Bastei Lübbe kooperiert mit RTL und Thalia in Sachen Buch-Event

  • Zitat

    Original von Galadriel
    Das ist nun wirklich nichts für mich. Ich mag lieber ne traditionelle Lesung.


    Das geht mir genau so! Ich habe schon einige "altmodische" Lesungen erlebt und sie alle sehr genossen. Immer wieder kam es dabei, auch bei sehr großen/vollen Veranstaltungen, zu tollen Dialogen zwischen Autor/in und Teilen des Publikums, und insgesamt war man dem Lesenden viel näher als das bei einem wie auch immer gearteten Event der Fall ist!

  • Ich stell mir gerade die Planungen der Lübbe Marketing Leute mit den RTL Redakteuren vor. Irgendwie muss das Buch beworben werden, aber eine vermeintlich schnöde Lesung geht nicht. Immerhin kenn ich keine TV Shows mit reinen Lesungen auf z. B. Kultursendern wie 3Sat. Das ist bei "normalen" Büchern und Autoren" zu ruhig für's Fernsehen.


    Auf RTL gab es aber einmal eine 2-stündige Sendung bestehend aus Lesung, Fotos, zusätzliche Anekdoten und Fragen aus dem Publikum mit Hape Kerkeling zu seinem Bestseller "Ich bin dann mal weg" (aufgezeichnet im St. Pauli Theater). Gut, zu der Zeit war Hape Kerkeling einer DER Moderatoren und Fernsehgrößen bei RTL und als Comedian konnte er auch super alleine durch den Abend führen. Vielleicht kommt auch von der Sendung RTLs Offenheit gegenüber neuer Buchformate. Auf Youtube kann man die ganze TV Sendung sehen (erstes Video: "Hape liest vor - Teil 1").


    Aber ich stimme zu, mit Literatur hat die neue Sendung wenig zu tun. Alternativ könnte ich mir eine Lesung-Sendung mit den Hörbuchsprechern vorstellen. Oft werden für Hörbüchproduktionen entweder Fernsehstars (Andrea Sawatzki, Jan Josef Liefers etc.) oder Synchronsprecher, deren Stimmen bekannt sind, gebucht . Mit solchen Leuten könnten genug Zuschauer interessiert sein. Ab und zu könnte so eine Sendung, denke ich, gut laufen. Deutsche und nicht-deutsche Autoren könnten diese ja dabei sein und im Anschluss an die Lesung Fragen beantworten. Dann würde es sich auch mal für die Verlage echt lohnen Autoren wie John Grisham, Jodi Picoult oder Stephenie Meyer nach Deutschland einzuladen. Die Titel müssten aber für das RTL Publikum eher aus der Unterhaltungsbuchbereich kommen.


    Wie populär Synchronsprecher sind weiß ich übrigens seit der Leipziger Buchmesse. Dort gab es eine "kleine" Autogrammstunde mit der Synchronsprecherin von Bella aus Twilight, die auch das neue, ungekürzte Hörbuch gelesen hat. Der Andrang war schon vor der Veranstaltung so groß, dass die Veranstaltung davor mit Günter Grass etwas unterbesetzt wirkte.

  • Meine Welt wäre so eine Veranstaltung auch nicht. Aber für uns "Büchereulen" sind solche Events vielleicht auch nicht unbedingt gedacht. Ich denke, die Zielgruppe sind Menschen, die lieber spielen, shoppen oder Fußball spielen, anstatt zu einem Buch zu greifen. Eine Show mit einer Mischung aus Lesung, Stunts und einem Büfett reizt sie vielleicht, sich mit dem Thema Buch auseinanderzusetzen und zu einem Schmöker zu greifen. Damit können in einem Zeitalter, das von Unterhaltungsmöglichkeiten nur so strotzt, vielleicht neue Leser gewonnen werden.

  • :gruebel


    Die Eventartigen Lesungen von Schätzing und Co, die auch bei der Lit-cologne in diesem Jahr laut Programm zu finden waren, fand ich mehr als gelungen, wenn dies einigen Menschen den Weg zur Literatur erleichtert, warum nicht?

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Das wirkt auf mich wie eine konzertierte Aktion zur Abschaffung der Literatur :yikes


    Ich verstehe mal wieder die ganze Aufregung nicht.


    Was haben Cody McFadyens Bücher mit „Literatur“ zu tun?


    Es sind, wie die Mehrzahl der Romane pure Unterhaltung ohne einen Anspruch auf etwas anderes zu erheben.


