'Herrin der Falken' - Zweites Buch, Kapitel 3 - 5

  • Ein bißchen schade finde ich, daß die Feinde König Carolins, Rakhal und Lyondri, gar so einseitig negativ dargestellt sind. Es gibt durchaus Ansätze, vor allem Lyondri in einem anderen Licht zu zeigen, aber dabei bleibt es. Ich mag meine Geschichten ja lieber etwas schattierter. Aber, gut, wenigstens gibt es die Ansätze.


    Einer dieser Ansätze ist Lyondris Sohn Caryl, der ausgerechnet den Namen Carolin trägt. Und, wie man erfährt, war der einst ein guter Freund von Carolin und Orain, der auf Abwege geraten ist.
    Caryl ist auf jeden Fall eine interessante neue Figur. Und ein aufmerksamer Knabe, da er bemerkt, was Orain verborgen geblieben ist, daß Romilly ein Mädchen ist.
    Es dürfte ihr helfen, daß Orain, was Frauen betrifft, relativ "kopfblind" ist und die anderen Männer ihr nicht viel Aufmerksamkeit schenken. Denn Dom Carlo scheint ihr Geheimnis ja auch zu kennen. Läßt einen mal wieder über die Frage nachdenken, wie man unter Telepathen ein Geheimnis hütet. Aber nicht alle haben die Gabe und es gilt ja als unhöflich, unaufgefordert zu schnüffeln.

  • Ja, ich hätte auch gerne noch mehr über Lyondri erfahren. Caryl spricht ja anfangs nur gut von ihm - Anfangs jedenfalls. Ich würde auch gern mehr über Lyondris Absichten usw erfahren.

    venari, lavari, luderi, rideri - hoc est vivere


    Haruki Murakami - Kafka am Strand

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  • Ohne jetzt wieder damit anfangen zu wollen, in der neuen Triogie von D.J. Ross geht es etwas mehr um Lyondri :-)



    Zitat

    Läßt einen mal wieder über die Frage nachdenken, wie man unter Telepathen ein Geheimnis hütet. Aber nicht alle haben die Gabe und es gilt ja als unhöflich, unaufgefordert zu schnüffeln.


    das können ja nur die Altons, und wenn ein Alton das macht dann auch nicht unbemerkt, also so einfach ist das nicht...

  • Zitat

    Original von Briza
    Ja, ich hätte auch gerne noch mehr über Lyondri erfahren. Caryl spricht ja anfangs nur gut von ihm - Anfangs jedenfalls. Ich würde auch gern mehr über Lyondris Absichten usw erfahren.


    Man hat fast den Eindruck, als habe MZB ihn schattierter darstellen wollen, aber dann nicht wirklich gewußt, wie sie das machen soll. Schade.


    Maharet : D.J. Ross? Muß ich den Namen kennen? *verleugne*


    Zitat

    das können ja nur die Altons, und wenn ein Alton das macht dann auch nicht unbemerkt, also so einfach ist das nicht...


    Ich denke aber, bei einer ungeübten Telepathin wie Romilly ist es einfacher, da sie nicht gelernt hat, sich abzuschirmen.

  • Zitat

    Maharet : D.J. Ross? Muß ich den Namen kennen? *verleugne*


    nope
    muss man nicht....
    muss man gaaaaaar nicht....


    :lache


    Zitat

    Ich denke aber, bei einer ungeübten Telepathin wie Romilly ist es einfacher, da sie nicht gelernt hat, sich abzuschirmen.


    bin ich mir jetzt gar nicht so sicher. Ich denke in dem Fall spielt auch Kirian eine große Rolle.... wenn jemand auf Kirian ist, dann kommt man wahrscheinlich eher unbemerkt an den Geist

