'Der Himmel aus Bronze' - Seiten 001 - 097

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Und ich möchte ganz deutlich sagen - Viola hat es ja schon sehr diplomatisch angedeutet - weiterlesen hilft. Bin schon auf Seite 250 - weiß also wovon ich schreibe.
    Bei diesem Buch merkt man doch nach 10 Seiten schon, dass man einfach zu wenig Infos hat, das hinter jedem "Stein" ein Geheimnis lauert, das nur Weiterlesen Klarheit bringt. Gerade das macht das mythische und stimmungsvolle an der Geschichte aus. Man wird hineingeworfen und bekommt erst nach und nach Lösungen für all diese Rätsel. Siehe z.B. die 15 Toten vor dem Tor. Wie sie gestorben sind ist selbst für eifrige und kreative Leser sehr überraschend, finde ich.


    :write :write :write

  • Zitat

    Original von Caia
    Ich weiß, wie hilfreich sowas für Autoren ist, möchte aber vermeiden, daß der Eindruck entsteht, daß es mir genauso geht!!!


    Mir geht es auch nicht so.
    Ich habe den Eindruck, Hayso zusehen, ihn beobachten und auch in ihn hineinsehen zu koennen, ohne ihn - was mich sehr stoeren wuerde - staendig erklaert zu bekommen.
    Die Art wie er sich als Sehbehinderter bewegt, war mir so greifbar, dass ich die Augen zu Schlitzen kneifen und es ausprobieren musste.


    Konstruiert finde ich ihn also ganz und gar nicht, sondern sinnlich, lebendig und nah.
    Dass er einem festgefuegten, fremden Kulturkreis (das Wort finde ich nicht ganz passend, suche ein besseres aber gerade vergeblich) angehoert, ist klar spuerbar, mir gefaellt sehr, dass er eindeutig als Mensch seines Kulturkreises denkt, empfindet und handelt, dass er aber auch ein blutjunger, von Selbstzweifeln und Gefuehlen der Wertlosigkeit gequaelter Mann und als solcher an keinen Kulturkreis gebunden ist. Mir ist er fremd, aber nicht fremd. Wenn das einen Sinn ergibt.


    Ich finde das Buch wunderschoen, mosaikhaft und lese es fast atemlos.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Beowulf
    Das alles gefällt mir, aber ein kleines bisschen größere Schrift wäre schön.


    :write Das geht mir genauso. Ohne Brille (bzw. mit der falschen) ist das Lesen etwas anstrengend.
    Davon abgesehen ist das Buch wirklich gut ausgestattet. Leineneinband - LEINEN! :-] Seit Ewigkeiten habe ich kein neueres Buch mehr in Händen gehabt, das in Leinen gebunden ist! Dabei ist das mein absolutes Lieblingsmaterial für Bucheinbände. (Leder, oder auch Halbleder mag ich überhaupt nicht.) Lesebändchen ist dann ja schon fast obligatorisch, schade nur, daß man dann dem Buch nicht noch eine Fadenheftung gegönnt hat. Das ist das I-Tüpfelchen, was noch fehlt.


    Hayso ist mal eine ganz andere Art von Held. Das mit den Nichtsehen kann ich ausprobieren, wenn ich ohne Brille das linke Auge zukneife. Auf dem rechten bin ich sehr kurzsichtig, und habe wirklich einen „Farbbrei“ (wie es irgendwo im Buch hieß) vor mir.


    Auf Seite 25 oben ist mir ein Satzfehler aufgefallen: das müßte sicherlich „das knurrend und doch körperlos herumschlich, bereit, Beute zu schlagen“ statt - wie da steht - „das kurrend und körperlos herumschlich, breit, Beute zu schlagen“ heißen.


    Mit den „Steinen“ hatte ich Vorstellungsprobleme. Ursprünglich hatte ich an eine Ansammlung von Menhiren gedacht, das paßte aber zum weiteren Geschichtenverlauf nicht. Dann fiel mir Newgrange ein, nicht von außen, aber was das Innere betrifft.



