'Die zerbrochene Kette' - Kapitel 06 - 11

  • Dieser Teil hat mich dann vollends für das Buch eingenommen. Terraner treffen Darkoveraner. Sehr schön, wie die beiden Geschichten trotz des zeitlichen Abstandes miteinander verwoben sind.


    Seite 98 (und auch weitere im Abschnitt) fand ich doch sehr amerikanisch. Oder vielleicht sollte ich sagen „menschlich-überall-so“. Man paßt sich nicht den Gegebenheiten an, sondern schafft Bedingungen, daß man sich eben nicht anpassen muß und wie zuhause leben kann. Export der eigenen Lebensbedingungen quasi. In der Hinsicht hat sich im Denken glaube ich nicht viel verändert.



    Seite 108f, als Magda der Kollegin ihre Arbeit erläutert, fand ich auch interessant. Man merkt, daß MZB sich hier entweder bei echten Anthropologen schlau gemacht oder viel nachgedacht - oder beides - hat. Jedenfalls klang das für mich so überzeugend, daß ich das glatt für bare Münze nehme.



    Ich habe mich zusehends gefragt, worin eigentlich die Motivation Magdas und ihr Nicht-Loskommen von Peter besteht, vor allem bei ihren Gedanken Seite 128f. Das wurde dann später ja beantwortet - auch recht überzeugend (Seite 206).



    Seite 136f, als Magda wieder einmal so gar nix auf ihre Vorahnung gibt, habe ich mich doch langsam gefragt, ob sie nicht ein bißchen, hm, einfältig in dieser Hinsicht ist. Sie weiß nun von den PSI-Kräften, ist damit in ihrer Ausbildung konfrontiert worden, muß das durch ihre Arbeit kennen (Laran), hat selbst immer wieder entsprechende Erlebnisse - und achtet dennoch wieder nicht drauf. Ich hätte sie schütteln mögen.



    Seite 203, als sich Jaelle übergibt, war etwas seltsam. Paßte nicht zu ihr und ist wohl nur die ihre Verwundung zu erklären. Oder sie kann ansonsten gut schauspielern.


    Auch hier wieder eine wunderbar runde Geschichte, die ich gerne noch etliche Seiten länger ausgeschmückt gelesen hätte. Die Befreiung von Peter ging recht reibungslos und schnell - und noch schneller Jaelles Reaktion. Verstehe ich das richtig, daß sie sich praktisch beim ersten Anblick in Peter verliebt hat? Nur so kann ich mir ihr Lachen und dann Weinen erklären.



    Das Buch gefällt mir bisher ausnehmend gut. Nach diesem Abschnitt habe ich erst mal aufgehört zu Lesen. Als ich dann in Bad Hersfeld wieder aus dem Zug stieg und Auto nach Hause fahren mußte, war das ein ziemlich seltsames Gefühl. Irgendwie sehr fremd und sehr ungewohnt; ich hätte eher ein Pferd erwartet, obwohl ich überhaupt nicht reiten kann. :rolleyes Ich kann mich nicht entsinnen, daß mir das jemals nach dem Lesen eines Buches passiert ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das mit dem terranisch gelben licht, und der temperatur fand ich gar nicht so krass, das haben alle imperien, dass sie eine fix aussehende infrastruktur haben - alle römsichen kolonialstädte, aber auch die öffentlichen gebäude der k&k-monarchie waren gleich gebaut, damit ein durchreisender oder ein neu versetzter beamter nicht tagelang seinen arbeitsplatz suchen muss, sondern an einem ihm völlig fremden ort aussteigen kann, und sagt - ah, da drüben - da ghör ich hin.


    Was ich mich allerdings gefragt habe: ich habe für mein badezimmer drei verschiedene glühstangen-farben zum wechseln, sonnenlicht, blauweiss, gelbweiss, ich hoff doch sehr, die haben im 4. Jt LED's die jede farbe spielen, die man grad mag.
    Und was ich noch stark hoff: dass ein Imperium, dessen gros an bewohnern ständig im all unterwegs sind, und wo planeten mit irdischer idealtemperatur (wobei man fragen muss, was die irdische idealtemperatur dann jsein wird) - für Imperiumsuniformen hoffentlich klimaneutrale thermostoffe hat, die für 200° plus genauso geeignet sind wie für 200° minus, ohne dass man frost oder brandblasen kriegt...


    Ich konnte mit dem abschnitt wenig anfangen: Magda ist in meinen augen einfältig - nicht nur wegen der PSI-fähigkeiten, die ja bei ihr schon im imperium getestet wurden, sie war sogar an einer eigens dafür errichteten akademie... und jetzt ist sie erstaunt, dass sie welche hat...


    Grad die teilnehmende beobachtung Magdas halte ich nicht für besonders effektiv und realistisch: sie lebte und arbeitete die meisste zeit ihres lebens auf Darkover, und will noch nie amazonen bemerkt haben?
    Grad die a-typischen erscheinungen werden früher und stärker untersucht. Eigentlich hätten die amazonen das erste sein müssen, was einer geschulten imperialen anthropologin ins auge sticht, und das sich schon naturgemäss am besten zu einer teilnehmenden beobachtung eignet - der raumhafen ist in Thendara, die amazonen haben ein gildenhaus dort, und Magda will seit 10 jahren keine einzige amazone gesehen oder gesprochen haben?