  • Dass hier Andeutungen über den Charakter von König Carolines Feinden gemacht wurde, fand ich ebenfalls spannend. So gewinnt die Geschichte eine neue Dimension. Nur schade, dass es bei diesen Andeutungen bleibt.
    Ich fand's auch faszinierend, wie Romilly mit Caryl zusammen ihr Laran zum ersten Mal in grösserem Massstab einsetzte. Ihr Gefühl der Verbundenheit mit der ganzen Natur war schön beschrieben.
    Was mir gefallen hat, war die Bezeihung zwischen Romilly und Orain v.a. wie es sich dann gegen Schluss zugespitzt hat. :chen

    Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an.
    Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von Atropos
    Was mir gefallen hat, war die Bezeihung zwischen Romilly und Orain v.a. wie es sich dann gegen Schluss zugespitzt hat. :chen


    Oh, das kleine Kapitelchen 5 ist hier übersehen worden. Ich habe es oben ausgebessert.


    Das ist jedenfalls eine unfassbar peinliche Situation. Orain, wohl mehr als leicht alkoholisiert, findet entzückt "Rumal" in seinem Bett und redet etwas mehr, als er wohl wollte. Romilly, wohl zu behütet aufgewachsen, mißversteht ihn und ... Autsch!
    Ich schätze, die hätten da gern beide ein Loch gehabt, um sich darin zu verstecken.
    Es wird bei Orain zwar nie so deutlich ausgesprochen, aber ich hatte es schon so verstanden, daß er mit Frauen in jeder Hinsicht nicht sonderlich viel anfangen kann.


    Die Flucht aus dem Kloster mit Caryls Hilfe war auch sehr interessant, vor allem daß der Knabe sofort bereit war, den Feinden seines Vaters zu helfen, obwohl man es ihm zunächst schlecht gedankt hat. Und daß wirklich nicht immer alles so übel ist, wie es aussieht, wie Alarics Kind, das nicht ermordet wurde, sondern an der gleichen Krankheit gestorben ist wie Caryls Bruder. Was es natürlich immer noch nicht schön macht, daß sie ihm und seiner Frau weggenommen wurden, aber das ganze doch anders aussehen läßt.


    Und man sieht sehr schön, daß auch ein Banshee genausoviel wert ist, wie ein hübscher Falke.


    Stimmt, hatte ich mich bei diesen ganzen ornithologischen Details auch gefragt, ob sie da ihre Fantasie hat spielen lassen, oder nicht. Oder Erfahrungen aus eigener Hand hatte? Überzeugend genug für mich klingt es, aber gut, ich sage nur, Wellensittich ...


  • Caryl ist einer meiner Lieblingscharaktere in diesem Buch. Er ist bemüht, immer das Richtige zu machen. Er verrät Romy's Geheimnis nicht und hilft auch noch den Feinden seines Vaters vor diesem zu fliehen (ganz zu Schweigen von den Banshees). Echt toll!


    Die Szene zwischen Orain und Romy im Bett hat schon etwas... :wave

  • Die Situation am Ende, zwischen Orain und Romy finde ich immer wieder zum Kreischen.
    Nicht das ich an der Stelle des einen oder anderen sein möchte.... :-]


    Das Orain so kopfblind ist wundert mich wirklich, oder will ers einfach nur nicht wahrhaben. ICh meine, wenigstens ein bisschen Rest-Laran sollte er bei seiner hohen Geburt ja vielleicht doch haben... naja


    was ich immer komisch finde ist, Romy ist 15, Caryl 12. Trotzdem heisst es immer Romy hätte "Das kleine Kind" in den Armen. Irgendwie passt mir das nicht. Wenn ich mir so manchen männlichen 12 jährigen anschaue dann sind die oft genug schon größer als ich, und ich bin nicht unbedingt winzig...

  • Zitat

    Original von Maharet
    Das Orain so kopfblind ist wundert mich wirklich, oder will ers einfach nur nicht wahrhaben. ICh meine, wenigstens ein bisschen Rest-Laran sollte er bei seiner hohen Geburt ja vielleicht doch haben... naja


    Carlo sagt doch irgendwann, daß Orain nur sieht, was er sehen will. Und kurz vor der peinlichen Situation sagt Orain, daß ihn "Rumal" an den Carolin in ihrer gemeinsamen Jugend erinnert. Den er zweifellos sehr liebt und geliebt hat.