    Zitat


    Je nach Bedarf kann er anscheinend sehen oder nicht denn die Stickereien auf den Gürteln der Toten erkennt er nicht, jedoch die Zeichen auf dem Lederband am Baum...


    Das kann ich mir schon vorstellen. Mit dem rechten Auge sehe ich keine 30 cm weit deutlich, danach verschwimmt alles. Doch alles näher als 30 cm kann ich scharf und deutlich sehen. Wenn Hayso also so dicht an die Gegenstände ran geht, muß das schon auch für ihn zu sehen sein.



    Die bronzezeitliche Welt ist mir doch sehr fremd und ich tue mich etwas schwer, mich zurechtzufinden. So ein bißchen habe ich ein Personenverzeichnis und vor allem ein Glossar oder Nachwort mit einigen Erklärungen, zum Beispiel zur Zeitrechnung (mit der ich überhaupt nicht klar komme) vermißt.


    Ansonsten tappe ich zum Ende des ersten Abschnittes noch ziemlich im Dunkeln, was da vor sich geht, wer wer ist und was eigentlich hinter all den Vorgängen steckt.



    * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *


    Zitat

    Charlie
    Und noch: Gibt es eine einfache Einfuehrung in Epoche und Kulturraum?


    Ich habe vor einiger Zeit schon mal ein Buch aus der Zeit der „Himmelsscheibe“ gelesen und wollte mehr wissen. Drei Bücher sind mir damals aufgefallen und ich habe sie mir gekauft. Leider habe ich sie noch nicht gelesen (bei meinen SuB kein Wunder), aber vielleicht helfen Dir die Angaben weiter. Das erste sollte für Dich leicht zu bekommen sein:



    A. F. Harding „European Societies in The Bronze Age“
    The Bronze Age, roughly 2500 to 750 BC, was the last fully prehistoric period in Europe and a crucial element in the formation of the Europe that emerged into history in the later first millennium BC. This book focuses on the material culture remains of the period, and through them provides an interpretation of the main trends in human development that occurred during this timespan. It pays particular attention to the discoveries and theoretical advances of the last twenty years that have necessitated a major revision of received opinions about many aspects of the Bronze Age. Arranged thematically, it reviews the evidence for a range of topics in cross-cultural fashion, defining which major characteristics of the period were universal and which culture and area-specific. The result is a comprehensive study that will be of value to specialists and students, while remaining accessible to the non-specialist. (Quelle: Amazon)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das zweite ist das:


    Harald Meller: Der geschmiedete Himmel. Die Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren
    Der Begleitband zur Landesausstellung rund um die berühmte Himmelsscheibe von Nebra gibt einen einzigartigen Überblick zu den spannendsten Aspekten bronzezeitlichen Lebens um 1600 v. Chr. - einer Zeit, als Europas Kulturen weiträumig in regem Austausch standen.
    Harald Meller ist seit 2001 Landesarchäologe in Sachsen-Anhalt und Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Er trug maßgeblich zur sicheren Wiederbeschaffung der Himmelsscheibe von Nebra bei. (Quelle: Amazon)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Und das dritte:


    Manfred Moosauer: Bernstorf: Das Geheimnis der Bronzezeit
    Das „bayerische Troja“ - Bernstorf, die versunkene Stadt der Bronzezeit, zählt zu den spannendsten Fundorten der Vorzeit in Deutschland. Sensationelle Funde wie das „Bernsteingesicht“, das älteste Kronendiadem Mitteleuopas und ein Siegel aus dem kretisch-mykenischen Raum belegen die engen Beziehungen der bronzezeitlichen Kulturen zwischen Ostsee und dem fernen Ägypten: Zeugen aus einer Zeit, als Mitteleuropa in die Geschichte eintrat und Bronze, Gold und Bernstein die Welt veränderten. Diese aktualisierte und erweiterte Neuauflage präsentiert die neuesten Funde von Bernstorf mit aktuellen Forschungsergebnissen und attraktiven Farbabbildungen. (Quelle: Amazon)
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Die bronzezeitliche Welt ist mir doch sehr fremd und ich tue mich etwas schwer, mich zurechtzufinden. So ein bißchen habe ich ein Personenverzeichnis und vor allem ein Glossar oder Nachwort mit einigen Erklärungen, zum Beispiel zur Zeitrechnung (mit der ich überhaupt nicht klar komme) vermißt.