    Für die ganze Forschung auf Darkover hätte es Magda eher nicht gebraucht: Für linguistische studien versteckte kameras und mikrofone auf einem marktplatz aufstellen kann ein mann auch, und ich stell mir vor, dass ein imperium kaum eine müde münze locker macht, um die frauenkultur auf einem planeten zu erforschen, auf dem die frauen keine besondere rolle spielen: da schickt man männer, um die männerkultur zu erforschen, wenn es gilt, mit männern zu verhandeln...
    Wenn Magda ihre arbeit einer erforschung der lokalkulturen ernst nähme, hätte sie sich einen fahrenden händler gesucht, und ihn bezahlt, dass er sie als dienerin mitnimmt, dann lernt sie viele orte und viele leute und ihr verhalten und ihre sprache kennen. Stattdessen versumpft sie als übersetzerin eines selten ungeeigneten beamten...


    Ich musste an der stelle, als es hiess Magda mache eigentlich Montereys job daran denken, wie es kommt, dass das imperium einen unfähigen mann vorzieht - ich denk mir, das imperium ist riesig, und personenmässig extrem ausgedünnt, das heisst, dass gleichberechtigung bei der jobvergabe herrschen sollte, vor allem, dass man einen eignungstest bestehen muss, den Monterey kaum bestehen könnte, denn er kommt wie ein cowboy daher, der eine fremde stadt betritt. Wenn man einen weiblichen Legaten ernennt, sind die Darkoveraner viel gesprächsbereiter, weil sie ja einen gewissen kulturellen beschützerinstinkt gegenüber der frau haben und sich gleich weniger bedroht fühlen, wenn sie 'sittsam' auftritt... ich fand es erstaunlich, dass etwa die englische königin im Wüsten-Mordor der Arabischen Emirate zum ehrenmann erklärt werden kann, wo es frauen gegenüber wie in den trockenstädten zugeht, und darkoveranern keine frau zugemutet werden kann, weil man sie - da sie schon mal psi hat, als anführerin der Terraner grad zur halbwegs gleichberechtigten Comynara erklären müsste?


    Ich finde Magda nicht glaubwürdig, und es kommt sogar noch schlimmer, auf den seiten 130-140:
    Terranische agenten werden in erster linie wohl darauf konditioniert terranische agenten zu sein, andere persönlichkeiten müssen sie auf und abstreifen können, wie sehr gute schauspieler, sie werden ja vermutlich auf mehreren planeten eingesetzt, wie es auch Magda immer als horrorbild der versetzung vorschwebt... - Bin da wohl zu sehr Agentenfilm-gestählt, aber Magda ist in meinen augen eher eine schmalspuragentin... ihre ausbildung war kaum sehr gut, oder vielelicht denkt das imperium eine besonders anspruchsvolle ausbildung braucht es für linguistisches personal nicht :rolleyes


    Wegen der grausam aussehenden messer, die mir sofort sauer aufstiessen, hatte ich das gefühl ein kinderbuch zu lesen, die formulierung kommt im König von Narnia ein paar mal vor, mich hätte viel mehr interessiert, welche art von messern es sind: krumm, grad, wurfmesser, stichwaffen, mit widerhaken, giftrillen. Der ausdruck grausam aussehendes messer sollte erst verwendet werden, wenn es einem wo raussteht... wenn man sie vorher sieht, sollte der blick einer geschulten fachfrau eher dahin gehen, ihre potentiellen kampfgegner abzuschätzen, ob sie rechts oder linkshänder sind, wie fit sie sind, ob sie schwächen haben.
    Adrenalinschock hat man für gewöhnlich im fall eines angriffs, aber Magda benimmt sich schon wie ein häschen, als sie die männer eine gute stunde hinter sich reiten sieht, und rennt hals über kopf davon.
    Hier ist mir ihr verhalten gar nicht schlüssig: sie ist unterwegs, um mit räubern zu verhandeln... Ha? Wenn man mit räubern verhandeln muss, wie wäre es damit, mit ihnen zu sprechen? Das hätte sie gleich in der siedlung tun sollen, wenn sie komplett einleuchtende gründe hat, allein kein gespräch mit drei männern in der wildnis zu führen.
    Der moment, wo die amazonen mich zu sich ans feuer bitten, wäre doch die gelegenheit, ihnen zu sagen, sie sollen mir schwesterliche rückendeckung geben, denn ich müsse die jungs fragen, ob sie mich zu Rumal nach Sain Scarp führen können...