    Davon abgeleitet könnte man annehmen, daß Orain deshalb kopfblind bei Romilly ist, weil er hier einen Teil seiner Jugend mit Carolin wiederzufinden geglaubt hat.


    Was anderes. Daß Alaric schließlich einsieht, daß Caryl absolut nichts für die Taten seines Vaters kann, fand ich zwar etwas plump, aber irgendwie auch nett. Es mag am Namen liegen, aber ich fand Alaric interessant.

  • :gruebel könnte schon sein das es damit zusammenhängt. Wie gesagt, ich hatte auch das Gefühl das Orain einfach nur das sieht was er sehen will, und höchstwahrscheinlich war es für Orain recht schwer zu sehen wie sich Carolin der weiblichen Seite der Menschheit zuwendet - das ist eine Thematik die so auch nur von MZB kommen kann - welcher andere Autor würde darauf schon so extrem eingehen (es wird ja in "Zukunft" noch ausführlicher)...

  • Zitat

    Original von Grisel:
    Was anderes. Daß Alaric schließlich einsieht, daß Caryl absolut nichts für die Taten seines Vaters kann, fand ich zwar etwas plump, aber irgendwie auch nett. Es mag am Namen liegen, aber ich fand Alaric interessant.


    Ging mir auch so. Dafür, dass Alaric zunächst so voller Hass war, hat er sich mMn auch etwas schnell vom Charme Caryls betören lassen.
    :gruebel Allerdings stell ich mir den immer als niedliches Kind mit grossen Augen vor. Das liegt wahrscheinlich an MZB Beschreibung von ihm als "das kleinde Kind". Ich schätz mal, wenn er jemandem mit grossen tränenefüllten Augen anschaut und einen im Überschwang der Gefühle auch noch umarmt, ist es ziemlich schwierig, ihm böse zu sein. V.a. für etwas, wofür er nichts kann.
    :gruebel Vielleicht ist genau seine Fähigkeit, selbst mit seinen Feinden gut auszukommen, der Grund, weshalb Caryl immer als kleines Kind beschrieben wird. Es würde mir schwer fallen, zu glauben, dass Männer die Caryls Vater so hassen, dem Charme eines frühpupertierenden grossen Teenager verfallen können.

    Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an.
    Marie von Ebner-Eschenbach

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  • Zitat

    Vielleicht ist genau seine Fähigkeit, selbst mit seinen Feinden gut auszukommen, der Grund, weshalb Caryl immer als kleines Kind beschrieben wird. Es würde mir schwer fallen, zu glauben, dass Männer die Caryls Vater so hassen, dem Charme eines vorpupertierenden grossen Teenager verfallen können.


    Das könnte es natürlich sein, aber Caryl wird auch immer sehr positiv beschrieben. Aber das er als "kleines Kind" im Gegenzug zu Romy mit 15 Jahren bezeichnet wird ist schon eigenartig (vorallem da Caryl teilweise erwachsener als Romy ist). :wave

  • Zitat

    Original von bibliocat


    Das könnte es natürlich sein, aber Caryl wird auch immer sehr positiv beschrieben. Aber das er als "kleines Kind" im Gegenzug zu Romy mit 15 Jahren bezeichnet wird ist schon eigenartig (vorallem da Caryl teilweise erwachsener als Romy ist). :wave


