'Das Jadepferd' - Seiten 001 - 091

  • Hallo SteffiB,
    hallo harimau,
    es ist wirklich schön, dass ihr beide hier noch reinschaut und trotz neuer Verpflichtungen Zeit für einzelne Leser/innen wie mich findet.
    Und ich freue mich riesig, dass es wieder was Schönes zum Lesen gibt ("nach dem Buch ist vor dem Buch"). Prima.. :wave

  • Nachdem ich mich gestern am späten Abend spontan entschlossen habe mit Schubi ein Mininachtragsleserunde zu starten, habe ich heute bereits mit diesem Buch begonnen und der erste Leseabschnitt ist bereits gelesen. :-] Ich hab mir dabei fleissig Notizen gemacht und beim Nachlesen der Beiträge zu diesen ersten Seiten staune ich immer wieder was die Eulen so alles aus knapp hundert Seiten rauslesen...


    Das Jadepferd scheint wirklich eine spezielle Anziehungskraft bzw. Signal auszusenden. Bsp. Seite 39 "Spontan verspürte Sie den Wunsch, die Figur zu behalten." Gibt glaub ich noch eine andere Textpassage bei der dies deutlich wird.


    Marion sieht durchaus den Zusammenhang zwischen Kästchen/Jadepferd/Schrifttäfelchen und dem Einbruch als auch das der Einbrecher der Mörder sein könnte. Seite 40 unten bis Seite 41 in der Mitte. Sie verdrängt aber diese Tatsache.


    Auf Seite 41 gibt es ja die Szene aus einem Kung-Fu Film. Dabei hätte ich eine Frage deren Antwort mich brennend interessiert :chen: Chinesen stelle ich mir ja grundsätzlich dunkel- / schwarzhaarig vor, aber alte Kung-Fu Meister sind in den Filmen immer mit schlohweissem Haar und weissem langem Bart dargestellt: Habt ihr auf euren langen Reisen jemals alte Chinesen mit diesen weissen, ergrauten Haaren angetroffen?


    Weitere Frage: Marion sagt das ihr die immer gleichen Gespräche mit anderen Weltenbummlern mit der Zeit langweilig werden. Dabei dachte ich an den Spruch "Wer eine Reise tut der kann was erzählen" Steckt hier eigene Erfahrung mit anderen individual Reisenden dahinter? Falls ja, gerade Weltenbummler sollte doch eine Menge unterschiedlicher Erfahrungen zu berichten haben? Oder liege ich hier falsch?


    Ich weiss das Steffi und Harimau zurzeit auf Reisen sind und nicht antworten können. Aber ich kann auf die Antwort warten. Wochenlang und Monatelang...

  • So … nun habe ich auch endlich die ersten Seiten geschafft :-]. Und es war mir wirklich ein Vergnügen. Es ist nämlich wirklich total spannend und fließend geschrieben. Wo soll ich anfangen …


    Ich fand es schon mal klasse, dass Steffi ganz von vorne angefangen hat. Die Geschichte des Kästchens. Man weiß gleich, wenn Marion es findet, dass es etwas besonderes damit auf sich haben wird (nach dem die Beschreibung des Jadepferdes kam, hab ich mir gleich noch mal den Buchumschlag angeschaut :-).


    Fasziniert hat mich die Beschreibung von Land und Leuten. Man merkt, dass Steffi selber vor Ort war. Man fühlte sich, als wäre man selbst dabei (hab mir natürlich auch die Bilder auf der Homepage angeschaut), man kann das Essen riechen, man sieht die Einheimischen vor sich und der Blick schweift über das Land. Ihre Reiseberichte sind aber auch klasse (danke übrigens auch für die jetzigen Berichte :anbet, gibt es inzwischen eine neue Seifendose?).


