Übersetzung oder veränderte Nachdichtung?

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    Original von Merryweather
    Ich weiß ja nicht, ob das hier rein passt, aber in unserer Agatha-Christi-LR ist es uns gerade aufgefallen, dass mehrere Namen im Roman "Tödlicher Irrtum" geändert wurden.


    Der Nachname Argyle wurde zu Jackson, was besonders bitter ist, da ein Sohn Michael heißt :rolleyes
    Der Nachname Vaughan wurde zu Smith
    Der Name Jack "Jacko" Argyle wurde komplett geändert in den Namen Clark Jackson


    Welcher genaue Sinn dahinter steckt, erschließt sich mir allerdings wirklich nicht :gruebel


    Ich habe im Oktober 2012 bei der Leserunde zu A. Christies Buch "Der Wachsblumenstrauss" mitgemacht - und dabei festgestellt, das die Scherz Ausgabe, die ich hatte, stark gekürzt war. Ich hatte die Scherz Krimi Nr. 71, 9. Auflage von 1969, 142 S. und habe mir dann später die Fischer TB Ausgabe, ISBN 3596506824, 284 S., aus der Bücherei geholt.
    Aufgefallen ist es mir, da ich keine Kapitel hatte und dann bei Amazon in die Leseprobe geschaut habe. Hier der Link zu meinem ersten Beitrag im Leserundenthread, in dem mir das aufgefallen ist, es kommen dann noch ien paar: Link


    Seit dem mache ich einen großen Bogen um die alten Scherzkrimis.

  • Zitat

    Original von Merryweather
    Ich weiß ja nicht, ob das hier rein passt, aber in unserer Agatha-Christi-LR ist es uns gerade aufgefallen, dass mehrere Namen im Roman "Tödlicher Irrtum" geändert wurden.
    (...)
    Welcher genaue Sinn dahinter steckt, erschließt sich mir allerdings wirklich nicht :gruebel


    Solange nur Namen geändert werden, ist das zu verkraften. Das ist mir schon oft aufgefallen, auch in neuen Übersetzungen. So wurde in "Frischer Wind für Walnut Hill" von Kim Vogel Sawyer etwa der Name der Protagonistin von "Edythe Amsel" für die deutsche Ausgabe in "Hannah Robin" geändert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Wenn bei Übersetzungen von Fantasy Romanen die Namen übersetzt werden, kann ich das noch verstehen, auch wenn es mich persönlich nervt. Aber einfach willkürlich die Namen ändern, was soll denn das?


    Leichtere Lesbarkeit? Hannah Robin klingt (jedenfalls für mich) besser als Edythe Amsel. Ich gehe jetzt nur von mir aus, aber es würde während des Lesens immer den Lesefluss hemmen, weil ich darüber nachdenke, wie merkwürdig dieser Name ist.

  • Ich finde das bei Game of Thrones zwar auch erstmal gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich nicht generell verkehrt. Muss halt gut gemacht sein - beim Herrn der Ringe ist es mmn jedenfalls der Atmosphäre sehr zuträglich, dass Bilbo Beutlin und nicht Baggins heißt, das Auenland ist auch viel schöner als "das Shire" (?) und so weiter, und so fort. Nur merkt man da eben auch, dass viel Mühe und Überlegung drinsteckt, bei GoT denkt man wohl manchmal eher, es sei gewürfelt worden :lache


    Übrigens lese ich gerade den HdR auf Französisch und das ist wirklich grausig. Schon im Vorwort der schönste Schnitzer, da ist dann die Rede davon, dass in Lorien noch "nach Galadriels Tod" Elben gewohnt hätten. Häh? Ich habe dann im Original nachgeguckt - es war die Rede von "Galadriel's passing".
    Und keines der Gedichte reimt sich auch nur im geringsten, die wurden halt einfach wörtlich übersetzt ohne jegliche Rücksicht auf die Form/Sprache. Nene, da ist selbst die deutsche Krege-Version noch ein Highlight gegen (und vor allem: wenn ich das mit meinem grottigen Französisch schon merke...)

  • Zitat

    Original von Fallout
    Leichtere Lesbarkeit? Hannah Robin klingt (jedenfalls für mich) besser als Edythe Amsel.


    Schon, aber warum nicht einfach die deutsche Schreibweise "Edith" verwenden?


    Mir ist das Auswechseln von Namen schon öfters aufgefallen, selbst wenn Gründ wie Lesbarkeit oder Aussprache überhaupt nicht relevant waren. Es scheint mir oft ein willkürliches Eingreifen in den Text zu sein, nach dem Motto "ich kann aber bessere Namen vergeben" oder "Hauptsache, wir haben etwas geändert".

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zu diesem Thema, fällt mir dieses Werk ein: "Das ist feinste Liebeskunst. 40 Shakespeare Sonette" von Wolf Biermann UND William Shakespeare. :rolleyes
    Der geehrte Herr Biermann hat 40 Sonette Shakespeares auserkoren, diese übersetzt und veröffentlicht. Diese Neuübersetzung wurde seinerzeit anscheinend ziemlich heftig umworben und sorgte für nicht wenig Aufregung unter den deutschsprachigen "Literaten", ob der Selbstinszenierung des Herrn Biermann. Auf dem Cover beispielsweise wird sein Name an erster Stelle angeführt und generell scheint er die Meinung zu vertreten, er habe einen gleichrangigen Beitrag an diesen Sonetten gehabt wir Shakespeare selbst. Naja...
    Wen es interessiert: Hier hab ich eine recht interessante (wenn auch etwas hetzerische) Kritik gefunden.

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Schon, aber warum nicht einfach die deutsche Schreibweise "Edith" verwenden?


    Sofern der Roman in der heutigen Zeit spielt und es um eine junge Frau geht, würde Edith als Name sehr altmodisch klingen. Zumindest ich würde immer an eine Frau über 60 denken, wenn ich den Namen lese. Hannah Robin klingt für mich jung und dynamisch. Edith alt und verbraucht.

  • Zitat

    Original von Fallout
    Sofern der Roman in der heutigen Zeit spielt und es um eine junge Frau geht, würde Edith als Name sehr altmodisch klingen.


    Die Frau ist zwar jung, der Roman spielt jedoch um 1882. Also ein aus heutiger Sicht altmodischer Name wäre durchaus passend.



    Zitat

    Original von Fallout
    Zumindest ich würde immer an eine Frau über 60 denken, wenn ich den Namen lese. Hannah Robin klingt für mich jung und dynamisch. Edith alt und verbraucht.


    Ähm, nichts für ungut, aber diese Argumentation erinnert mich [sp]sehr an die hier in letzter Zeit öfters geführten Diskussionen um Pseudonyme, die oft ganz analog begründet werden, und die ich hier auf keinen Fall wiederbeleben möchte (die Diskussion meine ich).[/sp] Namen sind halt anscheinend irgendwie doch nichts als Schall und Rauch ...

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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