    Obendrein verstehe ich nicht, wie man an einem hauptquartier 10 jahre lang bauen kann... und dann verstehe ich noch etwas nicht, dass die terraner ausgerechnet Thendara als standort gewählt haben - wenn ich als imperium einen standort haben will, von dem aus ich einen planeten erkunden will, gehe ich in die ebene am Kadarin zwischen Carthon und Shainsa, auch denk ich dass beim starten und landen mittels... was wird es wohl sein raketenantrieb die umwelt in der einöde weniger gefährdet ist. Man ist gleich an zwei kulturen dran, und die werden sich beide in gefälligkeiten überbieten, oder wenn eine feindseelig ist, macht man kontakte gegenüber der anderen... teile und herrsche muss man anwenden, sonst kommt man als imperium nie auf einen grünen zweig.
    :unverstanden


    Mit Magda und Jaelle kann ich gar nichts anfangen.
    Rumal Sain Scarp klingt interessant, aber auch der geht in der geschichte verloren, ohne, dass man ihn näher kennen lernt. Diese bücher sind zum verzweifeln...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    der raumhafen ist in Thendara, die amazonen haben ein gildenhaus dort, und Magda will seit 10 jahren keine einzige amazone gesehen oder gesprochen haben?


    Irgendwo stand meine ich, daß Thendara rund 50.000 Einwohner hat. Das wär so ungefähr die Anzahl meiner Heimatstadt. Dort gab es einen Kapuzinerkonvent. Die liefen auch außerhalb des Hauses des öfteren im Habit. Dennoch gab es genügend Einwohner, die davon nie etwas mitbekommen hatten. Sicher ist es für eine imperiale Anthropologin etwas unlogisch, aber vielleicht war sie (da auf Darkover aufgewachsen) etwas zu „betriebsblind“? Es taucht ja an einigen Stellen auf, daß die Schwierigkeiten mancherlei Art hat, weil sie eben eher wie eine Darkoveranerin denn eine Terranan denkt und handelt.



    Da ich es weder mit Agentenfilmen noch mit solchen Büchern habe, kann ich das agentenmäßige nicht beurteilen. Manchmal ist etwas Unwissenheit ganz gut - man kann besser genießen ohne alles auseinanderzunehmen und auf Fehler hin zu untersuchen. ;-)



    Zitat

    Original von MagnaMater
    Obendrein verstehe ich nicht, wie man an einem hauptquartier 10 jahre lang bauen kann...


    Das wiederum verstehe ich sehr gut. Da geht es um einen ganzen Raumhafen nebst HQ für einen Planeten. In Frankfurt geht es nur um einen ganz normalen Flughafen. Da bauen die schon wesentlich länger als mickrige zehn Jahre. Ein Ende ist immer noch nicht abzusehen.



    Zitat

    Original von MagnaMater
    und dann verstehe ich noch etwas nicht, dass die terraner ausgerechnet Thendara als standort gewählt haben - wenn ich als imperium einen standort haben will, von dem aus ich einen planeten erkunden will, gehe ich in die ebene am Kadarin zwischen Carthon und Shainsa, auch denk ich dass beim starten und landen mittels... was wird es wohl sein raketenantrieb die umwelt in der einöde weniger gefährdet ist.


    Na ja, in den „Feuern von Hastur“ war ja erklärt, welche Politik das Imperium verfolgt. Dazu würde das wohl nicht passen.



    Im übrigen habe ich immer erhebliche Probleme mit dem Begriff „Imperium“. Das einzige, was mir dazu immer und sofort einfällt, ist Palpatine und Lord Vader. :rolleyes Mit anderen Worten: der Begriff ist für mich sehr negativ besetzt.



    :gruebel Wenn ich Deine Kommentare so lese, glaube ich fast, daß wir entweder verschiedene Bücher lesen oder sehr verschiedene Ansprüche stellen. Oder muß ich jetzt an mir zweifeln, weil mir das Buch trotz mancher Mängel immer noch gefällt? :gruebel

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Dieser Teil hat mich dann vollends für das Buch eingenommen. Terraner treffen Darkoveraner. Sehr schön, wie die beiden Geschichten trotz des zeitlichen Abstandes miteinander verwoben sind.


    Dies Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen ist für mich auch mit das Reizvollste an den Darkover-Romanen. Und das werden wir im kommenden Buch auch noch sehr ausführlich haben.



    Ja, das ist nach wie vor oft so, auch bei uns - Urlaub im Touri-Resort, am Besten deutsches Essen, deutsche Animateure und jedes Jahr die gleichen deutschen Nachbarn :rolleyes.
    Klar, für Leute, die ständig von einem zum nächsten Standort unterwegs sind erleichtert das vermutlich einiges, aber mir liegt diese Einstellung trotzdem so gar nicht.



    Ich find diese Beschreibung ihrer Arbeit auch interessant - wär wirklich spannend zu erfahren, wie nah das an der Wirklichkeit ist.



    Ja, da sperrt sie sich schon heftig. Aber das findet man doch in den Darkoverbüchern immer wieder, dass jemand sein Laran lange nicht akzeptieren kann oder will. Und für Magda mit ihrem terranischen Hintergrund ist das sicher noch schwerer, denn unter den Terranern ist der Glaube an Psi-Phänomene ja nun wirklich nicht so etabliert wie auf Darkover.