    Marion ist eine spannende Persönlichkeit. Allein in einem fremden Land, nachts durch enge Gassen ohne Angst. Offen zugehend auf die Menschen dort, ohne Berührungsängste. Sie lässt sich auf alles ein, ob zu Fuss, mit dem Fahrrad … alles wird erkundet. Ich mag ihre Art, ihre Selbstironie, ihre Sorglosigkeit (wobei ich denke, dass das teilweise Selbstschutz ist), ihre Eigensinnigkeit. Daher kann ich auch gut verstehen, dass sie das Pferdchen behalten hat (obwohl es ja auch seine Anziehungskraft sein kann :gruebel). Sehr sympathisch die Frau :grin.


    Kommissar Li Yandao ist auch sehr ansprechend … ich hoffe, er verschwindet nicht gleich aus Ma li Huos Leben, wenn sie weiterreist. Dafür ist seine Rolle doch zu sehr ausgebaut.


    Was mir besonders gefallen hat und mir auch öfters als einmal ein Schmunzeln entlockt hat, sind so Sachen wie „Ma Li Huo“ oder die zusammengeknoteten Schnürsenkel, grins.


    So ... nun will ich aber weiterlesen, bevor die Kinder heimkommen.

    :lesend Tom Liehr - Im wechselnden Licht der Jahre

    :lesend Derek Meister - Rungholts Sünde

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    Hörbuch: Anne Jacobs - Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 317

  • Liebe Sapperlot, liebe Schubi,
    da finde ich endlich wieder Zeit, mich im Nest zu tummeln, und was sehe ich? – Ihr habt die Leserunde wieder aufleben lassen! Stark. Dann will ich mal loslegen:


    sapperlot, du fragst, ob die Chinesen weiße Haare bekommen. Ein eindeutiges ja, obwohl ich den Eindruck habe, dass der Ergrauungsprozess später einsetzt als bei uns. Dass man relativ wenige Grauhaarige sieht, könnte aber auch mit Eitelkeit zusammenhängen. Ich weiß, dass viele Chinesen, Frauen UND Männer, ihre Haare färben. harimaus und meine Vermieter in Malaysia, beide Chinesen, sind aber ganz eindeutig grau (und nicht eitel :grin). Der weiße Prachtbart und die unglaublichen Augenbrauen der Kung-Fu-Meister im Film sind allerdings Wunschdenken. Ich habe bisher nur äußerst selten Chinesen mit nennenswertem Bartwuchs gesehen. (Du wirst später im Buch noch über Großvater Kumran stolpern. Der hat einen Prachtbart – was daran liegt, dass er ethnischer Uighure ist, also den Turkvölkern angehört – und die Männer aus diesem Teil der Welt haben sensationelle Bärte.)


    Zitat

    Original von sapperlot
    Weitere Frage: Marion sagt das ihr die immer gleichen Gespräche mit anderen Weltenbummlern mit der Zeit langweilig werden. Dabei dachte ich an den Spruch "Wer eine Reise tut der kann was erzählen" Steckt hier eigene Erfahrung mit anderen individual Reisenden dahinter? Falls ja, gerade Weltenbummler sollte doch eine Menge unterschiedlicher Erfahrungen zu berichten haben? Oder liege ich hier falsch?


