Unsere Milch-Bauern regen mich auf!


  • Setzen sechs- Thema verfehlt. So hätte mein Deutschlehrer reagiert.


    Was hat ein Tempolimit mit dem Spritpreis zu tun? Was hat die4 Frischhaltefolie beim Buchverkauf mit dem Milchreis zu tun? Selbst die Frage des Pasteurisierens ist mit der Fragen des gerechten Milcherzeugerpreise nicht kompatibel.


    Hier geht es doch letztlich um die Frage, ob die Erkenntnis durchgreift, dass Landwirte dem globalen Wettbewerb ausgesetzte Unternehmer sind- was sie ja sonst auch sein wollen- oder ob es staatlich bezahlte (subventionierte) Landschaftspfleger für die Kulturlandschaft sind.


    edit: Also entweder zahlt der Steuerzahler oder der Verbraucher....

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • @ beo:

    Zitat

    edit: Also entweder zahlt der Steuerzahler oder der Verbraucher....


    Ich denke, dass die Materie vielschichtiger und nicht so simpel ist, wie wir zu glauben meinen. Die Landwirte (Bauern möchten sie heute nicht mehr genannt werden) haben jahrelang gut bis sehr gut von Subventionen gelebt. (die Rede ist hier nicht von Reichtum). Dann ging es eine Zeitlang bergab und nun haben die Bauern begriffen, dass mit Land und Vieh mehr Geld dank Biomassekraftwerken als mit dem Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zu erwirtschaften ist. Diejenigen, die sich immer noch der Produktion von Nahrungsmitteln verschrieben haben haben aus finanzieller Sicht das Nachsehen. Zum einen, weil der Hektarpreis für das zuzupachtende Land immer teurer wird, zum anderen, weil mit dem Anbau von Nahrungsmitteln nicht die Erträge zu erzielen sind wie mit dem Anbau von Biomasse. Bei der Verknappung der zu bebauenden Fläche werden Lebensmittel zukünftig teurer werden.
    Ob es einer Regulierung durch den Staat bedarf weiß ich nicht.
    Die Menschen in Deutschland haben immer noch nicht begriffen, dass Lebensmittel einen Wert haben, bislang in unserem Land sehr preisgünstig waren und dass man Energie nicht essen kann.
    Nirgends ist der Lebensmittelmarkt so umkämpft und knallhart kalkuliert wie in Deutschland. Im übrigen hilft ein Blick in unsere Nachbarländer (östliche Nachbarstaaten mal ausgenommen), um sich des Preisniveaus bei Milch, Käse, Brot und Gemüse klarzuwerden.
    Vor einiger Zeit stand mal die Zahl 8 Prozent des Durchscnitteinkommens im Raum, die der Durchscnittsdeutsche für Lebensmittel ausgibt. Ob diese Angabe stimmt weiß ich nicht, feststeht aber, dass künftig diese Zahl nicht nach unten korrigiert werden wird. Und das zeigt sich gerade bei den Milchbauern. Jeder, der hier schimpft, sollte sich überlegen, was ihm der Liter Milch wert ist und ob er nicht beim nächsten Einkauf zugunsten von Milch auf die Tüte Chips im Einkaufswagen verzichtet.

  • In unserem Nachbarland Österreich - ich weiß von dir ziemlich weit weg, aber da bin ich halt öfter- gibt es Milch, die etwa 3-5 Cent/Liter mehr kostet und fairgehandelte Milch ist, bei der garantiert wird, dass die Erzeuger einen fairen Milchpreis bekommen, die kaufe ich dort immer und sie kostet (trotz höherer Märchensteuer) letztlich genausoviel wie die Milch im Supermark in Deutschland.

  • Zitat

    edit: Also entweder zahlt der Steuerzahler oder der Verbraucher....


    Zitat

    In unserem Nachbarland Österreich - ich weiß von dir ziemlich weit weg, aber da bin ich halt öfter- gibt es Milch, die etwa 3-5 Cent/Liter mehr kostet und fairgehandelte Milch ist, bei der garantiert wird, dass die Erzeuger einen fairen Milchpreis bekommen, die kaufe ich dort immer und sie kostet (trotz höherer Märchensteuer) letztlich genausoviel wie die Milch im Supermark in Deutschland.


    Seit einigen Minuten denke ich über Deine Beiträge nach und der Knoten in meinem Hirn will sich nicht lösen. Auf der einen Seite soll der Steuerzahler/Verbraucher zahlen und auf der anderen Seite ist es nach Deiner Aussage möglich, dass Milch zum aktuellen Verkaufpreis produziert werden kann, unterstellt die Ausgangslage ist Deutschland und Österreich vergleichbar.
    Dann bleibt letztlich nur noch die Frage, warum der Verbraucher die Verhandlungsunfähigkeit der Bauern/Molkereien, bessere Konditionen auszuhandeln, ausbaden soll. Nach meinem Dafürhalten ist der Verbraucher nur begrenzt Anwalt der Landwirte, sondern nimmt in erster Linie seine eigenen Interessen wahr und wird jetzt Opfer des Boykotts.


    Zum Thema Milchpreise im Ausland:
    In den Niederlanden sind die Milch- und Käsepreise erheblich höher als in Deutschland. Auch in Italien und Spanien habe ich diese Beobachtung gemacht. Dänemark und Schweiz verursachten beim Lesen Schluckbeschwerden und über Norwegen will ich gar nicht erst reden (auch wenn dort sich überwiegend auf den Binnenmarkt beschränkt wird).

  • Milch ist mir egal, aber wenn ich gleich keinen Ayran bekomme, dann gibts Kasalla, dann werd ich den Milchbauern mal eben erzählen, was ich von ihnen und ihrem dummen Streik halte.


