Da es schon einige Hörbuchrezis gibt, schreib ich mal die Rezi zum Buch
Inhalt:
Mainz 1348: Der schwarze Tod wütet in der Stadt, und eine junge Heilkundige nimmt den Kampf mit ihm auf: Lucia verfügt über außergewöhnliche medizinische Kenntnisse. Doch auf dem Höhepunkt der Epidemie verliert sie ihren wichtigsten Mitstreiter und den Mann, den sie liebt: den Pestarzt Clemens von Treist. Die Stimmung in der Stadt schlägt um, und Lucia muss nach Landshut fliehen. Dort holen sie die Schatten ihrer Herkunft ein ...
Über die Autorin:
Ricarda Jordan ist ein Pseudonym von Christiane Gohl, die auch als Sarah Lark schreibt.
Meine Meinung
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch dadurch, dass Helga in ihrer Rezi zu "Der Ruf des Kiwis" erwähnte, dass Ricarda Jordan ein Pseudonym von Sarah Lark sei. Damit war es also für mich beschlossene Sache, das Buch zu lesen, obwohl ich eigentlich kein Fan von historischen Romanen bin.
Schon auf den ersten Seiten fand ich tief in die Geschichte rein und war über Unterbrechungen gar nicht erfreut.
Lucia wird im mittelalterlichen Mainz als Tochter einer Prostituierten geboren. Die Mutter stirbt noch bei der Geburt, bedeuert aber vor ihrem Tod ständig, dass ihr Kind kein Hurenkind sei. Zusammen mit der gleichaltrigen Lea wächst sie in deren jüdischen Elternhaus auf und genießt die Vorteile, die der Erziehung einer Kaufmannstochter anheim werden. Durch ihr Kindermädchen und ihrer einzigen wirklichen Vertrauten bekommt sie auch Einblicke in die Medizin. Wie das Schicksal und damalige Moralvorstellungen von Juden und Christen es wollen, kann Lucia allerdings nicht in der Familie bleiben. Als die Pest ausbricht, hilft ihr ihr medizinisches Wissen, wenigstens einen Teil der Bevölkerung zu retten, was allerdings verheerende Folgen für sie hat. So flieht Lucia dann nach Landshut und dort versucht sie, sich ein neues Leben aufzubauen.
Obwohl auf dem Buchrücken steht, dass das Buch in Mainz spielt, nimmt meines Erachtens diese Stadt nur einen kleineren (aber auch sehr wichtigen) Teil der Handlung ein. Dort wächst Lucia auf, dort kämpft sie gegen die Pest, die dort unaufhaltsam wütet. Aufgrund von Umständen, die ich aber nicht nennen will, muss Lucia nach Landshut fliehen, was meiner Meinung nach den größeren Teil der Handlung ausmacht. Was von den beiden wichtiger ist, kann ich nicht sagen, denn beide Teile sind für einander sehr wichtig. Allerdings ist Lucia in Landshut keine Pestärztin mehr, der Titel bezieht sich also nur eine kleinen (aber wichtigen) Teil des ersten Teils.
Die Atmosphäre ist sehr dicht, die Personen sind sehr gut beschrieben und in jeden einzelnen, allen voran natürlich Lucia, konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Das Tempo ist rasant, an keiner einzigen Stelle kommt auch nur ansatzweise Lanweile auf.
Fast nebenbei erfährt man auch so Einiges über die Medizin der damaligen Zeit und über die unterschiedlichen Ansichten der einzelnen Mediziner, die nicht einmal etwas voneinander wissen. Trotzdem ist die Medizin nicht die Hauptsache im Buch, sondern es handelt vielmehr vom normalen bürgerlichen Leben im Mittelalter und auch das Leben auf einer Burg kommt nicht zu kurz (natürlich aus Frauensicht beschrieben ;)). Das Leben an sich im Mittelalter wird sehr interessant beschrieben, Ricarda Joran verzichtet auch klischeehafte Darstellungen ihrer Burgfräulein, trotzdem spielt die Minne eine große Rolle.
Ob der historische Hintergrund korrekt recherchiert wurde, vermag ich nicht sagen, da ich mich mit dem Mittelalter nicht so gut auskenne. Hin und wieder wurde ich bei so mancher Gegebenheit stutzig und fragte mich, ob es denn das im Mittelalter schon gab, aber als ich es im Internet recherchierte, musste ich feststellen, dass es das zu dieser Zeit sehr wohl schon gab.
Ganz interessant fand ich die verschiedenen Ansichten und Lebensweisen von Juden und Christen zur damaligen Zeit. Vor allem über die Juden gab es in diesem Buch sehr viel zu lesen und besonders interessant fand ich, dass schon damals Christen und Juden am besten nichts, aber auch gar nichts, miteinander zu tun haben sollten. Diverse aufflammende Liebschaften wurden auch sogleich unterbunden...
Alles in allem ist es ein wundervoller Roman und von mir aus könnte er wieder ein Start einer Trilogie sein (der Schluss würde so was sogar nahe legen ) und falls dem nicht so ist, hoffe ich auf viele weitere Romane von Ricarda Jordan, Sarah Lark oder wie sie alle heißen.