    Weltenbummler sind nicht gleich Weltenbummler. Sehr viele der Individualreisenden bewegen sich auf recht ausgetretenen Pfaden und verfolgen dieselbe Route wie alle anderen auch – oft sind es Routen, die von den einschlägigen Reiseführern empfohlen werden bzw. sich aufdrängen. Das hat zwar einerseits den Vorteil, dass man die Highlights eines Landes zu sehen bekommt, andererseits den Nachteil, dass sich alle am selben Strand und in denselben Guesthouses zusammendrängeln und über dieselben Erfahrungen berichten. Glaub mir, drei von vier Backpackern erzählen identische Geschichten – in manchen Ländern, wie z.B. Thailand, sind es schätzungsweise neun von zehn. Das ist auch okay, denn jeder muss seine Erfahrungen selbst sammeln und erlebt sie individuell, aber irgendwann mag man einfach nicht mehr zuhören. Natürlich schauen harimau und ich uns auch die Sehenswürdigkeiten an, und auch wir landen immer wieder an Stränden, wo auf einen Einheimischen zehn Ausländer kommen. Aber da wir sehr langsam reisen, machen wir oft "Ausflüge" in irgendwelche Kleinstädte oder zu Zielen, die wir nur auf der Karte gefunden haben, aber nicht im Reiseführer. Oder zu Zielen, die sehr schwierig und unbequem zu erreichen sind. Das bedeutet für uns oft, dass wir weniger Ziele bereisen als die meisten anderen in derselben Zeit, uns diese wenigen Stationen aber sehr genau anschauen und auf uns wirken lassen. Oft ist es sehr leicht, mit den Bewohnern einer wenig bis gar nicht besuchten Kleinstadt ins Gespräch zu kommen, was uns dann ganz andere Einblicke ins Alltagsleben gibt. Aber dafür muss man viel Geduld haben – und eine gewisse Faszination auch für langweilige Details. harimau und ich sind schon immer so gereist, auch bevor wir darüber nachgedacht haben, uns als Schriftsteller zu versuchen. Aber genau diese Neugierde aufs Normale hat uns letztendlich die Erfahrungen in die Hand gegeben, die es braucht, um ein möglichst authentisches Bild eines Landes und seiner Bewohner zu zeichnen.


    Schubi, es gibt noch keine neue Seifendose. Wir sind unserem Wrack treu geblieben und wickeln es samt Seife in eine Plastiktüte :grin
    Ich freue mich, dass Marion dir sympathisch ist – das war sie ja weiß Gott nicht allen. Mir ist sie beim Schreiben auch ans Herz gewachsen, insbesondere ihre Sturheit und ihre Vogel-Strauß-Taktik, wenn's um die Wurst geht: Was ich nicht sehe, das ist auch nicht da. Im Grunde kindisch, aber Hand aufs Herz – reagieren wir nicht alle manchmal so? Hoffen, dass sich Probleme in Luft auflösen, wenn wir sie ignorieren? Und was Li Yandao anbelangt: Ich sage gar nichts ...


    ... und klicke mich gleich weiter in den nächsten Thread ...
    :wave Eure SteffiB

  • Ich lese gerade im Jadepferd und bin ganz begeistert, über welche Zusatzinformationen ich hier stolpere. Für mich bedeuten solche Hintergrundinfos immer einen echten Mehrwert für ein Buch, vor allem in diesem Fall, da ich über Zentralasien vorher fast gar nichts wusste. Herzlichen Dank dafür, in erster Linie natürlich dir, Steffi für die vielen Antworten hier und deine super Homepage zum Buch, aber auch allen anderen, die viele Links und Gedanken beisteuerten.


    Leider konnte ich aus Zeitgründen noch nicht alle Postings durchlesen, ich will ja auch das Buch noch weiterlesen. Also seht es mir bitte nach, wenn ich mich wiederhole.


    Ganz super finde ich am Buch, dass es sehr viel Wissenswertes über die Handlungsgegend vermittelt. Ich liebe solche Bücher, die unterhalten und trotzdem (ganz nebenbei und überhaupt nicht anstrengend) Wissen vermitteln. Und auch bei mir hat sich wie bei vielen anderen meiner Vorredern die Lust eingestellt, mehr über diesen Landstrich und seine Bewohner zu erfahren.


    Auch die Unterteilung in die beiden Handlungsstränge finde ich toll. Genau mein Ding!


    Ein bißchen mehr Probleme hatte ich mit der Hauptperson, Marion. Nicht, dass sie mir nicht sympathisch wäre, aber ich kann ihr Verhalten so gar nicht nachvollziehen. Nicht nur, dass sie das Jadepferd behält, sondern auch ihren Reisemut z. B. alleine abends in einer ganz anderen Kultur in unbekannten Gassen herumzuspazieren. Wenn ich sie mir vorstelle, denke ich immer an eine abgeklärte Mitsechzigerin, die der Meinung ist, in ihrem Alter tut ihr niemand mehr was an, nicht aber an eine noch junge Frau. Kommissar Li Yandao war mir dagegen gleich sympathisch.


    Momentan finde ich die Geschichte zugunsten der Umgebung noch etwas in den Hintergrund gedrängt, aber das macht ja gar nichts. So und jetzt zum Weiterlesen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ni hao, liebe Lese-rina,
    wie schoen, dass du dich auch hier meldest! Ich sitze gerade mal wieder in China, an einem schoenen See im Himalaya, und es regnet. Na, und da stelle ich doch gerade fest, dass es hier eine einigermassen stabile Internetverbindung gibt. Wollte nur mal eben schauen, aber da kann ich ja gleich auf deine Anmerkungen eingehen ...


    Also, erstmal freue ich natuerlich riesig, dass dir die Geschichte bisher im Grossen und Ganzen gefaellt - abgesehen von Marion :-)
    Zu Marion bzw. ihrem riskanten Verhalten moechte ich aber noch etwas sagen: Ich bin selbst am spaeten Abend allein durch Kashgars Altstadt spaziert und habe mich verlaufen (ich dachte, es waere eine gute Abkuerzung, um schneller zum Hotel zu kommen). Tatsaechlich hatte ich damals mehr Angst vor Gespenstern als vor Angreifern aus Fleisch und Blut. Ich halte das Risiko, in einer chinesischen Stadt angegriffen (oder angemacht) zu werden, fuer erheblich geringer, als in jeder vergleichbaren deutschen Stadt. Ich bin schon haeufig alleine gereist und habe auch viele alleinreisende Frauen getroffen, die meine Einschaetzung teilen. Insofern ist Marions Verhalten nicht ungewoehnlich - aus Sicht der Rucksackreisenden. In Wirklichkeit ist die Gefahr, bei einem Busunglueck zu Schaden zu kommen, erheblich hoeher :-(


    So, ich eile gleich zum naechsten Fred, solange die Internetverbindung besteht ...

  • Ni hao, Steffi,


    toll, dass du dich zu Wort meldest und auch auf meine Beiträge noch antwortest! Deine ganz andere Wahrnehmung als Rucksackreisende in Bezug auf die Gefährlichkeit chinesischer Städte finde ich sehr interessant. Hätte ich mir so nicht gedacht! Gut, wenn jemand einen den Blick über den eigenen, sehr eingeschränkten Tellerrand zeigt!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mittlerweile ist das wandernde "Jadepferd" bei mir eingetroffen und ich habe mit Begeisterung auf dem Weg zur Arbeit ( der sonst ewig ist ), mit Bus und Bahn, den ersten Abschnitt gelesen. Und mich gefragt, warum mein Arbeitsweg auf einmal so kurz ist. :grin
    Ich schließe mich Lese-rina an, leider kam ich noch nicht dazu alle Postings zu lesen, daher Wiederholungsgefahr...
    Ich bin Marion gegenüber etwas zwiegespalten, einerseits ist sie mir sympathisch, andererseits möchte ich ihr mal in den Hintern treten... Kann daran liegen, das wir recht unterschiedlicher Charaktere sind :lache
    Danke SteffiB, dass du schon das Gefühl beschrieben hast, wenn man alleine reist und welche Eindrücke man da bekommt bzw. welche Gefahren/ Geister lauern...
    Den Kommissar mag ich, ohne Wenn und Aber! Ich hoffe natürlich, dass das mit den beiden was wird...
    Die Geschichte an sich finde ich spannend und zügig erzählt - zudem sehr anschaulich und greifbar. Ich lese über China, ich sehe China vor mir, ich kann es riechen, schmecken - ich fühle China. Ja, ich denke so kann ich es beschreiben wie es mir derzeit mit dem Buch geht.
    Das die Geschichte auf 2 Ebenen stattfindet gefällt mir sehr gut - ich bin gespannt auf die Zusammenhänge und die Geschichte des Jadepferdes.
    Danke SteffiB, dass du das Buch hast wandern lassen :wave

  • Liebe nofret78,
    herzlich willkommen in der Pferdchenrunde ... ich habe bisher keine Gelegenheit gehabt, mich wieder in die Runde einzuschalten, werde aber jetzt mal sehen, was du fuer Anmerkungen gemacht hast ... bin schon gespannt!
    Also, ich muss echt kichern - du schreibst, dass du die Postings nicht alle gelesen hast, aber Marion moechtest du am liebsten in den Hintern treten. Und damit bist du nicht die erste :grin Die Arme hat schon massenhaft blaue Flecken ...


    Bis gleich im naechsten Fred!
    Deine Steffi

  • Zunächst ein Kompliment an dich, SteffiB, als Autorin auch noch zwei Jahre (!) nach der eigentlichen LR Rede und Antwort zu stehen!!
    Das gibt mir doch glatt die Gelegenheit *schaut verschmitzt*, ebenfalls verlauten zu lassen, dass mich dein Buch gefangen genommen hat. Wenn auch erst auf den zweiten Blick *schämend zur Seite blickt*. Aber wenn meine vermeintlich bessere Hälfte ein Buch nach der Lektüre zuschlägt und so voll des Lobes ist, dann kann das Buch eigentlich nicht verkehrt sein... Ist halt fein, wenn zwei einen sooo gleichen Büchergeschmack - quer durch alle Genre - haben. Da bräuchte es eigentlich keine Rezis mehr :grin.


    Das Buch ist eines von vieren, welches ich gerade mehrgleisig lese (vier Aufenthaltsorte - vier Bücher :rolleyes) - was aber dem Vergnügen und der Leseintensität keinen Abbruch tut!! - ich merk das nur an, damit klar wird, warum "mein Lesen" deines Romans noch länger andauern kann):
    Marion ist mir nach ca. 200 Seiten durchaus sympathisch (geworden). Noch viel mehr "ihr" Kommissar. Und ich bin entsetzt, aber ich hoffe tatsächlich, dass die zwei zueinander finden werden...
    Steffi, du hast es außerdem geschafft bei mir Interesse für ein Land zu wecken, zu dem ich bisher kaum eine Beziehung hatte.
    Was mir ständig beim Lesen durch den Kopf schwirrt, ist die Frage: Was hast du da geschrieben? Einen Kriminalroman? Eine Liebesgeschichte? Einen Reiseführer? Eine Abenteuergeschichte?
    Und langsam, aber sicher sage ich mir selbst: "Na, halt von allem ein bißchen - und das verdammt gut!"


    Bis sicherlich bald mit weiteren LeseDetails! :wave

    "Man muss die Leute an ihren Einfluss glauben lassen – Hauptsache ist, dass sie keinen haben." Ludwig Thoma :grin

  • Liebe Amanita,
    ich wiederum finde es toll, dass es immer wieder Eulen gibt, die hier posten! Du kannst dir sicher vorstellen, dass mir das Buch nach wie vor am Herzen liegt, und es ist einfach fantastisch, dass ich noch immer mit Leserinnen und Lesern darüber diskutieren kann. Ich freue mich natürlich riesig, dass die Geschichte dich doch noch einfangen konnte, aber ich bin ebenso interessiert an den Punkten, dir dir nicht gefallen.
    Tja, und was habe ich da geschrieben? Es ist tatsächlich von allem was. Leider bedeutet das auch, dass die Buchhändler (und Leser) es in keine Schublade, sprich in kein Regal sortieren können, seufz ...
    Wenn du Fragen hast, immer her damit. Zwar habe ich gerade keinen Zugriff auf meine Sekundärliteratur, aber eine ganze Menge weiß ich noch auswendig über die Seidenstraße und die Uighuren.


