Durch den Wind - Annika Reich

  • Titel: Durch den Wind
    Autorin: Annika Reich
    Verlag: Hanser, 2010
    ISBN: 978-3446235137
    Preis: € 19,90



    Kurzbeschreibung
    Vier Frauen, Mitte Dreißig, in Berlin: Yoko, Friederike, Alison und Siri sind auf der Suche nach der Liebe und nach dem richtigen Leben. Und alle vier hadern mit sich, weil sie Angst vor dem Scheitern haben. Haben die Alten etwa mehr Mut als die jungen Leute? Annika Reich erzählt mit Witz und Melancholie, mit Intelligenz und Genauigkeit von einer Generation, die das Neue will und vor den alten Fragen steht. Am Ende merken die vier Frauen: Leben lernen muss jede für sich allein.



    Meine Meinung:
    Wir lernen die vier Freundinnen Friederike, Alison, Siri und Yoko kennen, alle um die dreißig. Alle gefangen in sich selbst und ihrem Umfeld.
    Vier Leben, vier Charaktere, vier Lebensentwürfe und manchmal bin ich beim Lesen nicht umhin gekommen zu denken, die haben nicht mehr alle auf dem Zaun - auf eine sehr charmante Art.
    Die Autorin hat das etwas subtiler ausgedrückt und gab dem Buch den Titel "Durch den Wind".


    Alle vier sind uns schon nach wenigen Seiten so sehr ans Herz gewachsen weil wir wissen, dass in jeder der vier ein Teil unserer besten Freundin, wenn nicht ein Teil von uns selber steckt.


    Annika Reich schildert diese tragisch-komische Geschichte in einer sehr bildreichen Sprache. Manchmal muten die Bilder schon beinahe surrealistisch an.
    Am Ende des Buches weiß Friederike:
    "Viel kann man nicht mehr ändern in unserem Alter. Außer der Farbe seiner Wände und seinem Leben vielleicht."
    (dk)

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • SueTown ,
    einfach nett zu lesen wäre zu wenig. Hmm, lass mich mal überlegen - humorig auf jeden Fall.
    Eine Szene z.B.: Yoko, Japanerin und schon seit einigen Jahren in Berlin sieht überhaupt keine Veranlassung wie z. B. Friederike ins Grüne zu fahren, weil:


    "Es gab doch Männer mit grünen Pullovern und frischen Pfefferminztee, in dem die grünen Blätter so hübsch in den hohen Gläsern schwammen. Wozu also rausfahren." :grin


    Zwischendurch ist das Buch aber auch sehr poetisch, streckenweise melancholisch. Es hat einfach von allem was. Und wie ich schon sagte, Frau Reich bedient sich einer sehr bildhaften Sprache.


    Konnte ich dir weiterhelfen? :wave

    Herzlichst, FrauWilli
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  • Dieses Buch hat mich ob des Klappentextes sehr angesprochen, ich dachte sofort, dass es etwas für mich wäre. Begeistert habe ich mich auf den Inhalt gestürzt, aber leider ließ die Begeisterung von Seite zu Seite merklich nach. Irgendwann gingen mir alle vier Frauen nur noch auf die Nerven, so dass ich keine Lust mehr hatte, weiterzulesen. Allerdings war ich auch nicht so recht in der Stimmung für diesen Stoff, das ist ein Buch, das zumindest ich nicht immer lesen kann. Vielleicht probiere ich es irgendwann noch einmal, wenn ich denke, dass es jetzt passen könnte.

  • Zitat

    Original von Nikana
    Irgendwann gingen mir alle vier Frauen nur noch auf die Nerven, so dass ich keine Lust mehr hatte, weiterzulesen. Allerdings war ich auch nicht so recht in der Stimmung für diesen Stoff, das ist ein Buch, das zumindest ich nicht immer lesen kann.


    Nikana
    Ich weiß was du meinst! Ich bin auch nicht immer in so toleranter Stimmung um solche Geschichten zu ertragen.
    Als ich das Buch beendet hatte, war es für mich ein, na sagen wir mal 7-Punkte-Buch, unterm Strich und nach ein bißchen nachwirken lassen dann einfach gut.
    Möglicherweise habe ich die Zielgruppe auch schon weit überschritten :-) und sehe das ganze etwas distanzierter weil einige der Begebenheiten in ähnlicher Form erlebt :heul und überlebt :tanz

    Herzlichst, FrauWilli
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  • Die Autorin: Annika Reich studierte Philosophie und Ethnologie und lebt heute als freie Schriftstellerin in Berlin.