    Zitat

    Auch hier wieder eine wunderbar runde Geschichte, die ich gerne noch etliche Seiten länger ausgeschmückt gelesen hätte. Die Befreiung von Peter ging recht reibungslos und schnell - und noch schneller Jaelles Reaktion. Verstehe ich das richtig, daß sie sich praktisch beim ersten Anblick in Peter verliebt hat? Nur so kann ich mir ihr Lachen und dann Weinen erklären.


    Ich hab das immer so verstanden, dass sie halb im Fieberdelirium war und dadurch so hysterisch mit lachen und weinen reagiert. Auch ihre rein emotionale Reaktion auf Peter wäre vermutlich so nicht ausgefallen, wenn ihre Verstand wie gewohnt gearbeitet hätte. (Erinnert mich ein bisschen an Callista und Andrew).



    Zitat

    Das Buch gefällt mir bisher ausnehmend gut. Nach diesem Abschnitt habe ich erst mal aufgehört zu Lesen. Als ich dann in Bad Hersfeld wieder aus dem Zug stieg und Auto nach Hause fahren mußte, war das ein ziemlich seltsames Gefühl. Irgendwie sehr fremd und sehr ungewohnt; ich hätte eher ein Pferd erwartet, obwohl ich überhaupt nicht reiten kann. :rolleyes Ich kann mich nicht entsinnen, daß mir das jemals nach dem Lesen eines Buches passiert ist.


    Na, wenn das nicht für das Buch spricht!

  • Zitat

    Original von Rohana
    Aber das findet man doch in den Darkoverbüchern immer wieder, dass jemand sein Laran lange nicht akzeptieren kann oder will. Und für Magda mit ihrem terranischen Hintergrund ist das sicher noch schwerer, denn unter den Terranern ist der Glaube an Psi-Phänomene ja nun wirklich nicht so etabliert wie auf Darkover.


    Schon, aber sie war ja nun schon beruflich vorbelastet und hat fast ihr ganzes Leben auf Darkover verbracht.



    Zitat

    Original von Rohana
    Ich hab das immer so verstanden, dass sie halb im Fieberdelirium war und dadurch so hysterisch mit lachen und weinen reagiert.


    Stimmt, die Verwundung hatte ich vergessen. Das ist eine Erklärung. :-)




    Ich antworte hier, weil das in diesen Abschnitt gehört.


    Zitat

    Original von Grisel
    Magda ist eine interessante Figur, da sie eigentlich Darkovanerin ist, da sie dort aufgewachsen ist, aber doch Terranerin, abstammungsmäßig und weil man die Durchmischung verbietet. Normalerweise, wenn man sich an einem neuen Ort niederläßt und Kinder dort in die Welt setzt und aufwachsen läßt, nennen die das Heimat. Doch hier verwehren die restriktiven Gesetze, daß Magda und Peter sich wirklich wie ein Teil Darkovers fühlen können. Interessanter Gesichtspunkt.


    Mit dieser Thematik habe ich mich gedanklich gestern den ganzen Tag herumgeschlagen. Denn das ist durchaus nicht nur typisch für Darkover, sondern - zumindest in Deutschland, in Österreich kenne ich mich nicht aus - eine sehr aktuelle Problematik. Wann gehört man wo dazu, ist „eingeboren“ und nicht „fremd“. Hat Heimat- und nicht nur Gastrechte? Ist Magda nun Terranan oder Darkoveranerin? Ist ein in D geborener Mensch, dessen Eltern Türken sind, nun Deutscher oder Türke - oder beides? Im kleinen Maßstab ließe sich das an unserer Familie durchexerzieren. Ganz plötzlich ist aus einer statistischen oder juristischen Frage eine menschliche, sehr aktuelle, geworden. Und ich habe keine Ahnung, wie die richtige Antwort darauf lautet. (Gut, ich habe schon eine Ahnung bzw. Vorstellung, wie die Antwort ausfallen wird, eigentlich muß. :rolleyes)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Mit dieser Thematik habe ich mich gedanklich gestern den ganzen Tag herumgeschlagen. Denn das ist durchaus nicht nur typisch für Darkover, sondern - zumindest in Deutschland, in Österreich kenne ich mich nicht aus - eine sehr aktuelle Problematik. Wann gehört man wo dazu, ist „eingeboren“ und nicht „fremd“. Hat Heimat- und nicht nur Gastrechte? Ist Magda nun Terranan oder Darkoveranerin? Ist ein in D geborener Mensch, dessen Eltern Türken sind, nun Deutscher oder Türke - oder beides? Im kleinen Maßstab ließe sich das an unserer Familie durchexerzieren. Ganz plötzlich ist aus einer statistischen oder juristischen Frage eine menschliche, sehr aktuelle, geworden. Und ich habe keine Ahnung, wie die richtige Antwort darauf lautet. (Gut, ich habe schon eine Ahnung bzw. Vorstellung, wie die Antwort ausfallen wird, eigentlich muß. :rolleyes)