    Ganz liebe Grüße sendet
    SteffiB


    PS: Wundere dich nicht über meine wenigen Beiträge; ich gehöre zu denjenigen, deren Account vor ein paar tagen aus Versehen gelöscht wurde :grin

    Ship me somewhere's east of Suez,
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    Kipling

  • Zitat

    Original von SteffiBIch halte das Risiko, in einer chinesischen Stadt angegriffen (oder angemacht) zu werden, fuer erheblich geringer, als in jeder vergleichbaren deutschen Stadt. Ich bin schon haeufig alleine gereist und habe auch viele alleinreisende Frauen getroffen, die meine Einschaetzung teilen.


    Darf ich, da die Tür so einladend offenstand, mal ganz kurz reinhuschen und völlig uneingeladen meinen Senf dazu geben?
    Ich hatte, nachdem ich die Diskussion hier gelesen hatte, mit einer Freundin darüber gesprochen, die auch schon öfter in Asien unterwegs war. Sie meinte, sie habe vor einiger Zeit irgendwo gelesen, dass der Testosteronspiegel der asiatischen Männer niedriger sei (erkennbar auch am spärlicheren Bartwuchs) und dass deshalb in den asiatischen Ländern weniger Sexualstraftaten verübt würden. Wie gesagt, ich geb das nur mal so unhinterfragt weiter.
    Man könnte sich natürlich auch fragen, ob damit auch zusammenhängt, dass der Buddhismus so eine besonders friedliche Religion ist ...


    Liebe Grüße
    Katerina
    (die sehr glücklich aus dem "Tal der Schneeleoparden" zurückgekehrt ist. Aber dazu, liebe Steffi, demnächst auf anderem Weg mehr!)

  • "Man muss die Leute an ihren Einfluss glauben lassen – Hauptsache ist, dass sie keinen haben." Ludwig Thoma :grin

  • Nachdem das Jadepferdchen aus dem Bücherregal mir ständig leise zugewiehert hat, habe ich alle Vernunft sausen lassen und habe angefangen. Ich bin mit dem ersten Abschnitt noch nicht durch (S.69), möchte aber schon einmal posten, damit ich nichts vergesse.


    Also, das Buch entführt mich tatsächlich in eine Ecke der Welt, von der ich nichts weiß und die ich jetzt für mich entdecken darf. :-)


    Beim Lesen viel mir ein Stichwort ein, dass mir immer wieder in den Sinn kann: Spannung.


    Spannung(en) sind in diesem ersten Abschnitt überall spürbar.
    Zunächst die zwischen den Zeiten. Das Buch beginnt 102 v. Chr. mit der Ermordung eines kaiserlichen Boten. Der Grund ist ein geheimnisvolles Kästchen, das sich im Besitz des Boten befindet und das nun Zhao Shan an sich bringt. Er rechtfertigt die Tötung damit, dass er für das Wohlergehen des Reiches sorgen möchte über Generationen hinweg. :gruebel
    Diese Szene fand ich sehr spannend und unheimlich, beonders als die Vorahnung ihn überkommt und er mit den Geistern redet.
    In dem Kästchen befindet sich ein Teil einer Pferdefigur aus Jade, die kunstvoll gestaltet ist.
    Die Figur ist auch die Verbindung zu Jetzt-Zeit. Marion, eine Entdeckungs-Reisende (Touristin passt irgendwie nicht), findet sie bei einer Leiche, die auf einer Baustelle liegt. Unvernünftigerweiße übergibt sie das Kästchen mit dem Jadepferd nicht der Polizei, sondern behält es.


    In diesem Handlungsstrang rund um das geheimnisvolle Jadepferd liegt ebenfalls unheimlich viel Spannung. Woher kommt es? Wer ist der Künstler? Welche Bedeutung hat es? Warum ist dieser auffallende blonde Typ mit dem orangfarbenen Schal hinter der Figur her? Wer ist der Tote? Was bedeuten die Zeichen auf der Figur? Welche Schwierigkeiten hält es für Marion noch bereit?