    Damit stehen sie in einer Reihe mit TV, Film, Pop und sonstigen Medien, bei denen solch ein Bohei schon ein „muss“ ist.


    Der der am lautesten und schrillsten tönt wird eher wahrgenommen und bleibt länger im Gedächtnis.


    Für unsere Gesellschaft ein ganz normaler Vorgang des Aufmerksamkeit erhaschen.


    Warum soll das Buch hier eine Ausnahme machen? Kultur ist doch in den meisten nicht zu finden


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich hab ja gelernt, dass man nie nie sagen soll. Aber ich kann mir nicht vorstellen, an so einem Event teilzunehmen.


    Die Fitzek-Promotion, das "Level 26"-Getue und nun auch noch das McFadyen-Spektakel - ob das wirklich mehr Leser erzeugt oder nur mehr Buchbesitzer? :grin

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ich hab ja gelernt, dass man nie nie sagen soll. Aber ich kann mir nicht vorstellen, an so einem Event teilzunehmen.


    Die Fitzek-Promotion, das "Level 26"-Getue und nun auch noch das McFadyen-Spektakel - ob das wirklich mehr Leser erzeugt oder nur mehr Buchbesitzer? :grin


    :write


    Events einer solchen Art, vor allem von Produzenten wie "Alarm für Cobra 11" einer Serie, die vor Fehlern nur so strotzt, werden nie "Leser" anziehen, sondern nur "Buchbesitzer" IMHO

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Solche Events schaden jedenfalls nichts. Und ich denken durchaus, dass es manche dazu bringen kann diese Bücher zu lesen. Und wenn sie die Bücher erstmal nur kaufen - so what! - dann haben die Verlage und Buchhandlungen trotzdem was davon. Kann uns "echten Lesern" ( :gruebel ) ja nur recht sein.


    Ich gehe lieber zu einer Lesung, bei der der Autor ein gewisses Talent dazu hat, Menschen zu unterhalten, als zu Lesungen, bei denen der Autor nur liest (ja, das kann ich auch selbst) und dann nur die üblichen Fragen der wenigen Zuschauer kommen wie "Ist das autobiographisch?"? "Wie kommen Sie auf die Ideen?".


    Und wenn der Autor eben nicht für unterhaltsame Lesungen geeignet ist, oder das Buch sich nicht für eine normale Lesung eignet - wieso sollte der Verlag nicht versuchen, auf irgend eine Art und Weise Werbung für das Buch zu machen und auf irgend eine Weise Geld mit Autor und Buch zu verdienen?


    Ich finde, es ist die Pflicht von Verlagen dies zu Versuchen! Und wenn ein Buch so ein Thema hat (mein Geschmack ist es nicht, aber alles ist Geschmacksache), dann sollen sie gerne versuchen, solche Events draus zu machen.


    Das ist weder der Untergang des Abendlandes, noch der Literatur, noch der Kultur. Es ist Unterhaltung und die echten Leser und Kulturmenschen können ja hoffen, dass der Verlag auch "echte" Literatur verlegt und diese dann davon profitiert, dass Geld mit solchen Büchern und Autoren verdient wird.

  • Die Location


    Hürth, Hasenkaule. Gelände der "action concept"-Stuntfirma (verantwortlich für "Alarm für Cobra 11"). In einer großen Halle mit Hangar-Flair und Blick auf den Fuhrpark der Firma war eine ganze Menge Regisseurstühle aufgebaut, auf dem die Zuschauer Platz nehmen konnten. Empfangen wurde mit, der Hitze angemessenen, kühlen Getränken und Fingerfood-Leckereien.


    Die Lesung


    Dana Geissler las Passagen aus Cody Mcfadyens drittem Thriller "Das Böse in Uns". Und zwar nicht, wie üblich, an einem Rednerpult oder einfach auf einem Stuhl sitzend. Nein, auf einem Hebekran saß sie, der auch noch ständig seine Position änderte und blickte von dort aus auf das Publikum herab. Eine Stelle war etwas unglücklich gewählt, aber sonst konnte sie das Publikum mit ihrer Stimme gnadenlos in ihren Bann ziehen.


    Die Moderation


    Moderiert wurde das Ganze von RTL-Moderator Wolfram Kons, der das Publikum sehr unterhaltsam durch den Abend führte. Zwischen den gelesenen Passagen beleuchtete er die Vergangenheit der Agentin Smoky Barrett und lieferte immer die passenden Übergänge in allen Bereichen.


    Was war das Besondere?