    Ich glaube, je größer die Gruppe ist, die als Fremde in einem anderen Land (oder auf einem anderen Planeten) lebt, desto eher besteht die Gefahr der Isolation. Es enstehen Stadtviertel wie China-Town, Ghettos, in denen die Fremden unter sich sind. Sie sind kaum gezwungen auch nur die Sprache des Gastlandes zu lernen, da sie in ihrem direkten Umfeld leben können wie daheim und damit ja auch das Heimweh ein wenig kompensieren können. Da greift Dein Beispiel der Türken in Deutschland gut - wie oft hat meine Schwester mir von ihren Schülern erzählt, die zu Hause kein bisschen Deutsch gelernt haben. Papa arbeitet, Mama kann nur Türkisch und Kindergarten ist 'überflüssig'. In der Grundschule wird Integration dann schon durch die Sprachbarriere erschwert. (Schade, dass man als Kind türkischer Eltern irgendwann entscheiden muss, in welche Schublade man will, oder?! Mal wieder ein Punkt, wo die Bürokratie wenig hilfreich ist.)
    Wenn man allein ist in der Fremde, dann muss man sich fast zwangsläufig 'unters Volk mischen', wenn man nicht gleich Einsiedler werden will.



    Auf Darkover kamen dann noch die politischen Interessen und Weichenstellungen dazu. Da ist die extreme Trennung schon logisch.

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Adrenalinschock hat man für gewöhnlich im fall eines angriffs, aber Magda benimmt sich schon wie ein häschen, als sie die männer eine gute stunde hinter sich reiten sieht, und rennt hals über kopf davon.


    Na ja, aber das wird für meine Begriffe später im Buch recht gut erklärt. Sie hat eigentlich die Rolle der Frauen auf Darkover „intus“ und ist darauf konditioniert. Plötzlich gerät sie unter extremen Streß und soll genau gegenteilig reagieren. Da ist sie automatisch in ihr gewohntes Muster zurückgefallen. Sie ist halt keine Superfrau, die lässig und cool kommt, sieht und siegt. ;-)





    Zitat

    Original von Rohana
    Mal wieder ein Punkt, wo die Bürokratie wenig hilfreich ist.


    Also mir fällt eigentlich gar kein Punkt ein, an dem Bürokratie hilfreich wäre. :rolleyes


    Mir scheint es, als ob hier unversehens eine Problematik mit Sprengkraft aufgetaucht ist. In den „Feuern von Hastur“ wurden die Imperiumsrichtlinien für Planeten dargestellt. Gemäß denselben, die vermutlich am (grünen?) Schreibtisch erstellt wurden, ist ja auch alles in bester Ordnung. Bis die Realität die Unverschämtheit besitzt, sich nicht an die Vorschriften zu halten. Etwas, was mir nur zu sehr vertraut vorkommt.


    Ich war ja am Samstag in Frankfurt. Inzwischen bin ich ziemlich stadtentwöhnt und seit Ewigkeiten nicht mehr ohne ortskundige Begleitung U- bzw. S-Bahn gefahren. Ich wollte von der Hauptwache zum Hauptbahnhof. Es ist mir nicht gelungen, auf dem Bahnsteig jemanden zu fragen „Fährt dieser Zug über den Hauptbahnhof“ - das heißt, fragen konnte ich schon. Nur war da niemand der deutschen Sprache mächtig. Die Amtssprache hier ist Deutsch. Aber was hilft das, wenn viele die nicht beherrschen? Im Zug zwischen Fulda und Bad Hersfeld waren ein Großteil der Reisenden offensichtlich türkischer Herkunft (bei zwei weiteren konnte ich die Sprache nicht identifizieren). Mir ist das durch die Darstellung von Magdas Situation eigentlich erst so richtig zum Bewußtsein gekommen, wie schwierig und gleichzeitig aktuell diese Thematik ist. In abgewandelter Form haben wir das hier in Deutschland (und vielen anderen Ländern auch) ganz genauso.


    Magda ist zerrissen zwischen den beiden Welten, obwohl sie „nach Vorschrift“ erzogen wurde und gelebt hat. Doch Vorschriften müssen, wie gesagt, mit der Realität nicht viel zu tun haben.


    Ich traue es mich kaum zu schreiben. * Sieht sich vorsichtig um. * Aber die im Buch geschilderte Problematik hat mir zum ersten Mal bewußt gemacht, daß meine bisherige (nicht hinterfragte) Vorstellung von „Heimat“ oder auch „Volk“ möglicherweise (bzw. mit ziemlicher Sicherheit) falsch ist. Es ist also anscheinend in der Tat etwas dran, wenn man von Zeit zu Zeit liest, daß die überkommenen Begriffe von „Heimat“, „Volk“ und „Volkszugehörigkeit“ nicht mehr greifen. Wenn sie es denn überhaupt zu einer Zeit getan haben. Sehr verwirrend und irritierend.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von SiCollier
    Na ja, aber das wird für meine Begriffe später im Buch recht gut erklärt. Sie hat eigentlich die Rolle der Frauen auf Darkover „intus“ und ist darauf konditioniert. Plötzlich gerät sie unter extremen Streß und soll genau gegenteilig reagieren. Da ist sie automatisch in ihr gewohntes Muster zurückgefallen. Sie ist halt keine Superfrau, die lässig und cool kommt, sieht und siegt. ;-)


    Das ist was, das mir sogar sehr gefällt. Diese Supertypen, bei denen von vornherein klar ist, dass sie aus jeder Situation ungeschoren rauskommen, dass kein Gegner ihnen gewachsen ist, die find ich oft ziemlich langweilig.



    Zitat

    Ich traue es mich kaum zu schreiben. * Sieht sich vorsichtig um. * Aber die im Buch geschilderte Problematik hat mir zum ersten Mal bewußt gemacht, daß meine bisherige (nicht hinterfragte) Vorstellung von „Heimat“ oder auch „Volk“ möglicherweise (bzw. mit ziemlicher Sicherheit) falsch ist. Es ist also anscheinend in der Tat etwas dran, wenn man von Zeit zu Zeit liest, daß die überkommenen Begriffe von „Heimat“, „Volk“ und „Volkszugehörigkeit“ nicht mehr greifen. Wenn sie es denn überhaupt zu einer Zeit getan haben. Sehr verwirrend und irritierend.


    Diese Begriffe sind für mich schwierig, sobald ich anfange näher darüber nachzudenken. Egal, ob Du so aktuelle Beispiele nimmst wie die in Deutschland geborenen Türken. Oder nimm die Saarländer, die vor nicht allzulanger Zeit abwechselnd Deutsche oder Franzosen waren. Oder die Ex-Jugoslawen - da geht zu allem Überfluß Volkszugehörigkeit, Geburts-oder Wohnort und Religionszugehörigkeit durcheinander. Und im Kleineren so eine wie ich: väterlicherseits aus Schlesien und danach Düsseldorf, mütterlicherseits ein Mix aus Berlin und Westfalen - also irgendwie ein Kuddelmuddel-Nix-Mix?! Uns nun, ist meine Heimat da wo ich geboren wurde oder da wo ich seit über 20 Jahre lebe oder da wo ich mich wohl fühle? Mein Volk, sind das 'die Deutschen', die in den aktuellen Grenzen leben, die deutsche Abstammung haben, die einen deutschen Paß haben??? Nein, mit diesen Begriffen kann ich nicht wirklich was anfangen.
    Wenn ich aber nicht groß nachdenke, dann hab ich schon ein Gefühl von 'hier bin ich zuhause', bzw. das ist meine Heimat.


    Wißt Ihr, das ist ein Grund, warum mir diese Bücher so gut gefallen und ich sie immer mal wieder lese - die Thematik ist einfach aktuell und uns viel näher als der Schauplatz auf 'nem fernen Stern vermuten läßt.

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Schon, aber sie war ja nun schon beruflich vorbelastet und hat fast ihr ganzes Leben auf Darkover verbracht.


    Andererseits haben sich die Darkovaner ja immer darum bemüht, gerade aus ihren Psifähigkeiten ein Riesengeheimnis zu machen. In einigen Büchern wissen ja nicht mal die Darkovaner, die nicht Comyn sind, Genaueres darüber. Allerdings ist das in den verschiedenen Zeitaltern unterschiedlich und ich bin nie ganz sicher in welchem Buch die Leute dazu wie informiert sind. ?(

  • Dieser Teil gefällt mir viel besser als der erste. Das liegt sicher daran, daß hier das Aufeinandertreffen von Bewohnern von Darkover und den Terranern passiert. Magda, auf der einen Seite Terranerin (bei Imperium denke ich auch immer an Krieg der Sterne :rolleyes) aber aufgewachsen mit den Moralvorstellungen der Frauen von Darkover. Ihre Konflikte werden sehr einfühlsam beschrieben - vor allem bei der Eidabnahme. Und erst auf der Reise erkennt sie, warum Peter ihr Freipartner war - und jetzt nicht mehr ist. Die Ähnlichkeit zwischen Peter und Kyril (warum denke ich hier bloß immer an den Sturm...) scheint ja, bis auf die 6 Finger, verblüffend zu sein.:wave

  • Zitat

    Original von Rohana
    Und im Kleineren so eine wie ich: väterlicherseits aus Schlesien und danach Düsseldorf, mütterlicherseits ein Mix aus Berlin und Westfalen - also irgendwie ein Kuddelmuddel-Nix-Mix?!


    So ähnlich, wenngleich nicht Schlesien, sondern auf diverse Bundesländer bezogen, kann ich das auch bieten. Hier sind meine Frau und ich zugezogen. Unsere Tochter ist aber hier geboren. Wer ist nun wo „zuhause“? (Das einzige, was mich übrigens mit Schlesien verbindet ist, daß ich jetzt in einer klitzekleinen literarischen Gesellschaft, die sich mit Gustav Freytag beschäftigt, in den Vorstand gewählt wurde.) Ich schätze, das Thema wird mich noch eine Weile beschäftigen.