    Spannungsgeladen ist auch die Beziehung zwischen Marion und dem Kommissar Li Yandao. Zunächst merkt man beim Lesen, dass er sehr zurückhaltend ist, sich in irgendeiner Form über China zu äußern und schon gar nicht zur Politik bzw. zu dem Verhältnis der Uighuren und den Chinesen.
    Die Szene in dem Mausoleum der "Duftenden Konkubine" zeigt mit der alten Frau zeigt das eindrücklich. Ein Ort übrigens, an dem ich mich wohlfühlen könnte. :-)
    In dem folgenden Gespräch auf den Lehmziegeln knistert die Spannung zwischen den beiden. Li Yandao zeigt Marion seine Verletzlichkeit, das hat mich sehr berührt. Er scheint mit seinem Beruf zu hadern, warum, ist mir noch nicht ersichtlich.
    An der Liebesfront scheint sich auch etwas zu entwickeln. Naja, und der unbehaarten Brust kann man ja mit einem Brusthaar-Toupet Abhilfe verschaffen.


    Spannung scheint über der Stadt Kashgar überhaupt zu liegen. Auf der einen Seite sterile Kachelhäuser, auf der anderen Seite die kauzige Häuser, die überdimensionierte Mao-Statue, die sich riesig über die Stadt erhebt. Ich habe noch nie etwas über den Konflikt zwischen diesen Völkern gehört und werde das, wenn ich Zeit habe, nachlesen. Es erinnert mich an die Vertreibung anderer Ur-Völker wie den Aborigines. Darüber habe ich dank meinem Lieblingssänger schon einiges gelesen.


    Ich bin sofort im Buch angekommen, musste aber natürlich eine Zeit mit meinem Atlas verbringen, um mich auch geografisch ankommen zu lassen (doch, ich habe die Karte im Buch gesehen, gucke trotzdem lieber noch im Atlas).
    Die Mischung aus Krimi und Reise-Roman verspricht auch einiges an Spannung und ist für mich ungewöhnlich, kommt mir alter Krimi-Tante natürlich entgegen. Der Humor, der auch immer wieder durchblitzt, gefällt mir auch.


    Das Jedapferdchen ist bei mir eingezogen! :-)

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Huhu Regenfisch!
    Wie schön, dass du da bist. Wenn du Fragen hast: Einfach drauflos. Xinjiang ist ja wirklich nicht um die Ecke ...


    Was das Mausoleum anbelangt: Guckst du hier:


    http://www.das-jadepferd.de/foto17.html


    Liebe Grüße von
    SteffiB, die jetzt die sechstletzte Szene schreiben muss ...

    Ship me somewhere's east of Suez,
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    Kipling

  • Liebe SteffiB!
    Ich hoffe, du hattest einen erfolgreichen Tag und hast den 1500er bestiegen.


    Ich habe den Abschnitt fertig gelesen und noch so einiges über Marion erfahren. Erst habe ich bei dem etwas alstmodischen Namen gestutzt, aber schnell ist mir klar geworden, warum du ihn gewählt hast. "Ma Li Huo"-großartig, ich mag deinen Humor! :grin
    Ganz schön mutig, habe ich so manches mal gedacht, aber aus Marions Sicht stellt sich ihre Abenteuerlust bestimmt ganz anders da. Was ich mich nie trauen würde, ist für sie der nächste kleine Kick, den sie sich holt. Ich mag diese etwas verrückte Nudel. Gut, dass sie das Pferdchen nicht bei der Polizei abgibt, ist etwas.... :gruebel unwahrscheinlich, aber es handelt sich ja auch um einen Roman. Die Geschichte wäre dann ja schon rum.


    Mir ist die Namensgleichheit zwischen dem General und dem Kommissar "Li" aufgefallen. Entstammen sie einer Familie?


