Wie knüpft man erfolgreich Kontakte, um Verlage auf sich aufmerksam zu machen?

  • Grüßt euch, liebe Schriftstellerkollegen!


    Da ich mich - wenn ich mal ganz ehrlich bin - nicht als besonders draufgängerisch bezeichnen würde, bin ich auch nicht gerade ein "Klinkenputzer", was das Schaffen von Kontakten angeht.
    Offenbar bekommt man aber heutzutage als Newcomer ohne Beziehungen mit einem Manuskript keinen "Fuß auf die Erde"...


    Oder doch? Für Tipps habe ich stets ein offenes Ohr!


    Wie dem auch sei, was haltet ihr davon, wenn man sein Manuskript an andere, bereits bekannte Autoren schickt? Ist das hilfreich, oder sind diese vielleicht eher genervt von solchen "Überfällen"?


    Ist es denn wirklich so schier unmöglich, daheim vom Schreibtisch aus sein Manuskript unaufgefordert an Verlage zu schicken und tatsächlich die Möglichkeit zu bekommen, ohne vorheriges "aufmerksam machen" die Chance auf einen Vertrag zu erhalten?


    Vielleicht hat ja jemand von euch da schon Erfahrungen gesammelt, denn ich habe den - wenn auch irgendwie ein bisschen arrogant wirkenden - Anspruch, mein Buch gedruckt in der Buchhandlung stehen zu sehen.
    Und eine Handvoll begeisterte Fans unter Kollegen und Bekannten, denen ich es zum Lesen gegeben habe, reichen mir einfach nicht.


    Please, help me!


    Baut mich ein bisschen auf, oder noch besser: Schlagt mich eurem Verlag vor!


    Ich schreibe hauptsächlich Phantasy, arbeite aktuell aber dennoch an einem szenenbezogenen Erotik-Roman. Sex sells, hat man mir gesagt. O.k., von mir aus. Dann eben auf diesem Weg.


    Magic

  • Magic, wenn mir eine mir unbekannte Autorin ein Manuskript schicken würde, ich würd´s nicht lesen. Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern einfach damit, dass ich schlichtweg keine Zeit habe.


    Es stimmt nicht, dass Newcomer keine Chancen haben. Ich habe auf Anhieb eine Agentur gefunden, die nach nur drei Wochen nach Fertigstellung meines Romans einen Verlag gefunden hat.
    Einige andere Autoren, die es geschafft haben, haben bei Wettbewerben mitgemacht - da wird ja immer wieder was (auch von den großen Verlagen) ausgeschrieben.


    Es ist schwierig, keine Frage - aber du darfst halt einfach nicht aufgeben. Mit dem Suchen und Verlage anschreiben - und mit dem Schreiben.
    Den Weg sind wir, die schon veröffentlicht haben, doch auch gegangen, und auch wenn er nicht immer leicht ist und es immer wieder Rückschläge gibt, gehört er ein bisschen dazu - man entwickelt sich, man lernt dazu.


    Es gibt so einige Autorenforen, in denen du nicht nur Ausschreibungen findest, sondern wo auch Textarbeit gemacht wird und wo Erfahrungen ausgetauscht werden - auch über Verlage und Agenturen.


    Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter.


    LG Berta

    Berta Berger - "Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte" 2008 Autumnus Verlag
    "Kunigund kugelrund" Autumnus Verlag 2009


    Valentina Berger - "Der Augenschneider" Psychothriller, Piper Verlag August 2010

  • HI Magic,


    kann mich nur meinem Vorredner anschließen. Autoren stehen selbst unter einem ernormen Zeitdruck (wenn sie es denn professionell betreiben)


    Unaufgeforderte MS würde ich sofort und ungelesen in die Tonne kloppen. Da käme noch nicht einmal ein nichtssagendes Abschreiben.


    Du wirst den Knochenweg Golgata gehen müssen.


    Obwohl: Mein Lektor sagt, wer nicht blöd ist, der sucht sich einen Autor seines Vertrauens. Aber das zu gewinnen, ist noch schwieriger, als einen Agenten oder Verlag zu finden.


    Insoweit ist deine Idee nicht ganz schlecht. Ärmel aufkrempeln und loslegen. Aber zieh dir Wanderschuhe an. Der Weg ist steinig.


    dein hef :schlaeger

  • Eins sei Dir vergewissert: Auch die besten Beziehungen ersetzen kein gutes Manuskript. Dafür müsstest Du schon Promi Status à la Charlotte Roche oder Dieter Bohlen haben. :rolleyes
    Ansonsten helfen Dir Beziehungen nur, die Ablehnung ein wenig schneller als andere zu bekommen. :grin


    Gerade im Fantasy-Bereich (was ist Phantasy?) gibt es aber immer wieder Ausschreibungen wie Heynes magische Bestseller oder der regelmäßig ausgeschriebene Hohlbein Preis von Ueberreuter. Dabei bekommt eine handvoll bis dato unbekannter Autoren die Chance auf eine Veröffentlichung.


    Ein bekannter Autor darf dein Werk im Grunde genommen gar nicht lesen, um sicher zu gehen, später bei seinen eigenen Werken nicht Plagiatsvorwürfen ausgesetzt zu sein.

  • Hallo Magic,


    wie Hef und Berta es schon sehr bildreich beschrieben haben - der Weg ist steinig und Ausdauer ist gefragt und viel harte Arbeit.


    Das Vorhaben, ein Buch erfolgreich zu veroeffentlichen, setzt sich aus 2 Elementen zusammen:



    1) Qualitaet und Markttauglichkeit Deines Manuskripts muss stimmen. Das ist die Grundvoraussetzung Nr. 1. Vor allem, wenn Du ein unbekannter Newcomer bist. Also spannende Story, die idealerweise auch noch gut in aktuelle Marktstroemungen passt (und auch da finden sich neben dem reinen Mainstream unzaehlige Nischen) und eine richtig gute Schreibe.


    Wenn das erfuellt ist (und die meisten, die ich kenne, mich selbst eingeschlossen, haben so ein bis zwei Romane fuer die Tonne, eine Menge Kritik und ein paar Jahre gebraucht, um da hinzukommen), kommen wir zum zweiten Element:




    2) Verlagssuche
    Die Annahme, dass persoenliche Beziehungen zu einem Lektor, Agenten oder Verleger die Chancen auf Veroeffentlichung massgeblich steigern, halte ich fuer stark ueberbewertet. Bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen fuehrt das zu nichts. Und sollten diese Beziehungen gar aus zweiter Hand stammen - also ein Autor empfiehlt einen Freund an seinen Lektor oder Agenten, bringt das noch viel weniger.
    Es kann helfen, den Initialkontakt zu knuepfen - also dass der Agent oder Lektor mal einen Blick auf die erste Seite des Manuskripts wirft und das Expose. Aber wenn es ihn nicht vom Hocker reisst, wird er es genauso ablehnen.
    Dein Script an irgendwelche Autoren zu schicken, kann ich Dir auch nicht empfehlen. Warum sollten die sich die Muehe machen, sich damit auseinanderzusetzen? Die haben selber genug zu tun, und einfach blind empfiehlt man niemanden weiter, da will man sich vorher schon vergewissern, dass das Zeug auch wirklich gut ist. Wenn ich mal von mir selbst ausgehe - ich habe einen Job und schreibe abends, ich komme ja kaum dazu, die ein oder zwei Scripte zu anzusehen, die ich fuer wirklich gute Freunde zugesagt habe zu lesen.


