Amoklauf in Baden-Württemberg

  • Zitat

    Original von Bodo
    Den Waffenbesitz für Privatpersonen zumindest stark einzuschränken erscheint mir doch sinnvoller als irgendwelche Filme zu verbieten. Ein komplettes Verbot würde ich auch begrüßen - ausser Polizisten und Soldaten braucht wirklich niemand eine Schusswaffe - und schon garnicht mehrere!!!!


    Auch wenn ich nicht verstehen kann, wieso jemand 14 Schusswaffen braucht (ehrlich gesagt - ich hätte nicht mal gedacht, dass das erlaubt ist) - es gibt doch Gesetze zur Aufbewahrung von Waffen. Wären diese eingehalten worden, wäre der Junge gar nicht drangekommen.


    Ansonsten bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich dazu stehe - ich kann mir schon vorstellen, dass ich mit einer Waffe in der Nachttischschublade ruhiger schlafe. Auch wenn sie mir nichts nützt und ich wohl im Notfall nicht mal schießen könnte (Hemmungen usw.) - aber das Wissen allein würd einen beruhigen.
    Auf der anderen Seite - wenn ich weiß, dass sonst kein Mensch, der eine Waffe missbrauchen kann, keiner hat, brauch ich persönlich auch keine.


    Was Jäger angeht - nun ja, meinetwegen braucht es auch keine Hobbyjäger zu geben. Aber ich hab das ja nicht zu entscheiden.


    Aber ich möchte eigentlich nicht, dass wir mal soweit sind, dass jeder Waffe hat, weil ich die Waffe seines Nachbarn fürchtet. Bevor alle eine haben, ist es mir lieber, dass niemand (außer der Polizei) eine hat.


    Gibt es eigentlich ein Gesetz, wieviel Schusswaffen man höchstens haben darf? Wie gesagt, ich hätte im Leben nicht gedacht, dass soviele erlaubt sind. Oder ist es egal, wenn man einen Waffenschein hat?

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  • Wenn ich das richtig verstanden habe, dann droht dem Vater des Täters ein Verfahren, wegen der unvorschriftsmäßigen Aufbewahrung der Waffe. Leider nützt das den Opfern und ihren Angehörigen überhaupt nichts mehr und man sollte auch nicht vergessen, dass durch dieses Verhalten der Vater auch ein Kind verloren hat. Wer weiß, wie er für den Rest seines Lebens mit dieser Schuld umgehen wird.

  • Idgie


    Die Lehrerin hat sich zumindest bei diesem Schüler im Nachhinein entschuldigt.
    Ich bin aber nicht sicher, ob sie das aus eigener Überzeugung gemacht hat oder dazu angehalten wurde. Die Entschuldigung war auf jeden Fall sehr "sachlich" gehalten.
    Ob sie diesen danach feinfühliger behandelt hat, ist mir jetzt nicht mehr in Erinnerung.


    Ich hätte mir damals einfach eine Lehrerin gewünscht, die diesen Jungen NACH dem allgemeinen Unterricht auf seine Unkonzentriertheit anspricht. Das hätte schon viele Mißverständnisse aus der Welt räumen können.
    Und bestimmt hat nicht jeder Mensch diese Feinfühligkeit - aber das kann man lernen! Und genau da möchte ich ansetzen...


    Ich finde den Einfluß der Lehrer auf unsere Kinder nicht unerheblich. Wenn ich mal als Beispiel mich und meine 17jährigen Sohn nehme, so haben die Lehrer (damit jetzt die Lehrer insgesamt als Schulsystem) 6 - 7 Stunden täglich Einfluß auf meinen Sohn.
    Das ist bestimmt genau so viel Zeit, wie ich täglich werktags mit ihm verbringen kann. Wobei er natürlich seine Freizeit nicht nur mit mir verbringt (da würde ich mir auch ernsthaft Sorgen machen ;-)), sondern sich auch mit Freunden trifft.


    Und natürlich kann ein Lehrer sich nicht während einer Stunde mit 30 Schülern oder mehr intensiv beschäftigen.
    Aber auch da ist wieder die Politik gefragt. Warum sind kleiner Klassen nicht möglich? Würde DAS wirklich die Haushaltskassen sprengen?

