Robert Enke ist tot

  • Fußballer bringen sich nicht um, sie sind nicht homosexuell, sie sind keine politischen Extremisten, sie schlagen grundsätzlich nie ihre Kinder... Fußballer begehen höchstens kleinere finanzielle oder steuerrechtliche Verbrechen, weil das in die Medienlandschaft passt. Fußballer entsprechen in der Form in dem die Öffentlichkeit sie wahr nimmt nicht ansatzweise einem nur halbwegs realistischen Querschnitt der Gesellschaft.


    Entsprechend ist es weniger Trauer, sondern Irritation, die jetzt vorherrscht (zumindest bei mir). Es hat so etwas im Fußball noch nicht gegeben. Man war sich sicher, dass es so etwas nicht geben wird. Jetzt gab es das doch, entsprechend wurde die Komfort-Zone Fußball gestört und man fühlt sich nicht mal mehr dort sicher. Ich bin allerdings sicher, dass die Irritation schnell nachlassen wird.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Heute morgen habe ich kurz überlegt, ob nicht irgendwelche durchgeknallte Fans die Lokführer angreifen könnten. Oder gibt es sowas bei Fussballfans nicht?


    Kann ich mir nicht vorstellen. Das müsste wirklich schon jemand sein, der seeeehr "durchgeknallt" ist. Falls du dich jetzt vielleicht darauf beziehst, dass Fussballfans öfter durchdrehen (Hooligans oder sowas), würd ich einfach denken, dass das hier eine ganz andere Situation ist und ich mir sowas beim besten Willen nur schwer vorstellen kann.


    Booklooker : Naja, es ist schon recht gut belegt, dass bei Depressiven Menschen gewissen Botenstoffe im Gehirn ne Rolle spielen. Insofern hat es natürlich auch "körperliche" Ursachen.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Wir sind sicher noch nicht so weit, wie wir sein sollten und in Fussball gilt das vielleicht noch weniger, aber Depressionen sind jetzt nicht unbedingt ein Tabu heutzutage, find ich.



    Dachte ich auch, bis ich heute mal die Diskussionen auf facebook bei spiegel.de oder die Kommentare bei anderen Onlinezeitungen gelesen habe. Da fallen Worte wie Weichei, Sensibelchen, Feigling, Schwächling...


    Und wenn ich mal so in meinem Umfeld schaue: zugeben, dass man Depressionen hat, wäre fast überall ein Karrierekiller. Depressionen wird als störend in der Leistungsfixierten Gesellschaft empfunden und völlig verkannt. Depressionen ist mehr als mal traurig sein. Aber es wird immer als gefühlsduseliger Gemütszustand, Selbstmitleid ausgelegt. Man wird als nicht mehr leistungsfähig und fast unberechenbar eingestuft - und das geht nie verloren.
    Depression ist ein Tabuthema - erst recht im Profifussball. Da herrscht Irritation, wenn ein fitter, erfolgreicher Sportler, der Millionen verdient, plötzlich Depression hat. Man denke nur mal an die Reaktion auf Deisler.
    Enke hat sich für das Verstecken entschieden, hat für sich mit der Krankheit gekämpft und verloren.


    Das macht mich betroffen...


    Und vielleicht hilft es auch einer Erna Müller, wenn dieser Selbstmord dazu führt, dass das Thema Depression ein bißchen an Tabu verliert.


    Ich habe tiefsten Respekt vor seiner Frau, die heute auf der Pressekonferenz das Leiden ihres Mannes öffentlich gemacht hat - und so allen Spekulationen einen Riegel vorgeschoben hat und die Krankheit zum Thema gemacht hat.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Tom
    ... Übrigens grundsätzlich und nicht zum ersten Mal im Rahmen von solchen Trauerthreads. "Schade" sagt doch eigentlich alles (warum also mehr?), und es zeigt sich immer wieder, dass es fürchterlich nach hinten losgeht, wenn versucht wird, mehr als das zu sagen oder zu behaupten.


    Ursprünglich war dieser Thread nicht als "Trauerthread", sondern als "Info-Thread" gedacht. Dass dann etwas anderes daraus wird, ist angesichts der Nachrichtenlage logisch.