    Nee, der einzige Weg ist der mit den vielen Steinen (ausser Du hast ueberraschend Glueck).
    Also, kauf Dir Uschtrins Handbuch fuer Autoren, geh durch die Liste der Verlage und Agenten, mach Dir Deine eigene Liste, die auf Dein Buch zugeschnitten ist (also welcher Verlag/Agent hat ein Profil, in das Dein Thema hineinpasst).
    Schreib ein Expose, ueberarbeite die ersten 30 Seiten fuer die Leseprobe, bis sie makellos sind, und dann kontaktiere die Agenturen und Verlage. Am besten ist es, Du rufst vorher an, dann hast Du wenigstens einen Namen, an das Du es schicken kannst - aber sei darauf vorbereitet, eine zwei Saetze lange Antwort auf die Frage "Worum geht es in Ihrem Manuskript" zu haben.
    Wenn Du das Telefon scheust (nicht jeder macht das gern), kannst Du auch auf Verdacht schicken, aber das ist dann wie ein Lottospiel.
    Bei Verlagen kann es etliche Monate dauern, bis da mal was zurueck kommt. Agenturen reagieren normalerweise sehr schnell - ich schreib denen ueblicherweise eine Mail mit 2 Seiten Kurzexpose und Frage, ob sie interessiert sind, und schicke dann auf Nachfrage den Rest.
    Vielleicht bietest Du Dein Manuskript erstmal Agenturen an, bevor Du den direkten Weg an die Verlage waehlst - einem Verlag, der Dich abgelehnt hat, wird der Agent das gleiche Werk wahrscheinlich nicht wieder anbieten.


    Es kann u.U. leichter sein, erstmal einen kleinen Verlag fuer Deine Erstveroeffentlichung zu gewinnen, als gleich Heyne oder Blanvalet. Von denen gibt es sehr viele in Deutschland, die Verkaufszahlen werden nicht berauschend sein, da die vornehmlich ueber Amazon verkaufen, aber Du kriegst einen Fuss ins Geschaeft, knuepfst Kontakte und tust was fuer Deine Bibliographie. Und Qualitaet setzt sich frueher oder spaeter durch - wenn Deine Buecher fuer das breite Publikum geeignet und gut geschrieben sind, wird sich irgendwann der Sprung zu einen grossen Verlag ergeben.


    Netzwerke helfen natuerlich, zu diesem Zweck gibt es zahlreiche Schriftsteller-Foren, bei denen Du Dir hilfreiche Tipps holen kannst, vor allem auch von Profis.


    Noch ein Wort zu Sex sells:
    Ja, Erotik laeuft gut, wenn es gut geschrieben ist - da gibts eine Reihe spezialisierter Verlage. In allen anderen Genres machts immer noch die Story, da ist Sex nur ein Gewuerz, aber nicht das Verkaufsargument.



    Ansonsten - das dauert alles sehr lange. Jahre. Manchmal viele Jahre.
    Ich schreibe Romane seit 2002, hatte den ersten 2008 im Handel, seither folgt ein weiterer pro Jahr und jetzt - so langsam, gaaanz langsam, stellt sich mal sowas wie flaechendeckender Erfolg ein.
    Und ich liege da ganz gut im Mittelfeld, von dem, was ich so hoere.


    Jedenfalls viel Erfolg!!
    Andrea

  • Zitat

    Original von Warin
    Ansonsten helfen Dir Beziehungen nur, die Ablehnung ein wenig schneller als andere zu bekommen. :grin


    schoener haette ich's nicht sagen koennen :grin


    Zitat

    Gerade im Fantasy-Bereich (was ist Phantasy?) gibt es aber immer wieder Ausschreibungen wie Heynes magische Bestseller oder der regelmäßig ausgeschriebene Hohlbein Preis von Ueberreuter.


    Ja genau, das hatte ich ganz vergessen.
    Wettbewerbe, gleich welcher Art, sind ein hervorragender Weg, um sich erste Sporen zu verdienen und mal ins Geschaeft zu schnuppern, auch wenn die finanzielle Ausbeute erbaermlich bis Null ist.
    Es laufen staendig zig Kurzgeschichten-Wettbewerbe, einige davon durchaus serioes und ernstzunehmend, bei denen Du einen Beitrag einreichen kannst. Das ist eine gute Werbemassnahme und fuehrt manchmal zum richtigen Kontakt, der Dir dann weiterhilft.
    Immer vorausgesetzt natuerlich, Deine Texte reissen ein groesseres Publikum vom Hocker ;-)

  • Ich bekomme gelegentlich Manuskriptzusendungen, meistens von Leuten, die mir vorher Leserbriefe geschrieben haben, woraus sich gelegentlich ganz nette Korrespondenzen ergaben. Irgendwann rücken sie dann damit raus, selbst zu schreiben und fragen mehr oder wenig höflich an, ob man nicht etwas für sie tun könne. Das passiert in geschätzt 30 Prozent der Fälle, will sagen: Sie schreiben die Leserbriefe sowieso nur, weil sie auf genau das hinauswollen.


    Es gab Fälle, da war der Kontakt so erfreulich, dass ich es versucht habe - erst ein paar Zeilen oder Seiten gelesen und dann Lektor oder Agent angepiekt. Das Ergebnis war immer dasselbe, nämlich eine höfliche Ablehnung. Das liegt nicht einmal daran, dass die Texte schlecht wären, was allerdings hin und wieder auch zutraf - um ehrlich zu sein, sogar häufiger als das Gegenteil. Es ist einfach so, dass Agenturen und Verlage nicht so erfreut auf Autorenempfehlungen durch Autoren reagieren. Manchmal wird dann zähneknirschend doch ein Blick in die Manuskripte geworfen, vielleicht sogar ein längerer, weil man den Hausautor nicht vergrätzen will. Aber es ist immer eine unangenehme Situation, und als "vermittelnder" Autor sitzt man ganz schön zwischen den Stühlen. Häufig schlägt der vorher erfreuliche Kontakt in dieser Situation auch noch um, und der Manuskriptanbieter mutmaßt sogar, man hätte nichts für ihn getan, um Konkurrenz zu vermeiden. Das kann sehr unschön enden. Eine Veröffentlichung habe ich jedenfalls noch nie auf diesem Weg angebahnt, und inzwischen gehe ich auf solche Anfragen auch nicht mehr ein.


    Das Klinkenputzen bei Agenturen und Verlagen ist eine wichtige Erfahrung, die zum Autorsein dazugehört, und deshalb sollte das jeder brav selbst erledigen. Gute Manuskripte und gute Autoren werden tatsächlich gesucht, auch von den großen Publikumsverlagen, aber beides (gute Autoren, gute Manuskripte) stellt im enormen Angebot eine verschwindend kleine Minderheit dar. Weit mehr als 90 Prozent der Texte, die durch die Gegend geschickt werden, sind auf die eine oder andere Art (oder beide) Mist. Vor allem, wenn es darum geht, sie zu veröffentlichen. Manch ein Manuskript ist verhältnismäßig gut, hat aber keine Zielgruppe, müht sich an Themen, die keinen interessieren oder erzählt durchaus kunstvoll eine langweilige Geschichte. Ein anderes basiert auf einer guten Idee, ist aber stilistisch eine Gurke. Kein Verlag, der mit Büchern Geld verdienen will - die Mehrheit - ist an solchen Manuskripten interessiert. Sie bekommen, davon abgesehen, pro Tag Dutzende davon zugeschickt. Insgesamt sind es 300.000 pro Jahr in Deutschland, und knapp ein Promille wird auch veröffentlicht, wobei der Anteil von Debütanten noch einmal um den Quotienten 10 geringer ist.


    Es kann hilfreich sein, sich in einem der großen Autorenforen einzuschreiben, eine Weile mitzuarbeiten und dabei Kontakte zu knüpfen. Vor allem aber, Erfahrungen zu sammeln und mitzulesen, wie die Leute arbeiten, ihren Erfolg fundamentiert haben, die schon Verträge und mehrere Veröffentlichungen vorweisen können. Den Rest muss man selbst erledigen, und dafür gilt (unter anderem):


