Als hätten wir alle Zeit der Welt - Lucie Whitehouse

  • Originaltitel: The House at Midnight (2008)
    Krüger Verlag 2008, 427 S.


    Inhalt:
    Joanna und ihre Freunde kennen sich seit Studienzeiten. Als einer von ihnen, Lucas, ein Herrenhaus auf dem Land erbt, verbringt die Clique von nun an fast jedes Wochenende dort. Lucas bringt endlich auch den Mut auf, Joanna zu gestehen, dass er sie liebt. Doch dieses Geständnis macht Joanna nicht wirklich glücklich, zudem spürt sie zunehmend die merkwürdige Atmosphäre, die das Haus ausstrahlt. Außerdem tritt ein weiterer Mann in ihr Leben, wodurch eine Lawine ins Rollen kommt und alles verändert.

    Über die Autorin:
    Lucie Whitehouse wurde 1975 in den Cotswolds geboren und wuchs bei Stratford-on-Avon auf. Sie studierte Altphilologie in Oxford und gab die dortige Universitätszeitung heraus. Nach ersten journalistischen Aufträgen wechselte sie in die Verlagswelt und arbeitete als Literaturagentin in London.


    Meine Meinung:
    Interessiert hatte mich, dass die Handlung in einem alten englischen Herrenhaus spielt. Solche Romane lese ich eigentlich gern, ich habe etwas übrig für diese Szenarien.


    Das Herrenhaus ist wirklich alt und die Geschichte, die hier erzählt wird, ist noch viel älter. Es geht um Freundschaft, Liebe, Betrug, Eifersucht, Lügen, Neid und Missgunst.
    Hier vorgeführt von einer Clique, deren Mitglieder sich bereits aus Oxforder Studienzeiten kennen. Es fehlt hier weder der große Selbstzweifler, noch der „Unwiderstehliche, der alle ins Bett kriegt“ oder der Homosexuelle, noch die gute Freundin, die auch mal klare Worte spricht, oder die Betrogene, der der Freund ausgespannt wird. Und, wie es sich für alte Gemäuer gehört, übt dieses Haus natürlich auch auf Joanna, die Icherzählerin, seine eigenartige Wirkung aus.


    Nachdem ich dieses Buch zu Ende gelesen habe, stehe ich etwas ratlos und hilflos da. Ich habe keine rechte Meinung zu diesem Buch. Es ist keinesfalls schlecht geschrieben, ich habe es an zwei Tagen hintereinander durchgelesen. Es ist stimmig und psychologisch sauber durchdacht, aber es hat mich nicht berührt oder gar gefesselt. Zum Ende hin wird es etwas besser, einige Einfälle der Autorin haben mir gefallen, aber insgesamt wird es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Donna Tartt mit „Die geheime Geschichte“ hat da um einiges gekonnter vorgelegt. Ein bisschen erinnerte mich dieses Buch auch an den Film „Der grosse Frust“, konnte aber keine rechte Stimmung aufkommen lassen.

  • Hm, deine Rezi stimmt mich ja jetzt doch eher etwas nachdenklich. Das Buch war mir in den neuen Vorschauen auch aufgefallen, weil ich solche Geschichten eigentlich sehr gerne lese und als bei uns ein Leseexemplar angekommen ist, hab ichs mir gleich geschnappt. Bin mal gespannt, wies mir beim Lesen geht, hoffentlich nicht auch so, hab in letzter Zeit irgendwie so vieles gelesen, was nicht richtig an mich herankam. Ich werde berichten!

  • Meine Meinung:


    An einem stürmischen, regnerischen Tag (nämlich heute :grin) nahm ich Lucie Whitehouse Roman „Als hätten wir alle Zeit der Welt“ zur Hand – der Klappentext versprach eine spannende Geschichte um ein englisches Herrenhaus und ein Geheimnis der Vergangenheit, was mir für diesen Tag genau passend erschien. Bereits nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich konnte mich nicht mehr von ihr lösen, bis ich sie zu Ende gelesen hatte.