  • @Babyjane


    Vielen Dank für diese detaillierten Ausführungen !Sie treffen m.A.n. den Kern.


    Ich habe eben sehr lange mit meinem 19jährigen Neffen über diesen Amoklauf diskutiert. Selbiges haben wir auch damals nach "Erfurt" durchexerziert.


    Mein Neffe hat AHDS, ist von uns aber von "Mittelchen" fern gehalten worden und hat eher Ergotherapie bekommen, jede Menge Geduld (und Nerven :-)) von uns und vor allem sehr klare Grenzen.


    Er hat eine Weile sehr stark zu Wutausbrüchen geneigt, nie zu Hause, sondern speziell in der Schule, in der er sich von den Lehrern ungerecht behandelt fühlte (was tw. leider auch wirklich stimmte), und vor allem fremdbestimmt und er ohne Erklärungen einfach immer machen musste, was ihm gesagt wurde (das beleidigte ihn persönlich und seine Intelligenz dazu).
    Bei seinen Wutausbrüchen hat er sich dann manchmal an Gegenständen "vergangen", auf Schränke oder Wände eingehauen z.B.


    Nachdem das Thema "Amoklauf" und auch allgemein "Aggression" in den Schulen immer mehr Raum bekam, wurde auf seiner Schule Anti-Aggressionstraining eingeführt, Mediationskurse, Deeskalationsstrategien geübt usw.....


    Er wurde zunächst "verdonnert", daran teilzunehmen, hat aber im Laufe der Zeit gerne dort mitgemacht und dann auch selbst in kleineren Gruppen seine Erfahrungen weitergeben können und eine kleine "Ausbildung" als Mediator gemacht. Heute ist er sehr dankbar dafür, gilt im Freundeskreis und auch auf seiner Lehrstelle als sehr vernünftig und als jemand, den man auch bei persönlichen Problemen anspricht, der zuhört und manchmal Lösungen bieten kann.


    Und doch - er hat und hatte immer ein Faible für diese Ego-Shooter (von denen CS noch das Harmlosteste ist :yikes), liebt Filme mit viel Blut und Splatter, und wenn er überhaupt mal in ein Stadion geht dann zum Eishockey, da ist "wenigstens ordentlich was los" :grin


    Sein Fazit zu diesen "Amokläufen" fasst er in wenige Worte zusammen: Diese Jungs haben niemanden, dem sie vertrauen können, mit dem sie reden können über das, was in ihnen vorgeht, ohne dass sie gleich als irre eingestuft werden.
    Jeder hat es selbst in der Hand, was er mit seinen Aggressionen macht, wie er damit umgeht, wohin er sie leitet. Aber viele Jugendliche - und er meint hier ausdrücklich nicht nur die Jungs" - brauchen Hilfe, Anleitung, Führung, Grenzen. Und gleichzeitig Anerkennung und Respekt als der Mensch, der sie sind.
    Wenn sie merken, dass sie das nirgendwo bekommen, dann staut sich alles bis zum Eskalationspunkt auf, dann laufen sie "Amok", nur um zu zeigen, dass es sie gibt.....


    Ich stimme meinem Neffen uneingeschränkt zu :-]


    Lieben Gruß
    Alraune

  • @ Gummi
    Das mit den Waffen ist ein recht komplexes Thema und ich muß gestehen, daß ich mit dem Waffengesetz auf Kriegsfuß stehe und mir das alles nie richtig merken kann, darum hab ich im Dienst auch immer eine kleine Karte in der Tasche, auf der steht, was wo wann wie wem verboten ist.


    Grundsätzlich gibt es zwei Waffenscheine, den kleinen und den großen Waffenschein.
    Der Kleine gilt für all das, wofür man früher keine brauchte, also PTBWaffen, Gaspistolen, Schreckschußwaffen etc.
    Der Große für die restlichen Waffen. (Ich erkläre nur grob und geh da nicht groß auf die Ausnahmen ein, das würde zu kompliziert)
    Den Waffenschein beantragt man bei seiner zuständigen Behörde. Die schaut dann nach Vorstrafen, Führungszeugnis, allgemeiner Geeignetheit, etc und bewilligt ihn oder eben nicht.
    Damit ist man dann berechtigt Waffen zu führen.
    Als Nächstes benötigt man eine Waffenbesitzkarte, diese erlaubt dann den Kauf und Besitz von Schußwaffen. Wenn ich das richtig im Kopf habe muß man für jede Waffe die man erwerben will diese Waffenbesitzkarte erweitern und die neue Karte eintragen lassen, bzw. eine weitere Waffenbesitzkarte beantragen. (Da bin ich nicht komplett sicher und auch grad zu faul mein Waffengesetz auszugraben....... Waffenrecht lern ich ja auch erst im nächsten Studienabschnitt :lache :rofl Ich hab also eine Entschuldigung)


    Grundsätzlich könnte also ab einer bestimmten Waffenmenge die Ausstellunge einer neuen oder weiteren Waffenbesitzkarte untersagt werden, bzw. es können auch spezielle Waffenarten nicht genehmigt werden. Mir persönlich ist das aber noch nicht zu Ohren gekommen. Die Dinger werden nach Zahlung der Gebühr, wenn man nicht grad vorher schon mal massiv polizeilich aufgefallen ist, ohne Problem erteilt.


    Die Waffen müssen natürlich nach den Vorschriften des Waffengesetzes gelagert werden, sprich verschlossen und getrennt von der Munition, das kann auch überprüft werden, passiert aber recht selten.
    Außerdem darf man die Dinger nur auf seinem eigenen befriedeten Besitztum oder auf Schießständen oder halt zur Jagd führen, auf öffentlichen Veranstaltungen oder in der Öffentlichkeit eben nur in bestimmten Ausnahmefällen.

  • Charlotte ,


    ja, kleinere Klassen wären auf ganz Deutschland gerechnet tatsächlich eine teure Angelegenheit. Man bräuchte nicht nur mehr Lehrer, sondern auch mehr Klassenräume, also größere Gebäude. Das ist eindeutig eine Frage der Bildungspolitik. Offensichtlich ist unsere Regierung nicht bereit, da mehr Geld reinzupumpen. :-(
    Meiner Meinung nach wäre das ein guter Ansatz, mehr für Kinder und Bildung in diesem Land zu tun. Auch, die Ansätze, Kindern und Jugendlichen Konfliktlösungsstrategien nahezubringen, wie BJ das schon erwähnt hat, wäre eine gute Lösung. An den Schulen meiner Kinder gibt es das. Sie können sich zu Streitschlichtern ausbilden lassen und lernen Konflikte zu lösen und alternative Handlungsweisen kennen. Guter Ansatz!
    Es gab auch schon den Ansatz, die Schulen nicht nur mit Lehrern zu besetzen, sondern auch jede Schule mit Schulpsychologen zu besetzen, damit diese gezielt und individuell frühzeitig eingreifen und helfen können. Leider sind auch dafür keine Mittel vorgesehen worden. Bis jetzt. Dieses Jahr sind Bundestagswahlen. Ich befürchte, dass das Thema umgehend ausgeschlachtet und für den Wahlkampf und neue Versprechen missbraucht wird. Ob sich etwas ändert und dem Bildungsauftrag mehr Bedeutung zugemessen wird, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Danke für die Waffeninfos, BJ.
    Wie gesagt, mein gesunder Menschenverstand fragt sich immer noch "Wozu braucht man 14 Waffen?", aber gut :rolleyes

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  • Ah...
    Wo Idgie das grad mit den Schlichtern schreibt, das ist eine durchweg gute Einrichtung, die es mittlerweile in vielen Schulen gibt. Quasi ein Vermittler, der dann zwischen den streitenden Parteien vermittelt.


    Wichtig finde ich auch die Vermittlung von Werten und eben den richtigen Umgang miteinander....Früher wurde das in der Familie vermittelt, heute scheint das aus Zeitmangel oder Desinteresse der Eltern vielfach nicht mehr so zu funktionieren, da müßten dann Fächer wie Ethik oder ähnliches greifen. Wenn ich mir aber z.B. dann von meinem Neffen anhöre, daß sie im Fach Ethik ständig über Hitler und das Dritte Reich sprechen, dann denke ich mir, daß das war auch wichtig ist, aber andere Dinge doch sicher auch relevant wären.

  • Der Vater ist wohl Sportschütze. Aber auch da verstehe ich nicht, warum es dann 15 Waffen sein müssen. Tatwaffe war lt. n-tv eine Beretta und er hatte Munition im dreistelligen Bereich bei sich. Wofür zur Hölle lagert man als Sportschütze Munition im dreistelligen Bereich zuhause?


    Ich würde schon gerne wissen, warum die eine Waffe im Schlafzimmer lag. Angst vor Einbrechern, Überfällen etc.?

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ah...
    Wo Idgie das grad mit den Schlichtern schreibt, das ist eine durchweg gute Einrichtung, die es mittlerweile in vielen Schulen gibt. Quasi ein Vermittler, der dann zwischen den streitenden Parteien vermittelt.


    Bei uns gabs das früher nicht, wobei ich nicht weiß, ob es damals einfach nicht üblich oder weil wir so ne Kaff-Schule waren.
    Aber ich war wegen (abgebrochener :lache) DA letztens an 3 Gymnasien und zumindest an zwei hab ich sowas gesehen. Fand ich schon recht sinnvoll.


    Oh Mann...und in Ethik immer von 3. Reich zu labern ist auch sowas. Macht man das nicht schon in Geschichte? Gibt es nicht sinnvolleres, was ein Schüler lernen kann? Langsam frag ich mich, in was für einer Welt wir leben... :bonk


    (Nicht, dass jemand denkt, ich find die Geschichte vom 3. Reich nicht wichtig...)

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  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Der Vater ist wohl Sportschütze. Aber auch da verstehe ich nicht, warum es dann 15 Waffen sein müssen. Tatwaffe war lt. n-tv eine Beretta und er hatte Munition im dreistelligen Bereich bei sich. Wofür zur Hölle lagert man als Sportschütze Munition im dreistelligen Bereich zuhause?


    Ich würde schon gerne wissen, warum die eine Waffe im Schlafzimmer lag. Angst vor Einbrechern, Überfällen etc.?


    Das ist glaube ich eine wichtige Frage: Warum zuhause? Man könnte doch per Gesetz die Aufbewahrung von jeder Art Waffe zuhause verbieten, ich denke Sportschützeneinrichtungen bieten die Möglichkeit, dort Waffen sicher aufzubewahren.

  • Ich glaube, solange es Waffen gibt, wird es auch immer eine Möglichkeit geben, da dran zu kommen, egal, wo sie aufbewahrt werden. Vielleicht wird es schwieriger, aber eine Null-Risiko-Lösung wird es nicht geben.

  • Ich denke, die Frage nach den Waffen bietet keine Lösung. Wenn jemand partout etwas will, dann wird er auch dafür eine Möglichkeit finden.


    Ich finde die Frage, wie ein Mensch in einen solchen Gemütszustand kommen kann, in dem er sich nichts "Schöneres" vorstellen kann, als möglichst vielen Mitmenschen das Leben zu nehmen, in diesem Zusammenhang viel wichtiger.


    Lieben Gruß
    Alraune

  • Abgesehen davon, dass ich ebenfalls sehr bestürzt bin, bin ich auch sauer über die sensationsgeile Berichterstattung. Die BILD lese ich nicht, von daher wird mir das allerschlimmste erspart bleiben, ich finde es aber schon richtig übel, dass in Stern-TV zwei Schüler befragt wurden, die den Amokläufer eigenen Angaben zufolge lediglich vom Sehen her kannten, sich aber immerhin in Vermutungen darüber ergehen konnten, dass er wohl pausenlos "Killerspiele" am PC gezockt hat, ein Außenseiter war und für gemeinsame Unternehmungen nicht zu haben ...
    Wirklich fundierte journalistische Berichterstattung :rolleyes

  • Sicherlich kommt in diesem Fall die Frage nach den Waffen auf.


    Aber ich Frage auch weiterhin nach der Motivation solcher Täter.
    Mein jüngere Halbschwester war dabei anwesend, als sich ein Schüler 2002 auf dem Gymnasium im 10. Schuljahr vor der gesamten Klasse mit mehreren Einstichen mittels eines einfachen Messers das Leben nahm. Vorher hatte er auch noch die Lehrerin damit bedroht. Natürlich wurde dieser Fall nicht deutschlandweit breitgetreten, da ja "nur" der Täter dabei sein Leben gelassen hat.
    Ich bin heute natürlich froh, daß dieser Schüler nur ein Messer als Tatwaffe hatte, denn sonst wäre vielleicht meine Schwester auch ein Opfer solch eines Schulmassakers geworden.
    Trotzdem frage ich mich, warum dieser Schüler vor der ganzen Klasse Selbstmord begangen hat und vorher noch die Lehrerin bedroht hat.



    Edit: Seestern
    In dem o. g. Fall war ein Fernsehsender vor den Krankenwagen am Einsatzort. Die Schüler wurden bedrängt - man könnte auch sagen genötigt - eine Aussage vor laufender Kamera zu machen.
    Die Schüler der gesamten Schule standen unter Schock und einer der Schüler "schubste" total entnervt einen Kameramann zur Seite.
    Dieser Kameramann hat tatsächlich Schadensersatzansprüche an den besagten Schüler gestellt.

  • Zitat

    Original von Dany



    Da stellt sich mir die Frage, wie kann man so etwas verhindern? Kann man es überhaupt?


    Ich fürchte: Nein ....

    Man sollte nichts auf morgen verschieben, wenn man es genausogut auch übermorgen erledigen kann. (Mark Twain)

  • Allerorts tiefe Betroffenheit, die aber sicher nicht sehr lange vorhalten wird. Diese Diskussionen die wir heute führen, die wurden mit fast demselben Tenor auch schon nach Erfurt geführt.


    Nur, hat man aus den Morden von Erfurt irgendwelche Lehren gezogen? Stereotyp wurde nach strengeren Gesetzen gerufen -welch ein hanebüchender Unsinn. Unsere Gesetze sind völlig ausreichend.


    Die Ursachen dieses Verbrechens und der anderen Amokläufe haben ihre Wurzeln in einem nichtmonetären Werteverfall. Auch hier schwappen wieder amerikanische Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen nach Europa rüber. Auch in Finnland hat es ja schon eines dieser unfassbaren Verbrechen gegeben.


    Zurzeit sind Schulen, Politik und Elternhäuser, sogar auch die Kirchen, dabei, kollektiv in puncto Erziehung der Jugend zu versagen. Solange man Schule nur darauf ausrichtet, was die Wirtschaft als "Nachwuchs" braucht, solange wird die gesellschaftliche Erziehung und Einbindung junger Menschen in eben diese Gesellschaft wohl mehr oder weniger stiefmütterlich behandelt.


    Es muss doch für junge Menschen eine andere Lebensperspektive geben als den wirtschaftlichen und beruflichen Erfolg. Wer gerade in diesen Punkten nicht mithalten kann, wird für sich selbst wahrscheinlich so etwas wie ein Versagens-Stigma fühlen. Daraus entstehen Aggressionen und es ist niemand da, der hier die notwendigen Hilfen beibringt um diese Aggressionen abzubauen. Jeder Mensch ist einmalig und wertvoll - egal welche Schulbildung sie/er hat, egal welcher beruflicher Erfolg erzielt wurde und egal wie hoch der Kontostand ist.


    Die Gesellschaft trägt Verantwortung für jedes ihrer Mitglieder, sowie eben auch die einzelnen Mitglieder Verantwortung für die Gesellschaft tragen.


    Es ist allerhöchste Zeit ENDLICH umzudenken und die notwendigen Schritte vorzunehmen. Es ist nicht Aufgabe der Polizei unsere gesellschaftlichen Probleme zu lösen, das ist ganz und gar nicht ihre Aufgabe - auch wenn man die Polizei mit gesellschaftlichen Konflikten zuschaufelt.


    Hören wir doch endlich den jungen Menschen zu, nehmen wir sie doch verdammt noch mal endlich ernst, setzen wir uns doch endlich mit ihren Gedanken, Forderungen und Lebensweisen auseinander. Ein echtes Miteinander ist wichtig. Nur heute erleben wir nicht mal ein Gegeneinander - heute erleben wir ein totales Desinteresse.


    Aber leider wird heute Gesellschaft mit wirtschaftlichem Wachstum gleichgesetzt. Die Menschen verdummen und werden täglich oberflächlicher. Unsere jungen Menschen sind diesen Vorgaben leider hilflos ausgesetzt.


    Menschen sind heute einen völlig sinnlosen Tod gestorben. Unendlicher Schmerz ist entstanden. Sehr viele Leben sind zerstört und kaum noch lebenswert.


    Es gibt sicher eine vordergründige Schuld - aber gerade diese vordergründige Schuld hat Ursachen, Ursachen denen sich offenbar niemand annimmt.


    Alles jetzt ein wenig durcheinander, aber ich bin unwahrscheinlich erschüttert. Hoffentlich wird die Betroffenheit nicht durch das nächste Fußballspiel im Fernsehen abgelöst. Nur wenn man jetzt wirklich aktiv wird, so ist der Tod der Menschen des heutigen und früherer Amokläufe vielleicht doch nicht völlig umsonst gewesen. Ihnen sind wir schuldig, dass wir endlich damit beginnen unsere gesellschaftlichen Probleme zu lösen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • es ist schlimm was da passiert ist, erklären kann man das wohl nie, was Menschen bewegt Menschen zu töten. Angeblich hat er vorallem Mädchen erschossen, vielleicht liegt da der Grund?


    was ich allerdings verstehen kann ist das man besser schlafen würde mit einer Waffe im Nachtschrank (ich habe keine). Und der Vater wird wohl auch nie auf die Idee gekommen sein, das sein Sohn zu so etwas fähig ist.


    Schärfere Waffengesetzte? wem hilft das? dem Gewissen der Politiker? Die verschärften Gesetzte hätten Erfurt nicht verhindert und auch andere Morde nicht.


    Meine Nachbarn sind Waffennarren und Polizei bekannt. würden die Amoklaufen im suff, würde sich niemand wundern. Theoretisch dürften die nie an Waffen heran kommen und haben sie auch nicht legal, aber immer wieder haben sie welche mit denen sie *rumspielen* dann die Polizei anrückt, sie mitnimmt, die Waffen einkassiert und spätestens 2 Wochen später sind sie wieder da, einschließlich neuer Waffen.


    In den USA haben viele Schulen lautsprecher in den Klassenzimmer und bei Gefahr können sie sich einschließen. Vielleicht sollte man das auch hier einführen. Es würde evtl. etwas helfen. denn wie will man vorher einen Amokläufer erkennen?? Hinterher werden immer Verhaltensmuster hochgepuscht, aber ist das nicht auch nur ein hilfloser Versuch etwas zu erklären was nicht zu erklären ist? Ein ehemaliger Mitarbeiter bei uns wurde des 5 fachen Mordes überführt, keiner von uns hätte auch nur gedacht das er zu so etwas fähig ist, er war nett und hilfsbereit, immer freundlich. Ich habe damals echt an meiner Menschenkenntnis gezweifelt und mir ging es nicht alleine so. Und doch hat er die Morde aus Habgier geplant.
    Ich glaube nicht das man einen Amoklauf erklären kann. Die Fragen der Journalisten bei der Pressekonferenz über die Musikfrage und den Inhalt des PC s haben mich ziemlich genervt. Ich hatte den Eindruck sie wollten ihn gleich in eine Schublade stecken. Das wäre ja auch am einfachsten.


    bno


    edit @ Bodo

    Zitat

    ich denke Sportschützeneinrichtungen bieten die Möglichkeit, dort Waffen sicher aufzubewahren.


    weißt du wie oft in Schützenheimen eingebrochen wird? Oft liegen sie auch etwas abseits, so daß die Täter Zeit haben den Tresor zu knacken. Auch wenn alles alarmgesichert ist, dauerts auch eine Weile bis die Polizei da ist.

    kenne die Vergangenheit, lebe die Gegenwart, baue dir die Zukunft


    In Büchern liegt die Seele aller vergangenen Zeiten


    mein Regal

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  • Zitat

    Original von Charlotte


    Edit: Seestern
    In dem o. g. Fall war ein Fernsehsender vor den Krankenwagen am Einsatzort. Die Schüler wurden bedrängt - man könnte auch sagen genötigt - eine Aussage vor laufender Kamera zu machen.
    Die Schüler der gesamten Schule standen unter Schock und einer der Schüler "schubste" total entnervt einen Kameramann zur Seite.
    Dieser Kameramann hat tatsächlich Schadensersatzansprüche an den besagten Schüler gestellt.


    Die Schüler, von denen ich spreche, haben ihre Aussage nicht vor laufender Kamera, direkt nach dem Vorfall gemacht. Eigentlich wurden sie im Stern-TV-Studio erwartet, der Zug, der sie da hin bringen sollte, war jedoch von einem "Personenschaden" betroffen (das lasse ich jetzt mal unkommentiert) und die beiden Schüler wurden per Live-Schaltung ins Studio gelegt. Mir geht es auch nicht so sehr um das Verhalten der Schüler, sondern um die für meinen Geschmack zum Teil widerliche Vorgehensweise der Presse.

  • Vielleicht kann ich ja ein bisschen zur Situation zwischen Lehrern und Schülern beitragen. Meine Eltern sind beide Lehrer, der Rest meiner Familie auch zu 50%, ich habe angefangen Lehramt zu studieren, habe dann aber abgebrochen.


    Sicher sind die Klassengrößen ein Problem. Außerdem haben die Schüler ja bei den durchschnittlich 6-7 Schulstunden am Tag auch die verschiedensten Lehrer. Da fällt es natürlich weitaus weniger auf, wenn einer etwas merkwürdig ist, als wenn man mehrere Stunden am Stück mit den gleichen Schülern hätte.
    Mittlerweile gibt es doch eigentlich an allen Schulen Vertrauenslehrer. Schade ist jedoch, dass diese nur in den seltensten Fällen konsultiert werden. Anscheinend besteht da trotzdem eine gewisse unüberwindbare Zurückhaltung für viele Schüler.
    Wenn Schüler in irgendeiner Form auffallen, dann ist es in der Schule meiner Mutter so, dass ständiger Kontakt zu den Eltern aufgenommen wird, auch Gespräche mit Mitschülern und Kollegen werden geführt. Gerade bei Schülern, die durch eine Abschottung oder Außenseiterrolle auffallen, reagiert man da immer recht schnell. Leider ist es oft schwer etwas an der Situation zu ändern, eben weil die Kinder/Jugendlichen schon von Haus aus dieses Verhalten haben und es meist Gewohnheit gewroden ist. Auch können die Eltern oft irgendwie nicht aus sich raus und die Mitschüler sind selten gewillt, sich auf diese Mitschüler einzulassen. Es ist ja auch verständlich, denn wer möchte schon mit jemandem näheren Kontakt haben, der einem selbst merkwürdig vorkommt? Das Ganze ist also wirklich nicht einfach und was soll man als Lehrer mehr machen? Gespräche und Versuche irgendwas daran zu ändern, scheitern meist. Sicher liegt es auch daran, dass die Lehrer die Schüler oft doch nur sehr wenig kennen bzw. manchmal kennen die Eltern ihre eigenen Kinder ja selbst nichtmal.


    Dann gibt es eben wiederum solche Fälle, wo entsprechende Schüler ganz normal auftreten, Freunde haben und plötzlich rastet er doch aus. Da gab es einen Fall in meiner Schule, wo ein Schüler eine Lehrerin bedrohte und ihr sagte, dass sie endlich mal die Klappe halten soll, weil sonst das Gleiche mit ihr passiert wie in Erfurt. Der Schüler war früher immer nur als gesellig und freundlich aufgefallen. Letztendlich hat er glücklicherweise nichts gemacht. Wobei diese Drohung auch sehr ernst genommen wurde, nicht wie in vielen anderen Fällen.


    Man kann also nicht pauschalisieren... ich denke, dass die meisten Lehrer sich schon bemühen, aber so viele Schüler sind (glücklicherweise) wirklich nicht auffällig.