    1. Schreibe für den Markt, nicht für Dich selbst.
    2. Beachte, dass in den Verlagen Profis sitzen, die mit Büchern Geld verdienen wollen. Verlagssuche ist keine Lotterie, sondern Geschäftsanbahnung.
    3. Suche Dir gute Testleser, meide die Verwandtschaft.
    4. Trete professionell auf, meide verkrampfte Originalität bei der Kontaktaufnahme.
    5. Prüfe vorher, ob die Agentur oder der Verlag wirklich für Dich geeignet sind.
    6. Schreibe sehr gute Texte. "Sehr gut" bedeutet: Veröffentlichungsfähig. Ein Blick in den Buchladen um die Ecke hilft dabei, herauszubekommen, was damit gemeint ist.
    7. Vergiss die emotionale Bindung an Dein Werk. Wenn Du aus Deiner Schreiberei ein Geschäft machen willst - und nichts Anderes bedeutet es, veröffentlichter Autor zu sein -, dann akzeptiere das auch.


    usw. Entsprechende Tipps gibt es im Dutzend billiger einen Mausklick entfernt überall im Netz.


    Jedenfalls sind Autoren die falschen Ansprechpartner hierfür. Im günstigsten Fall amüsiert man sie, im schlimmsten macht man sich neue Feinde.

  • Zitat

    Original von Magic


    Offenbar bekommt man aber heutzutage als Newcomer ohne Beziehungen mit einem Manuskript keinen "Fuß auf die Erde"...


    Kann ich nicht bestätigen. Ich habe lediglich anhand meines Materials und anhand meines Status als Newcomer von jemandem (die mein Manu NICHT gelesen hat) einen Tipp über eine anzuschreibende Agentur bekommen. Ich würde das nicht als "Beziehungen" einstufen, zumal diese Person NICHT bei dieser Agentur unter Vertrag ist. (Geständnis: Mit einem anderen Thema habe ich es auch einmal beim Agenten dieser Person versucht, also quasi MIT Beziehung gearbeitet, und bin abgeblitzt.)


    Mein Ergebnis: Auch Newcomer werden wahrgenommen. Wenn das Exposé und die Leseprobe wahrgenommen werden. Und entgegen gängiger Auffassung, dass diese Unterlagen von Newcomern gleich im Müll landen, weiß ich heute, dass sie zumindest angelesen werden.
    Aber: Man muss auf "sich und sein Manuskript" unbedingt schon im Anschreiben neugierig zu machen verstehen. Und sich darauf verstehen, diese Neugierde durch Exposé und Leseprobe hindurch aufrechterhalten und nach Möglichkeit steigern.


    Beziehungen sind hoffnungslos überbewertet (Ausnahmefälle wie eine derzeit durch alle Kolumnen geisternde Jungautorin bestätigen die Regel, aber die ist auch ein besonderer Fall). Die Wichtigkeit einer packenden "Produktpräsentation" wird hingegen von vielen Newcomern hoffnungslos unterschätzt. Es werden, so glaube ich, durchaus immer neue Autoren gesucht. ABER: Sie müssen sich in den Augen von Agentur und Verlag auch "lohnen". Das betrifft Inhalt, Stil und Marktfähigkeit.


    Weiterhin viel Erfolg!

  • Hallo, Magic,


    ich kann das, was die anderen sagen, nur unterstreichen. Dazu fallen mir drei Beispiele ein:
    Für eine befreundete Kollegin sollte ich bei einem Verlegertermin für ihr Buch Werbung machen. Als der den Titel hörte, sagte er gleich: Verlegen wir nicht. Und aus. Beim zweitenmal warf mir einer nachts sein MS in den Briefkasten-und war sauer, weil ich es ihm nicht lektoriert habe. Irgendwann habe ich es weggeschmissen. Beim drittenmal las ich einen 300 Seiten umfassenden Roman eines befreundeten Autors und sagte ihm, was daran fehlte. Das konnte er nicht akzeptieren. Wenig später wurde es ohne Begründung abgelehnt.
    Ich glaube, dass man sich mit solchen Empfehlungen gegenseitig Bärendienste erweist. Ich selbst habe meinen Weg mit Unterstützung von Autorenforen und Handbüchern gefunden. Und habe mir den Markt, die Buchhandlungen usw. auch sehr genau angesehen. Ich finde zwar nicht, wie Tom, dass man nur für den Markt schreiben sollte, aber man sollte sehr genau schauen, welche Themen in der Bücherwelt vorherrschen.
    Ich wünsche dir viel Geduld und Durchhaltevermögen!


    Grüße
    Christa

  • Na ja, jeder hat so seine Erfahrungen.


    Ich habe als Mentor eine Handvoll Jungauoren unter meinen Fittichen (aber nur mein Genre Kri/Thriller)


    Die betreue ich bis zur Marktreife vom Pitch bis zum Exposé und informiere sie auch über die Eigenheiten der Verlagswelt.


    Aber einen Verlag suchen...das müssen sie schon selbst


    euer hef :wave

  • Hm, ich glaube, dass die Versuche, über Vitamin B reinzukommen in den meisten Fällen eher lästig sind.
    Ich habe das selbst schon erlebt: Mein Debütroman ist noch nicht mal gedruckt, und schon bekomme ich Mails von Leuten auf meiner Hobbyautorenplattform. Zitat (O-Ton): "Hai. Ich will mein Buch beim gleichen Verlag anbieten wo du. Leg doch ma ein gutes Wort für mich ein!"
    Hmpf?
    Mal abgesehen davon, dass ich da keine Worte einzulegen habe - schließlich habe ich da nichts zu melden, nur weil denen zufällig meine MS gefallen - würde ich den Teufel tun!
    Dahinter steckt immer eine Menge Geld, das der Verlag in den Autor, bzw. sein Werk vorfinanziert. Ich möchte hinterher kein schlechtes Gewissen haben, weil das von mir so hochgelobte MS dann doch ein Buchflop wurde (kann bei den besten Büchern passieren).
    Ich bin generell der Meinung, dass einen Vertrag zwei Parteien schließen, und Meinungen Dritter da unerheblich sein sollten. Das betrifft gerade den Buchmarkt, schließlich ist das eine sehr subjektive Sache. Einzig und allein der Verlag muss hinter dem Buch stehen, vielleicht sogar mehr noch als der Autor, denn der Verlag zahlt den Spaß.
    (Und ja, ich weiß wie weh das tut. Ich erinnere mich, dass wir unsere Lieblings-Projekte betreffend ja etwas das gleiche Problem haben.)


    Etwas anderes ist es, Erfahrungen auszutauschen. Würde ich einen Autoren jetzt halbwegs kennen und Interesse haben, in seinem Verlag unterzukommen, könnte ich es mir vorstellen, mal anzufragen, worauf denn dort besonders geachtet wird, den ersten Eindruck betreffend usw.
    Einen Fremden anzuschreiben, empfände ich selbst sowas betreffend als unhöflich.


    Klar, Klinken putzen bei den Verlagen ist mühsam und teilweise demotivierend - aber die Verlage wollen die MS zumindest. Die haben etwas davon, denn sie picken sich die besten (und gerade gefragten) heraus. Andere Autoren haben überhaupt nichts davon, uns kleine Fischis zu unterstützen :grin
    Im besten Fall haben sie dadurch Arbeit - im schlechtesten noch mehr Konkurrenz :schlaeger

  • Zitat

    Original von Magic
    Vielleicht hat ja jemand von euch da schon Erfahrungen gesammelt, denn ich habe den - wenn auch irgendwie ein bisschen arrogant wirkenden - Anspruch, mein Buch gedruckt in der Buchhandlung stehen zu sehen.
    Und eine Handvoll begeisterte Fans unter Kollegen und Bekannten, denen ich es zum Lesen gegeben habe, reichen mir einfach nicht.


    Hallo,


    vielleicht wäre ein book-on-demand Anbieter etwas für Dich.
    Ich kann BoD durchaus empfehlen. Ich habe Autoren kennengelernt, die ihre erste Veröffentlichung dort gemacht haben, und mit dem Buch zu einem "richtigen" Verlag gewechselt sind, oder im Anschluss mit anderen Büchern bei Verlagen untergekommen sind.


    Viele Grüße
    Batty

  • Zitat

    Original von Batty



    vielleicht wäre ein book-on-demand Anbieter etwas für Dich.


    Allerdings sollte man sich dann nicht mit ueberzogenen Erwartungen belasten, was die Verkaeufe und insbes. Auslage in Buchhandlungen angeht.
    Letztere wird es eher nicht geben, da die Auswahl im Praesenzbuchhandel zu 90% von sehr wenigen grossen Verlagen dominiert ist und BoD im Belletristik-Umfeld auch nicht das beste Ansehen geniesst, wg. des hohen Schrott-Anteils unter den Veroeffentlichungen.
    Womit ich BoD per se nicht diskreditieren will; z.B. fuer Fachbuecher, die sich an ein kleines Spezialpublikum richten, kann das eine gute Platform sein.


    BoD bedeutet somit in erster Linie Vertrieb ueber Onlinebuchhaendler wie Amazon, und 99% aller BoD Veroeffentlichungen rangieren da auf Listenplaetzen jenseits der 1Mio. Das bedeutet dann 20 verkaufte Exemplare, die vornehmlich von Freunden und Verwandten erworben wurden.

  • Zitat

    Original von agu
    BoD bedeutet somit in erster Linie Vertrieb ueber Onlinebuchhaendler wie Amazon, und 99% aller BoD Veroeffentlichungen rangieren da auf Listenplaetzen jenseits der 1Mio. Das bedeutet dann 20 verkaufte Exemplare, die vornehmlich von Freunden und Verwandten erworben wurden.


    Hallo,
    interessante Statistik. Wer das wohl ausgerechnet hat.
    Na, egal! :-)


    Viele Grüße
    Cornelia

  • Zitat

    Original von Batty


    Hallo,
    interessante Statistik. Wer das wohl ausgerechnet hat.
    Na, egal! :-)


    ok, Disclaimer:
    Das sind keine absoluten Zahlen, sondern mein Bauchgefuehl, resultierend aus eigenen (Such)erfahrungen und Gelesenem zum Thema.
    Mag sein, dass die absoluten Prozentzahlen andere sind und man die 99 durch 95% ersetzen muss ;-). Oder von mir aus 90%. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass BoD erstmal nur heisst, dass man eine gedruckte Version des Manuskripts in die Hand kriegt. Nichts weiter. PR, Marketing und Vertrieb, die sonst durch einen Verlag abgedeckt werden, obliegen hier dem Autor selbst. Und da ein guter Autor nicht gleichzeitig ein guter Verkaeufer sein muss, vor allem, wenn ueber kein Vertriebsnetzwerk verfuegt, schlaegt sich das selbst bei den paar heimlichen Perlen in der Masse der BoD Titel auf den Umsatz nieder.
    Wie immer bestaetigen Ausnahmen natuerlich die Regel.


    Die Verkaufszahlen, abgeleitet vom Amazon-Rank, sind natuerlich auch nicht absolut, sondern nur ungefaehr. Wenn ein Buch im Durchschnitt auf Raengen zwischen 300.000 und 500.000 duempelt, bedeutet das ca. 1 verkauftes Exemplar pro Monat. Alles, was darunter liegt, ist folglich weniger. Wenn man die Millionengrenze erreicht hat, kann man davon ausgehen, dass der entsprechende Titel fuer mehrere Monate nicht ein einziges Mal verkauft wurde... auch hier stehen die Zahlen eher fuer einen Trend.

  • Zitat

    Original von Batty
    Hallo,
    interessante Statistik. Wer das wohl ausgerechnet hat.
    Na, egal! :-)


    Auch wenns OT ist:


    Zumindest bis 2008 hat BoD selbst die Zahlen auf seiner Webseite veröffentlicht. Wer der Nutzung der einfachen 4 Grundrechenarten kundig war, konnte sich ohne Probleme errechnen, dass pro Jahr und BoD-Buch durchschnittlich 14 Exemplare verkauft werden.
    Allerdings hat sie wohl mal irgendjemand darauf hingewiesen, wie abschreckend die Wahrheit wirkt, deswegen fehlen wohl diese Zahlen auch seit über einem Jahr.


    Ach ja - ich weiß, es gibt ein paar BoD-Bücher, die verkaufen sich sicher mehr als 14 x im Jahr. Und ich weiß auch, dass es vielleicht 10 oder 20 Bücher gibt, deren Autoren hinterher zu echten Verlagen gekommen sind. Aber das sind Ausnahmen, nicht die Regel.

  • Hast nicht ins Leere geschrieben. Hatte nur viel um die Ohren in letzter Zeit.
    Über bod habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Allerdings wäre das für mich mein absolut letzter Strohhalm.
    Ist halt doch recht viel Geld, was man da zuvor inverstieren muss, wenn man sein Buch in ordentlichem Zustand auf den Markt bringen will, und den Anspruch hätte ich dann schon...


    Magic

  • Hallo, Magic.


    Wenn man sich mit dem Gedanken befasst, per BoD oder auch lulu.com (längere Lieferzeiten, dafür billiger) zu veröffentlichen, sollte man ruhig mal ein paar Online-Nachmittage in den entsprechenden Foren dieser Anbieter verbringen - und, ganz wichtig, zwischen den Zeilen lesen. Die hier genannten Zahlen sind keine Ausnahmen. Einige BoD-Autoren feiern schon das Überschreiten der "magischen Zwanzig". Leute, die auf diesem Weg wirklich nennenswerte Verkaufszahlen - also über tausend Exemplare, was richtige Verlage immer noch als Flop bezeichnen - generiert haben, sind eine verschwindend kleine Minderheit. Debütanten, die für sich auf diesem Weg Bekanntheit und Erfolg erhofft haben, schaffen das in aller Regel nicht. Wenn man sich also das Geld ans Bein bindet, sollte man es von vorneherein abschreiben. Gut, es ist längst nicht mehr so viel, wie das früher der Fall war, aber für eine ordentliche Ausstattung, ggf. Korrektorat, VlB-Listung usw. muss man dann doch einiges ablatzen. Es bleibt aber so oder so eine Initiativveröffentlichung - ein Autor publiziert sich selbst unter Umgehung des Verlagswesens. Und der Buchmarkt reagiert entsprechend: Kaum jemand stöbert bei BoD auf der Suche nach einem guten Buch eines unbekannten Autors. Presse und Buchhandel ignorieren diese Veröffentlichungen nicht nur weitgehend, sondern nahezu vollständig. Diejenigen Autoren, die es auf diesem Weg geschafft haben, dennoch bei einem richtigen Verlag zu landen, haben einen enormen Aufwand betrieben und sehr originelle Werbemaßnahmen initiiert, um auf sich aufmerksam zu machen. Von selbst geht da exakt: Nichts. Anders als bei der Veröffentlichung in einem Publikumsverlag, wo man sich nach der Abgabe der Schlussfassung zurücklehnen und auf die Reaktion von Presse und Buchmarkt warten kann, geschieht bei BoD-Publikationen nichts weiter als dass das Buch jetzt bestellbar wäre. Und bestellt werden dann fünf Exemplare, von Mama, Papa, der Freundin und dem besten Kumpel. Die verschenken es vielleicht noch ein, zwei Male, und dann ist der Ofen auch schon wieder aus.


    Will sagen: Es ist immerhin noch billiger, als sich bei einem DKZ-Verlag die Schuhe ausziehen zu lassen, aber ein "Strohhalm" ist BoD nicht einmal im metaphorischen Sinn. Sie machen ein "Buch" aus Deinem Manuskript, und das ist auch schon alles. Wenn man etwas erreichen will, muss man eine fantastische Marketingidee haben (die meisten sind allerdings bereits umgesetzt), irgendwie Mulitplikatoren für sich begeistern und/oder auf andere Art die Werbetrommel rühren. Aber auch das hat nur einen Effekt, wenn der Roman auch wirklich lesenswert ist. Da in der Regel bereits alle bekannten Verlage abgelehnt haben, trifft das meistens leider auch nicht zu.


    Edit: Was allerdings per BoD erstaunlich gut zu laufen scheint, das sind erotische Geschichten, die nicht selten die Grenze zur Pornographie überschreiten. ;-)