Bereits als Kind von 8 Jahren spürt Arnau die Zuneigung zur Santa Maria del Mar, die für alle Kinder ohne Mutter, so wie ihn, zur Mutter wird. Tag für Tag beobachten er und sein bester Freund Joanet die Bastaixos die durch ihre Muskelkraft zum Bau der Kirche ihrer Schutzpatronin beitragen, indem sie die schweren Quader vom Steinbruch bis zur Baustelle auf ihrem Rücken schleppen. Dafür gebühren ihnen auch ein Ehrenplatz in der Kirche und die größte der Kapellen mit dem Standbild der Jungfrau. Sie sind stolz, dass dies eine Kirche des Volkes, vom Volk für das Volk ist. Arnau schafft es schließlich im Alter von 14 Jahren in die Zunft der Bastaixos aufgenommen zu werden und sich den Respekt der Männer zu verdienen, die er so bewundert. Doch dies ist erst der Anfang von Arnaus Karriere in Barcelona...


    Man könnte ewig weitererzählen, denn diese Geschichte ist episch. Mit Arnau erlebt man nicht nur die persönlichen Höhen und Tiefen eines Menschen des 14. Jahrhunderts in Barcelona (auch wenn die Höhen manchmal fast etwas unglaubwürdig hoch sind), sondern auch die politischen und religiösen Umwälzungen dieser Zeit. Der König liegt ständig im Krieg und hat gewaltige Schulden, so dass ihn seine adligen Ritter, die er nicht mehr bezahlen kann, schließlich im Stich lassen. Der Papst unterstützt heimlich die Gegenseite und lässt durch die Inquisition im Inland Unruhen und Zwistigkeiten schüren, und die Bevölkerung wird von der Pest heimgesucht, was wiederum den Juden angekreidet wird.


    Es handelt sich zugleich um ein Sittengemälde, das uns zeigt wie furchtbar es zur damaligen Zeit war, zu den "anderen" zu gehören. Die anderen, das waren die Juden, die Frauen, die unfreien Bauern ohne ein Recht auf eigene Bestimmung, die Sklaven. Allein das Schicksal von Joanets Mutter (das dem Leser im Nachwort des Buches als wahrer Fall entdeckt wird) erschüttert einen zutiefst. Furchtbar die Vorstellung, das eine solche Rechtsprechung in einigen Ländern dieser Erde immer noch Zuspruch (oder sogar Anwendung?) finden würde.


    Für mich war es nicht ganz einfach, mit den spanischen Namen zurecht zu kommen. Bei den einfachen handelnden Personen ist das nicht so schwierig, sobald jedoch von der Politik und den Adligen erzählt wird und sich Titelbezeichnungen über mehrere Zeilen ausdehnen (zudem heißt jeder dritte "Pedro", "Juan" oder "Guillem") strecke ich die Waffen. Vielleicht gewöhne ich mich dran, wenn ich mehr Romane aus spanischer Feder gelesen habe, im Augenblick bin ich jedenfalls noch froh über mein kleines Notizbuch.


    Der Charakter von Arnau ist sehr eindringlich beschrieben und man erlebt viele der Situationen und Herausforderungen plastisch mit. Am deutlichsten im Gedächtnis blieb mir seine Bewährungsprobe bei den Bastaixos, als er seinen ersten Stein vom Steinbruch in die Stadt schleppen musste und jeder Schritt ein Kampf war. Da konnte man als Leser förmlich mitleiden und dachte sich mit Schweißperlen auf der Stirn: Los, weiter! Noch einen Schritt! Nicht ganz so glaubwürdig fand ich Arnaus plötzlichen "Berufswechsel", nachdem ihm die Zunft doch so viel wie eine Familie bedeutete.