    Das wars aber noch nicht. Eine einfache Lesung bekommt man ja auch wesentlich günstiger. Hier also das besondere Erlebnis, geliefert durch action concept: die ganze Show begann mit einer rasanten Verfolgungsjagd zwischen zwei Fahrzeugen, ganz à la Cobra 11.
    Danach folgten die gelesenen Passagen, die zweimal kurzweilig unterbrochen wurden, zuerst von einem in Flammen stehenden Mann, der Dana Geissler ihr, während der Moderation von Herrn Kons, verschwundenes Buch zurück brachte.
    Später dann konnte man live miterleben, wie ein Verbrecher, der Dana Geissler das Buch geklaut hatte, von zwei Polizisten verfolgt wurde (durch das Publikum hindurch, ich habe an meinem Sitzplatz den Luftzug des vorbei laufenden Polizisten gespürt). Ein Polizist wurde niedergeschlagen, dem anderen gelang es nach einem erbitterten Kampf und einer wilden Hetzjagd, den Verbrecher zu erschießen und Dana Geissler ihr Buch zurück zu bringen.
    Anschließend konnte man noch einen Blick hinter die Kulissen werfen: Wolfram Kons interviewte den Action Regisseur Stefan Richter und es wurde ein Film gezeigt, wie ein richtig spektakulärer Stunt gedreht wird. In dem Film sollte ein Mann durch eine Explosion aus einem Fenster im dritten Stock eines Gebäudes geschleudert werden.
    Doch es gab auch Action zum Anfassen: Eine Frau aus dem Publikum, die sich auf die Frage "Wer würde denn gerne mal jemanden erschießen?" gemeldet hatte, durfte eine Waffe auf einen Mann richten, der sich auf die Frage "Wer hatte denn einen richtig schlechten Tag und würde denn gerne mal erschossen werden?" gemeldet hatte. Natürlich war der Mann ein Stuntman und entsprechend mit Blutkapseln präpariert. Die Funktionsweise wurde nachher genau erklärt.
    Eine andere Zuschauerin hatte dann die Ehre, ein Auto direkt vor der Halle, in der das Publikum saß, in die Luft sprengen zu dürfen.
    Zum Schluss verschwand Wolfram Kons dann, zwei Polizeiautos fuhren mit quietschenden Reifen vor und hielten vor der Halle. Man hörte Schritte auf dem Dach. Einer der Polizisten sprach in ein Megafon: "Herr Kons, ergeben sie sich!" Als er das nicht tat, feuerte einer der Polizisten auf das Dach, von dem Herr Kons dann auch herunter stürzte. Aus einer Pistole lösten sich Schüsse, die Polizisten schnappen sich Kons und flohen (wieder mit quietschenden Reifen) in ihren Fahrzeugen.
    Kaum waren sie weg, betrat Wolfram Kons von der anderen Seite her wieder die Halle - es war natürlich nur eine Puppe gewesen ;)


    Der Ausklang


    Damit war die Show vorbei, das Event noch lange nicht. Thalia hatte einen Büchertisch aufgebaut, an dem man neben den "normalen" Büchern auch exklusiv ein signiertes Exemplar von "Ausgelöscht" erwerben konnte. Für alle Zuschauer gab es nun noch Getränke (von Limo über Kölsch bis Wein) und Buffett (Salat, Wokgerichte, Fritten, Hamburger, Fleisch, Frühlingsrollen, usw.), so viel man essen konnte - im Preis inbegriffen. Dazu gab es dann noch etwas lockere Musik und einen herrlichen rosa Sonnenuntergang. Die Kombination sorgte für einen herrlichen Ausklang des Abends.



    Ich persönlich fand es sehr schön und hoffe, auch auf dem einen oder anderen folgenden Leseevent dabei sein zu können. Es war eben mehr als eine Lesung und auf jeden Fall ein tolles Erlebnis :anbet


    LG,
    Bücherjunky
    (die jetzt mal ins Bett geht, nach dem anstrengenden Tag... ;) )

  • Hört sich super an! Hat bestimmt Spaß gemacht! :-)


    Würde das aber nicht unbedingt als eine "Lesung" abhaken, sondern einfach als eine Art "Schauspiel", was da geboten wurde. Man kann ja schon sehr deutlich heraussehen, mit was die die Zuschauer begeistert haben! (Fritten und selbst mal schießen dürfen ;-))


    Ich denke wirklich, dass das ein tolles *Event* eben war! Aber eigentlich kann man (wie schon oben erwähnt) froh sein, wenn die Verlage verdienen.


    Vielleicht ist es nur ein wenig traurig zu sehen mit welchen Mitteln man Leute zum Lesen animieren möchte. :lesend