    Zitat

    Original von Rohana
    Wißt Ihr, das ist ein Grund, warum mir diese Bücher so gut gefallen und ich sie immer mal wieder lese - die Thematik ist einfach aktuell und uns viel näher als der Schauplatz auf 'nem fernen Stern vermuten läßt.


    :write Wir haben in unseren Leserunden auch schon etliche recht aktuelle Diskussionen geführt, weil die Problematiken eben nicht nur auf Darkover begrenzt sind.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • 1,25 Stunden trotz Termins beim Arzt warten zu müssen hat seine Vorteile, ich konnte mich dem Ende des Buchs nähern.


    Es liest sich flüssig, aber ich mag es immer noch nicht besonders. Magda und Jaelle sind nicht unsympathisch, eigentlich ganz im Gegenteil, aber für mich nur blasse Schatten weit besserer Figuren. Deshalb, während ich es charmant fand, auf jeder 5. Seite von Andrew Carrs sexuellen Problemen zu lesen, nervt es mich hier grenzenlos, ununterbrochen Magdas Gedanken zu ihrer gescheiterten Ehe und ihr Nachdenken über ihr Verhältnis zu Peter zu lesen. Da kann das Buch nicht unbedingt was dafür, aber das zieht hier bei mir einfach nicht.


    Auch Magdas Begegnung mit den Amazonen fand ich nicht überzeugend, vor allem, wie schnell sie sich fügt. Es geht mir viel zu schnell.
    Amüsant fand ich nur die recht brutale Art, wie ausgerechnet Jaelle und Camilla sie behandeln.



    Ich schwimme hier wirklich gegen den Strom, denn ich war grenzenlos erleichtert, daß Peter nicht seitenlang befreit werden mußte.

  • Zum Thema des Zuwanderers und warum das für Magda und Peter als "Kinder 2. Generation" anders ist. Die Österreicher zweiter oder späterer Generation haben eine Wahl, ob sie sich in die Gesellschaft integrieren wollen oder nicht. Manche tun es, ohne ihre Wurzeln zu vergessen, andere verweigern es oder werden durch familiären Druck daran gehindert.
    Aber Magda und Peter haben diese Wahl nicht, weil die Gesetze es ihnen verbieten. So meinte ich das.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Auch Magdas Begegnung mit den Amazonen fand ich nicht überzeugend, vor allem, wie schnell sie sich fügt. Es geht mir viel zu schnell.


    Das ging recht schnell, stimmt. Allerdings fiel mir das in den Darkover-Büchern schon öfters auf, so daß das schon fast eine Gewohnheit hier ist.



    Zitat

    Original von Grisel
    Die Österreicher zweiter oder späterer Generation haben eine Wahl, ob sie sich in die Gesellschaft integrieren wollen oder nicht. Manche tun es, ohne ihre Wurzeln zu vergessen, andere verweigern es oder werden durch familiären Druck daran gehindert.


    Dieses „die Wahl haben“ bzw. genauer „sich integrieren wollen“ dürfte überhaupt der Knackpunkt sein. Je mehr ich drüber nachdenke, bedarf es von beiden Seiten Entgegenkommen, Willen und Kompromißbereitschaft.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Das ging recht schnell, stimmt. Allerdings fiel mir das in den Darkover-Büchern schon öfters auf, so daß das schon fast eine Gewohnheit hier ist.


    Das stimmt natürlich. Geht halt Hand in Hand, alles zusammen. Wenn ich das Buch so schon nicht besonders mag, stört es mich da natürlich mehr.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Zum Thema des Zuwanderers und warum das für Magda und Peter als "Kinder 2. Generation" anders ist. Die Österreicher zweiter oder späterer Generation haben eine Wahl, ob sie sich in die Gesellschaft integrieren wollen oder nicht. Manche tun es, ohne ihre Wurzeln zu vergessen, andere verweigern es oder werden durch familiären Druck daran gehindert.
    Aber Magda und Peter haben diese Wahl nicht, weil die Gesetze es ihnen verbieten. So meinte ich das.


    Ja, und genau das ist, was mich an Magdas ganz offensichtlich misslungener konditionierung in ihrer rolle als Agentin gestört hat. Wenn ein imperium eine 'Agentin' ausbildet, achtet es wohl darauf, dass diese in erster linie imperiumstreu und in ihrer imperialen kultur und ihren aforderungen gefestigt ist, oder? Magda wird vom imperium zum dienst an demselben geschult, begibt sich aber unter ihrer deckung als darkoveranerin in einen zustand, der mit ihrer arbeit als agentin nichts zu tun hat, und sie sogar 'unfähig' macht als agentin auf anderen welten zu anderen aufträgen eingesetzt zu werden.
    Als 'echte' feldforscherin, (ich bin keine, hab nur einige jahre im fächerbündel volkskunde studiert, und wir hatten damals eher schwerpunkte auf randgruppen; ich hab nie gezielt einen echten 'eingeborenen stamm' beobachtet - abgesehen vom ländlichen toskaner) müsste sie bei der ersten nennung einer alternativen frauenkultur hellhörig geworden sein, und nachgefragt haben, es ist ja nicht so, dass Amazonen unauffällig sind. Wenn man gezielt nach jemandem sucht, findet man ihn auch unter den 119.000 einwohnern Innsbrucks... also Si, ich kenn die handvoll lokalen karmeliterinnen vom sehen, obwohl sie inzwischen auf der anderen seite der stadt residieren, ich war mir immer bewusst, dass es sie gibt, genauso wie die franziskaner, prämonstratenser und die jesuiten (obwohl die schwerer zu erkennen sind). Mag sein, dass ich auf der strasse gezielt nach leuten suche, die irgendwie aus dem 'normalen' rahmen fallen... aber einem volkskundler sticht zuerst die randgruppe ins auge, ganz einfach weil er herausfinden muss, welches verhalten mainstream ist, und was gerade noch toleriert wird... die normen einer gesellschaft misst man doch an ihren randgruppen, oder? Gesellschaft ist ein blödes wort, weil es 'die gesellschaft' gar nicht gibt. Eine gesellschaft besteht aus unzähligen kleingruppen, die mehr oder weniger mächtig und mit den jeweils mächtigen gruppen mehr oder weniger arrangiert sind.


