'Der Himmel aus Bronze' - Seiten 268 - 363

  • Ei was ist das fies-- das Zeichen für die Sklaverei zwei ineinandergehende Kreise, wie wir heute das Symbol für verheiratet darstellen.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Also, habe länger daran gegrübelt, warum genau mir das Buch so gefällt. Die Geschichte und die Figuren sind - wie schon ein paar Mal in der Leserunde erwähnt - ja im positiven Sinne nichts Neues (lt. Viola archetypisch). Star Wars, Herr der Ringe usw.
    Was ist es dann?
    Es gibt sehr viele Stellen in dem Buch, die meine Gefühle wirklich berühren und in Wallung bringen. Seien es die teilweise blutrünstig-brutalen Andeutungen der Verbrechen der Sklavenhändler (abgezogene Fußsohlen, misshandelte Kinder...) die mich entsetzen obwohl ich nicht wirklich zart besaitet bin.
    Und kurz darauf (Seite 298 + 299) die zarte und wahrhaftige Annäherung Haysos an das Phänomen der Liebe zwischen Mann und Frau. Ein Highlight des Buches.
    Genau das ist es. Ich taumle atemlos durch dieses Buch und werde von Seite zu Seite in immer anderen Gefühle gerissen und ich nehme Teil an den kleinen aber gleichzeitig so großen - weil wertvollen - Einsichten des Lebens.
    Und das ist es auch, was das Buch ausmacht.
    Der Drang, den man verspürt über die schönen Sätze und Weisheiten nachzudenken, sie zu reflektieren.
    Klingt alles ziemlich geschwollen, gell.
    Aber versuche hier zum ersten Mal in einer Leserunde ein Buch zu beschreiben ohne die Begriffe gut und toll usw.
    Also habt Nachsicht. Ich übe noch.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich glaube, das ist das Wichtigste an dieser Geschichte, ein Verbundenheit mit bestimmten, zeitlosen Grundthemen des Lebens.
    Das hätte ich mir jedenfalls gewünscht, dass den LeserInnen eine Verbindung in diese "ferne" Zeit gelingt.


    Viola Alvarez

  • Also, ich habe diesen Abschnitt jetzt auch beendet.


    Zwei Dinge bleiben: Die von Holly erwähnte Taumelei durch eine Geschichte, die zwischen Zartheit und Brutalität schwankt....


    Und die Überraschungen, auf die man überhaupt nicht vorbereitet ist! Ich hätte nie gedacht, daß Kuras derjenige ist, der für den Tod der Fünfzehn, Socho Paktes und die Verwüstung der Steine zuständig ist. Und die Geschichte, daß die 15 ihre Augen opfern mußten, damit Hayso sehen konnte... :anbet :anbet :anbet


    Viola, das ist grandios.


    Aber eine Frage hab ich doch: Der Teutoburger Wald liegt ja nun südlich, Haitabu und Schleswig nördlich der Elbe - davon ist im Buch keine Rede, bis ich das gelesen hatte, war ich gedanklich jetzt irgendwo zwischen Bremen und Hamburg am Wasser, so auf Höhe Cuxhaven. Ist aber nur eine Kleinigkeit, die meinem Lesevergnügen keinerlei Abbruch beschert!


    Im anderen Thread kam die Frage nach den Motivationen der unterschiedlichen Personen. Weil ich hier grade weiß, wie weit die Geschichte fortgeschritten ist, hier schon mal ein paar Gedanken dazu:


    Bei Vyna ist es schlicht und einfach die Flucht und die Verbundenheit mit Kuras. Kuras Gesinnung ist in meinen Augen immer noch irgendwie mit Zweifeln verbunden, was aber auch daran liegen kann, daß ich ihn durch Haysos, des Zweiflers, Augen sehe. Und was Zu´ner angeht, kann ich mir bisher wenig vorstellen, was ihn motivieren könnte, außer der Wille, ein Geschichtenerzähler zu werden. Aber warum er sich auf diese Reise begeben hat (außer, weil Omnaktar es ihm befohlen hat), erschließt sich mir noch nicht.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Verdauen ist der richtige Ausdruck. Und teilweise auch nachforschen. Der Abschnitt mit den verschiedenen Arten, wie die Leute damals sich Monate und Tage und Jahreszeiten "merkten" oder "aufschrieben" muss ich glaub ich nochmal durcharbeiten. Die Sache mit dem Hut habe ich überhaupt nicht verstanden. Aber die Spannung zwang mich erst mal zum weiterlesen. Die immer wieder überraschenden Wendungen - schupps ist Kuras plötzlich weg - sind manchmal für meinen Geschmack etwas zu kurzfristig. Manchmal fehlt mir ein bisschen das episch-langatmige - aber nur weil ich hi und da ein bisschen Zeit zum Durchatmen bräuchte.
    Irgendwie ist mir erst bei Wyschos Tod klar geworden, das Salz nicht nur Salz sondern eigentlich das Zahlungsmittel dieser Zeit ist.
    Hayso hat sich ja ziemlich schnell entwickelt - auch wenn er mir nicht genau vorrechnen konnte, wie lange er wirklich schon unterwegs ist. All die erlernten Fähigkeiten, sehen, jagen, eine Gruppe führen und Entscheidungen treffen. Auch wenn andere sich schon über ihn geärgert haben, ich finde wirklich er muss der Auserwählte sein, denn ansonsten könnte ich mir nicht erklären, wie ein Teenager (habe 2 daheim) sich so grundlegend in einigen Wochen oder Monaten ändert. Natürlich sind die Umstände sehr dramatisch (nicht wie bei mir Zuhause - Gott sei Dank). Und natürlich ist es für die Geschichte notwendig. Aber auch diese Veränderungen muss man erst verdauen.
    Endspurt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es wird mir beim Lesen Eurer Beiträge sehr klar, dass sich meine Wahrnehmung der Trilogiezeit ganz anderes gestaltet als Romanzeitwahrnehmung.
    Hayso soll gar nicht schnell "fertig" werden. Er hat eine Lebensaufgabe vor sich. In diesem ersten Band werden Dinge erklärt, die vielleicht erst im dritten Band relevant werden.
    Ich bemerke aber, dass deswegen viele von Euch Wendungen oder Aussagen als logische Fehler empfinden, oder dass Figuren sehr schnell eingeordnet werden und dann nach dem gegenwärtigen Wissensstand vielleicht nicht überzeugen.
    Das ist sehr lehrreich für mich.
    Der erste Band einer Trilogie ist wie das erste Drittel eines Romans. Ein Handlungsbogen wird geöffnet, Personen werden vorgestellt, ein Konflikt bahnt sich an, hoffentlich ist es spannend.
    Nicht alle Personen konnten bereits aufzeigen, wer sie sind, warum sie tun, was sie tun.
    Vielleicht kann es helfen, diesen Figuren mehr Zeit zu geben, ihnen erst mal zu unterstellen, dass sie einen Grund haben, zu tun, was sie tun, diesen Grund aber noch nicht enthüllen.


    Viola Alvarez

  • Für mich ist beim Lesen eines ersten Bandes einer Trilogie IMMER klar, daß die Geschichte an sich auch als Teil des großen Ganzen gesehen werden muß- und ich mag es sowieso wenn ich Zeit habe, einen Charakter wirklich kennen zu lernen.


    Zu diesem Abschnitt:
    Bei der Befreiung Wyschtos habe ich über das Schicksal der Kinder schwer schlucken müssen. Schlimm war nicht was gesagt wurde, sondern was nicht gesagt, sondern nur angedeutet wurde.
    In Haysos Welt scheint ein einzelnes Leben nicht viel zu zählen, sie scheint hart und grausam. Ich war deshalb ehrlich gesagt kurz davor abzubrechen, habe mich aber dann entschieden weiter zu lesen, weil ich auf Licht im Dunkel hoffe.
    Deshalb hat mich besonders folgende Stelle berührt, nachdem Hayso Kuras und Vyna beobachtet hat (S. 299):
    "Es war unfassbar und schien dennoch aus derselben Wurzel zu kommen. Wie ein Strauch, der Blüten und auch Dornen hat."


    Alles hat zwei Seiten.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Der Abschnitt ist ja wirklich hin und hergerissen zwischen erstaunlicher Zartheit und unglaublicher Brutalität. Ich bin froh, daß diese nicht ausführlich beschrieben ist, meine Fantasie hat mir schon gereicht um aus den Andeutungen grässliche Bilder zu fabrizieren.
    Da sieht man wieder, wie schon in den vorherigen Teilen, daß ein Menschenleben damals einfach nichts wert war. Nicht das Individuum war wichtig, sondern die Masse. Irgendwie erinnert mich das an das heutige China. :gruebel


    Kuras überrascht gleich in mehrfacher Hinsicht: Er hat den 15 die Augen genommen, damit Hayso durch sie sehen kann. Er liebt auch Vyna auf ein ganz zarte, wunderbare Weise. und ist gleichzeitig höchst brutal, als er den Sklavenhändler foltert, für seine Vergehen an den Kindern.


    Ich denke für Hayso sind Kuras' Beweggründe, warum er manchmal so schreckliche Dinge tut, vollkommen im Dunkeln. Trotzdem verliert er sein Vertrauen nicht, ganz tief in ihm ist wohl etwas, das an Kuras glaubt, auch wenn er nicht weiß, warum.
    Und das Kuras ihn „kleiner Bruder“ nennt, als sich ihre Wege trennen ist für ihn natürlich besonders wichtig.


    Die Szene in der Wyschto von Zun’er nach Hause gesungen wird, hat mich zu Tränen gerührt. Zun’er hat die absolut richtigen Worte gefunden, für das was Wyschto war.
    Erschreckend, dass Haysos Weggefährten sterben sollen, wenn sie Hayso das gelehrt haben, was er lernen muss. Ich kann Hayso verstehen, dass er nicht mehr lernen möchte um seine neuen Freunde nicht zu verlieren.
    Allerdings ist das ja schier unmöglich.

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Für mich ist beim Lesen eines ersten Bandes einer Trilogie IMMER klar, daß die Geschichte an sich auch als Teil des großen Ganzen gesehen werden muß- und ich mag es sowieso wenn ich Zeit habe, einen Charakter wirklich kennen zu lernen.


    Zu diesem Abschnitt:
    Bei der Befreiung Wyschtos habe ich über das Schicksal der Kinder schwer schlucken müssen. Schlimm war nicht was gesagt wurde, sondern was nicht gesagt, sondern nur angedeutet wurde.


    :write


    Mich fasziniert die schon von streifi genannte Ambivalenz von Grausamkeit und Zartheit ebenfalls, sie macht die Geschichte rund und glaubwürdig und vermittelt Hoffnung und Nähe zu den Ereignissen und Figuren. Gefällt mir sehr gut!

  • Ich bin geschockt. Ehrlich.
    Selten hab ich so was grausames gelesen wie die Folterszene mit Kuras. Und dass er "weggetreten" war macht es auch nicht besser denn im Grunde meines (Leser)herzens vertraue ich ihm und will ihm vertrauen. Wenn er allerdings so durchdrehen kann. *schluck*
    Ich kann mir zwar denken, dass bei Vyna und Kuras irgend etwas vorgefallen sein wird, das mit Kindern bzw. Vynas Kind zu tun hat.
    Trotzdem ... Ich glaube, es ist wieder die Sprache an der ich da hänge, sie ist in dieser Szene genauso unbeteiligt wie Kuras selbst. Und das macht die ganze Schilderung noch viel eindringlicher und brutaler.


    Haysos Entwicklung vom nichtsnutzigen Kind zum Anführer der Gruppe fand ich auch etwas zu rasant. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie damit zu tun hat, dass die Gefährten sterben müssen, wenn sie ihr Wissen an Hayso weitergegeben haben.


    Generell muss ich sagen, dass ich die Figuren in Bücher normalerweise nicht so hinterfrage wie ich es bei einer Leserunde tue. Gut, Hayso und sein "Sehen" wäre mir wahrscheinlich in jedem Buch aufgestossen, aber in der Regel denke ich, dass die Figuren so wie sie sind schon einen Sinn haben und ich nicht sofort jeden verstehen muss.
    Weswegen es auch nichts ausmacht, dass ich nach wie vor keinen Plan habe wie Zun'er in die Geschichte passt.

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  • Da ich Morgen und übermorgen nicht hier sein werde, um neue Posts zu lesen, möchte ich kurz zu verschiedenen Fragen Stellung nehmen.


    Vielen Dank erstmal für den Link zum "Berliner Goldhut", der tatsächlich als ein Kalender gedient haben soll.


    Die Reisezeit beträgt in etwa fünf Monate, wie Hayso versucht vorzurechnen. 40 Tage davon verbringt er bei Omnaktar.


    Die übrigen Monate der Reise rechtfertigen es m.E. schon, seine Persönlichkietsentwicklung als glaubhaft zu verstehen.
    Menschen, die sich außerhalb ihres vertrauten Umfeldes bewegen, namentlich, wenn sie mit so existentiellen Krisen und Gefahren konfrontiert werden wie Hayso, zeigen bemerkenswerte Veränderungsprozesse, die sicher nicht mit einer Veränderung im normalen Wachstum oder unter regulären Bedingungen verglichen werden kann.


    Es fällt mir natürlich schwer, auf Hinweise einzugehen, die letztlich verdeutlichen, dass einige von Euch die Geschichte nicht wirklich überzeugt.
    Hätte ich sie nicht als überzeugend empfunden, hätte ich sie anders geschrieben, viel mehr kann ich dazu nicht sagen, habe aber einiges daraus lernen können.


    Und ich empfinde den Fantasy-Ausdruck nicht als Beleidigung, es war nur nicht meine Intention, Fantasy zu schreiben, aber das habe ich bereits ausgeführt.


    Ich schreibe am Wochenende noch mal eine Abschiedsstellungnahme, in der ich dann auch noch auf weitere Fragen eingehen werde, falls noch welche kommen.
    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Ich taumle atemlos durch dieses Buch und werde von Seite zu Seite in immer anderen Gefühle gerissen und ich nehme Teil an den kleinen aber gleichzeitig so großen - weil wertvollen - Einsichten des Lebens.
    Und das ist es auch, was das Buch ausmacht.
    Der Drang, den man verspürt über die schönen Sätze und Weisheiten nachzudenken, sie zu reflektieren.
    Klingt alles ziemlich geschwollen, gell.


    Nein, überhaupt icht. Mir geht es genauso wie Dir. Es stecken so viele kleine Weisheiten in Haysos Entwicklung, in seinen Gedanken - da muss man sich einfach beschäftigen, sie ggf. auch ein weiteres Mal lesen.


    Haysos Entwicklung fand ich nicht zu rasant. Dadurch, dass es keine konkreten Zeitangaben gibt und er selber auch nicht weiß, wieviel Zeit genau vergangen ist, fand ich seine körperliche Entwicklung, die mit Sicherheit auch vom Stress und den äußeren Bedingungen beeinflusst wurde, glaubhaft und nachvollziehbar. Wenn ich jetzt hier lese, dass ungefähr fünf Monate vergangen sind, mindert das für mich nicht die Glaubhaftigkeit. Man schaue sich Leute an, die durch körperliche Aktivtäten in fünf Monaten zig Kilos abnehmen. Sein Körper formt sich, aber er entwickelt sich ja nicht zum Hulk ;-)


    Auch geistige Entwicklung kommt für mich nicht zu schnell rüber. Zum einen wirken hier ein bisschen die Kräfte von Socho, zum anderen war er ja von Anfang an nicht dumm sondern hat sich hinter seinem Hasenherz versteckt.

  • Ausserdem ist das auch ein Alter, in dem das passiert. (Ich war entsetzt ueber die Veraenderung, die meine Teenager in der Zeit durchgemacht haben - es ist ein Riesensprung, der praktisch aus dem Nichts kommt. Und dabei faellt mir ein: Fuer mich ist "Der Himmel aus Bronze" auch eine eigene Art von Coming-of-Age-Roman)


    Ich schliesse mich Bouquineur an: Ich fand Hayso eingeschuechtert. Aber nicht toericht. Und seine Entwicklung war fuer mich glaubhaft.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich fand das Gespräch von Vyna und Hayso über Liebe sehr schön...aber auch generell schwelge ich weiter: Violas Stil sagt mir einfach zu.


    Traurig ist dass die "Gefährten" sterben müssen, wenn Hayso von ihnen gelernt hat. Hayso ist für mich ein glaubwürdiger Protagonist, auch seine schnelle Veränderung verwundert mich nicht, man erkennt ja immer noch Spuren von dem unsicheren, selbstmitleidigen Jungen, der er am Anfang war.


    Langsam kann ich mir sowohl von Kuras, wie auch von Vyna und Zu`ner ein Bild machen. Kuras ist extrem mutig und selbstlos, finde ich. Ein richtiger Held! Und Vyna ist irgendwie melancholisch, aber auch jemand der zupackt. Ein schöne Kombination. Ich bin gespannt wie sich Zu'ner noch weiterentwickelt.


    Sehr interessant fand ich den Kalenderhut: davon habe ich noch nie gehört, werde aber wohl mal recherchieren. Es stimmt: wer über die Zeit bestimmt und sie zählen kann, hatte wohl damals Macht. Ich bin sehr gespannt was Hayso sich da noch einfallen lässt/herausfindet, zeittechnisch gesehen. Spannend war der Vergleich von der Männerzeit (Sonne) mit der Frauenzeit (Mond). Frauen hatten ja immer schon ein körperliches Zeitmessmittel...


    Und vor allem will ich natürlich wissen, was jetzt in Nan'tukai geschieht. Der Abschnitt endete ja auch mal wieder sehr spannend!

  • Ein Abschnitt in dem wahnsinnig viel passiert! Und so spannend, dass ich nur ungerne das Lesen unterbrochen habe (aber ich Dämlack hatte gestern das Buch in der Arbeit vergessen und konnte erst heute weiterlesen! :bonk)


    Einen der vier Goldhüte (den Goldkegel von Ezelsdorf-Buch) habe ich schon selbst im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg gesehen. Er steht dort repräsentativ als Symbol für alle Fundstücke aus der Bronzezeit. Das Ding ist echt ganz schön groß! :wow Hab ihn auch anhand der Beschreibung im Buch sofort erkannt.


    Die Geschichte mit den Sklavenhändlern ist der bisher brutalste und grausamste Teil des Buches. Wyschto werden die Fusssohlen abgezogen, damit er nicht mehr fliehen kann, die Kinder werden reihum regelmäßig vergewaltigt, geschlagen, gequält. Hayso macht sich das erste mal Gedanken darüber woher Sklaven stammen, dass sie auch mal ein anderes Leben hatten und dass sie überhaupt Menschen sind, ebenso wie er. Vielleicht ist das das wichtigste, was er von Wyschto lernen konnte.
    Kuras' Vergangenheit wird immer interessanter. Hat er selbst in seiner Kindheit etwas Schlimmes erlebt oder jemand den er sehr liebte? Woher der Schwur die Kinder zu beschützen bzw. zu rächen? Es scheint ja wirklich fast so, als ob er da total ausklinkt, irgendwas in seinem Kopf schaltet auf rot als er den Sklavenhändler foltert. Mit Vyna verbinden ihn offenbar sehr tiefe Gefühle. Ich finde es schön, wie Vyna das beschreibt. Ein hauchdünnes, zartes Gewebe inmitten dieses Albtraums aus Gewalt und Angst.


    Stjan ist eine merkwürdige Figur. Obwohl er selbst als Sklave verkauft werden sollte und sicherlich nicht anders behandelt wurde als seine Mitgefangenen erhält er sich seine Arroganz und seinen Stolz und kann damit als Einziger vermeiden gebrochen zu werden. Alle anderen sind "richtige" Sklaven, die haben doch nichts anderes verdient, aber sein hiersein ist ja wohl nur ein dummes Missverständnis! Mal sehen ob sich noch herausstellt, warum/wie er bei den Sklavenhändlern gelandet ist.


    Die "Kugeln des Vergessens" hätte ich jetzt als Tollkirschen interpretiert, das Gift aus der Erde klang für mich ziemlich klar nach Quecksilber.


    Einige der Geheimnisse des Buchbeginnes werden nun gelüftet. Kuras nahm den Kriegern die Augen, damit Hayso sehen kann. Wow. Ich hatte ja im entsprechenden Abschnitt erwähnt, dass das für meinen Geschmack doch ein bisschen arg übertrieben ist. Aber Rückblickend mit dieser Erklärung muss ich sagen, es passt! Von Kuras stammen auch die Wandbehänge, er hat sie in einer Trance gesehen.
    Außerdem schoß er den Pfeil auf Hayso, der ihm später noch gute Dienste geleistet hat. Er hat ihn also die ganze Zeit schon im Hintergrund beschützt. Die Szene als er sich verabschiedet um mit den Dienern des Meisters zu gehen war ein weiterer leiser, großer Moment dieses Abschnittes. Als er seine Stirn an Haysos presst und "Kleiner Bruder" sagt, ist das rührend im besten Sinne des Wortes.


    Wyschto erliegt tatsächlich seinen Verletzungen. Das Wundfieber und vermutlich eine Blutvergiftung waren einfach nicht mehr aufzuhalten. Er gibt Hayso noch eine letzte "Prophezeiung" mit auf den Weg: die Gefährten bleiben so lange, wie Hayso von ihnen lernen kann, danach gehen sie, einer nach dem anderen. Da Wyschto als erster "geht" und stirbt, zieht Hayso und mit ihm der Leser, den Schluß, dass auch alle anderen sterben und so nimmt er sich ganz fest vor so wenig wie möglich von seinen Freunden zu lernen (das nimmt teilweise sogar komische Formen an: "Vielleicht kochte ich dann eines Tages einen Hasen, und kurze Zeit später würde Vyna tot umfallen. :yikes"). Aber es wurde ja nur gesagt "gehen". Vielleicht verlassen sie ihn ja auch wirklich nur. Hoffe ich zumindest. Sie sind mittlerweile zu einer starken Gemeinschaft zusammengewachsen und ich habe sie alle gern.


    Die Todesklage oder -Lied von Zun'er für Wyschto ist wirklich passend gewählt. Vielleicht wird ihn gerade das zu einem besonderen Geschichtenerzähler machen. Denn wie viel emotionaler kann man erzählen, wenn man selbst so etwas erlebt hat? War das vielleicht auch Zun'Ers Beweggrund Hayso zu begleiten? Etwas zu erleben? Bei der Entstehung einer neuen Legende hautnah dabei zu sein? Eine weitere große Szene von Zun'er kommt gegen Ende des Abschnittes: Er muss Hayso versprechen, ihn an die Nacht von Wyschtos Befreiung zu erinnern, sollte er jemals vergessen was falsch und was richtig ist. Vermutlich hat Hayso Angst vor seiner eigenen Schwäche und fürchtet, den Verlockungen des Dunklen Meisters anheim fallen zu können. Ich habs im Gefühl, diese Szene, dieses Versprechen wird noch einmal sehr wichtig sein.


    Hayso glaubt dem "Geheimnis des Himmels" näher gekommen zu sein. Ein Kalender zur Bestimmung der Tage. Aber so etwas "profanes" kann es doch nicht sein. Sicher, in seinem Dorf wäre es ein Wunderding, aber in Na'ntukai gibt es ja laut Stjan durchaus andere Mittel so etwas zu bestimmen. Hat es vielleicht mit bestimmten Gestirnskonstellationen zu tun?


    Unsere "Helden" stehen vor den Toren Na'ntukais, der letzte Abschnitt des ersten Buches bricht an und die Wache rennt genau auf sie zu. Das klingt nach einem verdammt guten Grund sofort weiterzulesen. :grin

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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