    :write Das ist bisher aber auch mein einziger Kritikpunkt. Personenverzeichnis mache ich mir beim Lesen meistens selbst, aber eine Zeit oder ungefähre Ortsangabe (wo befinden wir uns? In Europa? Und wo dort? Auf dem heutigen Gebiet von Frankreich, Spanien, Deutschland?), sowie ein kleiner Glossar wäre sicherlich nicht schlecht gewesen.


    Heutzutage werden ja viele Geschichten gerne aus der Perspektive eines Anti-Helden erzählt. Er hat meist mehr Deckungspunkte mit den Lesern als ein strahlender Recke und weckt so Sympathien. Wir haben hier also einen dicklichen, extrem kurzsichtigen Teenager, einen Waisenjungen der bei seiner Tante und seinem versoffenen Onkel als Außenseiter lebt. Das wäre heutzutage schon ein ziemliches Handycap. Wie aber muss es gewesen sein zu einer Zeit, als es keinerlei Hilfsmittel gab um die schlechten Augen zu überwinden? Ich bin schon hilflos wenn ich nach dem Aufstehen nicht gleich meine Brille finde (Brille suchen ohne Brille... eine Tortur!), für Hayso bedeutet es den völligen Ausschluss aus seiner Kultur. Er kann nie Jäger werden oder ein anderes Handwerk erlernen, und falls er es doch könnte, scheint niemand bereit zu sein, ihm dazu eine Chance zu geben. Er ist der Nichtsnutz, der Schmarotzer dieser kleinen Dorfgemeinschaft. Ständig in der Furcht lebend, einmal als Opfer für die Götter ausgewählt zu werden. Allein Nohm, der Schwestersohn seiner Tante, empfindet so etwas wie Mitleid und vielleicht sogar etwas Freundschaft für ihn. Hoffentlich wird es für Nohm nicht zum Verhängnis.
    Kurz und gut: Für mich ist Hayso ein sehr interessanter und starker Charakter, gerade dadurch, dass er sich mit diesen vielen Nachteilen herumschlagen muss.


    Die Machtstrukturen im Dorf erscheinen einem brutal und sehr blutrünstig. Aber man bekommt im Verlauf der ersten 100 Seiten schon mit, dass es dabei nicht wirklich um ein "Durchschnittsdorf" für diese Zeit handelt. Die Alten wurden (so deutet es sich an) vergiftet und mit ihnen gerieten die Riten und kulturellen Handlungen in Vergessenheit. Ein Emporkömmling hat sich selbst zum Häuptling geputscht und hält alle mit Angst unter Kontrolle. Doch wie wir erfahren, ist er selbst nur ein kleines Licht in einem größeren Plan. Ein geheimnisvoller "Meister" und dessen Untergebener "Herr" ziehen an seinen und Eghars Fäden mit dem Ziel das Dorf auszulöschen oder zumindest weiter weg von den Steinen zu bringen.


    Alles dreht sich um die geheimnisvollen Steine des Gorr. Welches Rätsel geht von ihnen aus? Wer ist der alte Fuchszauberer, wer die 15 toten Krieger? Und wie kann das alles auf den Wandteppichen gewesen sein, wenn es gerade erst passiert ist? War es eine Prophezeiung? Oder ist das alles schon einmal passiert?
    Ich bin gespannt woher die mysteriöse Stimme stammt. Ist es wirklich der Geist des toten Zauberers der Hayso Mut zuspricht? Oder bildet er es sich in seiner Verzweiflung nur ein? Woher wusste er, was er bei dem toten Zauberer sagen musste oder war das einfach das spontane Bedürfnis zu helfen und sich jemandem zugehörig zu fühlen, das ihn kreativ werden ließ?


    Eine Menge Fragen und das ist immer gut am Anfang eines Buches, es zieht einen zum Weiterlesen. ^^


    P.S.: Meine Lieblingsstelle in diesem Abschnitt war übrigens: "Ich bin Hayso. Mein Name birgt Gefahr für alle, die ihn hören." Passt sehr gut zu einer Einleitung.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Uiuiui, natürlich sag ich meine Meinung und spreche nicht für die gesamte Leserunde, das sollte aber auch klar sein.
    Aus diesem Grund finde ich es etwas befremdlich wenn du, Caia, dich so deutlich von mir abgrenzen musst. :rolleyes


    Und was das Weiterlesen betrifft: Hier geht es um die Seiten 0-98, was ich in hundert Seiten über Hayso denke sage ich dann.
    Außer es ist hier nicht erwünscht sich zu äußern wenn man dem Gelesenen nicht unkritisch huldigt. Der Eindruck drängt sich mir leider gerade auf.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von ratta ()

  • Ich bin jetzt ein bisschen überrascht von der unterschwelligen Schärfe, die diese Diskussion annimmt.
    Ich hatte mich ausdrücklich für die kirtischen Betrachtungen bedankt und respektiere ohne Frage die Meinung jedes einzelnen Lesers als eben das - eine individuelle Meinung und Rezeption.
    Dass ich jedoch eine kritiklose Huldigung eingefordert/gefördert hätte, möchte ich zurückweisen.
    Vielleicht ist das jetzt ein Missverständnis, dann möchte ich noch mal ausdrücklich sagen, dass ich die Kritischen Anmerkungen begrüße, weil sie mir in jedem Fall neue Sichtweisen aufzeigen. Mehr will ich zu diesem Thema wirklich nicht schreiben.


    Zu den anderen Fragen.
    Wir befinden uns in Deutschland. Die Wälder des Gorr sind in etwa identisch mit dem Teutoburger Wald, die Steine des Gorr ähneln äußerlich den dort befindlichen Externsteinen. Spätere Handlungsorte liegen im Norden zur Küste hin, ich habe bereits auf eine diesbezügliche Frage zwei genaue Anhaltspunkte genannt.
    Zum Zeitraum habe ich ebenfalls bereits etwas geschrieben.
    Aus den dort erklärten Gründen haben wir eine Zeitangabe nicht eingeschlossen.
    Die Idee mit dem Glossar finde ich hilfreich und werde sie weiterleiten.


    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von ratta
    Uiuiui, natürlich sag ich meine Meinung und spreche nicht für die gesamte Leserunde, das sollte aber auch klar sein.
    Aus diesem Grund finde ich es etwas befremdlich wenn du, Caia, dich so deutlich von mir abgrenzen musst. :rolleyes


    Ratta, tut mir leid, wenn das zu harsch rübergekommen ist - ich gestehe natürlich jedem seine Meinung zu!! Es war mir wichtig, deutlich zu machen, daß ich es eben anders sehe - und gut. Es war keine Absicht, mich irgendwie wertend darüber zu äußern, sondern nur, mein Sicht der Dinge darzulegen. Vielleicht habe ich dabei ein wenig zu hart formuliert, um eindeutig zu machen, sorry dafür.


    Viola, Teutoburger Wald ist ja spannend.... Da komm ich ja auch her (bin aus Ostwestfalen, Du ja aus dem Lippischen, hab ich gelesen). Ich kann mir das gut vorstellen, was mir im Buch aber bisher irgendwie dann fehlte, war das Bergige, was dort doch schon vorkommt. Das wurde bisher nicht erwähnt.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • So, jetzt bin ich auch durch den Abschnitt durch. Die Sprache ist wieder wunderschön, Haysos Welt entsteht vor einem inneren Auge lebendig und real. In diesem ersten Abscnitt werden viele Fragen aufgeworfen, die zu weiterlesen schon fast zwingen.
    Ich bin selbst ziemlich kurzsichtig, habe über 6 Dioptrin auf beiden Augen. In einem Urlaub musste ich mal 14 Tage ohne Brille zubringen, nachdem die auf meiner Nase in der Donau gelandet ist und die Ersatzbrille daheim lag. Insofern kann ich Haysos Gefühle und sein Erleben gut nachvollziehen und ich bewundere sein System mit dem Schrittzählen. Dass er manche Dinge nicht sieht, halte ich nicht für konstruiert, schließlich kann er sich den Männern nicht so nähern wie dem Lederband und unter einer Schicht Eis, sei es noch so klar, hätte wahrscheinlich auch ein Normalsichtiger Probleme, Einzelheiten zu erkennen.
    Kann es sein, dass auf Seite 23 zweite Zeile von oben ein Wort fehlt, "Augen" vielleicht? Von ihm hatte ich die dunklen (Augen) und die schwarzen Haare.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ein Wort noch, dann würde ich wirklich gern zum Buch zurückkommen.
    Viola, du warst nicht gemeint, deswegen hab ich Caia auch explizit angesprochen und Caia, ja, das kam schon ein bischen merkwürdig rüber, da hab ich mich tatsächlich ausgegrenzt gefühlt.


    Egal, ich glaub wir sind uns in einem einig, es ist ein tolles Buch und zumindest ich hab leider geade überhaupt nicht genug Zeit es so zu lesen wie ich das gerne möchte. :cry
    Weshalb ich mich auch verziehen werde um endlich mal über Seite 60 rauszukommen.

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  • An den Schreibstil musste ich mich erst wieder gewöhnen, aber nach dem ersten Abschnitt hat er mich dann vollends gepackt. Auf den Schreibstil muss man sich einlassen, darf sich ihm nicht versperren. Ich hab gestern lange nach einem Begriff gesucht, mit dem ich ihn umschreiben würde. Hätte ich nur einen Begriff, würde ich sagen: intim.
    Es ist fast so, als würde man ein Tagebuch lesen. Durch die Ich-Form und Haysos Wortwahl ist es so, als wäre man in seinem Kopf und das macht es wirklich sehr persönlich. Ich bin kein Beobachter, ich bin Hayso, wenn ich lese.


    Die Bronzezeit ist bei mir bislang eher ein weißlicher Fleck auf meiner literarischen Landkarte, auch wenn mir die Himmelsscheibe von Nebra vertraut ist. Aber die Zeit liegt mir, stelle ich beim Lesen fest :-)


    Ich bin gespannt, wie sich Hayso entwickelt und freue mich auf den nächsten Abschnitt.

  • Guten Morgen,


    was ich sehr interessant finde, ist, dass der Einstieg ins Buch offensichtlich stark davon beeinflusst ist, ob Hayso in seiner Unzulänglichkeit sympathisch ist - oder eben nicht.
    Da er in diesem Fall eine Geschichte über drei Bände lang trägt, ist das natürlich ein großes Risiko.
    Spannend zu wissen wäre für mich, was würde einen "besseren" Helden ausmachen, also den, mit dem die Identifikation leichter fiele.
    Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, ist es ein Kennzeichen des mythologischen Helden, ein Leid in sich zu tragen, die sog. "healing wound", heilende Wunde. Die Kurzsichtigkeit Haysos ( als Wunde auf physischer Ebene) hat hier ja sehr gespaltene Reaktionen hervorgerufen. Seine Elternlosigkeit und soziale Unverbundenheit ebenso.
    Ich bin also sehr gespannt, was diejenigen, denen Hayso nicht gefallen hat, besser gefunden hätten.


    Vielen Dank,


    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von Viola Alvarez
    was ich sehr interessant finde, ist, dass der Einstieg ins Buch offensichtlich stark davon beeinflusst ist, ob Hayso in seiner Unzulänglichkeit sympathisch ist - oder eben nicht.