    Das Buch: Vier Freundinnen in Berlin. Sie scheinen alle ein relativ glückliches, normales Leben zu führen - so wie viele andere Mittdreißiger es auch tun. Aber stimmt das wirklich?


    Die japanischstämmige Yoko zum Beispiel, die den Selbstmord des Vaters immer noch nicht verwunden hat, oder Frederike, die sich in den falschen Mann verliebt und damit nicht umzugehen versteht. Da ist die wunderschöne Siri, verheiratet mit einem wunderbaren Mann und mit einem Sohn, doch ist sie ebenso unzufrieden mit ihrem Leben wie Alison, welche sich hauptsächlich über ihre Beziehung zu Victor definiert - als dieser auf einer Tokio-Reise plötzlich verschwindet muß Alison eine Entscheidung fällen.


    Vier Frauen in Berlin, die sich gezwungen sehen, sich selbst und ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und die lernen müssen, mutige Entscheidungen zu treffen.


    Meine Rezension: Viele Autoren schreiben über Menschen, die entweder etwas besonderes sind, etwas besonderes erleben oder tun, über Menschen, die sich in irgendeiner Weise von anderen, "normalen Menschen" unterscheiden. Etwas, was die beschriebene Person interessant macht, so das es für den Leser interessant und/oder spannend ist darüber zu lesen.


    Annika Reich tut das genaue Gegenteil in ihrem Buch, sie beschreibt normale, "langweilige" Frauen mit alltäglichen Problemen. Und das ist mitnichten langweilig - ganz im Gegenteil. Die Autorin schafft es wunderbar, das alltägliche leben dieser vier Frauen zu etwas besonderem zu machen, nicht, indem sie übertreibt, sondern indem sie die Problematiken nachvollziehbar macht.


    Sie schafft es mit wenigen Pinselstrichen ein genaues Bild der vier Frauen vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen, indem sie ihre Figuren einfach in einem Umfeld agieren lässt und nicht durch endlose Beschreibungen ihrer Charaktere, die Figuren definieren sich selbst durch ihre Handlungen und ihre Interaktion mit anderen, was sie so viel plastischer und lebensechter erscheinen lässt als eine einfache Beschreibung es vermocht hätte.
    Annika Reich hat ein großes Talent auf diese Art mit wenig sehr viel zu erreichen, allerdings, und das ist mein Hauptkritikpunkt an diesem Buch, scheint sie diesem Talent oft nicht genug zu vertrauen, so sie sich dessen überhaupt bewusst ist. In einigen Szenen "legt sie nach", wo es nicht nötig gewesen wäre, in diesen Szenen scheint sie nicht sicher zu sein, ob ihre Erzählung deutlich genug ist. Sie ist es!


    Keine der vier Frauen ist einfach, als Leser nimmt man Anteil an ihrer aller Schicksal - oft allerdings nicht (nur) durch Mitgefühl, zuweilen möchte man sie greifen und kräftig durchschütteln, sie anschreien........ beim Lesen kam mir manchmal sogar der Gedanke an ein paar kräftige Ohrfeigen.... wobei mir als Mann letzteres absolut verwehrt ist! Sowas tut man einfach nicht! Auch, wenn es nötig sein sollte...... :chen


    Fazit: Ich glaube Annika Reich ist eine wirklich außerordentlich talentierte Schriftstellerin, die einen sehr lesenswerten Frauenroman (nicht im Sinne von Chicklit oder ähnlichem – einfach ein Roman für Frauen) geschrieben hat. Das kann ich als männlicher Leser ohne weiteres erkennen. Allerdings stelle ich auch fest, das ich definitiv nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre, bei aller Begeisterung für den Text blieb mir die Geschichte an sich doch zu fern, die Probleme der vier Frauen, wenn auch intellektuell nachvollziehbar, waren zu weit von meiner Person entfernt, um eine wirkliche Beziehung aufbauen zu können.
    Auch wenn es in diesem Sinne "nicht mein Buch" ist - ich werde es sicherlich gerne an die eigentliche Zielgruppe verkaufen.

  • Das war nichts für mich. Ich habe 160 Seiten durchgelesen, 140 Seiten quer und die letzten 40 Seiten dann wieder vollständig.
    Durch den Wind als Titel ist genauso blumig ausgedrückt, wie der restliche Wahnsinn, der die vier Frauen umtreibt. Voll neben der Kappe hätte hier besser gepasst. Die einzig "Normale", mit der man sich vielleicht ein ganz klein wenig identifizieren könnte, wenn man denn wollte, wäre Friederike.