    Der punkt ist, Si Collier, es geht mir nicht um ein 'superweib', sondern was eine terranische Agentin des 4. Jt sein soll. Eine solche agentin muss nicht immer siegen, sie kann ruhig versklavt, gebrochen oder getötet werden, es geht um ihre grundeinstellung zum reichsdienst, der meiner vorstellung nach bei einem agenten anders ist, hauptsächlich um soldatische pflichterfüllung und die eigene aufgabe kreist und die ich bei Magda schmerzlich vermisse.
    Sie ist wie sie ist, falsch konditioniert und hat im imperiumsdienst nichts zu suchen. Nicht in einem so streng militärischen Imperium, wie es uns hier beschrieben wird. Ich hab so das gefühl, man hat sie nur genommen, weil sie grad da war, und sich sonst niemand gemeldet hat, was auch für diesen völlig für seine aufgabe ungeeigneten Monterey gilt. Das widerspricht der behauptung Darkover sei als umschlagsplatz wichtig, denn wenn etwas wirklich wichtig ist, schickt man da kein B-personal hin, dass seinem reich nur schlecht dient.


    Ich will jetzt nicht behaupten, dass ein einschlägig geschulter beamter, der zwischen zwei kulturen steht, und nur kurz wo vorbeikam um eine arbeit zu erledigen, nicht wieder 'native' werden kann: siehe diesen film, der die gefühlswelt des betroffenen agenten und seine gründe der renativierung mir ganz einleuchtend erklärt:

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • :gruebel Darüber muß ich mal in Ruhe nachdenken.


    Den Film "Halbblut" hatte ich letztes Jahr aufgenommen und wollte ihn kürzlich ansehen. Ging nicht, weil ich die Aufnahme nicht mehr finde (da, wo die DVD sein sollte, ist sie nicht). Jetzt habe ich ihn mir diese Woche bei Weltbild mitbestellt; er wird hoffentlich die nächsten Tage hier eintrudeln.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hi,


    hab jetzt auch alle Kommentare zum zweiten Teil gelesen.


    Mich hat es etwas gestört dass Magda permanent ihre Gefühlswelt breittritt und auch immer wieder die gefühlte Zugehörigkeit wechselt. Da wird meiner Meinung nach zu oft immer das selbe wiederholt.


    Komischerweise hab ich mich nicht dran gestört dass auch die wieauchimmer-Beziehung zu Peter Haldane ständig durchleuchtet wurde. Vielleicht hat das aber auch was mit der persönlichen Identifikation mit dem Thema zu tun. Eine gescheiterte Liebe kann ich besser nachvollziehen als dieses Gefühlschaos Terranerin – Darkovanerin, obwohl ich als gebürtige Münchnerin seit 20 Jahren in Köln lebe.


    Bisher wusste ich nur dass dieses Buch (vor allem der zweite Teil) nicht mein Fall ist. Jetzt weiß ich endlich auch warum.


    Liebe Grüße
    Miranda

  • Zitat

    Original von miranda
    Komischerweise hab ich mich nicht dran gestört dass auch die wieauchimmer-Beziehung zu Peter Haldane ständig durchleuchtet wurde. Vielleicht hat das aber auch was mit der persönlichen Identifikation mit dem Thema zu tun. Eine gescheiterte Liebe kann ich besser nachvollziehen als dieses Gefühlschaos Terranerin – Darkovanerin, obwohl ich als gebürtige Münchnerin seit 20 Jahren in Köln lebe.


    Wobei das ja aber nicht mal wirklich eine gescheiterte Beziehung ist, da sie ja ergründet, daß sie aus den falschen Gründen geheiratet haben. Das hat mich auch so genervt, daß sie sich immer rechtfertigt, daß sie ihn trotzdem retten will. Sie ist halt mit ihm aufgewachsen und hat ihn gern, aber nicht als Partner. Wo ist das Problem, daß sie daraus so ein Drama machen muß? Jetzt nicht die Ehe, sondern ihre Gefühle, die sie trotzdem hat.