    Joanna und ihre Clique sind seit den Studientagen eng miteinander verbunden. Als Lucas, einer von Ihnen, Stoneborough Manor, ein Herrenhaus auf dem Land, mit den zugehörigen Kunst- und Wertgegenständen erbt, lädt er die Clique über Silvester und Neujahr ein. Das Erbe hat seine Schattenseiten, Lucas hat einiges zu verarbeiten. Seine Mutter ist im abgelaufenen Jahr an Krebs gestorben, wenige Wochen danach hat sich sein Onkel, ein erfolgreicher Galerist und voriger Besitzer des Herrenhauses, das Leben genommen, scheinbar ohne Grund. Lucas Vater hat sich bereits viele Jahre zuvor wegen eines Unglücksfalles umgebracht. Und so tut es Lucas nach der Zeit der Trauer gut, seine Freunde um sich zu haben, und aus der langjährigen Freundschaft zu seiner besten Freundin Joanna wird eine feste Beziehung. Die Freunde finden sich regelmäßig an den Wochen auf Stoneborough ein, um den Londoner Alltag hinter sich zu lassen und zu feiern, einzig Joanna scheint zu spüren, dass das Haus ein düsteres Geheimnis birgt. Zunächst sehr glücklich muss Joanna feststellen, dass sich Lucas immer mehr verändert, er gibt seinen Beruf als Anwalt in London auf, um sich der Schriftstellerei zu widmen und verfällt immer mehr dem Alkohol. Eine Trennung scheint unvermeidbar. Gleichzeitig entsteht eine neue Beziehung. Die Situation unter den Freunden eskaliert, Beziehungsgeflechte, emotionale Abhängigkeiten und die Enthüllung eines alten Familiengeheimnisses führen zu dramatischen Ereignissen, in denen sich die Vergangenheit zu wiederholen scheint.


    Lucie Whitehouse hat den im englischen Original unter dem Titel „The House at Midnight“ erschienenen Roman gut durchkomponiert und mit vielen Reminiszenzen an klassische Schauerromane versehen. Erinnerungen an Daphne du Mauriers „Rebecca“, an Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ und an Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ werden wach. Lucie Whitehause überzeugt in ihrem Debüt mit einer spannenden Handlung mit wenigen Längen und psychologischem Tiefgang, was Handlung und Charaktere angeht. Authentisch beschreibt sie das Leben der jungen Londoner Karrieristen. Weniger überzeugend hingegen sind ihre Schilderungen des Lebens der Freunde von Lucas Onkel in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Etwas überzogen fand ich die Allgegenwärtigkeit von Alkohol und Drogen und wer, wann eine Zigarette anzündet, trägt nicht wirklich zur Geschichte bei. Das tat aber dem Sog, in den mich das Buch zog, keinen Abbruch.


    „Als hätten wir alle Zeit der Welt“ ist ein modernes Buch über Freundschaft, Liebe, Leidenschaft und Beziehungen, aber auch über Neid, Gier, Hass, Verrat und Besessenheit und gleichzeitig eine geheimnisvolle und spannende Familiengeschichte mit besten Schmökerqualitäten, die in einem dramatischen Showdown gipfelt.


    Ehrlich gesagt, würde ich am liebsten gleich nochmal ein Buch von der Sorte lesen.


    9 von 10 Punkten

  • Das hört sich doch gut an und passt genau in mein Beuteschema. Werde ich mir gleich mal anfordern. :-]


    Edit: Und das Cover ist auch schön!
    Edit II: So, habe mir das Buch jetzt angeschafft. Meinung folgt in Kürze ...