    Stimmt, da ist wirklich ein Widerspruch zwischen seinem Verhalten und der Art, wie er beschrieben wird.
    :gruebel Hier könnte sich aber auch das unterschiedliche Laran bemerkbar machen. Ich mein, Caryls Laran gibt ihm Einblicke in die Menschen rund um ihn herum. Da wird er wohl zwangsläufig schneller erwachsen als ein anderes Kind. Vlt. ist das der Grund, weshalb er nach Nervasin geschickt wurde, um sein Laran zu kontrollieren. In der strengen Gemeinschaft der Mönche gibt es wahrscheinlich weniger zwischenmenschliche, für ein Kind verwirrende Faktoren.
    Romillys Laran gibt ihr Einblick in Tiere, die sind wesentlich unkomplizierter. In ihrem Zuhause wurde sie aufgrund ihrer Stellung als Tochter des McAran doch ziemlich behütet erzogen. Irgendwie hatte sie da nicht so viel Kontakt zu anderen ausser ihrer Familie, da es sich für sie wohl nicht ziemte sich mit der Dienerschaft einzulassen. Sie ist demnach wahrscheinlich zwischenmenschlichen Problemen gegenüber weniger aufmerksam als gegenüber tiereischen, die sie besser verstehen bzw. nachvollziehen kann.

    Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an.
    Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von bibliocat


    Das könnte es natürlich sein, aber Caryl wird auch immer sehr positiv beschrieben. Aber das er als "kleines Kind" im Gegenzug zu Romy mit 15 Jahren bezeichnet wird ist schon eigenartig (vorallem da Caryl teilweise erwachsener als Romy ist). :wave


    so kam mir das eigentlich auch vor. Gut - er hat wohl eine andere Erziehung genossen als Romilly, und Diplomatie wahrscheinlich schon im kleinsten Kindesalter gelernt. Vielleicht daher :gruebel
    trotzdem wundert mich das. Vor allem weil Romilly Caryl immer mit dem 9 jährigen Rael vergleicht. Und wie wir wissen sind darkovanische Jahre ja einiges länger als unsere, sprich Caryl dürfte so die 14 oder 15 Terrajahre zählen...

  • Ich habe nach Euren Bemerkungen über Fachausdrücke in Bezug auf die Falknerei mal bewußt darauf geachtet. Es kommen tatsächlich etliche vor; ist mir gar nicht so aufgefallen, weil die mir aus dem „Schneefalken“ alle bekannt waren. Dort wird das Abrichten eines verletzten Falken für die Auswilderung recht ausführlich (im Rahmen der Romanhandlung) beschrieben. Ich stelle fest, daß noch einiges davon im Gedächtnis vorhanden ist. :-)


    Seite 195. “Als erstes bringen uns die Mönche bei, wie wir uns von innen erwärmen, durchs Atmen. (...)“
    Also ist die Technik der „inneren Wärme“, von der wir bei Allart im vorherigen Buch erfuhren, noch nicht in Vergessenheit geraten.


    Seite 209, die Flucht aus dem Kloster. (...) Sie sagen der Heilige Valentin vom Schnee habe ihn geschlossen, als er ihnen predigte und sie kleine Brüder nannte.“
    Wenn ich recht verstehe, wieder eine Anspielung auf die Landung. Und die Vogelpredigt ist eindeutig dem hl. Franz von Assisi entlehnt. So, so, der hat also auch auf Darkover seine Spuren hinterlassen. ;-)


    Seite 222ff. Die Gedanken, die sich Romilly über ihr Laran und die sich daraus ergebende Verantwortung macht, haben mir gefallen. Sie wird nicht übermütig, sondern eher demütig. Gute Voraussetzungen für die Zukunft.


    An manchen Stellen ihrer Überlegungen (und auch schon mehrfach während dieses Abschnittes) ist mir Thorwald Dethlefsens „Schicksal als Chance“ eingefallen, wo sich teilweise sehr ähnliche Gedanken finden.


    Zum Ende des Abschnittes habe ich mich gewundert, warum Romilly so einfach ihre Tarnung aufgibt. Das habe ich nicht so ganz verstanden. Oder war sie der Meinung, Orain wußte von Ihrer Verkleidung? Überhaupt ist die lange Tarnung einer (eigentlich bisher der einzige) der Schwachpunkte dieses Buches. Aber ansonsten hätte die Geschichte ja nicht funktioniert. ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")