Bündnis für sicheres Reisen (Hg.) - Ausländisch für Notfälle

  • Über den Autor
    Das "Bündnis für sicheres Reisen" ist ein Zusammenschluss von Sprachbegeisterten und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kommunikation zwischen den Völkern dieser Erde zu fördern. Das Bündnis gründete sich im Jahr 2007 in Bergisch Gladbach. Die einzelnen Mitglieder möchten aus Sicherheitsgründen anonym bleiben.


    Kurzbeschreibung
    Vermutlich sind Sie bisher völlig unvorbereitet verreist. Sicher, Sie haben die Reiseapotheke überprüft. Aber haben Sie sich je mit den alltäglichen Gefahren Ihres Urlaubslandes beschäftigt? Wie reagieren Sie, wenn Sie in Schweden von einem Elch verfolgt werden, in Süditalien ins Fadenkreuz der Mafia geraten oder eine Notamputation vornehmen müssen? Greifen Sie zu der mächtigsten Waffe der Welt: dem Wort.


    Mit über 200 lebensrettenden Sätzen in mehr als 20 Sprachen.


    Dieses Buch ist das Schweizer Messer unter den Sprachführern - vielseitig, praktisch und konkurrenzlos.


    Meine Rezension
    Das Buch fällt einem schon durch sein seltsam albernes Cover auf: teils ist es genoppt und in quietschigen Farben gedruckt. Doch diese vermeintlich geschmacklose Coverwahl hat einen tieferen Sinn – einen, der unser Leben retten könnte. :wow


    Das streng geheime Bündnis für sichere Reisen hat sich hier zusammengetan und unter Einsatz des eigenen Lebens einen Leitfaden verfasst, der unser aller Leben auf unvermeidbaren Auslandsreisen schützen soll. Ich habe das Buch eingehend studiert und fühle mich nun hinlänglich für meine Reisen in entlegene, risikoreiche Gebiete, wie z.B. Österreich oder der Schweiz gewappnet.


    Das Buch besteht aus der Kurzvorstellung einzelner Länder unter Angabe der dort besonders häufig auftauchenden Risiken. Doch kann man sich aus vielen kritischen Situationen herausreden oder Hilfe herbeiholen. Daher sind länderspezifisch die wichtigsten Sätze für typische lokale Notsituationen aufgelistet. Glücklicherweise mit Übersetzung UND Lautsprache, damit man sie auch richtig anwendet. Dazu auch einige pfiffige Redewendungen, wenn es „zu spät“ für Rettung ist oder, wenn man bereits in Sicherheit ist. Auch Insidertips werden hier gemacht. Besonders schön dabei hier die Redewendungen zur chinesischen Küche (S. 56) und aus dem Vatikan (S. 107).


    Das Buch verlässt sich dabei aber nicht allein auf die Lesesorgfalt des potentiellen Reisenden. Nein, am Ende jedes Kapitels sind Fragen zur Lernzielkontrolle. Ein echt kniffliger Test! :chen Aber das Buch ist ja kein Spaß – es geht ums nackte Überleben. Jawollja. :gruebel


    Selbst ausgefallenere Reiseziele wie Mittelerde oder der Weltraum (hier das Highlight: die Aliensprache!) bleiben nicht unerwähnt. Ich habe natürlich sofort ALLE Sätze auswendig gelernt und werde nicht zögern, diese gegen meine Angreifer anzuwenden, sobald mein Leben oder das meiner Mitreisenden in Gefahr ist.


    Für alle, denen die Zeit nicht reicht, seinen Bedrohern ausgefeilte Sätze entgegenzuschleudern, ist aber auch gesorgt: Am Ende des Buches ist ein abtrennbares Lesezeichen angebracht, auf dem das schlichte Wörtlein HILFE in 20 Sprachen abgedruckt ist. Besser als nix ist das. :help


    Fazit:
    Dieses Büchlein ist natürlich absolut sinnbefreit und in höchstem Maße albern. Es spielt auf amüsante Weise mit Klischees über die unterschiedlichsten Nationen, nimmt sich und das Genre Reiseratgeber (und auch uns und unser „Sicherheitsdenken“) aber selbst dabei gehörig auf die Schippe. Es ist böse, aber unheimlich lustig und sehr, sehr schräg. Ich habe mich bei der Lektüre königlich amüsiert.


    Es wird mich in Zukunft auf jeden Fall auf jeder Reise begleiten. Denn eins steht fest. Jeder Tourist stirbt. Irgendwann. :grab

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Meine Rezension: „Sie waren im Ausland und leben noch? Purer Zufall!“ So beginnt das Buch und sofort begreift man als Leser dass es sich hier um eine Lebensrettende Sammlung von Expertentipps handeln muss. Schon die ausklappbare Weltkarte (ja es ist eine Klappbroschur, aber eine günstige und wegen der Karte auch notwendige) zeigt die Gefahrenherde der Welt auf. Zum Glück dürfen wir hier in Deutschland in der (einzigen) mit weiß gekennzeichneten sicheren Zone leben, doch schon die Überquerung der Niederländischen Grenze kommt quasi einem Todesurteil gleich, warnt uns dieser Reiseführer. „Holland“ ist ein anderes Wort für „Gefahr“ und erleichtert atmete ich beim Lesen auf, dass ich nach diversen Besuchen dieses kleinen tückischen Landes immer wieder wohlbehalten zurückkommen durfte.