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

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  • Inhalt (Klappentext):


    Joanna und ihre Freunde sind seit Studienzeiten unzertrennlich. Einer von ihnen, Lucas, erbt Stoneborough Manor: ein Herrenhaus auf dem Land - umgeben von einer rätselhaften Atmosphäre.
    Dort sagt Lucas Joanna endlich, dass er sie liebt.
    Joanna spürt jedoch bald, dass das Haus eine merkwürdige Wirkung auf ihn ausübt. Als er in Stoneborough auf beunruhigende Geheimnisse in seiner Familiengeschichte stößt, muss Joanna entscheiden, wie sie wirklich zu ihm steht.
    Wie durch einen heimlichen Pulsschlag des Hauses angetrieben, werden einen heißen Sommer lang die Schatten der Vergangenheit lebendig.
    Die erotischen und emotionalen Spannungen eskalieren. Für Joanna zerbrechen Freundschaften, eine neue Beziehung entsteht.
    Und nichts ist mehr, wie es war ...


    Über die Autorin (Krüger):


    Lucie Whitehouse wurde 1975 in den Cotswolds geboren und wuchs bei Stratford-on-Avon auf.
    Sie studierte Altphilologie in Oxford und gab die dortige Universitätszeitung heraus. Nach ersten journalistischen Aufträgen wechselte sie in die Verlagswelt und arbeitete als Literaturagentin in London.
    Als hätten wir alle Zeit der Welt ist ihr erster Roman und wurde von ihrer Liebe zum englischen Landleben und stimmungsvollen Herrenhäusern inspiriert.


    Meine Meinung:


    Im direkten Vergleich mit Tartts Geheimer Geschichte, der hier bereits angeführt wurde, kann Als hätten wir alle Zeit der Welt nur verlieren. Whitehouse bemüht ebenfalls Metaphern aus der römischen Mythologie, um ihre Handlung stimmungsvoll zu untermalen und legt den Fokus darauf, das Beziehungsgeflecht der Figuren herauszuarbeiten, reicht dabei aber nicht annähernd an die Intensität des zuerst genannten Romans heran.
    Sprachlich eher Hausmannskost denn Haute cuisine verschenkt die Autorin auch alle Möglichkeiten, aus einem durchaus interessanten Stoff etwas Außergewöhnliches zu machen. Dabei ist der Roman sorgfältig konstruiert. So sorgfältig, dass kein Raum bleibt für echte Charaktere, für Figuren die nicht dem Klischee eines Hollywoodfilms entsprächen. Im Nachhinein wirkt alles wie am Reißbrett konzipiert.
    Auch das offene Ende, das mich doch etwas überrascht hat, konnte mich nicht über die eher enttäuschende Umsetzung eines vielverheißenden Themas hinwegtrösten.

  • Meine Rezension
    Joanna und ihre Clique sind eine eingeschworene Gemeinschaft - so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Erst viel, viel später werden die Spannungen, die unter der Oberfläche schwelen, zutage treten. Eines Tages erbt Lucas ein prächtiges Haus auf dem Land: Stoneborough Manor, ein Herrenhaus voller Kunst- und Wertgegenstände. Doch Lucas hat auch eine andere Art von Erbe zu tragen: Sein Vater hat sich vor vielen Jahren wegen eines Unfalls umgebracht, seine Mutter ist vor kurzem an Krebs gestorben und nun hat sich auch noch sein Onkel, der Vorbesitzer des Haues, selbst das Leben genommen. Mit so vielen tragischen Verlusten muß man erst einmal fertig werden.


    Die Freunde finden sich fortan an den Wochenenden in Stoneborough ein, verbringen ihre Zeit dort und feiern zusammen, doch Joanna hat ungute Vorahnungen. Lucas hingegen scheint mit seinem „Erbe“ nicht wirklich zurechtzukommen, denn er beginnt, sich zu verändern – nicht zu seinem Vorteil. Wird sich seine Freundin Joanna von ihm trennen? Und wie wird sich die Beziehung der Freunde untereinander weiterentwickeln?