    Wenn das die Mittdreißigerinnen von heute sind, dann hat die Psychatrie alle Hände voll zu tun. Da wäre zum einen Alison, die völlig hörig ihrem Victor hinterher rennt, der sie alle paar Tage sitzen lässt, abtaucht, um dann wieder aufzutauchen. Alison wirkt dabei so unerträglich naiv und unreif, dass es mir absurd erscheint, bei einer solchen Frau und ihrer Problematik von alltäglichen Problemen der Frauen Mitte Dreißig zu sprechen. Oder nehmen wir Siri. Siri ist bereits verheiratet, hat einen wunderbaren Sohn und einen Mann, der sie offenbar liebt. Und trotzdem, diese Bindung scheint der allergrößte Fehler ihres Lebens gewesen zu sein, weshalb bei Siri nicht mehr die Rede sein kann von "Angst vor dem Scheitern". Sie ist gescheitert. Zumindest stellt sich die Situation so dar. Stellt sich die Frage nach Fluch oder Segen was dann passiert...


    Yoko und Friederike können tatsächlich als halbwegs normal beschrieben werden. Auch wenn die Identifikation mit diesen Figuren ebenfalls ausbleibt.


    Annika Reich hat sicher Talent zum Schreiben, das steht außer Frage. Allerdings hat sie meiner Meinung nach für dieses Buch viel zu sehr ausgeholt. Es häufen sich pseudointellektuelle Abschnitte, die oftmals völlig kontextfrei in den Raum geworfen werden. In unberechenbarem Tempo gibt es dramatische Szenewechsel zwischen irreal/real. Ich mag solche metaphorischen Ausschweifungen nur bedingt. Sie müssen stimmig sein. Das ist der Autorin hier nicht gut gelungen. Es wirkt aufgesetzt und gezwungen abstrakt. Direkt wäre mir lieber gewesen. Die eigentliche Problembewältigung rückt damit weit in den Hintergrund.


    Über das Ende lässt sich sicher auch gut streiten. In Siris Fall wurde der Bogen meiner Meinung nach weit überspannt.
    Aber den Satz von Friederike, den finde ich auch gut. :-]


    Zitat

    Original von Bodo
    Allerdings stelle ich auch fest, das ich definitiv nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre, bei aller Begeisterung für den Text blieb mir die Geschichte an sich doch zu fern, die Probleme der vier Frauen, wenn auch intellektuell nachvollziehbar, waren zu weit von meiner Person entfernt, um eine wirkliche Beziehung aufbauen zu können.


    Obwohl ich eine Frau Anfang dreißig bin, trifft diese Aussage auch auf mich zu. :grin
    Ich nehme an, dass ich am Rande noch zur Zielgruppe gehöre. Das Buch hätte mir tatsächlich gut gefallen können, mit weniger Metaphorik, mehr Humor und echten alltäglichen Problemen.

  • SueTown
    Daß ich es schade finde, dass das nix für dich war, muss ich garnicht extra betonen :knuddel1. Aber wie gesagt nach dem Lesen des Buches waren das für mich auch höchstens 7 Punkte auf der Richterskala. Aber nach einigem nachdenken fand ich es richtig gut und tue es immer noch. Aber das habe ich ja alles schon gesagt und will meine Meinung nun auch nicht rechtfertigen ;-)
    Es waren doch Alltagsprobleme die die Frauen beschäftigt haben und es waren doch Situationen die man kennt. Klar hat Frau Reich manches überzogen, aber genau das darf doch Literatur. Einfach auch mal kräftig überziehen.


    Herzlich lachen musste ich über deine Bemerkung mit der Psychiatrie :lache da können wir dann die ganzen Sex-and-the-city-und-Desperate-housewives-Weiber alle gleich mit einpacken. Möglicherweise ist das jetzt zu weit ausgeholt aber auch da wundert man sich doch was diese Frauen innerhalb einer Dreiviertelstunde erleben. So ereignisreich ist mein Leben in hundert Jahren nicht, was aber nicht schlimm ist :putzen. Und trotzdem findet sich die eine oder andere Stelle mit einem A-ha-Erlebnis.


    Eine männliche Stimme zu dem Buch zu hören war natürlich sehr interessant, danke Bodo :wave


    Sehr aufschlussreich ist doch aber die Tatsache, dass wir alle die das Buch gelesen haben der Meinung sind dass die Mädels kräftig einen an der Klatsche haben :lache - das habe ich doch richtig herausgehört, oder?

    Herzlichst, FrauWilli
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  • Zitat

    Original von FrauWilli
    SueTown
    Daß ich es schade finde, dass das nix für dich war, muss ich garnicht extra betonen :knuddel1.


    Ach wo, das muss es doch gar nicht :knuddel. Ich war auch nicht überrascht, denn du hattest es schon sehr gut formuliert, in welchem Stil das Buch geschrieben ist!


    Zitat

    Original von FrauWilli
    Aber wie gesagt nach dem Lesen des Buches waren das für mich auch höchstens 7 Punkte auf der Richterskala. Aber nach einigem nachdenken fand ich es richtig gut und tue es immer noch. Aber das habe ich ja alles schon gesagt und will meine Meinung nun auch nicht rechtfertigen ;-)


    Völlig zurecht! Ich finde auch, wir widersprechen uns gar nicht so sehr in den Meinungen über das Buch selbst (surreale Bilder, verrückte Frauen etc.). Schlecht geschrieben ist es keinesfalls. Der Stil hat mir nur nicht gefallen.


    Zitat

    Original von FrauWilli
    Es waren doch Alltagsprobleme die die Frauen beschäftigt haben und es waren doch Situationen die man kennt. Klar hat Frau Reich manches überzogen, aber genau das darf doch Literatur. Einfach auch mal kräftig überziehen.


    Huch, doch ein Punkt, bei dem sich unsere Meinungen unterscheiden. :grin
    Bei Yoko und Friederike gebe ich dir recht. Siris und Alisons Probleme gehen meiner Meinung nach schon weit über "alltägliche Gedanken und Probleme einer Mittdreißigerin" hinaus. Wie soll ich es ausdrücken... Das hat mit Alter nichts mehr zu tun und auch nicht mit typischen Fragestellungen einer bestimmten Lebensstation.



    Zitat

    Original von FrauWilli
    da können wir dann die ganzen Sex-and-the-city-und-Desperate-housewives-Weiber alle gleich mit einpacken. Möglicherweise ist das jetzt zu weit ausgeholt aber auch da wundert man sich doch was diese Frauen innerhalb einer Dreiviertelstunde erleben.


    Hättest du den Vergleich mit den DHWs gebracht, ich hätte die Finger gelassen vom Buch. Aber das ist es! Es ist eine deutsche(-spießige) Desperate-Housewives-Version (spießig im Sinne von völlig befreit von sexuellen Intrigen und so...)! Nur fehlt dem Buch der schwarzhumorige Unterton der Sendung :-)


    Zitat

    Original von FrauWilli
    Sehr aufschlussreich ist doch aber die Tatsache, dass wir alle die das Buch gelesen haben der Meinung sind dass die Mädels kräftig einen an der Klatsche haben :lache - das habe ich doch richtig herausgehört, oder?


    Voll und ganz deiner Meinung!

  • Zitat

    Original von SueTown
    Ach wo, das muss es doch gar nicht :knuddel. Ich war auch nicht überrascht, denn du hattest es schon sehr gut formuliert, in welchem Stil das Buch geschrieben ist!


    ....und ich dachte schon ich hätte mich so missverständlich ausgedrückt dass du etwas ganz anderes erwartet hast. Huuu, nochmal Glück gehabt :-]

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Auch jetzt noch nach Ende des Buches bin ich unschlüssig wie ich es finden soll. Gelesen habe ich von vier Frauen, die jede für sich in teilweise hausgemachten Krisen steckten, für mich viel zu jammerig waren. Ich habe sie nicht verstehen, vieles nicht nachvollziehen können. Schütteln wollte ich sie viel zu oft und das zog sich durchs ganze Buch.


    Ein Teil der Handlung spielte in Japan und irgendwann kam ich mir vor wie in einem Buch von Murakami. Das passte für mich nicht, auch wenn der Eindruck später wieder weg war. Was blieb war ein nur teilweise befriedigender Schluß und ein Roman, wo die Bewertung mir schwer fällt. Vieles hat gestört. Für mich mitgenommen habe ich, dass jede Frau etwas dieser vier in sich trägt und auch ich einen Anteil davon habe.


    schlechte sieben Punkte von mir

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

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