    Andere Charaktere sind ebenfalls gut geschildert und liebens- bzw. hassenswert. Hin und wieder denkt man sich zwar schon, dass manche Rollenbilder etwas klischeehaft sind (alle Adligen sind böse und aufs Geld versessen, unkeusche Frauen enden als Huren), aber wer kann schon sagen, wie's wirklich war?


    In dem achtseitigen und sehr interessanten Nachwort erläutert Ildefonso Falcones einige seiner Recherchequellen, welche seiner Figuren historischen Hintergrund haben und welche frei erfunden sind, und auch welche der beschriebenen Ereignisse tatsächlich so stattgefunden haben. Zudem befindet sich auf den Innenseiten der Klappendeckel eine Karte des alten Barcelona mit Erklärungen zu den wichtigsten Orten.


    Zum Schluss des Buches bleibt für mich allerdings eine Frage: Warum heißt es „Die Kathedrale des Meeres“? Denn auf Seite 95 ist Ramon noch so stolz und sagt: „Es ist keine Kathedrale […] Die Kathedrale wird von den Adligen und der Stadt finanziert. Diese Kirche hingegen, die noch viel bedeutender und schöner sein wird als die Kathedrale, wird vom Volk bezahlt und gebaut.“
    Heißt es nun also deshalb „Kathedrale“ weil die Kirche Santa Maria del Mar die wahre, die eigentliche Kathedrale ist? :gruebel


    Von mir bekommt das Buch insgesamt 8 von 10 Punkten für eine atmosphärische Geschichte, die einen zwar nicht völlig ans Buch fesselt aber gut zu unterhalten vermag und für einen offenbar gründlich recherchierten historischen Hintergrund (zumindest wirkt es auf mich Unwissende so ;-) ).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Danke für die Rezi, das Buch will ich schon lesen, seit ich dass erste Mal davon gehört hab... fands schon in "Die Säulen der Erde" toll, die Geschichte der Figuren mit dem Bau einer Kathedrale zu verweben.
    Auch wenn jetzt schon gewarnt wurde, dass man dann eventuell enttäuscht ist. Toll find ich auch, das es in Spanien spielt, von da hab ich soweit ich weiß noch nix historisches gelesen.

  • Gestern im Frühstücksfernsehen wurde das Buch vorgestellt. Es wurde dort auch mit "Säulen der Erde" verglichen. Die Besprechung hört sich recht interessant an. So ganz sicher bin ich mir noch nicht.


    Ich setze es mal auf die Wunschliste, vielleicht kann ich es mir irgendwann aus der Bücherei ausleihen :write

  • Gibt es hier eventuell Leute, die Lust haetten, das Buch zusammen zu lesen?
    Den Autor werden wir wohl leider kaum gewinnen koennen - aber vielleicht waere es trotzdem interessant?


    Ausserdem duerfte sich dann die arme Nachtgedanken das Buch kaufen.


    Ich wuerde mich freuen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Prima!
    Dann sammeln wir mal weiter.
    Nachtgedanken?
    Du koennest so langsam schon mal an den Erwerb des Buches aehhh zumindest vorsichtig denken ...


    Ich finde, das Buch sieht aus wie die pure Verfuehrung und das Thema ist schier unwiderstehlich. Einzig, weil einige von Euch sagen, es liesse sprachlich zu wuenschen uebrig, habe ich etwas Angst.
    Ist es jemandem auch ganz anders gegangen?


    Alles Liebe von Charlie


  • Ich bin für alle Schandtaten bereit!

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Also schlecht fand ich die Sprache nicht. Sie war eben gerade und direkt, nicht verschnörkselt oder besonders kunstvoll. Ließ sich gut runterlesen finde ich.


    Die Sprache ist nicht schlecht. Sie ist nüchtern, schnörkellos, ohne aber messerscharf zu sein. Sie ist in keinster Weise literarisch, poetisch, pathetisch, schwelgerisch und selten bildhaft. Aber dennoch liest sie sich flüssig und dennoch merkt man, dass der Autor mit dem Herzen dabei ist.