Piper nimmt Jens Lindners Plagiat vom Markt

  • ich sehe das Ganze auf einer abstrakteren Ebene, Du hängst eher am Auftreten Lindners. Das interessiert mich weniger, ich kenne ihn ja nicht. Es geht nicht um Mitleid. Seine Person ist in dem Zusammenhang nicht von Bedeutung.


    Ich finde allein seine Argumentation interessant, die tatsächlich einiges übers Schreiben aussagt. In meinen Augen kann man gerade für Dritte aus dem Fallen oft mehr Lehren und Lehrreiches ziehen, als aus dem Aufsteigen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali


    wenn es "nur" um das eine Thema geht hier, nämlich um JENS LINDNERS Plagiat, dann müssten alle Postings über Hegemann auch kritisierte werden, das wäre dann nämlich auch ein anderes Thema.


    Und ja, das hier ist tatsächlich "nur" ein Forum. Ein Forum mit unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichen Gedankengängen. :rolleyes

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • @ Magali
    Eine Frage hätte ich.
    Wenn es hier all die Jahre ja so schrecklich ist, warum kommst du dann immer wieder in regelmäßigen Abständen zu solcherlei Anläßen herbei und schmeißt dein so beträchtliches Wissen um die Schreiberei und die deutsche Sprache und Literatur hier unters Volk, als bekämst du Geld dafür, dich so unsympathisch wie möglich und alle anderen so dämlich wie möglich darzustellen?
    Wenn dir unser Wissensniveau und Diskussionsverhalten so gegen den Strich geht, dann verabrede dich doch mit Reich-Ranzicki und diskutier mit dem oder sollte der sich verweigern?
    :gruebel

  • Ich gebe zu, dass mich Magalis Sicht der Dinge nachdenklich gestimmt hat.


    Meine Ansicht betrifft wirklich die Gaunerei Lindners, weil ich Autoren gut kenne, die sich viel Mühe geben, und dann kommt so einer ...
    Da reagierte ich vielleicht persönlicher!


    Und es ist wirklich so, dass viele im Leben erst lernfähig werden, wenn sie auf die Schnauze gefallen sind.
    Vielleicht gehört Lindner dazu.
    Dann hätte diese Erfahrung etwas Gutes für ihn.


    Aber seine Darstellung über das Schreiben weiß man eigentlich. Ich habe das auch schon von Autoren gehört bzw. gelesen, die das dann auch wirklich machen. Es gibt viele Interviews von Autoren im Internet, da kann man das nachlesen.


    Aber dafür gibt es Foren!!! Jede Meinung zählt!

  • Sogesehen ist der Piper Verlag eingefahren. Erntet zwar ein wenig Respekt für den Schritt, aber der Ullsteinverlag casht mit der anderen Variante fleißig ab. Auch wenn man es schwer 1:1 vergleichen kann, da der mediale Rückenwind bei Hegemann bereits vor dem Plagiat groß war.

  • @Babyjane


    Würde es nicht.
    Du willst streiten.
    Die Möglichkeit habe ich Dir gegeben, Du darfst mich immer ankotzen, weißt Du doch.
    Ich neck Dich dann zurück. :grin


    Warum ich mich in dem Thread hier gemeldet habe, kann man meinem ersten Posting entnehmen. Würde ich es Dir ausbuchstabieren, hieße das, daß ich Dich tatsächlich für dumm hielte. Ich verlaß mich aber, wie üblich, auf Deinen Kopf.
    Warum ich hier im Forum bin?
    Keine Ahnung. NICHT, um mit Dir zu streiten. Jedenfalls nicht ausschließlich. Das Forum hat noch andere schöne Seiten.



    taciturus


    ganz genau. Das ist eben auch so eine unheimliche Lehre, die man aus diesem Fall ziehen kann. Es geht um den Markt.
    Man hört das ja immer und jede/r weiß es, aber es ist ganz lehrreich, wenn es mal bis in die ekligsten Details vorgeführt wird.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich will streiten, interessanter Ansatz... lassen wir das... :pille



    Mich würde viel eher interessieren, wer Lindners sowie Hegemanns Buch tatsächlich schon gelesen hat... und wie die Meinung da aussah :-]

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Mich würde viel eher interessieren, wer Lindners sowie Hegemanns Buch tatsächlich schon gelesen hat... und wie die Meinung da aussah :-]


    Müsste man dazu nicht auch wissen, ob dieses überhaupt existiert? :grin Ich hab gestern nur in einem Beitrag in aspekte einen Ausschnitt von ihrem Aufritt bei Harald Schmidt gesehen, in dem sie auf eine konkrete Frage zu einem Inhalt des Buches (k.A. ob es wirklich im Buch steht od ein Gag von Schmidt war) meinte, sie wüsste es nicht, da sie es ja nicht selbst geschrieben habe.


    Wer so mit diesem Vorwurf/Thema umgeht disqualifiziert sich mE selbst. Da hilft es auch nicht viel, dass der Ullsteinverlag die Rechte an den abgeschriebenen Texten erworben hat und in der nächsten Auflage als Zitate ausweisen wird.


    Ich finde es in diesem Zusammenhang eher schade, dass dem Buch medial dann nur noch mehr Raum geboten wird und der Werbeeffekt sich bezahlt macht. Skandal sells.

  • Der Verlag und Hegemann profitieren vielleicht nun davon, weil alle das Buch lesen wollen nach dem Motto: jetzt erst recht. Wobei es sich ja anscheinend vorher bereits wie geschnitten Brot verkauft hat.


    Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß Hegemann mit einem zweiten Buch verlags- und kundenseitig kein Bein mehr auf die Erde brächte.


    Andere Frage zurück zum Thema Lindner: Vor ein paar Tagen waren bei Amazon noch ein paar Gebrauchtexemplare von Döner for one erhältlich.... über Nacht waren alle weg. Ob die der Verlag zurückgekauft hat? Ich kann mir nicht vorstellen, daß alle in einer Nacht von "normalen" Lesern weggekauft wurden. :gruebel

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe erfahren, dass der Piper-Verlag alle Exemplare konsequent vom Markt genommen hat.
    Und der Autor wird dafür rangezogen.
    Außerdem weiß ich von den abgeschriebenen Sätzen so genau, weil eine Freundin das Buch von Jens Lindner und die Vorlage von "Janet Evanovich mit Einmal ist keinmal" gelesen und verglichen hat.
    Sie meinte, es sei nicht nötig, dass ich es mir auch antue.
    Ich werde also gleich das Original lesen.

  • Ich finde an der Jens Lindner Sache es am peinlichsten, dass erst eine Amazon Review (das Buch hatte kaum Reviews und schon die 3. bermerkte das Plagiat) die Wahrheit aufgdeckt hat. Haben die Agenten und Lektoren und später anderen Verlagsleute tatsächlich den Klau von Janet Evanovich nicht bemerkt? Als Krimispezialisten MÜSSEN die doch die Bestseller-Serie kennen. Das ist doch deren Metier. Durch diesen Fall zweifelt man ja an der Belesenheit der "Büchermacher".


    Naja die superschnelle Reaktion, das Buch einzustampfen (im Gegensatz zum Partnerverlag Ullstein) soll die Jens Lindner Angelegenheit möglichst in Vergessenheit bringen. Schade, dass es keine Stellungnahme gibt. Wenn man nun nach "Döner for One" bei amazon.de sucht, wird einem "Einmal ist keinmal" angezeigt. Jens Lindner ist gelöscht.


    Hoffentlich wird nun etwas mehr aufgepasst und Bücher aus bestimmten Genren wie Krimis, Chick-Lit etc. versucht weniger Doppelgänger zu veröffentlichen. Und wenn es auch nur darum geht sich nicht zu blamieren.


    Einen ähnlichen sehr, sehr peinlichen Fall wie Lindner gab es übrigens vor ein paar Jahren mit einem amerikanischen Jugendbuch. Eine junge Studentin hatte einen tollen Bookdeal (über 500 000 US$ vom Twilight Verlag) für ihren Debütroman bekommen. Dann stellte sich schnell heraus, dass sie von ziemlich bekannten anderen Jugendbüchern und Chick-Lit Büchern extrem geklaut hatte. Dieser Fall ist ebenfalls unglaublich, zu mal der Verlag eigentlich die Ähnlichkeit zu den anderen Büchern (u. a. von Salman Rushdie, Meg Cabot, Sophie Kinsella und Megan McCafferty) hätte bemerken MÜSSEN! Und später gab die Autorin auch zu, dass ihr Lieblingsbuch in der Highschool "Sloppy Firsts" von Megan McCafferty war. Die Autorin lernte in Harvard- lernt man dort nicht was Plagiate sind?
    Hier könnt Ihr den Fall nachlesen: http://en.wikipedia.org/wiki/Kaavya_Viswanathan


    Auf Youtube gibt es übrigens eine interessante Videoaufzeichnung eines Interviews mit der Autorin im amerikanischen Fernsehen. Sucht auf Youtube nach dem Namen der Autorin.

  • Hallo, Bookmark6.


    Im Verlag geht ein Manuskript im Minimalfall durch zwei Paar Hände - die des Lektors und die des Korrektors. Der Lektor stellt das Buch der Programmkonferenz vor, begründet, warum er es gerne machen würde, kümmert sich möglicherweise außerdem um die Kurztexte (Umschlag, Vorschaubroschüren usw.). Es sind also in dieser Konstellation nicht sehr viele Leute, die ein Manuskript im Verlag vor der Veröffentlichung lesen. Vielleicht wirft der Programmleiter noch einen Blick ins Exposé und in die Leseprobe, aber häufig verlässt man sich im Haus auf den Lektor. Und wenn der Evanovich zufällig nicht kannte, was man einem Lektor durchaus zugestehen darf (frag hier mal in die Runde, welche Krimis man gelesen haben muss - Du bekommst eine kilometerlange Liste), oder es zwar gelesen hat, sich aber nicht so gut daran erinnerte, dass ihm die Parallelen nicht auffielen (was ich für unwahrscheinlich hielte), dann kann so etwas geschehen. Ich gehe davon aus, dass die Piper-Leute nichts ahnten. Sie haben ja auch entsprechend reagiert.


    Im Verlagsvertrag sichert jeder Autor zu, dass das Manuskript von ihm und ihm alleine stammt. Ein Verlag kann bei mehreren zehntausend Neuerscheinungen pro Jahr unmöglich jedes Manuskript auf Übereinstimmungen überprüfen, nicht einmal elektronisch ginge das, zumal die meisten Plagiatoren ja leicht umformulieren. Außerdem ist es wenigstens versuchter Betrug, ein teilweise geklautes Werk an einen Verlag zu verkaufen. Insofern sehe ich hier keine Schuld beim Verlag.


    Ist doch toll, dass so etwas von einem "einfachen" Leser aufgedeckt wurde. Und hoffentlich ist es auch eine Warnung an alle, die mit ähnlichen Gedanken schwanger gehen. Der Diebstahl geistigen Eigentums ist kein Kavaliersdelikt, und wenn man so etwas auch noch als Eigenleistung verkauft, sollte man sich nicht wundern, wenn man eines schönen Morgens einen Fuß im Knast vorfindet.

  • Die Realität sieht leider anders aus :-(


    Jens Linder wittert nämlich durch den Hegemannschen PR-Hype neuen Aufwind.
    Er lässt sich im HR2 interviewen und prahlt dort für seine Betrugsgeschichte mit Parallen zur Antike und kommt mit einem trojanischen Pferd daher, welches er dem Verlag serviert habe. (Natürlich nur gelogen. Abschreiben hat nichts mit trojanischem Pferd zu tun)
    Dann behauptet er noch, dieser Fall habe ihm nicht geschadet, im Gegenteil, einige Verlage seien auf ihn aufmerksam geworden. Sein neues Buch sei schon in Arbeit.
    Natürlich diesmal von ihm selbst geschrieben betont er. (Wer's glaubt...)


    Ich bin total entsetzt.
    Als Leserin fühle ich mich verarscht, weil ich solchen Betrug nicht als Anreiz sehe, wie viele andere offensichtlich (siehe Hegemann).
    Aber, wie fühlen sich dann erst Autoren, die ehrlich arbeiten und nicht zu Potte kommen?

  • Dann komme ich nochmal auf meinen Beitrag zurück, dass Lindner in den amazon-Kundenforen auffiel, als er drei Monate bevor man das Buch überhaupt kaufen konnte bereits dafür warb/oder von jemand anderem werben ließ. Er scheint ein erhebliches Kommunikations-Problem mit seinem Verlag gehabt zu haben. Mir ist vorher noch nie ein Autor begegnet, der bei Piper veröffentlicht und meint, mit einer so diletantischen Masche auf sich aufmerksam machen zu müssen.

  • Bei einem großen Verlag zu veröffentlichen heißt aber nicht gleichzeitig, dass man automatisch viel Aufmerksamkeit bekommt. Man kann in solch einem Krimiprogramm auch untergehen neben z. B. renommierten schwedischen oder britischen Autoren. Ich würde ja sehr gerne diese Amazon Kundendiskussionen lesen.


    Vielleicht hatte Jens Lindner gedacht, dass man ihn als deutsche Antwort zu Janet Evanovich sehen würde. Als er von Agent und Verlag angenommen wurde, wurden solche Hoffnungen zusätzlich bestärkt.

  • Danke! Sehr unauffällig, dass die "Dame" zwei mal nach einer Leseprobe für "Döner for one" fragte und zeitgleich zig Lieblingslisten mit ihren TOP 3 Büchern (natürlich mit "Döner" dabei) anlegte. Die aktiven Bücherliebhaber unter den Amazonkunden durchschauen sowas aber heute sehr schnell.