    Sehr gespannt bin ich, welcher große Schaden von China mithilfe des Kästchens abgewendet werden soll und ob sich Marion und Li Yandao wiedersehen. Ich hoffe doch sehr. :-)


    Weißt du, wie die Menschen in der Wüste bestattet wurden? Das würde mich interessieren. Der Sand ist doch ständig in Bewegung, so stelle ich mir das wenigstens vor.
    Die Geschichte von der "Duftenden Konkubine" fasziniert mich.
    Auch die Vorstellung der Inseln von Penlai als Paradies oder Ort des ewigen Friedens, finde ich tröstend und wunderschön. Das ist ein verbindender Gedanke zwischen den Religionen, das tut gut, nach den anscheinend unüberwindlichen Unterschieden, die so oft betont werden.


    Ich haue mich jetzt mal durch den Fred zum ersten Abschnitt. Die Bilder auf der homepage habe ich schon sehr genossen. :anbet
    Liebe Grüße vom Regenfisch

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Lieber Regenfisch,
    na dann will ich mal. Denn 1500er habe ich heute noch nicht bestiegen, aber noch hat der Arbeitstag ja einige Stunden (ich gehöre zur Gattung der Nachteulen). Da geht noch was!


    Zu deinen Fragen: Die beiden Herren Li sind nicht miteinander verwandt. Li ist einer der häufigsten Nachnamen in China, heutzutage gibt es etwa 100 Millionen Menschen mit diesem Namen.


    Und nun zu den Bestattungen.
    Du musst du dich von der Vorstellung trennen, dass dort alles auf Sand gebaut ist; tatsächlich ist der äußere Gürtel der Taklaman mit Schotter bedeckt. "Nur" die innere Taklamakan ist ein Sandmeer (allerdings nach der arabischen Rub al-Khali das zweitgrößte der Welt). In diesen Sandwüsten ist Überleben im Prinzip nicht möglich, allerdings gibt es heute künstliche Städte für die Ölbohrungen und allerlei andere Ausbeutung von Bodenschätzen. Diese Siedlungen sind grauenhaft in ihrer Trostlosigkeit.
    Die Oasen liegen alle am Rand der Wüste – dort, wo die Flüsse aus den Bergen noch Wasser führen. Durch künstliche Bewässerung wird das Gebiet urbar gemacht – was hervorragend funktioniert, denn der Löss und Erosions-Staub aus den bergen ist sehr fruchtbar. So werden ausgerechnet in Xinjiang die besten Trauben, Melonen, Granatäpfel und Aprikosen von ganz China angebaut.
    Nun aber zurück zu den bestattungen. Wie früher mit dem einfachen Volk verfahren wurde, weiß ich nicht, aber ich schätze, die menschen wurden einfach verscharrt. Verbrannt sicher nicht, denn Brennholz ist in einer Oase kostbar. Den reichen Leuten baute man Mausoleen. Die dort aufgebahrten mumifizierten ohne große vorherige Präparation. Viele sind heute in Museen ausgestellt. Dank des trockenen Klimas ist selbst die Kleidung heute noch sehr gut erhalten.


    Heutzutage legen die Moslems, die ihre Toten ja nicht verbrennen, Friedhöfe an. Die Lehmhalbkugeln wie auf dem Foto ( http://www.das-jadepferd.de/foto18.html ) habe ich mehrfach gesehen, aber auch einfache eingezäunte Gottesäcker, wo nur ein kleiner Stein markiert, wo der Kopf des Verstorbenen liegt.
    Auch die Chinesen ziehen es vor, ihre Toten zu begraben, wenn möglich. Traditionell liegen die Friedhöfe an Hängen neben Straßen oder Flüssen; alle Gräber sind diesen Verkehrswegen zugewandt, damit die Seelen der Verstorben sich besser bewegen können (da schlägt mal wieder der unglaubliche Pragmatismus der Chinesen durch :-))


    Liebe Grüße von
    SteffiB, die jetzt weiter klettern muss

    Ship me somewhere's east of Suez,
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    Kipling

  • Liebe Steffi!
    Danke schön für die Antwort. Hach, ist das alles spannend.
    Ich folge deinem Beispiel und arbeite jetzt erst mein Pflichtprogramm ab, bevor ich mich auf der homepage sesshaft mache. :grin
    Liebe Grüße! :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin