• Zitat

    Original von Bodo
    Das Aramäisch scheint in Deutschland eine weit verbreitete Sprache zu sein!


    ... besonders wenn es um das Verteilen von Pflichten geht.... :chen

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielleicht bin ich jetzt ein bisschen spät, aber da meine Spionin erwähnt wurde, möchte ich meine 2 Cents zu dem Thema auch loswerden.


    Nicht immer sollte der Leser nach dem Titel auf dem Cover gehen. (Und oftmals auch nicht nach dem Bild darauf ;-))


    Meine Spionin hieß ursprünglich "Die Raben von London", was passend gewesen wäre. Aber Schriftstellerei ist wie alles dem Markt unterworfen. Und Romane mit weiblichen Heldinnen verkaufen sich nach wie vor gut. Ich hätte kein Problem, einen Mann als Helden zu haben, aber als Autorin, die vom Schreiben lebt, ist man in gewisser Weise gezwungen, sich ein wenig anzupassen.
    Heldin oder Hunger heißt es dann (krass ausgedrückt), und selbst der eingefleischteste Kritiker wüsste dann, wofür er sich entscheidet.


    Alle -in Titel oder Romane mit Frauen zu verteufeln wäre ein fataler Fehler und würde zum Verlust von Lesespaß führen. Leute, die hier im Büchereulenforum unterwegs sind, haben die einmalige Gelegenheit, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen (durch Leserunden etc.) Und das sollten sie tun, bevor sie ohne nachzuprüfen "pfui" gegen diese Titel rufen.


    Wem allerdings die Verlags- und Marketingpolitik nicht passt, kann immer gern an die Verlage schreiben. Ob das was bewirkt, sei dahingestellt, es ist aber immer besser als das Verteufeln.


    Übrigens habe ich auch einen der von Wahnfried genannten Aubrey-Romane im Schrank. Ein gutes Recherchematerial, wenn man über Seefahrt schreiben möchte. Aber heutzutage würde ich denken, dass das Kassengift ist, denn der allgemeine Lesergeschmack tendiert zur Frau.


    Wenn jetzt plötzlich ein historischer Roman mit männlichem Helden zu einem Megaseller like "Bis(s) zum ..." wird, dann werden die Verlage sicher die Taktik ändern. Dann werden wir uns auf Titel wie:


    Der Hebammerich
    Der Hurerich
    Der Wäscher
    Der Burgunder
    Der Formularausfüller


    usw. freuen können. :lache


    Love and Peace! :kiss


    Edit: Ich habe bei den Titeln noch "Der Bleistiftanspitzer" vergessen. ;)

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  • Die Aubrey Reihe von Patrick O'Brian ist mit nichten Kassengift. Der Knabe ist zwar kürzlich verstorben, aber er hatte seit den 60er 20 Bände der Aubrey Reihe geschrieben und wie ich finde haben die Romane durchaus Tiefgang und sind nicht nur bzgl Seefahrt interessant. Auch, sind sie sehr häufig bei uns in Buchhandlungen zu finden, in England und Amerika sind sie extrem erfolgreich und ein Band wurde verfilmt und kam als "Master und Commander" mit Russell Crowe in die Kinos.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Master_&_Commander_%E2%80%93_Bis_ans_Ende_der_Welt


    Aber, zurück zum Thema. Ich verteufle keineswegs Frauenliteratur in Form von Ininnen Romane, ich finde es nur etwas lächerlich und dämlich fast jeden Frauenroman mit einem XYZin Titel zu versehen. Auf der anderen Seite macht diese Titulierung es einfach für Fans oder Nicht-Fans dieser Literatur, die Titel zu indentifizieren und zu kaufen oder auch nicht zu kaufen.
    Ich bin keineswegs ein Feind von Frauenliteratur. Es ist nun mal so, das Frauen im allgemeinen auf andere Dinge wert legen als Männer und deshalb gerne andere Dinge lesen als Männer. Das zeigt sich ja auch bei Zeitschriften, die sind meißt ebenfalls für genderspezifische Zielgruppen gemacht. Auch ist es nicht so, dass ich noch nie historische Romane von Frauen gelesen hatte. Als, Teenager (das ist jetzt etwa 20 Jahre her) gab es noch nicht so eine Flut von historischen Romanen und ich hatte damals unheimlich viel gelesen. Internet hatte ich noch nicht und ich bin viel mit dem Zug gefahren. Deshalb hatte ich mir viele historische Roman gekauft oder ausgeliehen. Zum Beispiel erinnere ich mich Bücher von Susanne Schreiber, Marion Zimmer-Bradly, Jane Gaskell, Pauline Gedge zumindest angelesen zu haben.
    Susanne Schreiber, schreibt eindeutig für ein weibliches Publikum und ist für Männer wohl kaum verdaulich.
    Marion Zimmer-Bradly Bücher dürften für die meißten Männer auch ziemlich schwer verdaulich sein, zu feministisch würde ich meinen.
    Die Bücher von Jane Gaskell haben mir sehr gut gefallen, waren allerdings Fantasie Bücher, aber spannend und gänzlich ohne rosa Tapete.
    Pauline Gedge ist wie Zimmer-Bradly meiner Meinung nach eine verkniffene Emanze und so lesen sich auch ihre Bücher.
    Sehr gut gefallen hat mir Sister Souljah - Der kälteste Winter aller Zeiten. Zwar kein historischer Roman aber sehr interessant und spannend geschrieben.

  • Zitat

    Original von CorinaB
    Wem allerdings die Verlags- und Marketingpolitik nicht passt, kann immer gern an die Verlage schreiben. Ob das was bewirkt, sei dahingestellt, es ist aber immer besser als das Verteufeln.


    Briefe an Verlage halte ich persönlich ja für reine Zeitverschwendung. Solange genug Leser die "-innen"-Bücher kaufen, werden sie geschrieben, gedruckt und verkauft werden. Wen es nicht interessiert, der kann ja einen großen Bogen um die glücklicherweise immer in großen Stapeln auftretenden und daher leicht erkennbaren Historischen Romane machen und sich bestenfalls noch darüber ärgern, wenn Feuchtwanger in dem ganzen HR-Wust versackt. :grin

  • Zitat

    Original von Wahnfried
    Die Aubrey Reihe von Patrick O'Brian ist mit nichten Kassengift. Der Knabe ist zwar kürzlich verstorben, aber er hatte seit den 60er 20 Bände der Aubrey Reihe geschrieben und wie ich finde haben die Romane durchaus Tiefgang und sind nicht nur bzgl Seefahrt interessant. Auch, sind sie sehr häufig bei uns in Buchhandlungen zu finden, in England und Amerika sind sie extrem erfolgreich und ein Band wurde verfilmt und kam als "Master und Commander" mit Russell Crowe in die Kinos.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Master_&_Commander_%E2%80%93_Bis_ans_Ende_der_Welt


    Das mag sein, aber versuche mal als deutscher Autor so etwas heute an den Markt zu bringen. Das meinte ich mit Kassengift. Die Verdienste des Autors seien unbestritten! Und den Film hab ich gesehen, war genial!
    Im Kino waren einige Zuschauer übrigens enttäuscht, da die im Trailer angedeutete Romanze mit der Südseeschönheit nicht stattgefunden hat und es im Film nur um Männer ging. Ich mochte ihn gerade deswegen, viel Russel Crowe!


    Dass du kein Feind der Frauenliteratur bist, freut mich. Vielleicht magst du ja in einen der genannten Titel reinschauen und dich davon überzeugen lassen, dass hinter einem vielleicht unoriginell erscheinenden "-in-Titel" manchmal auch ein gutes Buch steckt. Reinlesen bringt mehr!
    Gegen den Titel kann kaum ein Autor was tun. Gib uns eine Chance!


    Aber zu deiner Beruhigung, der Trend flaut ab, und die Art von Geschichten, die dich jetzt durch den Titel abstößt, wird andere Titel bekommen. Dann heißt die Hebamme-Trilogie vielleicht "Die Erzgebirgssaga" und die Wanderhure "Ein Mädchen schlägt sich durch" oder die Spionin "Die Raben von London". ;-)


    Ein ins Auge stechendes Beispiel eines Titels ohne -in ist übrigens neuerdings "Gebiete sanfte Herrin mir". Du siehst, es geht, aber der Verlag entscheidet.


    So, ich mache mich jetzt wieder an meine Brotarbeit. Heldin, Mittelalter, kein "in-Titel". :grin Ciao!

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  • Zitat

    Original von Vulkan
    Briefe an Verlage halte ich persönlich ja für reine Zeitverschwendung. Solange genug Leser die "-innen"-Bücher kaufen, werden sie geschrieben, gedruckt und verkauft werden. Wen es nicht interessiert, der kann ja einen großen Bogen um die glücklicherweise immer in großen Stapeln auftretenden und daher leicht erkennbaren Historischen Romane machen und sich bestenfalls noch darüber ärgern, wenn Feuchtwanger in dem ganzen HR-Wust versackt. :grin


    Die Zeit läuft voran, der Geschmack auch und der Markt wird immer wichtiger. Nachwuchs gab es schon immer. Moden gab es schon immer. Auch Goethe hat so geschrieben, wie es die Gönner gern gelesen haben.


    Ich persönlich mag Feuchtwanger sehr, aber ich greife auch nach den "in-Titeln". Vielfalt macht das Leben bunt und manchmal muss es auch was Leichtes sein.
    Und in hunderten von Jahren, wenn vielleicht ganz unsägliche Trends das Lesen beherrschen, werden wir "In-Titel-Autorinnen" die geliebten Klassiker sein. ;-) Oder versacken wie Feuchtwanger jetzt. :knuddel1

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  • Zitat

    Original von CorinaB
    Ein ins Auge stechendes Beispiel eines Titels ohne -in ist übrigens neuerdings "Gebiete sanfte Herrin mir". Du siehst, es geht, aber der Verlag entscheidet.


    Will jetzt nicht Klugscheissen, aber wieso meinst Du, das im Titel "Gebiete sanfte Herrin mir" kein "in" im Titel vorkommt? ;-)
    Ist eigentlich ein gutes Indiz von unterschiedlicher Wahrnehmung... Wo, Frauen die Welt in Ordnung finden, sehen Männer die Fliegen an den Wänden und umgekehrt..... ;-)

  • Das ist aber kein Titel nach dem kritisierten "Die -in"-Schema.
    Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Frauen die Fliegen eher sehen als die Männer. Das gilt auch für Flecke und herumliegende Wäsche. :lache
    Aber so ist es nun mal, ihr Männer versteht uns Frauen nicht, aber meist liebt ihr uns doch! Ha!

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  • Hallo, Wahnfried!


    Zitat

    Original von Wahnfried
    Was ich ganz gerne mal wieder lesen wuerde sind Buecher mit Tiefgang und differenzierte Karaktere. Wie zum Beispiel die Hetaere von P. Vandenberg. ;-) Natuerlich ist das nicht ernst gemeint.
    Aber um auch mal ein Paar Perlen zu nennen.


    Das Goldene Vlies von Robert Graves,
    Salambo von Flaubert
    Die Aubrey /Maturin Romane von Patrick O'Brian


    Zumindest gibt 's da ja noch Ich, Claudius, Kaiser und Gott von Robert Graves, eine ganze Latte von Romanen des bereits erwähnten Lion Feuchtwanger, Heinrich Manns Romane zu Henri IV., Thomas Manns Erwählter, Lotte in Weimar und seine vier Josephs-Romane, die allerdings eher biblisch als historisch zu nennen sind -- und das ist längst nicht alles!


    Wenn 's etwas "seichter" sein darf, sollte man sich nicht von Titeln irre machen lassen, denn die werden heute in den allermeisten Fällen verlagsseitig festgelegt und folgen ebenso Moden wie die gesamte Aufmachung mit Dekolletés und Glutaugen. Es gibt inzwischen einiges, was außen östrogenlastig aussieht und innen mindestens ausgeglichen ist. Von daher empfehle ich, die Rubrik Historische Romane in diesem Forum: Anhand des Tenors der Rezensionen hat man schnell raus, welche Bücher einem taugen, und bald auch, welche Eule dem eigenen Bankkonto gefährlich werden kann. :lache


    Viel Erfolg beim Stöbern! :wave

  • Zitat

    Original von Iris
    Zumindest gibt 's da ja noch Ich, Claudius, Kaiser und Gott von Robert Graves, eine ganze Latte von Romanen des bereits erwähnten Lion Feuchtwanger, Heinrich Manns Romane zu Henri IV., Thomas Manns Erwählter, Lotte in Weimar und seine vier Josephs-Romane, die allerdings eher biblisch als historisch zu nennen sind -- und das ist längst nicht alles!


    Hallo Iris,
    die Rubrik historische Romane kenne ich, das war der Grund meiner Anmeldung hier. Den ersten Post hatte ich dort geschrieben. Das Buch ich, Claudius, Kaiser ind Gott, habe ich mir erst letzte Woche zugelegt und werde es bald anfangen zu lesen. Ich hoffe es ist ähnlich gut wie das goldene Vlies. Ausserdem hatte ich mir noch die griechische Mythologie von Robert Graves geholt und den Roman von Viola Alvarez in dem es um den Sohn von Hagen und Brunhild geht.


    Was mir bei deiner Aufzählung guter Bücher aufgefallen ist, ist dass die alle schon sehr viele Jahre auf dem Buckel haben. Das ist mir früher schon aufgefallen, das auch mir, Zeitgenössige Bücher weniger tiefgründig erschienen als Bücher die schon ein paar Jahrzehnte alt waren.
    Das kann natürlich daran liegen, dass solche Bücher geschrieben wurde als der Zeitgeist noch ein ganz anderer war und auch die Wortwahl ist in solchen Büchern eine andere, als heute wo man Wörter wie "realisieren" und "verarbeiten" sehr häufig in Texten vorfindet und damals gab es andere Modewörter und Moralvorstellungen. All das macht meiner Meinung nach alte Roman interessanter und historische Romane wirken dadurch vermutlich historischer. Schon allein durch die verwendete "Sprache" und Moralvorstellungen welche natürlich auch in historischen Romanen oft die Wertvorstellungen der Zeit widerspiegeln in der sie geschrieben wurden.
    Die Figuren in heutigen historischen Romane und auch Filme, wirken wie Menschen aus der Jetztzeit nur in historischen Kostüme.

  • Wahnfried


    ich verstehe immer noch nicht ganz, worauf Du eigentlich hinauswillst, habe aber in wachsendem Maß das Gefühl, daß Du hier Äpfel mit Birnen vergleichst.
    Du beschwerst Dich über geringe Tiefgründigkeit in Büchern, die als Unterhaltungsromane gedacht sind. Ein Unterhaltunsgroman verträgt nur ein gewisses Maß an Tiefgründigkeit, seinen größeren Teil macht die Unterhaltung aus.


    Den AutorInnen und Verlagen, die dem Markt Unterhaltungsromane zuführen, vorzuwerfen, daß sie etwas nicht tun, was nicht ihr Geschäft ist, ist wenig sinnvoll.



    Ein Autor wie Heinrich Mann oder Feuchtwanger, um die häufiger genannten aufzuführen, ist aber keine Produzent von Unterhaltungsromanen. Ihr Anliegen ist ein anderes. Wenn sie das, was sie erzählen wollen, in die Vergangenheit versetzen, hat das nicht zum Grund, daß sie ihrer LeserInnenschaft das, sagen wir, 16. Jahrhundert nahe bringen wollen. Ihnen geht es im Gegenteil um die Darstellung bestimmter Charaktereigenschaften, bestimmter Strukturen, bestimmter Phänomene aus ihrer eigenen Zeit, die sie dadaurch, daß sie sie zurückversetzen, besonders herausstellen wollen.
    Das ist der sog. historische Roman, mehr ein Stilmittel als ein Genre im Bereich Roman.


    Diese Art Roman aber, also das Aufzeigen bestimmter Gegebenheiten der Jetztzeit durch die Versetzung der Handlung in die Vergangenheit, ist zur Zeit bei uns nicht sehr gefragt.
    Solche Romane werden hierzulande kaum geschrieben. Was mir in dem Bereich einfällt, wäre vielleicht noch Kehlmanns 'Vermesseung' oder Walsers Goethe- Buch.


    Der Rest ist einfach Unterhaltung. Die kommt nun in unterschiedlichen Graden in den Büchern vor, manchmal steckt ein bißchen mehr darin an Substanz, manchmal weniger.
    Selbstverständlich sind die meisten Figuren in den Unterhaltungsromanen Menschen von heute, die ein hübsches Kostümchen aus einem angebnichen Mittelalter tragen. So soll es sein.
    Dagegen ist nichts einzuwenden, es handelt sich hier um Unterhaltung.


    Es liegt es an jeder Leserin, sich sich zu informieren, inwieweit sie sich auf welchen Grad an Unterhaltung im Buch mit dem bunten historisierenden Cover einlassen will. Da muß eine sich halt anstrengen. Stöbern, anlesen, sich Tips holen. Ausprobieren.


    Das war früher auch nicht viel anders, selbst wenn die Zahl der Neuerscheinungen etwas geringer war.
    Nur ein Beispiel: Feuchtwangers Jud Süß erschien im Jahr 1925. Eben in diesem Jahr erschienen in Deutschland 115 weitere historische Romane deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. 115. Nur deutsch. Ohne die übersetzten, z.B. aus England und Frankreich.
    Von Feuchtwanger, der Nummer 116, spricht man bis heute, die anderen sind vergessen.
    Warum? Weil sie zu einem Gutteil der reinen Unterhaltung zuzuorden waren und nicht wenige davon überdies der religiösen oder nationalpolitischen Ideologie.
    Gelesen wurden diese Bücher gern und viel, nicht wenige der Autorinnen und Autoren brachten Jahr für Jahr ein ähnliches Produkt auf den Markt. heute kennt man nicht mal mehr ihre Namen.


    Also, um zusammenzufassen: um im Bereich Unterhaltung etwas zu finden, mit dem man selbst als Leserin zufrieden ist, muß man halt einiges ausprobieren und sich gelegentlich überraschen lassen.
    Vieles kann man auch einfach ignorieren.


    Über den Lesegeschmack anderer herzuziehen ist aber völlig unproduktiv.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Über den Lesegeschmack anderer herzuziehen ist aber völlig unproduktiv.


    Naja, da mögt ihr recht haben werte Magali, jedoch muß es doch erlaubt sein eine Meinung zu äussern und dadurch eine Diskussion anzustossen. Zumal man dabei auch interessante Dinge erfahren kann wie zum Beispiel, daß in Deutschland schon im Jahr 125 historische Romane publiziert wurden. Das ist ziemlich viel. Mehr als ich vermutet hätte.


    Das historische Romane unterhalten wollen, verstehe ich, aber wie in jedem Unterhaltungsmedium gibt es besser und schlechter gemachte Unterhaltung für die jeweilige Zielgruppe.
    Ich wollte nur mein Unbehagen zum Ausdruck bringen über die Vielzahl von historischen Romanen welche im Titel ein "die ....in" haben. Mein Unbehagen rührt vielleicht von der unterschwelligen Annahme, dass es sich dabei um seichte Literatur für Frauen handelt, welche vielleicht früher in Groschenheftchen vertrieben wurde und jetzt als Taschenbuch.
    Natürlich gibt es ähnliches auch für Männer, aber ich denke die sind bei den Groschenheftchen geblieben und haben noch nicht den Sprung zum Taschenbuch geschafft.
    Wie auch immer und frei nach Fridericus Rex, jeder soll nach seinem Geschmack lesen und selig werden.

  • Zitat

    Original von Wahnfried
    Die Figuren in heutigen historischen Romane und auch Filme, wirken wie Menschen aus der Jetztzeit nur in historischen Kostüme.


    Zumindest auf die Filme trifft das aber heutzutage sehr viel seltener zu. Der oben erwähnte MASTER AND COMMANDER und viele andere moderne Produktionen bilden Historie (im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten) nicht zuletzt aufgrund fortschreitender Technik sehr viel detailgetreuer nach als beispielsweise die klassischen Leinwand-Epen aus der Hochzeit der Historienverfilmungen in den 50ern und 60ern. Damals entsprachen selbst Frisuren und Make-up der Mode der Entstehungszeit, von diversen Manierismen einmal gänzlich abgesehen.


    In der Literatur werden zum einen historische Charaktere mittlerweile vielleicht sehr viel moderner geschildert als ihnen zusteht, da hast du recht, andererseits bedient man sich auch nicht mehr jenes entsetzlichen Kunstgriffs (dem Zeitgeist entsprechend), seine Helden und Heldinnen ungeachtet ihres Standes seitenlang umständlich in Hochsprache parlieren zu lassen. Mit der Moderne hat auch ein bisschen mehr Realismus Einzug in die Darstellung im historischen Roman gehalten. Die grundsätzlichen Anliegen des Autors bleiben davon ja erst einmal unberührt.

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bildersturm ()

  • Zitat

    Original von Wahnfried
    Mein Unbehagen rührt vielleicht von der unterschwelligen Annahme, dass es sich dabei um seichte Literatur für Frauen handelt, welche vielleicht früher in Groschenheftchen vertrieben wurde und jetzt als Taschenbuch.
    Natürlich gibt es ähnliches auch für Männer, aber ich denke die sind bei den Groschenheftchen geblieben und haben noch nicht den Sprung zum Taschenbuch geschafft.


    Wann hast du zuletzt ein "Groschenheftchen" gelesen? Mir scheint, du bedienst hier lediglich ein Klischee. Bei den Heften muss man durchaus differenzieren. Ebenso wie bei Romanen auch. Es gibt viele Serien, die durchaus niveauvolle Unterhaltung bieten. "Jerry Cotton" zum Beispiel. Oder "Der Bergdoktor". Man kann ebenso wenig alle Hefte über einen Kamm scheren wie man das bei Romanen kann.

  • Wahnfried


    1925
    116 historische Romane (nur deutschsprachige AutorInnen)
    Das ist ein Höhepunkt in den 20er Jahren, das war ein Zufall, daß das so schön mit Feuchtwanger zusammenkommt.



    Zum Thema:


    Man neigt dazu, nur vom eigene Standpunkt aus zu urteilen. Das geht mir oft genauso.
    Ein Blick in die Vergangenheit bzw. in die Entwicklung eines Phänomens hilft oft, einen differenzierteren Blick zu gewinnen.


    Der historische Roman ist ebensowenig wie der historische Unterhaltunsgroman ein Phänomen unserer Zeit. Er tritt periodisch über die Jahrhunderte hinweg immer wieder auf. Und immer auf die gleiche Weise.
    Einmal die Romane, in denen AutorInnen ihre eigene Zeit beschreiben wollen, das Ganze aber zur Verstärkung oder auch sicherheitshalber (früher herrschte ja weitgehend Zensur) in anderen Epochen ansiedelten oder eben solche, die irgendeine Vergangenheit, sei es Antike, seien es die alten Ägypter oder das Mittelalter als Kulisse und Requisitenkammer verwendeten, um wilde Abenteuergeschichten zu erzählen.
    Die Heldin ist Hosen hat mindestens dreihundertfünfzig Jahre auf dem Buckel, wenn nicht mehr. An solchen Stories delektierten sich bereits Damen im Barock. Der Roman ist ein höchst konservatives Genre. :grin


    Daß der Unterhaltungsroman ein problematisches Genre ist, stimmt durchaus. Und ich stimme Dir zu, wenn Du sagst, daß heutzutage Texte zwischen Buchdeckel geraten, die noch vor zwanzig Jahren eher als Heftchen gebunden erschienen wären.
    Das gilt aber nicht nur für den historischen Unterhaltungsroman, sondern auch für andere Genre.
    Die Nachfrage nach Unterhaltung in Textform ist erstaunlich hoch. Und für Bücher gibt es eben mehr Geld.


    Für Unterhaltung gibt es gewisse Regeln und die bedient diese Genre offenbar recht gut. Es hat viel mit Wiederholung und Wiedererkennen zu tun.
    Mag sein, daß Frauen sich das gerne auf Buchseiten gönnen.


    Männer können sich das beim Sport oder beim Basteln an Geräten holen. Ein Fußballspiel hat aufgrund der Regeln nur eine endliche Zahl von Spielmöglichkeiten, ein Motor, ein mechanisches Gerät nur eine endliche Zahl im Zusammenspiel seiner Einzelteile.


    Es geht ums Wiedererkennen, um das Vertraute. So sehr unterscheiden sich die Geschlechter nicht, Mensch ist Mensch.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus



  • Ich könnt mich ebömmeln vor Lachen...


    Wie wärs noch mit Der Der Sohn des Latrinenreinigers??? :rofl :rofl :rofl

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit