Die Prätorianer waren die Garde der römischen Kaiser und hatten sowohl den Ruf einer Eliteeinheit als auch einer sehr gefährlichen Vollstreckungstruppe. Welche Bedeutung sie auf die geschichtliche Entwicklung der Kaiserhäuser Roms tatsächlich hatten faßt der Autor Hans Dieter Stöver in diesem Buch zusammen.
Hans Dieter Stöver studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Altertumswissenschaften. Neben wissenschaftlichen Werken schrieb er auch Krimis, Romane und Jugendbücher zum Thema römischer Geschichte
Der Inhalt ist in sechs Kapitel und einem Anhang strukturiert. Jedes der Kapitel behandelt eine Epoche im römischen Kaiserreich, wo die Prätorianer besonders stark Einfluß auf die Wahl des Kaisers genohmen haben.
Stöver mischt in seinen Beschreibungen gut lesbare Szenen mit Angaben zu Quellen. Dadurch wirkt das Buch insgesamt sehr gut lesbar ohne auf die Maßstäbe der Wissenschaftlichkeit zu verzichten.
1. GRÖSSENWAHNSINNIG, GRAUSAM, PERVERS: EIN SCHEUSAL AUF DEM THRON
In diesem Kapitel geht es noch weniger um die Praetorianer, dafür wird eindrucksvoll geschildert wie sich kleine unschuldige Knabe Caligula zu einem gefürchteten Despot entwickelt.
2. DIE GARDE GREIFT EIN - SZENEN EINER VERSCHWÖRUNG
Im Jahre 41 wird Caligula im Anschluß an einer Theatervorstellung von Offizieren der Praetorianer getötet. Mit welcher Politik Caligula diese Tat herausforderte und welche Offiziere sich bei dem Attentat besonders hervortaten wird in diesem Kapital anschaulich beschrieben. Auch der Ablauf der Tat selbst wird dramatisch dargestellt.
In drei Exkursen schildert Stöver die Dienstgrade der Praetorianer, die Bedeutung des Fahneneides im römischen Heer und die Quellen des Flavius Josephus
3. DER PRÄZEDENZFALL: DIE GARDE BRINGT CLAUDIUS AUF DEN THRON
Bevor aber die Garde den Claudius auf den Thron bringen kann beschreibt Stoever die Unterschiede zwischen den Praetorianern und der germanischen Wache, den "Bodyguards" einiger Kaiser.
In einem Exkurs geht er dann auf die Uniformen der Praetorianer ein.
4. EIN GARDEPRÄFEKT GEHT ZU WEIT: VERSCHWÖRUNG GEGEN EINEN VERSCHWÖRER
Der Leser bekommt Einblick in die letzten Regierungsjahre des Kaiser Tiberius, als dieser sich auf die Insel Capri zurück gezogen hatte und sein Gardepräfekt Seianus in Rom versuchte die Macht zu ergreifen. Doch seine Pläne werden dem Kaiser verraten und am Ende des Kapitels kommt es zu einer raffinierten Anklage im Senat.
In einem Exkurs berichtet Stoever über Antonia, der grauen Eminenz unter den Frauen der frühen Kaiserzeit.
5. KAISER OHNE PURPUR: DIE KARRIERE DES LUCIUS AELIUS SEIANUS
Im nachfolgenden Kapitel schildert Stoever, das das Geschichtsbild über Seianus nicht einheitlich ist. Im wesentlichen vertieft er dabei die im Kapitel 4 angerissenen Themen. Weiters geht er auf die Geschichte und den Aufbau der Praetorianer Garde ein.
In zwei Exkursen schildert er das Leben des typischen Angehörigen dieser Garde und vertieft seine Zeilen über Antonia.
6. DIE KRISE DES REICHES - DIE EMANZIPATION DER PRÄTORIANER
Nach dem Tod des Nero kommt es zum berühmten Vier-Kaiser-Jahr. Wie die Garde in diesem Jahr der zahlreichen Kaiser agierte wird in diesem Kapitel geschildert. Dabei werden so unschöne Szenen beschrieben, wo der Kaisertitel vor dem Lager der Praetorianer ersteigert wird.
In einem Exkurs schildert Stoever die Reichskrise im dritten Jahrhundert, als sich große Teile des Reiches für unabhängig erklärten und die Kaiser schneller eines gewaltvollen Todes starben als sie in die Abläufe ordnend eingreifen konnten.
ANHANG - CAESAR, IMPERATOR, PRINCEPS ... WAS IST EIGENTLICH EIN RÖMISCHER KAISER?
Was ein römischer Kaiser genau ist wird auch im Anhang nicht genau erklärt, allerdings beinhalten die Erklärungen Stoevers eine Vielzahl von Insights in die Entwicklungen rund um Caesar und Augustus. Auch die Herkunft einzelner Titel ist am Ende des Kapitels gut erklärt
Zudem findet man im Anhang eine Liste mit allen Praetorianerpräfekten in der Zeit der Kaiser von Octavianus bis Constantinus..
Das Buch ist leicht lesbar und eine gute Ergänzung für alle, die sich für diese Zeit interessieren.
Auch hier habe ich mal wieder keine aktuelle ISBN