    Die Geschichte, die hier erzählt wird ist nett und leidlich spannend, aber sie konnte mich nicht recht überzeugen. Vieles erscheint mir einfach zu konstruiert, um stimmig auf den Leser zu wirken. Auch die Charaktere erschienen mir wie aus dem „Charakterbaukasten“ konstruiert. Ich habe es gelesen, aber die Handlung konnte mich nicht wirklich mitreißen, der Sog blieb aus und so blieb ich trotz aller dramatischen Ereignisse seltsam unberührt zurück. Ein für mich mittelmäßiges Lesevergnügen, was ich sehr schade finde, denn die Grundideen waren durchaus vorhanden – lediglich die Umsetzung hat mir persönlich nicht so gut gefallen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • (In der neuen BÜCHER ist ein Gewinnspiel für genau dieses Buch dabei...Inklusiv Leseprobe.
    Wenn ich es nicht gewinnen werde (was wahrscheinlich wirklich nicht der Fall sein wird, aber hoffen kann man ja noch), werde ich mir dieses Buch auf jedenfall kaufen. )

  • Leider hatte ich nicht viel Zeit für das Buch, da ich in letzter Zeit ein wenig Stress hatte.
    Mittlerweile habe ich es aber durch.
    Als ich auf der letzten Seite war, habe ich gar nicht gemerkt, dass es gleich zu Ende sein würde - ich blätterte um und war überrascht, dass es ein doch so offenes Ende hatte.


    Es lässt sich leicht lesen, jedoch waren diese übertrieben detaillierten Beschreibungen von allem Möglichen doch etwas nervig (jedenfalls empfand ich es so).
    Ich würde sagen, es war ganz okay, umgehauen hat es mich nicht. Das Buch klingt dem Klappentext nach spannender, als es in Wahrheit ist.

  • Die englische Ausgabe dieses Buches hatte ich Ende letzter Woche aus der "Nimm 2, Zahl 1"-Kiste des hiesigen englischen Buchladens gefischt. Cover und Klappentext machten mich so an, dass ich gleich am nächsten Tag zu lesen anfangen musste, und von der ersten Seite an übte das Buch einen solchen Sog auf mich aus, dass ich es nur ungern aus der Hand gab. Ungeschickter Zeitpunkt, weil Hochzeitswochenende von Freunden, und so knapste ich jede freie Minute drumherum ab, um weiterzulesen - sogar als Beifahrerin im Auto, was ich sonst nie mache, weil mir dabei schnell schwummrig wird; über diesem Buch habe ich sogar das vergessen.


    Für mich war es ein echter Pageturner; nur ab und an stellten für mich besonders kunstvolle Formulierungen kleine Stolpersteine im ansonsten geschmeidigen und erfrischend klaren Stil dar. Ich wollte unbedingt wissen, welches Geheimnis Lucas' Familie verbirgt und in welche Katastrophe die Geschichte mündet - war deren unheilvoller Schatten schon von langer Hand spürbar. Gut fand ich, dass die Auflösung eine ganz andere war, als ich vermutet hatte - nicht so gut hingegen, dass mir diese einen Zacken zu konstruiert war. Über den offenen Schluss brüte ich noch; eigentlich gefiel er mir ganz gut - und trotzdem fehlte mir ein "Danach" - vielleicht, weil ich das gesamte Buch über zu tief in Joannas Haut steckte, als dass mir dieses Ende genügen könnte. Das war mir dann doch zu abrupt...


    Dennoch: ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat, und auch jetzt noch geht es mir haargenau wie Pelican:


    Zitat

    Original von Pelican
    Ehrlich gesagt, würde ich am liebsten gleich nochmal ein Buch von der Sorte lesen.

  • Mir gehts ein bisschen wie meinen Vorschreiberinnen: ich weiß nicht so recht, wie mir das Buch gefallen hat. Es lässt sich leicht lesen und mir waren Jo und vor allem Greg sehr sympathisch. Trotzdem ist die Geschichte relativ oberflächlich geblieben.



    Fazit:

    Zitat

    von Cleo
    Das Buch klingt dem Klappentext nach spannender, als es in Wahrheit ist.


    6 Punkte von mir!