    Ich fände es (wie bei so vielen anderen Threads) gut, wenn diejenigen, die sich zu Wort melden, vorher die anderen Beiträge des Threads lesen würden. So manche Behauptung würde dann nicht mehr aufgestellt, so manche Frage vielleicht nicht ein zwanzigstes Mal aufgeworfen ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von janda


    Ich habe tiefsten Respekt vor seiner Frau, die heute auf der Pressekonferenz das Leiden ihres Mannes öffentlich gemacht hat - und so allen Spekulationen einen Riegel vorgeschoben hat und die Krankheit zum Thema gemacht hat.


    Mich dünkt, dass Frauen mit psychischen Erkrankungen sowieso eher besser zurande kommen. Ich meine das im Sinne von Darüber-reden-können.


    Was ich hier im Thrad mitbekommen habe, dass der Robert Enke einen Abschiedsbrief geschrieben hat. Das scheint mir doch eine ganz wichtige Sache zu sein. wenn man das noch zuwege bringt. Nicht jeder kann das, auch das muss man akzeptieren.
    Die grosse Trauer ist trotzdem da, der Verlust bleibt derselbe für die Angehörigen. Doch ich denke mir, solche "letzten Worte" können doch sehr mithelfen bei der Trauerbewältigung. Ich habe das schon das eine und andere Mal mitbekommen, dass die Angehörigen nicht damit fertig geworden sind, dass "er/sie einfach so gegangen ist, ohne ein Wort zu sagen"........somit gelingt es ihnen dann kaum, irgendwann auch loslassen zu können.
    So ein Abschiedbrief birgt bestimmt viel Tröstliches, auch wenn es schwer fällt, das zu sehen.....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Robert Enke tot. Na und? Ich glaube die Erschütterung allenthalben ist zu verstehen,wenn man sich Fußballer-Sätze überlegt wie: "Er ist mit dem Druck nicht fertig geworden ...". Robert Enke ist definitiv mit dem Druck nicht fertig geworden. Wir alle wissen, dass wir auch in die Situation kommen können, dass wir mit dem "Druck nicht fertig werden". Und genau deshalb ist der Tod von Robert Enke ein Ereignis, dass jeden Einzelnen von uns betrifft.

  • Zitat

    Original von Joan


    Mich dünkt, dass Frauen mit psychischen Erkrankungen sowieso eher besser zurande kommen. Ich meine das im Sinne von Darüber-reden-können.


    Können das Frauen wirklich?
    Vielleicht ergeben sich Frauen ihrem Schicksal manchmal anders...
    Auf Ihnen lastet von der Gesellschaft aus bedeutend weniger oder anderer Druck als auf Männern...
    meine ich...
    Männer müssen stark sein...sie müssen eine Familie ernähren können...sie müssen es schaffen als Alleinverdiener eine Familie durchzubekommen...ein Mann weint nicht...er ist nicht krank...er jammert nicht...
    hmm, da fragt man sich wieviel vielleicht genau durch solche Sätze geschürt wird...
    und wenn man dann noch in der Öffentlichkeit steht dann kommt noch eine Menge mehr Druck dazu...
    das soll so etwas nicht entschuldigen...aber ich glaube das bei Frauen die allein leben oder allein eine Familie durchbringen müssen genau der gleiche Druck entsteht und dies ja auch oft in einer persönlichen Katastrophe endet...

  • Zitat

    Original von chiant
    Auf Ihnen lastet von der Gesellschaft aus bedeutend weniger oder anderer Druck als auf Männern...
    meine ich...
    Männer müssen stark sein...sie müssen eine Familie ernähren können...sie müssen es schaffen als Alleinverdiener eine Familie durchzubekommen...ein Mann weint nicht...er ist nicht krank...er jammert nicht...


    Ich wollte mich hier ja eigentlich nicht zu Wort melden, aber welche Frauen und welche Männer Du in Deinem Umkreis hast, würde mich doch mal interessieren. Ich kann weder die Frauen noch die Männer in meinem Bekannten- und Familienkreis mit dieser Beschreibung übereinbringen. :wow (Was nichts daran ändert, dass ich persönlich Depressionen nicht für gesellschaftlich akzeptiert halte und es sowieso prinzipiell verständlich finde, wenn jemand in seinem Berufsfeld nicht über Erkrankungen - welcher Art auch immer - spricht. Das ist Privatsache und geht außer der Familie und evt. guten Freunden eigentlich niemanden etwas an.

  • Ich meinte das wirklich vor allen Dingen erstmal im Sinne von Darüber-reden-zu-können....so scheint es mir halt einfach, obs tatsächlich so ist, das wüsste ich nicht mit letzter Sicherheit.


    Und die Folge von diesem Darüber-reden-können, wäre eigentlich schon eine recht positive....der allergrösste, dieser doch bedrohliche innere Druck kann damit schon mal etwas weggehen..... dieser enorme Kampf mit sich und dieser unsäglichen Krankheit ist nicht mehr ein so ganz einsamer....


    Was ich damit meine, schliesst auch die Suche und das Annehmen von professioneller Hilfe mit ein....dieses Suchen fängt vielleicht machmal auch bei einem Pfarrer an, oder bei der Telefonhilfe, die bei uns in der Schweiz "Die dargebotene Hand" heisst....und diese ersten Ansprechpartner können diesen Hilfesuchenden dann auch psychiatrische/psychologische Beratungsstellen vermitteln....

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  • Ich denke, es ist ein großer Unterschied, ob jemand sagt "ich hatte mal vor 2 Jahren eine Depression" oder ob jemand sagt "ich habe eine Depression".
    Überwundene Depressionen sind meiner Meinung nach kein Tabu-Thema mehr, akute Depressionen dagegen sehr wohl.
    Depression hat immer noch den starken Beigeschmack von "sich nicht zusammenreißen können", wie ja auch die vielen Online-Reaktionen, die janda erwähnt hat, zeigen.
    Solche Leute haben keine Ahnung, wovon sie reden, können sich aber dennoch nicht zurückhalten.


    Robert Enke litt seit dem Jahr 2003 an schweren Depressionen, habe ich gelesen. Das ist sehr sehr lange.
    Depression allgemein ist schon mehr als ein bißchen Traurigkeit, mehr als ein bißchen "keine Lust haben", ein bißchen "eine Pause brauchen".
    Schwere Depression heißt, vor dem Herd zu stehen, sich Milch warm machen zu wollen und es einfach nicht können.
    Schwere Depression heißt, ein Brettchen mit Kirschtomaten vor sich zu haben, die man eigentlich "nur" schneiden müsste, um zum Mittagessen einen Tomaten-Mozzarella-Salat zu haben, und es einfach nicht fertig zu bringen.
    Schwere Depression ist totale Antriebslosigkeit, totaler Verlust jeglicher Fähigkeit zur Freude, ist allumfassende Traurigkeit und Lustlosigkeit.
    Gerade weil man nichts mehr kann, werden Schuldgefühle und Verzweiflung immer größer. Das Selbstwertgefühl sinkt, man fühlt sich nicht mehr als vollwertiges Mitglied unserer (Leistungs-)Gesellschaft und fühlt sich, wenn es einem nicht besser gehen will, denen gegenüber schuldig, die versuchen zu helfen und die einen "ertragen müssen".
    Schwere Depression heißt auch total verzerrte Wahrnehmung.


    Schwere Depressionen sind eine Hölle, die sich nur die wirklich vorstellen können, die durchgegangen sind. Ich selbst litt circa zwei Jahre an schweren Depressionen und bin mittlerweile froh, daß sie sich auf "mittelgradig" reduziert haben, was auch nicht toll ist, aber besser. Jedes Mal, wenn es mir einen Tag lang wieder sehr schlecht geht, habe ich Panik, daß es nun wieder so schlimm wird wie vor 5 Jahren.
    Robert Enke muß unendlich gelitten haben, um diesen Schritt zu gehen, das sollte sich jeder vor Augen halten.


    Es ist leicht zu sagen, es gäbe genügend andere Arten, um sich das Leben zu nehmen, bei denen keine anderen Menschen involviert gewesen wären.
    Niemand kann wissen, warum Robert Enke sich zu dieser Art entschieden hat...
    Vielleicht weil es die einzige Art war, bei der ihn seine Frau nicht allein tot im Haus auffinden würde...?
    Für die Filmaufnahmen habe ich keine Worte und bin froh, daß ich sie nicht gesehen habe.



    Zitat

    Original von janda
    Und vielleicht hilft es auch einer Erna Müller, wenn dieser Selbstmord dazu führt, dass das Thema Depression ein bißchen an Tabu verliert.


    Ich habe tiefsten Respekt vor seiner Frau, die heute auf der Pressekonferenz das Leiden ihres Mannes öffentlich gemacht hat - und so allen Spekulationen einen Riegel vorgeschoben hat und die Krankheit zum Thema gemacht hat.


    :write :write :write

  • Zitat

    Original von Googol
    Es hat so etwas im Fußball noch nicht gegeben. Man war sich sicher, dass es so etwas nicht geben wird.


    Es gab immerhin den Fall Deisler, der ein erstes irritierendes Schlaglicht auf dieses Thema geworfen hat. Einst gefeierter Hoffnungsträger, dann vom Verletzungspech verfolgt, Einkaufsflop des Jahrhundert bei Bayern München anschließend schwer depressiv, suizidgefährdet. Vom vermeintlichen Retter der Nation zum Versager. Hier werden Parallelen zu Enke deutlich.


    Sebastian Deisler hat gerade noch so die Kurve gekriegt und ist in ein "normales" Leben abgetaucht. Robert Enke hat dies nicht gekonnt .

  • Zitat

    Original von Vulkan
    aber welche Frauen und welche Männer Du in Deinem Umkreis hast, würde mich doch mal interessieren. Ich kann weder die Frauen noch die Männer in meinem Bekannten- und Familienkreis mit dieser Beschreibung übereinbringen.


    es geht hier überhaupt nicht darum wen ich kenne und wen nicht...
    es geht um gesellschaftliche Regeln...und da ist es sehr wohl immer noch so das Männer stark sein müssen und keine Schwächen haben. Ich könnt dir dazu einige Beispiel aufzählen, aber ich lass es lieber.
    und wenn du wirklich kein Pärchen in deinem Bekanntenkreis hast wo er arbeitet und sie sich über Jahre zu Hause ums Kind kümmert, dann schätze dich glücklich...die Realität sieht aber häufig noch anders aus..nämlich das Frau zu hause ist und Mann arbeitet und das Geld für Haus, Auto, Urlaub und Lebensfreude verdient. Und das nicth immer in Berufen in denen man es sich leisten kann das einer zu Hause bleibt.


    als ich ein Jahr nach dem mein Sohn auf die Welt kam, wieder voll an fing zu arbeiten da war die erste Frage ob mein Mann uns nicht ernähren kann, oder warum ich wieder arbeiten gehen würde...für die wenigsten kam der Gedanke in Frage ob ich meinen Beruf vielleicht so liebe das ich ihn gern weiter ausführen möchte.

  • Zitat

    Original von chiant
    und wenn du wirklich kein Pärchen in deinem Bekanntenkreis hast wo er arbeitet und sie sich über Jahre zu Hause ums Kind kümmert, dann schätze dich glücklich...die Realität sieht aber häufig noch anders aus..


    Ich kenne solche Fälle wirklich nicht, daher hielt ich Deine oberes Posting für übertrieben, veraltet, etc. Sorry, wenn ich daneben lag. Ich kenne höchstens alleinerziehende, berufstätige Mütter, die ohne Unterstützung des Kindsvaters klarkommen müssen, aber das ist nun wieder ein ganz anderes Thema und gehört nicht hier rein. :wave

  • Eigentlich mag ich mich in solchen Threads nicht zu Wort melden. Nur eines möchte ich sagen:


    Danke Bücherelfin. Ein sehr zutreffender und für mich wertvoller Beitrag.

  • Zitat

    Original von Suzann


    Selbsttötung - irgendwie stolpere ich über dieses Wort.
    Klar, Robert Enke hat sich auf die Gleise gelegt und wollte sterben. Aber er hat sich nicht selbst getötet. Er hat einem anderen Menschen die Bürde auferlegt, ihn zu töten.
    Viele Leute machen gerade ein Riesenaufheben um einen Menschen, der zufällig ein bekannter und beliebter Fußballer war und niemand interessiert sich für diesen bedauernswerten Lokführer, der jemanden getötet hat.
    Der hat vielleicht bisher ein glückliches Leben geführt und durch dieses traumatische Ereignis einen dauerhaften psychischen Schaden erlitten. Vielleicht kann er seinen Beruf nicht mehr weiter ausüben, hat nächtelang Alpträume oder gottweißwas ... ich mag es mir gar nicht näher ausmalen. Das finde ich gelinde gesagt zum Kotzen!!!


    Sag mal, weißt du eigentlich was du da sagst??? Ich bin gerade echt entsetzt!
    Du hast keine Ahnung, was in einem Menschen vorgeht, der sich vor einen Zug stellt. Und da ist es jetzt egal ob es um eine Berühmtheit geht oder um eine No-Name-Person, von der du noch nie in deinem leben etwas gehört hast, und auch nie hören wirst! Diese menschen, die sich für den Tod auf diese weise entscheiden, tun das ganz sicher nicht, weil sie zu feige oder sonst was sind, um es selber zu tun. Im Gegenteil, sich auf diese weise das Leben zu nehmen, dazu gehört schon eine Menge Mut.
    Wenn du so verzweifelt bist, den letzten Schritt zu wagen, denkst du bestimmt nicht daran, dass du auch einen anderen menschen mit hineinziehst - also mach diesen Menschen keinen Vorwurf! Oder denkst du immer und in jeder situation, vor allem wenn es dir scheiße geht, an andere?
    Und das niemand an den Lokführer denkt, stimmt ja wohl auch nicht. lies dir diesen Thread doch mal von Anfang an durch. Und nicht nur hier wurde auch an den Lokführer und an das, was er jetzt durchmachen muss (und ich kann mir vorstellen das ist alles andere als leicht), sondern auch an vielen anderen Stellen.
    Man muss an beide denken, nicht nur an den einen oder den anderen!

  • Zitat

    Original von Tom
    Übrigens grundsätzlich und nicht zum ersten Mal im Rahmen von solchen Trauerthreads. "Schade" sagt doch eigentlich alles (warum also mehr?), und es zeigt sich immer wieder, dass es fürchterlich nach hinten losgeht, wenn versucht wird, mehr als das zu sagen oder zu behaupten.


    Ich könnte jetzt genauso polemisch auf deinen Beitrag antworten, Jessy! oder ich könnte noch mehr Öl ins Feuer gießen, da ich noch einiges zu dem Thema auf Lager hätte, aber Tom hat recht. Man sollte es bei einem einfachen "Schade" belassen, weil dieses Forum nicht das geeignete Medium ist, sich über solche Dinge auszutauschen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Hallo zusammen.


    Selbstmord wird in unsere Gesellschaft zu einem Thema über das kaum noch gesprochen wird. In meinen Augen. Es wird als "normal" empfunden, dass es Menschen gibt, die sich selbst das Leben nehmen.
    Doch Selbstmord ist ein Thema über das gesprochen werden muss. Finde ich.
    Natürlich geht es in dem Fall von Robert Enke auch um den Lokführer, um die Familie die er zurück gelassen hat.
    Aber in erster Linie geht es doch um Robert der für sich entschieden hat, dass das Leben so keinen Sinn mehr hat.
    Wie tief muss ein Mensch gefallen sein, um zu entscheiden, dass sein Leben ein Ende haben muss?
    Welche Schmerzen muss dieser Mensch durchlebt haben, dass er denkt, sein Tod würde alles besser machen?
    Wenn ein Mensch Selbstmord begeht, gehört eine Menge Mut und eine Menge Verzweiflung dazu. Und das ist es, was viele Menschen einfach nicht beachten. Finde ich.
    Selbstmord ist in vielerlei Hinsicht ein "durchgekautes" Thema. Ich habe das selbst erlebt. Es ging nämlich um eine Themenauswahl für ein Seminar. Und auch das Thema Selbstmord stand zur Debatte. Doch anstatt sich dafür zu interessieren und zu sagen: "Lasst uns einfach mal Meinungen austauschen, darüber sprechen." Anstatt diese Einstellung zu haben, wurde gesagt: "Das betrifft uns doch nicht!"


    Doch es betrifft jeden. Weil jeder sich mal schlecht fühlt, jeder mal denkt: "Ach so kann es doch nicht weitergehen."
    Aber niemand denkt darüber nach, was für Hintergründe, welche Ängste in einem Menschen stecken zu müssen und welche Kraft dahinter steht, um sich auf die Bahngleise zu stellen, um sich Rasierklingen an die Schlagadern zu drücken, um den Kopf unter Wasser zu halten...
    Dazu gehört mehr als seine Tod einem anderen aufzubürden, als zu sagen: "Meine Familie kommt auch ohne mich klar" Dazu gehört einfach mehr.


    Das wollte ich mal loswerden und es soll sich bitte niemand persönlich angegriffen fühlen. Ich weiß, dass sich viele hier Gedanken machen. Aber es ging mir einfach mal darum, meine Meinung loszuwerden.


    Liebe Grüße,
    Phantasia :winkt