Sharon K. Penman - The Sunne in Splendour

  • Zum Buch


    Das Buch erfasst den Zeitraum von 1459 bis 1492 und beschreibt die Rosenkriege, d.h. den Machtkampf zwischen dem Hause York (weiße Rose) und dem Haus Lancester (Rote Rose).
    Richard (später Richard III.) wächst im Schatten seine charismatischen Bruders Edward (später Edward IV.) auf. Mit 19 Jahren und entgegen aller Wahrscheinlichkeiten besiegt Edward das Haus Lancester und besteigt den englischen Thron. Edward lebt ein Leben, das geprägt ist von allerlei Ausschweifungen. In seinem Bruder Richard findet er einen loyalen Verbündeten, obwohl er ihm den Wunsch verwehrt, die Frau zu heiraten, die er liebt: Anne Neville.
    Sharon K. Penman beschreibt einen anderen Richard III. als zum Beispiel Shakespeare. In ihrem Buch ist Richard III. kein buckliger Mann, der seine Neffen kaltblütig ermordet um auf den Thron zu steigen, sondern ein Mann der an hohen Prinzipien festhält und große Loyalität und Integrität zeigt.


    Zur Autorin


    Find ich nicht viel, noch nicht mal auf ihrer eigenen Homepage…ich reiche das ggf. nach.


    Meine Meinung


    Ich liebe das Buch. Ich hab selten so mit gelitten und manchmal ist es fast unglaublich, dass diese Dinge im Grossen und Ganzen wirklich so passiert sind. Die besten Geschichten schreibt wohl immer noch das Leben. Sharon K. Penman schafft es, echte historische Ereignisse zu nehmen und dann die Personen so zum Leben zu erwecken, dass man, auch wenn man weiß, dass die Dialoge erfunden sind, das Gefühl hat, so könne es gewesen sein. Bei dem Buch hab ich so sehr mitfühlen können, dass ich bei den Kampfszenen teilweise das Gefühl hatte, die Erschöpfung und die schmerzenden Muskeln zu spüren. Auch erhält man einen guten Einblick, was es eigentlich heißt, König zu sein, oder zur Königsfamilie zu gehören, also dass es ein echter Knochenjob ist, der auch erstmal erlernt sein will – das kam mir alles wesentlich authentischer vor, als bei „Heinrich VIII.“ von Margaret George.


    Am Ende des Buches findet man eine „Author’s Note“ in der die Autorin genau beschreibt, wo sie von der Geschichte abgewichen ist, welche Personen erfunden sind und warum sie sich im Fall von widersprüchlichen Quellen für ihre Sichtweise entschieden hat. Sie verwertet anscheinend nicht kritiklos jede mögliche Quelle, sondern achtet nach ihrer Aussage auch darauf, wer etwas geschrieben hat und welchen Nutzen oder welche Motivation derjenige möglicherweise hatte.


    Sehr hilfreich und von mir häufig genutzt sind die Karte und der Stammbaum am Anfang des Buches und im Nachwort erfährt man auch noch, wie es dann mit den verschiedenen Personen weitergeht.


    Ich hab das Buch im Anschluss an „Das Lächeln der Fortuna“ von Rebecca Gablé gelesen, was zeitlich ganz gut passte und auch ganz hilfreich war, weil mir viele Namen und Hintergründe schon mal bekannt waren.


    Das Buch gibt es leider nicht auf Deutsch. Die Sprache fand ich sehr schön, ich weiß nicht, wie man damals gesprochen hat, aber die Autorin benutzt Formulierungen und Ausdrücke, die irgendwie so rein gefühlsmäßig – also ohne dass ich es fachlich beurteilen möchte oder kann – einfach passen.


    Interessante Links


    Mehr über Richard III. kann man auf der Homepage der Richard III Society lesen.


    http://www.richardiii.net/


    Lg Iris

  • Ich hab das Buch vor ca. 3 Jahren gelesen. Damals hatte ich den Titel auf Rebecca Gables Webseite gefunden, die es als ihren Lieblingstitel bezeichnet. Ich hatte zu der Zeit noch auf die Herausgabe von Gables Buechern als TB gewartet (ihre HC sind einfach zu teuer im Versand nach Canada!) und mir die Wartezeit mit Sharon Penman gefuellt.


    Es ist interessant diese beiden Autorinnen zu vergleichen: Rebecca Gable arbeitet mehr mit erfundenen Personen in den Hauptrollen, die historischen Gestalten haben eher Nebenrollen. Bei Penman sind 90% und alle Hauptpersonen historische Gestalten.


    Die Behandlung Richard III als insgesamt recht positive Figur spiegelt uebrigens wirklich den heutigen Forschungsstand wider. Die Boesewichtrolle, die Shakespeare ihm zuschrieb, scheint dagegen erfunden zu sein.


    Und ich geb dir vollkommen recht: man leidet richtig mit. Ich hab geheult als Richard III starb. Es sind wirklich Tragoedien aus der wirklichen Geschichte, wie sie die Fantasie kaum besser schreiben koennte. Ich kann daher nicht mehr als ein Penman Buch pro Jahr lesen, da sie mich einfach sehr depressiv stimmen. Aber das ist auch positiv gemeint, denn nur gut geschriebene Charaktere koennen einen so mitleiden lassen.


    Und ja, es ist recht fluessig zu lesen. Ich denke sie hat in den Dialogen schon recht stark an das heutige englisch angepasst. Nicht ganz authentisch, aber fuer den Leser hilfreich. Im Vergleich: Patrick O'Brian hat in seinen Buechern wesentlich deutlicher die Sprache des 19. Jhd. benutzt, was ich sehr viel schwerer zu lesen finde.


    Sehr empfehlenswert ist auch die Wales Trilogie von Sharon Penman. Diese Buecher beschreiben den Untergang von Wales und Einnahme von England und die letzten in Wales geborenen Prinzen. Zeit ist ca. 12./13. Jhd. Der erste Band "Here be Dragons" ist mein Lieblingsbuch unter den historischen Romanen ueberhaupt. Dann folgt "Falls the Shadow" und der dritte Band ist "The Reckoning".


    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Hallo Beatrix,


    ja, mir ging das genauso, dass ich zum Schluss, als Richard gestorben ist, auch irgendwie nicht mehr konnte, weil ich so mitgelitten habe. Die Welsh-Trilogy steht bei mir schon im RUB, allerdings hab ich vorher "When Christ and his Saints slept" gelesen und das hat mich nicht wirklich gefesselt. Deshalb kann ich mich nicht so recht zu 'Time and Chance" aufraffen, das ja noch dazwischen gehört.


    lg Iris :wave

  • Iris,


    die Wales Trilogie ist wirklich in sich abgeschlossen. da muss man keines ihrer anderen Buecher gelesen haben. Kann ich dir daher guten Gewissens empfehlen!


    Dein Kommentar zu "When Christ ..." hat mich jetzt aber etwas ernuechtert. Na ja, bevor ich einen weiteren Titel von Penman lese, wollte ich eh erst mal die "Brothers of Gwynedd" von Edith Pargeter lesen so als Vergleich. Mich hat naemlich die Geschichte von Wales schon sehr fasziniert, die ja aehnlich wie die Schotten um Selbstaendigkeit gegenueber England gekaempft haben. Wobei sicherlich offen bleibt, wem die Englaender schlimmer mitgespielt haben ...


    Gruss
    Beatrix

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Hallo Beatrix,


    ich weiss im Grunde, dass die Wales Trilogie abgeschlossen ist und sie hat die Bücher ja auch noch nicht mal in der Reihenfolge geschrieben, in der ich sie lese. Ich hab mir irgendwann gedacht, ich les erstmal "Das zweite Königreich" von Gable und futter mich dann durch die ganzen Penman-Bücher in der richtigen zeitlichen Reihenfolge...
    Die Amazon-Kritiken von "When Christ..." sind auch nicht sooo berauschend...im Grunde hab ich's gewusst.


    Zu Richards Tod fällt mir noch ein: im Anschluss an "Sunne in Splendour" hab ich Margaret Georges "Heinrich VIII" gelesen, passte ganz gut, weil es dort weitergeht, wo "Sunne in Splendour"aufhört. Nur dass ich natürlich meine Loyalitäten eindeutig im House of York hatte und nicht bei den Tudors und dann lästert Heinrich VIII auch noch gleich in einem der ersten Kapitel abfällig-amüsiert darüber, was nach Richards Tod mit seiner Leiche geschieht. Ich hätte ihm an die Gurgel gehen können. :fetch


    lg Iris

  • Hallo Delfin,


    ich freu mich auch schon riesig drauf. Ich habe "The Sunne in Splendour" ja im Juni bestellt und Ende Juli ist es dann gekommen.


    Und meine Schwester hat mir gestern am Telefon gesagt, daß sie mir aus London alle anderen die Trilogie und "When Christ..." mitgebracht hat. Allerdings mußte sie selbst dort etwa 10 Buchhandlungen abklappern und nur eine hatte die Bücher dann...


    BTW zu "Falls the shadow" gibt es eine Rezension von Kyrrdis, die wir hier im Forum unter Grisel kennen. Grisel bevorzugt Edith Pargeters "Brothers of Gwynedd". Ich bin mal gespannt.


    Viele Grüße
    Pelican :wave

  • Hallo Beatrix,


    zu den von Dir genannten Büchern, fällt mir noch was schönes ein.


    Die Heaven-Tree Trilogie von Edith Pargeter.


    Ich habe hier mal den ersten Band der deutschen Übersetzung eingestellt.


    Folgende Titel gehören zur Trilogie:


    - Der Baumeister von Albion - (Original: The Heaven Tree) - Rezi hier
    - Das Erbe des Baumeisters - (Original: The Green Branch)- Rezi hier
    - Die Rückkehr des Baumeisters - (Original: The Scarlet Seed) - Rezi hier


    Und im Romanforum habe ich auch zu allen eine Rezension hinterlassen. Könnt ich vielleicht auch mal hier noch reinstellen...


    Viele Grüße
    :wavePelican

  • Meine Freundin konnte sich den Titel von "When Christ..." partout nicht merken und hat mich immer wieder gefragt, ob ich "When Christ slept with his saints" schon durchhabe. :lache


    Danke für die Lesetipps, Beatrix und Pelican. *gleichnotier* :write


    lg Iris :wave

  • Hi!


    Zitat

    Original von Pelican
    BTW zu "Falls the shadow" gibt es eine Rezension von Kyrrdis, die wir hier im Forum unter Grisel kennen. Grisel bevorzugt Edith Pargeters "Brothers of Gwynedd". Ich bin mal gespannt.


    Penman gehört, soweit ich sie bisher kenne, sicher zu den besseren Autoren historischer Romane und ist sehr empfehlenswert. Pargeter aber schreibt für mich in einer anderen Liga, eben speziell "Brothers of Gwynedd". Das Buch ist für mich wirklich wie in der dafür geschriebenen Amazon-Rezi eines der schönsten die ich kenne.
    Ist aber wie alles Geschmackssache. Es gibt einige, die Penman vorziehen. Was aber im Prinzip egal ist, ich halte beide für gut und freue mich schon auf die ungelesenen Penmans die ich noch habe.


    Bye,


    Grisel

  • Hallo Grisel,


    ich hoffe, es ist für Dich in Ordnung, daß ich auf Deine Amazon-Rezension verwiesen habe. Ich war mir da nicht so sicher...


    Übrigens, schön, daß Du wieder aus dem Urlaub zurück bist und im Romanforum gleich noch ein paar interessante Rezi's eingestellt hast! Ich freu mich direkt schon auf Elizabeth Chadwick!


    Viele Grüße
    Pelican :wave

  • Hi!


    Pelican :
    Nicht doch, ganz im Gegenteil freue ich mich, wenn auf meine Rezis verwiesen wird. Also, danke!
    Chadwick hat mir wirklich sehr gut gefallen.


    Iris :
    Die Rezensionen sind nicht auf dieser Seite. Bei amazon.de habe ich eine zu "Der Falke von Montabard" geschrieben, und zu "Die normannische Braut". Die zweite ist aber noch nicht online. Dafür habe ich zu dem Buch eine auf
    http://www.romanforum.de/
    geschrieben.


    Die zwei Bücher kann ich sehr empfehlen. Nicht aber von ihren älteren "Schicksalsgefährten", das hat mir gar nicht gefallen, habe ich aber schon vor ein paar Jahren gelesen.


    Bye,


    Grisel

  • *pust*


    So, nun habe ich das Buch auch gelesen. Wenn ich nichts übersehen habe, war das nun meine letzte Penman. ||

    Penman ist ein sicherer Tipp und war sicher eine der besten unter den zeitgenössischen AutorInnen historischer Romane, und doch muss ich sagen, dass das hier nicht einer meiner Favoriten war. Das liegt an zwei Faktoren. Am ersten ist Penman komplett unschuldig, denn ich hasse es, über die Rosenkriege zu lesen. Warum habe ich hier wieder sehr schnell und (un-)schön erkannt. "Googeln wir doch mal, was aus dem wurde." Hingerichtet. "Oh, tragisch. Und aus ihm?" Hingerichtet! "Und aus ihr?" Ehemann/Söhne hingerichtet. Mann!

    Irgendwann freue ich mich dann geradezu, wenn einer "nur" in der Schlacht gefallen ist!

    Das macht mich beim Lesen einfach fertig. Ich habe auch fasziniert festgestellt, dass ich hier doch mehr Hunde im Rennen hatte, als ich dachte. Literarische Frühprägung, Gablé hat mich offenbar zur Lancastrianerin gemacht, das war mir so nicht klar!


    Der zweite Faktor, was hatte es nur an sich mit Penman und ihren Richards, I und nun III? Auch in den späteren Plantagenet-Romanen, als es in erster Linie um Löwenherz ging, hat sie auf einmal die hübsche Objektivität aus dem Fenster geworfen und hier war es nicht anders, extremer sogar, was sich wohl daraus erklärt, dass das hier ihr erster Roman war.

    Mir ist schon klar, sie hat Richard III geliebt und er wird hier auch als hochinteressanter und sympathischer Mann präsentiert, aber für meinen Geschmack schießt sie hier weit über das Ziel hinaus dabei, ihn von praktisch allen Vorwürfen freizusprechen. Irgendwann habe ich ihn im Kopf nur noch "babe in the woods" genannt. Versteht mich nicht falsch, ich mochte ihren Richard hier durchaus, aber so ein paar Ecken und Kanten außer "er ist zu vertrauensselig" hätte sie ihm schon lassen können, ohne ihn gleich zum Neffenmörder und Tyrannen zu machen.

    Geholfen hat auch nicht, dass ich hier lauter komplett "falsche" Sympathien entwickelt habe, die Somersets, Marguerite d'Anjou (!), Anthony Woodville (!!!), ... Aber gut, das spricht nun auch wieder für Penman, dass sie es geschafft hat, praktisch alle ihre Figuren, von denen wir oft gar nicht viel sehen (siehe oben, Hinrichtung als Todesart Nr. 1 unter dem Adel) doch sehr rund und menschlich zu gestalten. Das war definitiv eine ihrer Stärken.


    Aber gut, das sind eben meine ganz persönlichen Probleme, abgesehen davon hat Penman hier ein sehr spannendes und sich komplett von selbst lesendes Panorama der Rosenkriege geschaffen und ihrem Richard III ein Denkmal gesetzt. Ob er es verdient hat, das weiß wohl nur er!