    Das Buch gliedert die Welt in verschiedene Einteilungen: „Ausland Nord“, „Ausland Ost“, „Ausland Extrem-Ost“ (es folgen die anderen Himmelsrichtungen) sowie „Ausland Klein“ und „Andere Welten“. Im Anhang finden sich praktische Vordrucke und Bastelanleitungen. So gibt es da das Reisetestament „Ausführlich“ für den Fall, dass man von seinem baldigen Ableben weiß, aber noch Zeit hat, ausführlich zu schreiben (z.B. bei schleichenden Vergiftungen) und sicherlich absolut hilfreich das Reisetestament „Express“ für das als Unterschrift ein Feld für die DNA-Probe durch Blut, Sperma oder Speichel vorgesehen ist.


    Viele Länder und Kontinente werden beschrieben und man spürt beim Lesen immer wieder die Weltgewandtheit der Verfasser und deren Sorge um den gefährdeten Leser und potentiellen Reisenden. So haben sie zu jedem Land auch gleich die wirklich wichtigen Fragen aufgelistet. Fragen, die man stellen sollte, wenn man in Not ist, oder Fragen, die absolut tabu sind und Dinge, die man erst sagen sollte, wenn man sich in Sicherheit befindet.


    Ich muss einfach zwei Fragen als Beispiel nennen, damit man sich ein Bild ihrer Wichtigkeit machen kann:



    Fazit: Ein Reiseführer der anderen Art, wobei ich immer noch über den Titel „Ausländisch für Notfälle“ nachdenke (Ist damit der Leser gemeint, oder der Notfall an sich?). Wer „Molwanien – Land des schadhaften Lächelns“ gern gelesen hat, der wird auch dieses Buch mögen. Mir hat es sehr gefallen, und ich denke, ich werde es noch ein paar Mal an Freunde verschenken, die auf Reisen gehen – Und Reisende sind wir ja doch irgendwie alle, oder? :wave

  • Wir haben das Buch gestern auf unserer "Reise" zum Badesee gelesen - bzw, hab ich es mir von meinem Beifahrer vorlesen lasse - und die Fahrt war dadurch so richtig kurzweilig. Das Buch ist aufgeteilt in 25 Lektionen, die jeweils eine Region dieser Erde (oder des Universums) behandeln. Jede Lektion beginnt mit einer kurzen Einführung, in der wesentliches Wissenswertes zu den Einheimischen der jeweiligen Region vorgetragen wird. So wurde mir erst nach dem Lesen dieser Einführung bewusst, dass Holland tatsächlich zu den gefährlichsten Reisezielen gehört - schließlich kommt jeder Holland-Reisende irgendwann um! Um so wichtiger ist dann, dass man Sätze wie "Werd dit tulpenveld ooit door mineurs van landmijnen gezeivert?"

    . Wenn man alle Gefahren in Holland überstanden hat und sich auf sicherem Terrain befindet, darf man dann auch mal sagen "Jullie tomaten zijn beter qua smaak dan jullie"
    :chen


    so ein klitzekleines Bißchen beschlich mich aber doch das Gefühl, dass die Autoren vielleicht leichte Vorurteile gegenüber der einen oder anderen Nation haben. So stehen im USA-Teil so nützliche Übersetzungen von "Würden Sie bei der nächsten Präsidentenwahl bitte etwas mehr Sorgfalt walten lassen?" oder "Wären Sie so freundlich, eben das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen?" - damit kann man mit amerikanischen Urlaubsbekanntschaften bestimmt so richtig Freundschaft schließen!


    ebenso wichtig wie den Sprachteil finde ich die praktischen Vordrucke im Anhang, die so nützliches wie ein Express-Testament und einen Entführungs-Vordruck enthalten.


    Insgesamt also ein herrliches Buch - gut auch als Mitbringsel für Vielreisende geeignet. Kleiner Wermutstropfen: für 8,95 EUR ist man einfach viel zu schnell durch!

  • Batcat! (und ihr anderen :grin) Ich wollte es gerade rezensieren, aber du warst schneller! (ähm, ihr!)
    Ein total schräges, hundgemeines, bitterböses Buch zum eine-Stunde-am-Stück-Durchlachen. Ich finde, man merkt den Autoren an, wieviel Spaß sie beim Schreiben hatten, und bei der "Lautschrift" muss man sich wirklich kugeln, vor allem, wenn man sich die Mühe macht, das laut vor sich hinzulesen. Nicht jedermanns Humor (kenne Leute, die fanden es nur albern und total unkomisch), aber ich kichere jetzt noch vor mich hin...


    Liebe Grüße


    Birnbaum


    edit: Nicht nur Batcat war schneller, sorry.

    A Pencil and a dream can take you anywhere. (J.A. Myers)

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  • Liebe Eskalina, öööömh, eigentlich hätte meine Rezension nicht viel anders ausgesehen, als das, was ich im Posting geschrieben habe. :grin Also nichts Neues unter der Sonne. Aber natürlich hast du Recht: Je mehr Rezensionen, desto besser. Mache ich beim nächsten Mal direkt richtig. Das mit dem Spoilern muss ich auch noch üben. Gerade bei einem so kurzen Buch ist es ja ärgerlich, wenn man die besten Gags schon vorher zusammengefasst präsentiert bekommt. Das ist wie einer Filmvorschau, wenn die besten Szenen zusammengeschnitten werden und man hinterher im Kino sitzt und denkt, die Vorschau war definitiv der bessere Film.
    Liebe Grüße
    Birnbaum