Sarah Dreher - Solitaire und Brahms

  • Heute habe ich das Buch aus meinem SUB gezogen und auch gleich angelesen.
    Bis jetzt finde ich das Buch etwas zäh geschrieben.
    Vom Cover her, klingt es ziemlich spannend.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

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  • Ich habe das Buch von einer lieben Eule geliehen bekommen - vielen Dank dafür.


    Schade, dass es schon zu Ende ist, ich hätte gerne noch weitergelesen - und ich möchte mich noch nicht so recht von den Protagonistinnen Shelby und Fran verabschieden, auch wenn ich Shelby im Verlauf der Handlung gerne ein paar Mal durchgeschüttelt hätte, da sie sich nicht zu traute, zu erkennen, wenn sie sich wieder einredete, dass alles so sein müsse, wie es ist.


    Natürlich nimmt die Entwicklung der Beziehung zwischen Fran und Shelby, die sehr einfühlsam und sympathisch beschrieben wird, einen großen Teil des Romans ein, aber das Buch fokussiert nicht alleinig darauf, sondern generell auf Shelbys Leben, maßgeblich beeinflusst durch ihre Kolleginnen aus dem Verlag, in dem sie arbeitet, und ihre Mutter. Äußerlich scheint alles perfekt, aber bei Shelby verursacht es Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Somit wirkt es keinesfalls einseitig, sondern lebendig.


    Zusätzlich dazu glänzt das Buch durch seine ironischen und sarkastischen Elemente, die mich mehrmals zum Lachen und Schmunzeln brachten. Ich fühlte mich wunderbar unterhalten.


    Auch spielen natürlich die Probleme, die Homosexualität in diesen Jahren mit sich brachte, eine wichtige Rolle und bestimmt den Handlungsverlauf - Misstrauen, Ablehnung, Intoleranz. "Heilung" durch Elektroschocks... :yikes

    Da haben Shelby und Fran es noch recht gut getroffen, denn sie haben einander - und es schwingt immer Hoffnung mit :-)


    Fazit
    Ein sehr schönes und ruhiges Buch!


    9/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • Titel: Solitaire und Brahms
    Autorin: Sarah Dreher
    Verlag: Konkursbuch Verlag
    Erschienen: März 2004
    Seitenzahl: 374
    ISBN-10: 3887696379
    ISBN-13: 978-3887696375
    Preis: 19.90 EUR


    Sarah Dreher wurde 1937 in Hanover, Pennsylvania geboren. Sie studierte Klinische Psychologie. 1963 promovierte sie. Sarah Dreher ist eine bekannte Krimiautorin und ihre Detektivin Stoner McTavish ist in der Krimiwelt eine bekannte Figur. Sarah Dreher ist Mitbegründerin des Frauentheaters in Massachusetts, Mitglied einer Bürgerrechtsorganisation, gewähltes Mitglied des Stadtrates von Amherst. In diesem Ort leben sie mit ihrer Lebensgefährtin und züchtet mit Leidenschaft Tomaten. Sarah Dreher ist auch Mitorganisatorin der schwul-lesbischen Pride Parade/Demo.


    Sarah Dreher hat ein ruhiges Buch geschrieben. Lautsprecherischen Aktionen und Sätze sind nicht ihre Sache. Trotzdem bezieht die Autorin einen klaren Standpunkt und steht unerschütterlich zur ihren Ansichten und zu ihren Handlungen.


    Worum geht es jetzt in diesem Buch?


    Das Buch spielt zu Beginn der Sechziger Jahre in den USA. Gesellschaftliche Konventionen bestimmen fast jeden Winkel des Lebens. Wer gegen diese Konventionen handelt ist ganz schnell ein Außenseiter. Shelby, eine junge Lektorin in der Redaktion einer Frauenzeitschrift, ist gerade im Begriff den Weg vieler junger Amerikanerin zu gehen. College, Berufstätigkeit, Verlobung, Heirat, Aufgabe der Berufstätigkeit, Kinder und dann das Leben einer Nurhausfrau. Doch dann zieht eine junge Frau in die leerstehende Wohnung neben Shelby. Die jungen Frauen lernen sich näher kennen und Shelby merkt, das etwas mit ihr passiert, was sie sich erst nach und nach erklären kann. Aus ihrer anfänglichen Irritation wird im Laufe der Geschichte die Hinwendung zu einer ganz neuen, für sie unbekannten Lebensart. Ihre Umgebung begegnet ihr mit totalem Unverständnis und auch offener Feindschaft. Shelby löst sich dann aus der Fremdbestimmtheit und nimmt ihr Leben in die eigene Hände.


    Sarah Dreher hat eine eindrucksvolle Geschichte geschrieben. Sie beschreibt die Lebensumstände der damaligen Zeit, wie sie nur jemand beschreiben kann, der diese Zeit auch bewusst erlebt hat. Behutsam aber trotzdem nachdrücklich wirbt sie um Verständnis für Menschen, die ganz einfach „anders“ leben wollen, als es ihnen die Gesellschaft eigentlich zugestehen will. Die Autorin weist mit wohlgesetzten Worten auf die Verlogenheit der damaligen (aber auch heute ist es kaum anders) Gesellschaft hin. Ihr Schreibstil ist wohltuend, gerade auch weil sie nicht geschlechterspezifisch schreibt, sondern weil bei schlicht und einfach der Mensch im Mittelpunkt steht, der Mensch und seine Handlungen. Sie haut nicht wie wild drauf mit diesem fürchterlichen fundamentalistischen Radikalfeminismus und auch diese „Schwanz-ab-Ideologie“ ist so gar nicht ihre Sache. Sie fordert für Frauen aber auch für Männer ein generelles Selbstbestimmungsrecht, frei von irgendwelchen komischen gesellschaftlichen Konventionen. Sarah Dreher trägt auch ihre sexuelle Orientierung nicht wie einen Verdienstorden vor sich her. Sie fordert Toleranz, ist aber auch ihrerseits bereit Toleranz zu leben.


    Ein ruhiges, ein sehr intensives Buch – ein Buch in dem plakative Aktionen einfach keinen Platz haben. Ein ungemein faires Buch. Niemand wird verurteilt, verurteilt werden allenfalls die Lebensumstände.


    Ein sehr lesenswertes Buch, ein Buch das sich nicht unberührt lässt.


    Als unverschämt habe ich allerdings die kaum lesbare Schrift empfunden. Kleiner ging es wohl wirklich nicht. Eine wirkliche Zumutung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Ein sehr lesenswertes Buch, ein Buch das sich nicht unberührt lässt.


    Stimmt, obwohl ich das Buch vor fast 4 Jahren gelesen habe, habe ich es noch sehr lebhaft in Erinnerung. Es lässt einen lange nicht mehr los. LESEN! LESEN! LESEN!