    Hayso kann ich in diesem Abschnitt noch nicht genug einschätzen, um jetzt schon sagen zu können ob ich ihn mag oder ob ich ihn nicht mag. ich lerne ihn ja gerade erst kennen :-)
    Ich glaube, er hat Potenzial und er wird sich entwickeln. Seine Kurzsichtigkeit empfinde ich nicht als Makel oder als Problem.


    Was einen besseren Helden ausmacht? Ich weiß es nicht. Ich glaube, fast alle haben von klein auf die Vorstellung, dass Helden immer stark und perfekt sind und so rechnen wir auch in den Büchern, die wir lesen, von Beginn an mit einer starken und mutigen Identifikationsfigur.


    Hier haben wir nun jemanden, der sich erst beweisen muss, der erst lernen muss, mutig zu sein und seinen Mann zu stehen. Der vielleicht die gleichen (körperlichen) Probleme und das gleiche Hasenherz hat wie wir. Er ist uns ähnlich und vielleicht mag man sich gerade deshalb - noch - nicht mit ihm identifizieren. Man vergisst aber auch leicht, dass er noch so jung ist. Selbst wenn man damals schneller erwachsen wurde, ein Held war man in dem Alter mit Sicherheit trotzdem noch nicht.

  • Leider kann ich erst heute in die Leserunde einsteigen, da ich derzeit einige Managementbücher durcharbeiten muß. Gerade eben habe ich mir als Pause die ersten Seiten von "Der Himmel aus Bronze" gegönnt - und bin sehr angetan.


    Als ich hörte, daß Viola Alvarez eine Trilogie schreiben wird, habe ich mich sehr gefreut, als ich hörte, daß sie in der Bronzezeit spielt, dachte ich, na gut, sie hat mich ja schon oft mit Themen überrascht, die mich eigentlich nicht anziehen würden.


    Ich gestehe, ich habe mit Romanen zu dieser Zeit so meine Probleme, weil ich mit den esoterischen Erdmutteransätzen, die häufig darin aufgegriffen werden, irgendwie nichts anfangen kann. Ich bin also sehr gespannt, ob solche Ansätze noch auftauchen, obwohl ich sie auf den ersten Seiten wohltuenderweise nicht vorgefunden habe.


    Sprachlich hat mich "Der Himmel aus Bronze" sofort wieder gefangen genommen und mir gefällt es die Geschichte aus der Perspektive von Hayso erzählt zu bekommen.


    Die ersten beiden Kapitel beinhalten schon so viel, daß ich sie eigentlich gleich noch einmal lesen müßte. Die Strukturen des Dorfes finde ich sehr interessant, auch die Übertragbarkeit auf heutige Strukturen. Rinn ist aus meiner Sicht zwar kein sympathischer aber ein sehr spannender Charakter. Auch der gruppendynamische Prozess im Dorf ist interessant. Ist ein Opfer oder ein Sündenbock gefunden, ist für alle die Ordnung wieder hergestellt und die vorherige Angst und Betroffenheit weicht der Erleichterung. Alles kann wieder sein wie zuvor. Der Anti-Held Hayso erkennt diese Strukturen sehr wohl, kann sein Wissen aber leider nicht nutzen, um Änderungen herbei zu führen. Seine Waffen sind stumpf und stumm.


    Ich freue mich schon auf meine nächste Arbeitspause, wenn ich wieder weiterlesen kann.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Was einen besseren Helden ausmacht? Ich weiß es nicht. Ich glaube, fast alle haben von klein auf die Vorstellung, dass Helden immer stark und perfekt sind und so rechnen wir auch in den Büchern, die wir lesen, von Beginn an mit einer starken und mutigen Identifikationsfigur.


    Ich glaube, das Problem ist, überhaupt eine Identifikationsfigur in einem Roman zu erwarten. Warum muß ich mich als Leser denn überhaupt mit einem oder mehreren Protags identifizieren? Eine Geschichte kann doch auch ganz wunderbar sein, wenn ich mich mit keiner der Figuren identifizieren kann! Das heißt nicht, daß ich nicht vielleicht in jeder auch Eigenschaften von mir entdecken kann.