    Ich streik auch nicht (ok ich darf nicht, aber wenn ich dürfte würde ich auch nicht....) Leben wird halt teurer und Geld wird weniger. Wenn ich mir angucke, wer hier im Dorf das größte Haus und den dicksten Benz fährt, dann wird die Liste def, von den Landwirten angeführt, sollen sich mal nicht so anstellen.



    (Bildzeitungsstammtischgelaber aus)



    Ich kann ja nachvollziehen, daß man aufgrund der Umstände unzufrieden ist, aber ich finde Streik nie eine gute Lösung, weder jetzt bei den Milchbauern, noch sonst wo.
    Genial fand ich die Idee der Fischer in Spanien, die ihren Sprit für die Boote nicht mehr zahlen konnten, die haben sich hingestellt und den Fang eines Tages komplett auf einem Markt verschenkt.
    Sowas weckt Aufmerksamkeit und Verständnis, Boykott und Milch wegschütten nicht... :fetch

  • Auch in meinem Dorf sind es oft Bauern mit dem dicksten Benz.
    Den haben sie sich aber nicht durch übermäßige EU-Subventionen erschlichen, sondern, in dem sie ihre Äckerchen als Bauplätze für exorbitante Summen verscheuert haben.
    Der Landwirt, der dummerweise keine Äcker in neu ausgewiesenen Baugebieten hat, hat dagegen das Nachsehen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Dass die Bauern das dickste Auto fahren liegt nicht zufällig daran, dass sie nebenher noch arbeiten?


    Von der Landwirtschaft allein kann man heutzutage kaum mehr leben ohne Nebenjobs.
    Uns gehts auch nicht schlecht, aber nur, weil meine Eltern beide arbeiten, nebenher noch den Hof haben und der Hof eben geerbt ist.
    Trotzdem finde ich es unverschämt, dass Bauern quasi für einem Stundenlohn von höchstens 2 bis 3 € arbeiten.
    Für das Geld würde sich sonst kaum einer hinstellen.


    Und gibt es eine andere Möglichkeit als Streik?
    Das macht uns bestimmt auch keinen Spaß.
    Außerdem sieht man ja an anderen Ländern (Schweiz), dass es was bringt.

  • Was ich nicht richtig finde:


    Wer das ganze Jahr hart in der Landwirtschaft arbeitet und Nahrung überhaupt erst mal herstellt, der kann kaum davon leben.


    Wer aber diese Nahrung aufkauft und ein wenig hin- und herverkauft und damit spekuliert, der verdient sich eine goldene Nase damit.


    Ein übler Miss-Stand.

    Man sollte nichts auf morgen verschieben, wenn man es genausogut auch übermorgen erledigen kann. (Mark Twain)

  • Eben!


    Es ist schon mächtig schmächtig, wenn gerade unsere sozialsten und fortschrittlichsten Freunde hier in den Foren die Fahne des Mindeslohnes hochhalten, aber zugleich die Ausbeutung der Kleinunternehmer, Bauern und Handwerker im Smallbussiness für schön und richtig halten.




    ( :bruell so, nun können die Angesprochenen wieder ihr "schwachsinnig" oder auch "setzen sechs" zum Besten geben)

  • @ Humpenflug:


    Zitat

    Es ist schon mächtig schmächtig, wenn gerade unsere sozialsten und fortschrittlichsten Freunde hier in den Foren die Fahne des Mindeslohnes hochhalten, aber zugleich die Ausbeutung der Kleinunternehmer, Bauern und Handwerker im Smallbussiness für schön und richtig halten.


    Gib uns Namen!

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Aber bitte nur das künstliche Aroma, sonst können wir uns keine Milch mehr leisten *ironiemodusaus*!


    Aber nee, Salonlöwin, wir pfuschen am besten in der genetik der turbokühe herum, und sie geben uns erdbeergeschmack direkt aus der zapfstelle, vielleicht kann man ihnen auch lila flecken geben, damit kinderphantasie und kuh wieder übereinstimmt, und beim landurlaub der wiedererkennungsfaktor höher ist... :lache


    Meine Rohmilch, die mir die Oberland Bauernmolkerei verkauft, ist auch vom selten werdenden Tiroler Grauvieh, und im abendrot mit etwas phantasie sind die viecher sogar lila :-] Nur etwas wenig milch geben sie im vergleich zu den turbo-kühen. Ich würd der traditionsmolkerei auch 4€ für einen liter zahlen, wenn sie es wollten, nur damit sie ihre kühe behalten, ich könnte auch eine ihrer Kühe adoptieren, und ihr einen jährlichen heubeitrag bezahlen, wie bei den anderen Graukühen und aussterbenden Haustierrassen im Alpenzoo, wenn es ihnen geld bringt...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • So ist es... da ist was faul.
    :gruebel Nun ja, Cola braucht jede menge teure, chemische hergestellte zusatzstoffe... und dann muss man weltweit die ausgeraubten und kaputten automaten der firma mitzahlen... das flaschen-design, die werbung... den transport... das leppert sich schon zusammen... :schnellweg

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    So ist es... da ist was faul.
    Grübeln Nun ja, Cola braucht jede menge teure, chemische hergestellte zusatzstoffe... und dann muss man weltweit die ausgeraubten und kaputten automaten der firma mitzahlen... das flaschen-design, die werbung... den transport... das leppert sich schon zusammen... schnellweg


    Nicht zu vergessen, die mehr als gut bezahlten Promoter, die dafür zuständig sind, die Regale mit Coca Cola zu füllen. Und das waren/sind keine zeitweisen Aktionen. Meine Freundin hat sich wähend des Studiums dumm und dämlich verdient.